Eine Vasektomie Erfahrung ist, genau wie verschiedene andere männliche Verhütungsmethoden, ein Tabuthema. Unser Autor fragt sich, warum das so ist.
Meine persönliche Vasektomie Erfahrung
Mit meiner Vasektomie ist es ungefähr so wie mit meinem Tattoo: Ich habe lange überlegt, bevor ich mich dazu entschlossen habe, und bin glücklich mit meiner Entscheidung. Während aber viele Männer, die ich kenne, ganz begeistert ihre Tattoos herumzeigen, redet kaum einer öffentlich über die Sterilisation des Mannes. Warum eigentlich?
Was ist eine Vasoresektion?
Unter einer Vasektomie, die fachsprachlich Vasoresektion genannt wird, verstehen Expert*innen das Entfernen von Gefäßteilen aus dem Körper – und das meint meist die Sterilisation des Mannes. Ganz vereinfacht gesagt werden unter lokaler Betäubung die Samenleiter durchtrennt und ein paar Zentimeter entfernt. Die "Autobahn" für die Spermien ist danach gewissermaßen unterbrochen. Die OP ist risikoarm und hat mit 0,1 einen grandiosen Pearl-Index. Das heißt, von 1000 Paaren, die sich für diesen Weg der Verhütung entscheiden, wird nur eines im ersten Jahr nach der Behandlung schwanger.
Vasektomie oder Pille?
Gründe für eine Vasektomie kann es viele geben, beispielsweise, wenn die Partnerin hormonelle Verhütungsmittel nicht verträgt. Für den Mann stellt sich die Frage erst gar nicht: Die Forschung an der Pille für den Mann wurde 2011 eingestellt. Die Gründe: Starke Nebenwirkungen wie Depressionen.
Feministinnen kritisieren, dass die angeblichen Nebenwirkungen, die in der Testphase auftraten, erstens kaum andere seien als die bei der Pille für die Frau, und darüber hinaus auch längst nicht so stark gewesen wären wie bei den ersten, sehr hoch dosierten Präparaten, die vor ungefähr 60 Jahren auf den Markt kamen.
Pille für den Mann
Wenn es aber auf absehbare Zeit keine Pille für den Mann gibt (das zeitweise eingesetzte Testosteron sollte ultimativ sogar die Hoden dauerhaft schrumpfen lassen), und die Nebenwirkungen der Pille für die Frau eigentlich immer schon zu drastisch waren, bleibt wenig anderes als das Kondom oder die Vasektomie.
Wer in einer vertrauensvollen Beziehung ist und seine Familienplanung abgeschlossen hat, möchte vielleicht beim Sex gerne auf das Kondom verzichten oder zumindest nicht bei versehentlicher Nachlässigkeit panisch zu rechnen anfangen. Deshalb ist es erstaunlich, dass sich so wenig Männer für eine Vasektomie entscheiden.
Wer führt eine Vasektomie durch und was kostet eine Vasektomie?
Eine Vasektomie lässt sich beim Facharzt für 400 bis 600 Euro ambulant vornehmen. Ins Krankenhaus musste ich also nicht. Die Krankenkassen zahlen eine Vasektomie leider nur noch in begründeten Ausnahmefällen, was es nicht unbedingt leichter macht, sich als Mann für diese Verhütungsmethode zu entscheiden.
Ist eine Vasektomie günstig?
Ein Grund gegen die Vasektomie könnten die Kosten sein. Dabei wird allerdings gerne vergessen, dass auch andere Verhütungsmethoden teuer sind, wobei die Pille für die Frau wie andere Produkte als verschreibungspflichtiges Verhütungsmittel nur manchmal von den Kassen übernommen wird, und dann auch nur bis zum 22. Lebensjahr. Wenn ich also ohnehin bezahlen muss – warum dann nicht einmalig? Hat es vielleicht mit der Gefahr einer solchen OP zu tun?
Wie gefährlich ist eine Vasektomie?
Grundsätzlich ist eine Vasektomie sehr sicher, da sie minimalinvasiv, also sehr schonend durchgeführt wird, mit kleinen Schnitten in die Haut. Das heißt, es gibt weniger Entzündungen und Nachblutungen. Nach drei Monaten sollte es keine Spermien mehr geben, die nachweisbar sind. Auch wenn der Prozess also ein Weilchen dauert, halten sich die Risiken extrem in Grenzen. Auch Tattoos können sich entzünden. Warum also haben so viel mehr Männer ein Tattoo als eine Vasektomie? Ist es die Angst, die Entscheidung könnte endgültig sein?
Folgen der Vasektomie – Persönliche Erfahrung
Auch das muss es nicht sein: Im Gegensatz zur Sterilisation der Frau ist die Vasektomie beim Mann nämlich in vielen Fällen mit einer weiteren, wenn auch aufwändigeren Operation, rückgängig zu machen, zumindest in den ersten Jahren nach der Vasektomie. Auch wenn das keine Garantie für eine erneute Zeugungsfähigkeit ist, gibt es zumindest weiterhin Wege, Kinder zu bekommen (beispielsweise durch direkte Entnahme der Spermien aus den Hoden).
Halten wir also noch mal fest: Niemand muss potentiell gesundheitsschädliche Hormone nehmen. Die Methode ist sicher, und, auf das ganze sexuell aktive Alter hochgerechnet, günstig. Und es bleibt die Möglichkeit, sich für eine Refertilisierung zu entscheiden. Besser geht es doch kaum!
Die Vasektomie ändert nichts am Sex
Da Hormone und Samenflüssigkeit weiterhin produziert werden, verändert sich am Sex selbst auch nichts – außer, dass es ein entspannendes Gefühl der Sicherheit gibt. Im Gegenteil: Viele Männer haben nach einer Sterilisation sogar mehr Sex, und mehr Freude daran. Eine Vasektomie als Mann machen zu lassen, ist zudem relativ feministisch, weil es die Verantwortung für eine Verhütung ohne Kondom nicht wie sonst an die Frau abgibt.
Sicherlich ist ein Eingriff in den Körper nie eine Entscheidung, die leichtfertig getroffen werden sollte. Aber Hormongaben sind auf lange Sicht gesehen ebenfalls keine gesunden Begleiter. Wenn also die Familienplanung abgeschlossen ist und der Wunsch nach ungeschützter Zweisamkeit besteht, ist eine Vasektomie eine gute, bislang sträflich vernachlässige Option für Männer. „Entmannt“ wird dabei jedenfalls niemand.
Quellen: AOK.de
Familienplanung.de
Mein Fazit
Meine persönliche Vasektomie Erfahrung bedeutet für mich mehr Sicherheit. Ich bin glücklich mit meiner kleinen Familie und habe kein Verlangen mehr
danach, in den nächsten Jahren die Verantwortung für die Verhütung an meine Frau
abzugeben oder mir Sorgen um eine ungewollte Schwangerschaft zu machen.
Wie ein Tattoo ist dabei meine Vasektomie etwas, über das ich lange nachgedacht habe, das zu einem Teil von mir geworden ist, den ich mir nicht mehr wegdenken kann.
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