Ihr seid in den 40ern, habt Stimmungsschwankungen oder Brustschmerzen und die Periode spielt irgendwie verrückt? Es kann sogar sein, ihr fühlt euch wie schwanger, dabei seid ihr wahrscheinlich in der ersten Phase der Wechseljahre. "Was bitte?", denkt ihr jetzt vielleicht. So alt bin ich doch noch gar nicht? Keine Sorge, daran ist auch gar nichts schlimm, es ist der normale Lauf der Natur einer Frau. Welche Symptome für die Prämenopause typisch sein können, wie der Kinderwunsch sich noch erfüllen lässt und warum ihr diesen Lebensabschnitt genießen solltet.
Prämenopause: Was zur Hölle ist das?
Wenn du "Wechseljahre" hörst, läuft dir der Angstschweiß den Rücken herunter und du fühlst dich alt? Diese Bedenken und Assoziationen vergessen wir schnell, solltest du sie haben. Vielleicht bist du aber auch schon besser informiert als viele von uns. Ich jedenfalls (aktuell frisch 40 geworden) hatte auch eher solche ähnlichen Bilder und Vorurteile im Kopf, weil sie häufig von der Literatur, Filmen, in Ratgebern und selbst von der Medizin häufig noch wiedergegeben werden. Daran ist manches Wahres dran, aber auch viel Fehlinformation oder Mythen, die so gar nicht stimmen.
Dem sind wir mal auf den Grund gegangen, um darüber aufzuklären, was die Menopause einer Frau eigentlich ist und in welche Phasen sie sich teilt. Sie beginnt nämlich nicht erst dann, wenn die Periode dauerhaft ausbleibt und man die häufig genannten Hitzewallungen hat, sondern eben schon Jahre vorher: mit der Prämenopause. So nennt die Gynäkologie die Jahre der Frau, in denen sich der Zyklus langsam umstellt und die Hormone sich verändern, bis ihr dann in den eigentlichen Wechsel-Jahren seid: der Perimenopause.
Zwischen 38 und 44 fängt die Prämenopause meist an – das sind diskrete Veränderungen im Hormonhaushalt. An die Prämenopause schließt sich oft nahtlos die Perimenopause an, dies sind die eigentlichen Wechseljahre, und sie dauern bis ein, zwei Jahre nach der letzten Periode, die man die Menopause nennt. Jawohl, die Menopause ist der Begriff für die letzte Periode, wenn zwölf Monate lang keine Blutung mehr nachgekommen ist. Die Periomenopause geht dann nahtlos über in die Postmenopause.
Dr. med. Sheila de Liz: Woman on Fire
Gut zu wissen!
Die Prämenopause ist die eigentlich erste Phase der weiblichen Wechseljahre, in der der weibliche Körper sich hormonell langsam verändert. Die eigentlichen umgangssprachlich so genannten "Wechseljahre" der Frau bezeichnen die Periomenopause, die sich teilweise nahtlos daran anschließt. Diese Phase beginnt, wenn ihr noch (relativ) regelmäßig eure Periode bekommt und kann sogar zehn Jahre dauern. In dieser Zeit wechselt der Hormonspiegel und bringt verschiedenste Symptome, mal stärker, mal schwächer, mit sich. Manche Frauen denken, sie seien schwanger, weil die Hormone so verrückt spielen, dass diese Phase mit ähnlichen Beschwerden einhergeht.
Die eigentliche Menopause ist dann gar nicht mehr so lang: Das ist der Fachbegriff für die letzte Blutung, wenn ihr danach 12 Monate keine Periode mehr hattet. An diese Phase schließt sich dann zuletzt die Postmenopause an. Das ist die Zeit nach der letzten Periode, die bis zu 15 Jahre dauern kann und für Frauen einige Herausforderungen und Veränderungen bereit hält, die man dem Hormonwechsel häufig gar nicht unbedingt zuschreibt.
