Auch dieses Jahr liest man sie leider wieder: Die Meldungen über Badeunfälle, die traurig enden. Als Eltern sollte man das Thema Wassersicherheit nicht auf die leichte Schulter nehmen. Eine erfahrene Rettungsschwimmerin und Mama hat super hilfreiche Tipps für alle Eltern.
Viele Kinder ertrinken einfach, weil sie nicht richtig schwimmen können oder sie und ihre Eltern die Sicherheit und Bedingungen im Wasser völlig unterschätzen. Die folgenden einfachen Regeln von Rettungsschwimmerin Natalie Livingston können uns helfen, solche Unfälle zu vermeiden.
#1 Kleiner Sicherheitscheck vor dem Wasserspaß
Natalie schreibt, dass sie immer dann, wenn sie ihre Kinder am Badesee, Meer oder Freibad eincremt, eine kurze Wasserbelehrung macht. Sie schaut sich vorher genau an, wie tief das Wasser ist, wo der Nichtschwimmerbereich ist und wo man gefahrlos reinspringen kann bzw. wo es sich nicht für ihre Kinder eignet.
Sie belehrt ihre Kinder nicht einfach, sondern fragt sie auch direkt, wo sie es am jeweiligen Badeort sicher finden und was sie vermuten, wie das Wasser sein könnte. Dann erzählen sie, was sie im Wasser machen wollen und Natalie kann nochmal kurz darüber sprechen, was dann passieren könnte. So passen Kinder dann besser auf, wenn sie im Wasser sind.
#2 Wasserhöhe vs. Tiefe
Wichtig sei es auch, dass wir unseren Kindern Wassertiefe und Höhe erklären und sie wissen, bei welcher Tiefe sie sich wie verhalten müssen. Das heißt auch, dass wir am See oder im Meer vorher schauen müssen, bis wie weit unsere Kinder sich je nach Größe und Alter vorwagen dürfen. Wenn der Nichtschwimmerbereich nicht gekennzeichnet ist, kann man auch die Wasserwacht oder die Bademeister*in fragen.
Mein 6-jähriger Sohn weiß, dass eine Wassertiefe von 1,50 m über seinem Kopf ist und eine Wassertiefe von 1,20 m bis zu seinen Augen, was immer noch über seinen Atemwegen ist. Meine 8-jährige Tochter weiß, dass 1,20 Wasser bis zu ihren Augen reicht und sie treten muss und in dieser Tiefe nicht mehr die Atemwege frei haben kann. Dieses Wissen hilft ihr, gute Entscheidungen zu treffen, und es hilft ihr zu verstehen, dass Wassertiefen für jede Person unterschiedlich sind.
Natalie Livingston
#3 Wie man wegkommt, wenn andere dich ins Wasser ziehen
Natalie empfiehlt Eltern auch, ihren Kindern zu erklären, was sie tun müssen, wenn sich andere Nichtschwimmer bzw. Kinder an ihnen festhalten. Es ist deutlich schwieriger, sich selbst über Wasser zu halten, wenn ein anderer dich herunterzieht. Daher hat sie ihren Kindern gezeigt, dass man immer vorsichtig sein muss, wenn sich andere an einem festhalten und aufpassen muss, dass der Kopf über Wasser bleibt oder wie man die Luft anhält.
#4 Volle Aufmerksamkeit aufs Kind
Eine wichtige Regel für Eltern: Man sollte nie permanent aufs Handy oder Tablet gucken, wenn das Kind im Wasser ist. Natalies Kinder wissen, dass sie ihre Eltern darauf aufmerksam machen, wenn sie ins Wasser gehen. Dann ist die Regel: Handy aus und voller Blick voraus. Dieses kleine Opfer sind wir der Sicherheit unserer Kinder schuldig!
#5 Kleine Pausen einlegen
Wenn sie in ihrem Element sind, kennen Kinder kein Ende. Aber gerade beim Schwimmen ist das wichtig. Ihr solltet vorher ausmachen, wie lange eine "Schwimmeinheit" dauern kann und die Kinder rechtzeitig daran erinnern, an den Rand zu kommen. Sie können noch nicht einschätzen, wann sie erschöpft sein werden und bei Erschöpfung kann es schnell zum Ertrinken kommen.
#6 Begrenztes Vertrauen zu anderen Menschen
Diese Regel der Rettungsschwimmerin klingt für viele sicherlich befremdlich, doch da ist viel dran: Natalie lässt nie andere Menschen, auch nicht aus der engen Familie, beim Schwimmen auf ihre Kinder Obacht geben. Sie oder ihr Mann beaufsichtigen sie immer selbst, weil sie oft genug bei anderen erlebt hat, was sonst passieren kann. Sie findet, man sollte die Verantwortung für die eigenen Kinder im Wasser nicht unbedingt anderen überlassen.
