Empathie – die Fähigkeit, die Gefühle anderer zu verstehen – ist schon im Kindesalter wichtig. Sie spielt nicht nur im Miteinander in Kita, Schule und auf dem Spielplatz eine große Rolle. Sondern beeinflusst auch unsere emotionale, geistige und soziale Entwicklung massiv. Was die Montessori-Lehre dazu sagt. Plus 3 Montessori-basierte Tipps, wie sich Empathie leicht im Alltag mit Kids vermitteln lässt.
Warum ist Empathie so wichtig?
Dr. Maria Montessori war eine der Vorreiterinnen des sozial-emotionalen Lernens (SEL). Sie ging davon aus, dass unsere akademischen Fähigkeiten oft einen zu hohen Stellenwert einnehmen. Stattdessen spielen bei Montessori Gefühle und Beziehungen eine zentrale Rolle, indem sie Kids das Lernen erst ermöglichen. Mittlerweile ist SEL ein immer wichtiger werdender Teil pädagogischer Konzepte, die von Krippe bis Uni reichen. Die TU München beschreibt SEL so:
Soziales und Emotionales Lernen (SEL) beschreibt den Prozess, durch den Kinder und Erwachsene lernen, Wissen, Einstellungen und Schlüsselfähigkeiten zu erwerben und effektiv anzuwenden. Sie sollen durch SEL Emotionen verstehen und mit ihnen umgehen können, sich selbst positive Ziele setzen und erreichen lernen, Empathie für andere empfinden und zeigen, positive Beziehungen aufbauen und pflegen sowie verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen können.
Studien zeigen, dass die Fähigkeit zur Empathie unser Risiko zu destruktivem oder gewalttätigem Verhalten (wie Drogenmissbrauch, Selbstverletzung, Gewalt & Mobbing) stark verringern können. Und gleichzeitig unsere Bildungschancen verbessert.
Empathie ...
- hilft, wichtige Beziehungen aufzubauen und zu erhalten
- empowered darin, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und zuzulassen
- fördert eine positive Selbstwahrnehmung
- steigert den Selbstwert
Dazu hat Empathie – auch das war Montessori als Teil ihrer kosmischen Erziehung so wichtig– eine hohen gesellschaftlichen Wert. Sie hilft denjenigen, die Empathie von uns erfahren. Und trägt zu einem friedlichen Miteinander bei:
“Eine Erziehung, die in der Lage ist, die Menschheit zu retten, ist kein geringes Unterfangen; sie beinhaltet die mentale Entwicklung des Menschen, die Förderung seines Wertes als Individuum und die Vorbereitung der jungen Menschen darauf, die Zeit, in der sie leben, zu verstehen.“
Dr. Maria Montessori, "Frieden und Erziehung"
3 Montessori-Werte, die Empathie in unseren Kids fördern
#1 Respekt zeigen
Bei Montessori ist Respekt das zentrale Element. Der respektvolle Umgang mit unseren Kids gibt ihnen eine sichere Umgebung, in der sie sich frei entfalten und sich neue Fähigkeiten aneignen können. Wir als Bezugspersonen sind die wichtigsten Vorbilder für den Umgang mit anderen, den unsere Kids dann an uns austesten und mit anderen Kindern üben.
Das heißt nicht gleich, dass sie ohne Konsequenzen alles selber entscheiden, was eine häufigere Kritik an respektvollen Erziehungsstilen ist. Vielmehr sprechen sie ihnen zu, Erfahrungen selbst zu machen, statt durch uns bevormundet zu werden.
Das Kind ist der Baumeister des Menschen.
Montessori sieht Kinder als eigenständige Menschen, die zu mündigen Erwachsenen werden. Geduld und liebevoller Umgang auf Augenhöhe (mehr dazu unter Gentle Parenting) sind für sie essentiell für die Enwicklung des Kindes. Sie beugen aber auch vor, was Montessori als "deviantes" Verhalten bezeichnet: Wenn Kids sich gesehen, gehört und akzeptiert fühlen und sich frei entfalten dürfen, zeigen sie weniger Verhalten gegenüber sich selbst und anderen, das negative Auswirkungen haben kann.
#2 Gefühle anerkennen
In Montessori-Umgebungen lernen Kinder ab dem Babyalter, ihre Gefühle wahrzunehmen und zu benennen. Dort wird auch die emotionale Intelligenz gefördert. Im Alltag ist es häufig so, dass wir (zumindest gesellschaftlich) mehr Wert auf unser Tun und die Resultate legen, als darauf, wie es uns damit geht. Dabei ist es besonders für kleine Kids wichtig, Gefühle zuzulassen und zu zeigen, statt sie herunterzuschlucken. Wir Erwachsenen können ihnen dabei helfen, indem wir:
- Unsere Kinder fragen, wie es ihnen geht.
- Ihnen dabei helfen, ihre Gefühle zu benennen.
- Den Gefühlen Raum und Zeit geben.
- Unseren Kindern helfen zu erkennen, dass Gefühle wieder gehen.
- Vorleben, dass wir ihre Gefühle nicht als Bedrohung oder als Negatives wahrnehmen.
Letzteres schaffen wir, indem wir versuchen, bei Gefühlsausbrüchen ruhig und liebevoll zu bleiben. Wie das (mit etwas Übung immer) leichter klappt, zeigen wir in Montessori-Tipps zu Wutanfällen und Tipps, wie wir Geduld vorleben.
Diese Bücher helfen uns, Gefühle mit unseren Kids zu thematisieren:
Für noch mehr Inspo: Hier gehts zu unseren liebsten Montessori-Kinderbüchern für alle Lebenslagen.
Wie genau funktionieren eigentlich die Grundsätze Montessoris? Im Video haben wir sie kurz erklärt:
#3 Mitgefühl vorleben
Wie gehen wir selber mit unseren Mitmenschen um? Und zeigen wir unseren Kids Mitgefühl, auch dann, wenn wir ihre Handlungen gerade überhaupt nicht nachvollziehen können? Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie wir unsere Empathie unserem Kind gegenüber kommunizieren können:
- Fragen stellen, um unser Kind besser verstehen zu können.
- Verständnisvoll reagieren, wenn es Gefühle wie Frustration oder Ärger zeigt.
- Unsere eigenen Erfahrungen teilen, um zu zeigen, dass seine Perspektive und Gefühle berechtigt sind.
- Versuchen, unsere eigene Ungeduld oder Frustration nicht zu zeigen (oder noch besser, sie gar nicht aufkommen zu lassen.) Das fällt vielen von uns schwer, denn wir haben als Kind vielleicht ganz andere Erfahrungen gemacht. Gute Tipps und Strategien, wie es mit der Zeit leichter wird, haben wir unter Conscious Parenting für euch.
Das ist uns wichtig: Bei Montessori (und bei familie.de) geht es nicht darum, uns als Eltern Druck zu machen. Wir finden: Ein ganz wichtiger Part, wie wir unseren Kids Empathie vorleben, ist zu zeigen, dass wir uns selber Fehler zugestehen und auf unsere eigenen Gefühle hören. Das geht besser, wenn wir unsere eigenen Grenzen anerkennen und diese auch liebevoll und frühzeitig mit unseren Kids setzen.
Ein gutes Mindset dazu geben diese Bücher:
Die eigenen Gefühle zu erkennen, zu benennen und damit umzugehen lernen eure Kinder mit diesen tollen Büchern: