Tiger-Eltern sind dafür bekannt, sehr streng und autoritär zu erziehen. Tatsächlich hat der Erziehungsstil auch einige Aspekte, die immer gefragter werden und erfindet sich – in einer modernen Form – gerade wieder neu. Was heutige Tiger-Mamas ausmacht, woher der Begriff eigentlich stammt und wie Ehrgeiz und sanfte Erziehung zusammenfinden könn(t)en.
Woher kommt Tiger Parenting?
Amy Chua, US-Autorin und Jura-Professorin, schrieb in ihrer Autobiografie 2011 ihre Kindheitserfahrungen nieder – und reflektierte, wie der zielorientierte, strenge Erziehungsstil ihrer Mutter ihren eigenen Umgang mit ihrer Tochter prägte. "Battle Hymn of the Tiger Mother", bei uns unter dem deutschen Titel "Die Mutter des Erfolgs" erhältlich, machte Tiger Parenting weltbekannt – und umso kontroverser diskutiert. Die Erziehungsform entwickelte sich im asiatischen Raum bereits während Konfuzius' Zeiten und ist dort weiterhin verbreitet. Aber: Kann es denn gut sein, wenn wir unsere Kids mit Leistungsdruck zu Ehrgeiz erziehen?
Was macht Tiger Moms aus?
Als besonders entspannt kann man traditionelle Tigermamas (und -papas) nämlich nicht bezeichnen. Sie haben sehr genaue Vorstellungen davon, wie sich ihre Kinder entwickeln sollen und legen großen Wert auf intellektuelle und akademische Bildung. Dafür setzen sie ihren Kids oft hohe Ziele, was Lernresultate, Noten und Werte wie Anstand und Disziplin angeht.
Tiger-Eltern erwarten, dass ihre Kinder hart für ihre Erfolge arbeiten und tun alles, um ihrem Kind eine gesicherte Zukunft zu ermöglichen, die die eigenen Errungenschaften übersteigt. Tiger Moms sind streng, haben strikte Regeln und erwarten Respekt.
Dieser Druck, bestimmte Erwartungen zu erfüllen, kann viele negative Folgen für unsere Kids haben.
Deshalb setzen immer mehr moderne Tiger Moms lieber auf positive Motivation und Routine, statt auf Druck, Schimpfen und Strafen.
Tiger Mom Profil: 6 Eigenschaften
Werte: Erfolg, Ehrgeiz, Durchsetzungsvermögen, Stärke, Disziplin
Lebensstil: Fokus auf Struktur, Lernen, Weiterentwicklung
Vermeidet: planlose Nachmittage, unvorbereitet zu sein, vergessene Termine
Bevorzugt: Kids beim Training anfeuern, Social Media nach den neuesten Kursen bzw. Privatangeboten zu durchforsten, bei Hausaufgaben zu helfen
Helfer im Alltag: Terminplaner, Belohnungstafel, Lern-Apps
Lieblingsorte: Museum und Lerncenter für Familienausflüge
Schaden Tiger-Eltern ihren Kindern?
Tiger-Parenting wird mit streng autoritärer Erziehung, also mit starren Regeln und kontrollierendem Verhalten, in Verbindung gebracht, die in vielen westlichen Ländern oft als überholt gelten. Genau wie die damit verbundene psychische, verbale oder körperliche Gewalt, die von manchen Tiger-Eltern bewusst oder unbewusst ausgeübt wurde und wird.
Modernere Tiger-Eltern haben sich davon mittlerweile abgewandt – was aber bleibt, ist der Wille, ihr Kind durch starke Förderung und große Eigeninitiative gut abzusichern. Daher schrieb auch der New Yorker letztlich: We're all Tiger Moms now – Wir sind mittlerweile alle Tiger Moms! Zumindest mehr oder weniger.
Neue Tiger-Generation
Die meisten klassischen Tiger-Eltern gehören tatsächlich der heutigen Großeltern- bzw. Boomer-Generation an. Und ihre Kinder, selbst in den heutigen Elterngenerationen, haben viele Ansätze übernommen. Genauso haben sich ihre Werte mit den modernen gesellschaftlichen Anforderungen aber geändert und sind flexibler geworden.
Statt beim Geigen-Unterricht oder im Mandarin-Intensivkurs sind Kinder von Tiger Moms und -Dads vielleicht eher beim Klettern zu finden oder helfen in wohltätigen Einrichtungen, um ihre sozialen Kompetenzen zu verbessern. Statt Schimpfen und Strafen bestimmen klare Regeln und strikte Zeitpläne das Familienleben.