"Ich mag diese Menschen lieben, und sie mögen meine Kinder lieben, aber ich vertraue ihnen in dieser speziellen Umgebung nicht, und ich möchte auch nicht, dass sie die Verantwortung tragen müssen, wenn einem meiner Kinder in ihrer Obhut etwas zustoßen würde. Das ist es einfach nicht wert."
Natalie Livingston
#7 Ein Hoch auf Schwimmwesten
Ich kenne Schwimmwesten auch eher nur von Bootstouren. Als ich klein war, war es nicht üblich, dass wir Kinder welche trugen. Doch Natalie weiß, wie lebensrettend Schwimmwesten sein können. Außerdem gibt es heute echt coole Westen und man kann sie den Kindern als cooles Accessoire verkaufen. Schwimmwesten und spezielle Schwimmhilfen sieht man jetzt auch häufiger bei kleinen Kindern! Sogar Erwachsenen mit Schwimmdefizit können sie wirklich helfen.
Eure Kinder sind schon älter und können eigentlich gut schwimmen, aber ... so richtig wohl fühlt ihr trotzdem nicht, wenn sie alleine im Meer toben oder im See schwimmen? Dann ist vielleicht die sich selbst aufblasende Schwimmboje von Restube etwas für euch. Euer Kind (oder ihr, wenn ihr Wassersportler*innen seid) schnallt sich das kleine Schwimmbojen-Päkchen um und zieht in einem Notfall an einer Leine, worauf sich die Rettungsboje entfaltet sich. Die Rettungsboje gibt es für Erwachsene und Kinder, sie ist mehrfach verwendbar und ihr könnt sie auch einfach als Schwimmhilfe verwenden.
#8 Kinder übers Ertrinken aufklären
Wichtig sei laut Natalie auch, dass man Kinder altersentsprechend über die Gefahren von Wasser aufklärt. Es geht nicht darum, ihnen die große Panik zu machen, sondern einen gesunden Respekt für die Risiken zu entwickeln. Dass man ihnen einfach erklärt, wie tückisch Wasser sein kann und warum man beim Schwimmen Pausen machen und nicht in Untiefen schwimmen sollte, die man nicht kennt. Natalie erzählt ihnen dazu viele Geschichten aus ihrer Rettungsschwimmerinpraxis. Das müsst ihr natürlich nicht, und es kommt auch darauf an, wie sensibel eure Kinder sind und was sie schon alles wissen und verstehen.
#9 "Hey, pass mal auf ..."
Wann immer ihre Kinder Natalie mit diesem Ausruf zeigen wollen, was sie Cooles im Wasser machen, gehen ihre Alarmglocken an. Sie gibt Eltern den Tipp, bei solchen "Hey Mama, schau mal, was ich kann .." einfach ein bisschen aufmerksamer zu sein. Denn es kann sein, dass Kinder jetzt etwas wagen, bei dem sie das Risiko noch nicht abschätzen können. Dann ist Wachsamkeit angebracht!
#10 Achtet aufeinander
Ein sehr guter Hinweis von Natalie betrifft das Aufeinanderachten: Kinder sollten wissen, dass sie auch auf ihre Geschwister, Freunde und fremde Schwimmer im Wasser achten sollten. Wenn ihnen irgendetwas im Wasser komisch vorkommt, sollen sie hinschwimmen und reagieren. Natalie zeigt ihnen dann ihre Tricks, wie man jemanden rettet bzw. eilt ihnen zu Hilfe.
Das kann natürlich nicht jeder von uns leisten, der kein Rettungsschwimmer ist. Doch wir können selbst immer aufmerksam sein und unseren Kindern lernen, sich auch um andere zu kümmern und nie nur zuzusehen, wenn ein anderes Kind im Wasser Probleme hat. Lieber einmal mehr "Hilfe, Mama, da ertrinkt jemand!", als wenn es dann zu spät wäre.
Schaut genauer hin!
Auch wenn meine Tochter mit drei Jahren noch nicht soweit ist: Ich finde Natalies Tipps genial hilfreich. Sie mögen oft etwas sehr streng sein, doch aus ihrem Blickwinkel als Rettungsschwimmerin völlig angebracht. Denn sie weiß ja, was alles passieren kann, wenn man zu leichtsinnig ist, weil man die Kinder in Sicherheit wähnt. Die vielen Meldungen, die ich auch in diesem Jahr zu Bade- und Schwimmunfällen wieder gelesen habe, zeigen, dass wir uns als Eltern und Badegäste einfach wirklich umeinander kümmern müssen und genauer hinsehen sollten.
Mit diesen 5 einfachen Hacks wird der Strandbesuch noch entspannter!