Typische und untypische Symptome der Prämenopause
Ihr lest diesen Beitrag bestimmt, weil ihr neugierig seid, ob diese Phase bei euch schon los geht. Es gibt tatsächlich so ein paar Vorboten, die im Alter ab ca. Mitte 30 ankündigen, dass es langsam beginnt. Da kein weiblicher Körper und Zyklus gleich ist, gibt es natürlich keine pauschalen Angaben, aber Frauenärztin Dr. med. Sheila de Liz nennt in ihrem Buch "Woman on Fire" ein paar Symptome, die viele Frauen dann bemerken:
- sehr unregelmäßige Zyklen
- Ausbleien des Eisprungs
- ungewöhnlich starke Blutungen
- Schmierblutungen
- Schwellungen der Gelenke
- Brustspannen
- schlechter Schlaf
- starkes PMS mit allen möglichen Symptomen
- PMDS (prämenstruelle dysphorische Störung)
- Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit zum Ende des Zyklus
- schnellere Gestresstheit
- Gewichtszunahme, vor allem am Bauch
- erste Fältchen im Gesicht
Wenn ihr mehr als zwei dieser Symptome bei euch erkennt, kann es durchaus sein, dass ihr in der Prämenopause seid. Das kann als Wissen hilfreich sein, wenn man z.B. einen Kinderwunsch hat und sich wundert, dass es nicht gleich klappt. Ansonsten rät die Frauenärztin Sheila de Liz dazu, es entspannt zu sehen und sich nicht in seiner Weiblichkeit verunsichern zu lassen.
Wir alle werden älter und bei der Frau gehören diese hormonellen Veränderungen, die der Zyklus durchläuft, eben dazu. Doch manche Frau erlebt diese Phasen intensiver und andere bemerken sie wiederum kaum. Solltet ihr euch nicht mehr wohlfühlen und ernsthafte Sorgen machen oder Probleme damit haben, dann wendet euch unbedingt vertrauensvoll an eure Frauenärzte. Hier gibt es auf jeden Fall medikamentöse Hilfe, über die sie euch aufklären wird.
It's all about Hormons: Warum der Zyklus sich irgendwann ändert
Diese ganzen genannten Symptome werden ausgelöst durch Veränderungen im Zyklus. Wenn ihr euch damit beschäftigt, wie dieser funktioniert, versteht ihr auch besser, wie uns Frauen ein unregelmäßiger Zyklus aus der Bahn wirft. Dass dieser rund läuft, dafür sorgen der Anstieg und Abfall der Hormone Östrogen, Progesteron und Testosteron. Jedes dieser Hormone hat andere Aufgaben und steigt oder fällt innerhalb des Zyklus, was sich körperlich und psychisch auswirkt.
- Östrogen: baut die Schleimhaut in der Gebärmutter am Beginn des Zyklus auf, damit sich eine Eizelle entwickeln, potentiell befruchten und einnisten kann. Es sorgt für vaginale Gesundheit, starke Knochen, weibliche Kurven und die Brustentwicklung.
- Progesteron: wird in der zweiten Hälfte nach dem Eisprung produziert und gleicht das Östrogenlevel aus. Es bereitet das Ei auf die Einnistung vor, entwässert den Körper und schenkt uns erholsamen Schlaf.
- Testosteron: wird zusammen mit dem Östrogen produziert und hilft, die Muskeln aufzubauen und den Stoffwechsel anzuregen. Es versorgt uns mit Energie.
In der Prämenopause kündigen sich langsam die späteren Hormonveränderungen der Perimenopause an. Das Level der drei Hormone kann schon langsam beginnen in manchen Zyklen abzusinken. Wenn ihr jetzt wisst, wofür jedes Hormon zuständig ist, könnt ihr euch schon denken, was los ist, wenn der Östrogen- oder Progesteronspiegel langsam abfällt. Es kann zu Stimmungsschwankungen, Wassereinlagerungen, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit und schlechterem Schlaf führen und ihr seid einfach aus dem Gleichgewicht.