Großer Druck, eine gute Bildung zu sichern
Moderne Tiger-Eltern sind also weniger autoritär geworden und oft Vetreter*innen des Gentle Parenting, abseits der Gewalt, die sie vielleicht selbst als Kinder erfahren haben.
Aber sie fühlen einen großen Druck, für ihre Kinder eine Zukunft zu sichern. Deshalb sind sie auch die ersten auf der Warteliste für alle Kurse, die der Entwicklung ihrer Kids helfen oder deren Noten verbessern könnten. Und damit können sich wohl die meisten von uns Eltern identifizieren:
Denn ob in Kita, Schule, Ausbildung, Uni, bei Freizeitkursen oder selbst bei Arzt- und Therapieangeboten: Es wird immer schwieriger, Plätze für unsere Kids zu bekommen.
Ganz zu schweigen von solchen, die zu ihren individuellen Bedürfnissen (oder die der Familie) passen. Das macht uns Eltern Angst. Eine gesunde Prise Tiger-Ellenbogen ist mittlerweile von den meisten von uns gefragt, wenn unsere Kinder pädagogische oder medizinische Unterstützung benötigen.
Dazu leben wir in einer Welt, in der Eigeninitiative und Durchsetzungsvermögen unserer Kinder gefragt ist wie vielleicht nie zuvor. Wie sonst können sie sich gegen Mobbing und ungerechte Benachteiligung durchsetzen, fragen sich viele von uns.
Wie verhalten sich Tiger-Moms im Alltag?
Ein paar Beispiele, wo Tiger Moms oft klare Regeln und Vorstellungen haben:
- Fernsehgucken oder freies Spiel? Erst, wenn alle Hausaufgaben und Lernübungen gemacht sind.
- Tiger Moms verlassen sich nicht darauf, dass ihr Kind in der Schule lesen und schreiben lernt. Frühförderungen fängt bei ihnen zu Hause ab Babyalter an.
- Dasselbe gilt fürs Schwimmen lernen, Fahrradfahren und Selbstständigkeit im Alltag: Je früher das Kind es kann, umso besser!
- Kids sind selbst für ihre Hausaufgaben und Erfolge verantwortlich? Nein danke. Bei Tiger-Eltern wird geholfen und geübt und geübt, bis alles sitzt.
Tiger Moms geben alles, um ihre Kinder voranzubringen. Und ganz ehrlich, auch wenn wir es nicht immer zugeben wollen: Ein Fünkchen von diesem Druck und Konkurrenzdenken steckt wohl in allen von uns:
Vielleicht wollen wir, dass unser Kind den Platz im Kindergarten mit dem tollen Garten bekommt oder doch noch in der heißbegehrten Montessori-Schule aufgenommen wird. Oder es in den Schwimmkurs nachrücken kann, den auch seine Freund*innen besuchen. Wir haben vielleicht Angst, dass sie zu spät mit dem Lesen und Schreiben anfangen. Und wie lange warten wir schon auf den Termin bei der Ergotherapie?
Nicht nur für Tiger-Eltern: Diese Lernapps im Video können wir echt empfehlen!
Das Problem beim Tiger-Parenting
Tiger-Mamas sehen sich oft berufen, den Terminkalender ihrer Kids zu verwalten und gut zu füllen – schließlich haben sie, bis sie erwachsen sind, nur wenige Jahre Zeit! Statt auf intrinsische Motivation (wie etwa bei Montessori oder Pickler) setzt die Tiger-Erziehung eher auf extrinsische Werte, sprich gute Noten, erste Plätze und Lob.
Leider verlieren Tiger-Eltern bei all dem Ehrgeiz oft die wahren Interessen ihrer Kids aus den Augen. Deshalb ist es umso wichtiger, mit Achtsamkeits-Strategien öfter den Fokus auf deren individuelle Entwicklung zu legen. Denn so können wir unsere Kids am besten dabei unterstützen, ihr volles Potenzial zu erreichen.
Du findest dich in der Motivation der Tiger Moms wieder, aber nicht in der Durchführung? Dann bist du eher der Typ Dolphin Mom!
Vielleicht siehst du dich aber auch eher bei den naturliebenden Free-Range Moms, den achtsamen Crunchy Moms, den kompromissbereiten Scrunchy Moms oder den modernen Silky Moms.