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Geben oder nicht?

Antibiotika bei Kindern: Wann sie helfen, was zu beachten ist

© heidijpix / Getty Images

Antibiotika sind ein Segen im Kampf gegen bakterielle Infektionen. Bei Virusinfekten sind sie allerdings wirkungslos. Wann Antibiotika bei Kindern notwendig sind und was du bei der Gabe beachten solltest, erklären wir dir hier.

Antibiotika bei Kindern: Das sind die Pros und Contras

Wenn der Kinderarzt ein Antibiotikum verschreibt, löst das bei den Eltern unterschiedliche Reaktionen aus. Die einen wollen es unbedingt vermeiden, fürchten Nebenwirkungen und haben Sorge wegen der zunehmenden Resistenz gegen Antibiotika. Die anderen jubeln über das „Wundermedikament“, in der Hoffnung, dass ihr Kind so möglichst schnell wieder gesund ist.

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Oft zeigt sich: Eltern sind einfach unzureichend über den Einsatz und die Wirkung von Antibiotikum informiert. Der Wunsch nach einem Mittel, das schnell hilft, wird von den Ärzten häufig als Wunsch nach einem Antibiotikum interpretiert. Nicht verwunderlich, dass gut ein Drittel der Kinder und Jugendlichen ein Mal im Jahr ein Antibiotikum einnehmen. Bei den Drei- bis Sechsjährigen ist es sogar jedes zweite Kind, so der Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann Stiftung.

Wann helfen Antibiotika bei Kindern?

Die Antwort auf diese Frage ist in der Theorie ganz einfach: bei Erkrankungen, die durch Bakterien verursacht wurden. In diesen Fällen sind Antibiotika oft lebenswichtig. Der Knackpunkt ist aber: Die meisten Erkrankungen, die Kinder jahrein, jahraus mit nach Hause bringen, werden durch Viren verursacht. Allen voran die Krankheiten, die sich Kinder in der kalten Jahreszeit einfangen, von Husten über Schnupfen bis zu Halsschmerzen – in acht von zehn Fällen stecken Viren hinter den Beschwerden.

Nicht selten schickt der Kinderarzt Eltern trotzdem mit einem Antibiotikum nach Hause. Das ist übrigens vor allem an Freitagen der Fall, wenn das Wochenende vor der Tür steht und Eltern„sicher gehen wollen, dass die Kinder bis Montag wieder fit sind.

Bei den üblichen Erkältungssymptomen, auch den gravierenderen, ist das Antibiotikum jedoch allermeist wirkungslos: Antibiotika bei Kindern wirken nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren.

Antibiotika bei Kindern: Wie lässt sich erkennen, ob es sich um eine bakterielle oder eine virale Infektion handelt?

Die Unterscheidung ist auch für Ärzte nicht immer leicht, eine definitive Aussage kann nur eine Blutuntersuchung im Labor treffen. Die braucht aber Zeit. Eine gute Alternative ist ein CRP-Schnelltest, der vom Arzt innerhalb weniger Minuten in der Praxis ausgewertet wird. Bei diesem Test wird auf das C-reaktive Protein (CRP) untersucht. Ist dieser Wert hoch, spricht das für eine bakterielle Entzündung. Für Kinder angenehm: Der Test kommt mit wenig Blut aus, ein kleiner Piks in den Finger reicht aus.

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Diese Krankheiten sollten mit Antibiotika bei Kindern behandelt werden

Krankheiten, die durch Bakterien verursacht werden und mit einem Antibiotikum behandelt werden sollten, sind zum Beispiel:

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„In der Regel wägt jeder Kinderarzt sehr gut ab, ob das Kind auf die Hilfe eines Antibiotikums angewiesen ist“, so Dr. Bernd Hinrichs, Oberarzt in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Bei den genannten Krankheitsbildern jedoch mache eine Behandlung ohne Antibiotika, wenn überhaupt, nur im Einzelfall und unter enger ärztlicher Überwachung Sinn.

Das sind die Vorteile von Antibiotika bei Kindern

  • Antibiotika verkürzen die Krankheitsdauer, wenn sie richtig angewendet werden
  • Ihre Wirkung ist fast immer verlässlich
  • Oft geht es dem kleinen Patienten schon nach den ersten Gaben besser.

Auch wichtig: Die weitverbreitete Vermutung, durch Antibiotika verlerne das Immunsystem, sich mit Krankheitserregern auseinanderzusetzen, sei schlichtweg unzutreffend, so Dr. Hinrichs. Zur Therapie wählt der Arzt ein Antibiotikum aus, das gegen die jeweiligen krankmachenden Bakterien erfahrungsgemäß wirksam ist. Ist genügend Zeit vorhanden, kann im Labor ein Antibiogramm erstellt und für eine gezielte Therapie ein sicher wirksames Mittel gewählt werden.