In welchem Alter geht das los?
Diese genannten Symptome der Prämenopause können sich ganz langsam ab Ende 30 einstellen. Es kann aber auch sein, dass ihr sie mit Anfang 40 noch nicht so deutlich spürt, sondern erst Jahre später. Das ist sehr individuell. Sheila de Liz merkt an, dass Frauen meist ab Ende dreißig häufiger mal Zyklen haben, die "nicht ganz rund" laufen. Da werden dann viel weniger Eizellen produziert und der Eisprung fällt öfter mal aus. Das hat auch Auswirkungen auf den Follikel und die zweite Zyklushälfte sowie die Periode, die viel später eintritt als sonst.
Kein Kinderwunsch mehr? Verhütung bis Ende 40 ernst nehmen!
Verlasst euch nicht drauf, dass ihr nicht mehr schwanger werdet, weil ihr eure Periode immer öfter mal ausfällt und ihr einige andere genannte Symptome habt. Eine natürliche Schwangerschaft mit 45 oder älter ist immer noch möglich und gar nicht so selten. So manche Frau wurde mit dem plötzlichen späten Mutterglück schon überrascht. Also nehmt Verhütung auch mit über 40 noch ernst, wenn eure Familienplanung abgeschlossen ist und besprecht das mit eurer Frauenärztin.
Kinderwunsch mit über 40 trotz Prämenopause
40 ist definitiv kein Alter, mit dem der Kinderwunsch beendet ist. Auch mit 45 gibt es noch genügend Möglichkeiten, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft dann natürlich auch sinkt und es auch ernst zu nehmende Risiken geben kann.
Ab Ende 30 wird es für jede Frau schwerer, natürlich schwanger zu werden, weil eben viel weniger Eizellen da sind und man alles genauer planen muss. Selbst bei regelmäßigem Verkehr an den vorher gemessenen fruchtbaren Tagen ist nicht gesagt, dass die Bedingungen dann so optimal sind, dass ein Ei springt, sich befruchtet und einnistet.
Sheila de Liz rät Frauen in den Dreißigern mit Kinderwunsch sich keine Sorgen zu machen, aber auch nicht zu lange zu warten: "Ich habe sehr viele Frauen in meiner Praxis, die mit Ende dreißig oder Anfang vierzig ohne Schwierigkeiten schwanger wurden, und die meisten hatten wirklich eine Traumschwangerschaft ohne Komplikationen! (...) Ich würde jedoch jeder Frau mit Kinderwunsch raten, nicht zu lange zu zaudern. (...) Denn ist der Entschluss erstmal gefallen, kann es immer noch bis zu einem Jahr dauern, schwanger zu werden und da arbeitet die Zeit nicht für uns. Damit man nicht unter Druck gerät und Panik schiebt, würde ich eher nicht mehr als neun Monate warten, bevor ich mich selbst - und meinen Partner! - zur Untersuchung schicke."
Unterstützung für euren Kinderwunsch mit über 40
Spätestens wenn ihr im erwähnten Alter seid und euer Kinderwunsch auf natürlichem Wege noch nicht geklappt hat, dann ist es ratsam sich als Paar oder solo einmal an eine Kinderwunschpraxis zu wenden. Dort können ein aktueller Hormonspiegel, Fruchtbarkeitstest, Vitamin- und Schilddrüsentest, Blutuntersuchung, Ultraschall und Spermiogramm zeigen, welche Faktoren bei euch vielleicht nicht (mehr) optimal sind.
Die Ärzte klären euch dann über eure Möglichkeiten auf, durch Hormontherapie oder künstliche Befruchtung euren Kinderwunsch zu erfüllen. Auch hier gilt jedoch: Die 40 ist die magische Grenze, bis zu der Krankenkassen Kinderwunschbehandlungen teilfinanzieren. Informiert euch also über die Kosten, die staatlichen Hilfe und unter welchen Voraussetzungen man diese bekommt, sonst kann es recht teuer werden.
