Experten warnen: Daten, die in Zyklus-Apps eingetragen werden, können an Facebook und andere Dritte weitergeleitet werden – ohne, dass Nutzerinnen dies wissen.
Smartphones machen uns das Leben leichter und eine Zyklus-App ist ein praktischer Weg, um den Zyklus im Auge zu behalten und die fruchtbaren Tage herauszufinden. Dabei vertrauen die Nutzerinnen darauf, dass ihre Daten sicher sind. Doch einige App-Anbieter scheinen es mit dem Datenschutz nicht so genau zu nehmen. Das ergab jetzt eine Untersuchung der Datenschutzorganisation Privacy International.
Praktisch: Periode und Fruchtbarkeit per App tracken
So einfach die Apps auch in der Anwendung sind, so undurchsichtig ist bisweilen, was sie mit den eingegebenen Daten machen. Durch die App sind die Nutzerinnen mit dem Internet verbunden und integrierte App-Anwendungen, die sogenannten Software Development Kits (SDK), senden Informationen an Facebook und andere Empfänger weiter.
Ob diese Weiterleitung erfolgen soll, können App-Hersteller allerdings beeinflussen. Als der Hersteller der App Flo in einem Bericht im Zusammenhang mit dem mangelnden Datenschutz genannt wurde, stellte man die Weiterleitung prompt ab.
Ins Visier von Privacy International geriet beispielsweise auch Maya, eine App, die über 5 Millionen Mal heruntergeladen wurde. Beim App-Start wird die Nutzerin gefragt, ob sie lediglich ihren Zyklus tracken oder aber schwanger werden möchte. Noch bevor irgendwelche Einwilligungen abgefragt werden, landen diese Informationen bereits bei Facebook. Auch wann man Sex hatte, ob dabei verhütet wurde, ob man vorher ein Glas Wein getrunken hat oder ob man in letzter zeit oft traurig ist, wird an Facebook weitergemeldet, sofern man seine App gewissenhaft mit diesen Infos füttert. Facebook nimmt die Daten an, egal, ob man eine Facebook-Nutzerin ist oder nicht.
Was macht Facebook mit diesen Infos?
Viele Menschen sehen das Thema Datenschutz immer noch recht entspannt. „Na und“, sagen sie, „ist doch nicht schlimm“. Der Grund für diesen Datenfluss ist vor allem Werbung. Anzeigen sind oft eine zusätzliche oder sogar die einzige Einnahmequelle der App. Die übermittelten Daten ermöglichen es, das Nutzerprofil zu schärfen und gezielte Werbung auszuspielen.
Die Massen von Daten, die bei Unternehmen wie Facebook und Amazon auflaufen, werden kategorisiert und sind für die in diesen Profilen Beschriebenen nicht einsehbar oder beeinflussbar. Die Information, dass eine Frau beispielsweise schwanger ist, ist für die Werbeindustrie hochinteressant, denn schließlich wird sie in den kommenden Monaten und Jahren eine Menge vorhersehbarer Anschaffungen tätigen.
Ein weiterer Kritikpunkt: Daten, die einmal gesammelt und gebündelt wurden, verschwinden so schnell nicht wieder. Auch wenn die Datensammler sie hüten wie ihren Augapfel und in diesem Zusammenhang versprechen, dass unsere Daten bei ihnen sicher sind – wer weiß schon, ob nicht doch eines Tages Hacker zuschlagen und die Daten missbrauchen und an Höchstbietende weiterverkaufen?
Bevor du dich für eine Zyklus-App entscheidest, informiere dich also möglichst genau darüber, welche Daten weitergegeben werden. Eine Alternative könnte die neue Open-Source-App Drip sein, die deine Daten auf deinem Smartphone belässt und nicht weiterreicht.
Offline-Alternativen: Zykluskalender und Zykluscomputer
Zwar gehen nicht alle Apps derart freigiebig mit unseren Daten um, aber falls du nach einer sichereren Alternative suchst, könnte ein Zykluscomputer, der ohne App läuft, oder der klassische Zykluskalender das Richtige für dich sein. Hier trägst du ebenfalls täglich deine Informationen zu Körpertemperatur und Zervixschleim ein. Entweder wertet der Zykluscomputer dann deine fruchtbaren Tage aus oder du lernst selbst, deine Temperaturkurve zu deuten. Übrigens ein sehr guter Weg, um den eigenen Körper besser kennenzulernen und ein Gefühl für ihn zu bekommen. Wenn du ein mulmiges Gefühl dabei hast, geht‘s also auch anders als mit Zyklus-App.
Bildquelle: Getty Images