Was euch jetzt gut tut
"Aber nicht nur die Stimmung und Fruchtbarkeit ändern sich dezent ab Ende dreißig. Oft sind es ganz andere Dinge, die uns daran erinnern, dass wir auf die vierzig zugehen: Wir nehmen schneller zu und bekommen die ersten Fältchen im Gesicht. Das ist zunächst einmal eine kosmetische Sache und an sich noch nicht so schlimm- man muss nicht forever 21 sein. Bei gesundem Lebensstil ist die 40 tatsächlich nur eine Zahl."
Dr. Sheila de Liz, Woman on Fire
Wenn ihr euch in eurem Körper nicht mehr wohlfühlt und unter einigen der genannten Symptome leidet, dann holt euch definitiv gynäkologische Hilfe. Keine Frau muss dies still ertragen. Es gibt viele Dinge, die ihr tun könnt, sei es psychisch oder physisch.
Die Gynäkologin empfiehlt generell auf die körperliche Gesundheit und gute Essgewohnheiten zu achten. Dann sind schon mal die besten Voraussetzungen gegeben: Also genügend Bewegung, Schlaf und gesunde Ernährung. Es gibt aber Frauen, die phasenweise starke Depressionen oder Ängste direkt nach dem Eisprung entwickeln (Stichwort PMDS). Hier könnt ihr euch psychotherapeutische Hilfe holen und ggf. können nur Antidepressiva helfen.
Achtet auf eure Bedürfnisse!
Frauenärztin de Liz mahnt aber auch, dass es wichtig ist, sich einen Ausgleich zum stressigen Alltag zu schaffen und auf das Bauchgefühl zu hören. Eure eigenen Bedürfnisse stehen oft hinter denen von Partner oder Kindern zurück? Dann versucht euch kleine Auszeiten zu organisieren oder etwas nur für euch zu tun.
Fallendes Progesteron bedeutet ein höheres Stresslevel und alles regt uns auf: Dadurch steigt wiederum unser Cortisolspiegel, der die Wirkung der anderen Hormone stört. Jeder kindliche Wutanfall nervt uns dann nur noch mehr und wir sind ausgebrannt. Also brauchen wir einen Ausgleich dafür, das kann Sport, Entspannungstechniken, ein Spaziergang, ein intimes Gespräch mit der guten Freundin, ein Saunabesuch und alles sein, was uns entspannt und nicht stresst.
Endlich 40 ... jetzt kann's losgehen!
Ich bin kürzlich 40 geworden und dann bekommt man häufig die obligatorische Frage: Wie fühlst du dich jetzt? Also um ehrlich zu sein merkt man schon körperlich, dass man nicht mehr 20 ist. Aber das will ich auch gar nicht mehr sein. Aktuell fühl ich mich okay, klar hat man auch an den Problemzonen zugenommen und die Haut ist längst nicht mehr das, was sie mal war. Naja so ist das halt, wenn man älter wird.
So dramatisch sehe ich das jetzt nicht, aber bisher bleiben die Symptome bei mir auch noch aus, der Zyklus und Co. ist noch regelmäßig und wer weiß, vielleicht ist ja auch noch ein Kinderwunsch da. Unsere Tochter hab ich mit knapp 36 dank ICSI bekommen, also ist da noch alles drin. Und ich sehe auch viele Vorteile, eine reifere Frau zu sein, statt eines unsicheren jungen Mädchens. Ich weiß, wer ich bin und was ich kann und muss niemandem mehr irgendwas beweisen, außer vielleicht mir selbst ;) Was ich erreicht habe, fühlt sich aktuell gut an, ich hab noch einiges vor und ich freu mich auf alles, was noch kommen mag.
Quellen: Sheila de Liz: Woman on Fire, Frauenärzte im Netz, Wechseljahre verstehen
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