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Du bist dir nicht sicher? Der „Faktencheck Gesundheit“ hilft

Wenn du dich nicht blind auf die Empfehlung deines Arztes verlassen möchtest, sondern mitentscheiden möchtest, ob dein Kind ein Antibiotikum einnimmt oder eben nicht, hilft der "Faktencheck Gesundheit" der Bertelsmann Stiftung weiter.

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Wenn es darum geht, Klarheit zu bekommen, ob ein Antibiotikum wirklich sinnvoll ist, schlägt er Eltern einige Fragen an den Kinderarzt vor:

  • Sprechen die Symptome eher für einen bakteriellen oder für einen Virus-Infekt?
  • Ist erst einmal eine Abwartezeit sinnvoll? Wie lange sollte sie sein? Welche Kontrollen sind sinnvoll?
  • Kann ein Schmerzmittel meinem Kind während des Abwartens helfen? Wenn ja, welches Mittel in welcher Dosierung?
  • Welche weiteren Maßnahmen können die Heilung unterstützen?
  • Welche Argumente sprechen für, welche gegen eine Antibiotika-Einnahme?

Tipp: Bist du unsicher, ob du den Einsatz eines Antibiotikums für dein Kind wirklich möchtest, sprich mit dem Arzt darüber, mit der Medikation noch einen Tag abzuwarten. Oft zeigt sich bei der Kontrolluntersuchung am nächsten Tag, ob eine Besserung auch ohne Antibiotikum eintritt oder ob der Verlauf doch schwerwiegender ist.

Unser Fazit zum Thema Antibiotika bei Kindern: Keine Frage – Antibiotika sind lebenswichtig, bei normalen Erkältungskrankheiten bringen sie aber mehr Schaden als Nutzen.

Worauf du bei der Einnahme von Antibiotika bei Kindern achten solltest

Für die Einnahme von Antibiotika gelten drei wichtige Regeln:

  1. Regelmäßig einnehmen.
  2. Nicht vorzeitig absetzen.
  3. Nicht mit Milch mischen.
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Weitere Tipps für die Einnahme von Antibiotika:

  • Regelmäßig einnehmen: Ein allzu typischer und häufiger Fehler etwa ist es, die Mittagsdosis zu vergessen - besonders bei Kindern, die schon in einer Krippe betreut werden. Der Tipp des Fachmanns: „In diesem Fall bitten die Eltern den Kinderarzt am besten um ein Medikament, das nur morgens und/oder abends genommen werden muss.“
  • Antibiotika bei Kindern nicht ins Fläschchen: Gerade Milchbestandteile können mit manchen Substanzen eine schwer lösliche Verbindung eingehen - das Medikament wird nicht oder nur verzögert aus dem Darm aufgenommen. Oft sind Übelkeit und Erbrechen die Folge. Außerdem können Arzneireste im Fläschchen zurückbleiben: Das Kind erhält nicht die notwendige Gesamtdosis.
  • Einnahmezeit beachten: Antibiotika bei Kindern sollten deutlich vor einer Mahlzeit auf leeren Magen gegeben werden. So können sie ihre Wirkung am besten entfalten. Wenn das Baby Antibiotika vom Löffel nicht einnehmen will In diesem Fall helfen kleine Medizinfläschchen mit Sauger, die es in der Apotheke zu kaufen gibt.

Mögliche Nebenwirkungen von Antibiotika bei Kindern

Im Allgemeinen gehen Ärzte verantwortungsvoll mit der Verschreibung von Antibiotika um – schon allein wegen der vielen möglichen Nebenwirkungen. Antibiotika sind Medikamente, die das Wachstum von Bakterien hemmen und diese abtöten.

Jedes Antibiotikum hat seine ganz eigene, spezifische Wirkung und bekämpft jeweils bestimmte Bakterien. Neben diesen sogenannten Schmalband-Antibiotika gibt es auch Breitband-Antibiotika, die bei einer Vielzahl unterschiedlicher Keime eingesetzt werden können. Alles Gründe, warum der Kinderarzt in jedem einzelnen Fall gut überlegen muss, ob ein Antibiotikum erforderlich ist – oder nicht.

Dr. Bernd Hinrichs, Oberarzt in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, rät davon ab, das Medikament eigenmächtig abzusetzen, weil es dem Kind besser geht. „Immer die vorgeschriebene Einnahmedauer einhalten – meist fünf bis sieben Tage“, sagt Dr. Hinrichs.

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Denn: „Nicht nur ein unnötiger Einsatz von Antibiotika kann dazu beitragen, dass Bakterien resistent werden und das Medikament wirkungslos bleibt sondern auch eine Unterdosierung.“ In einem solchen Fall reicht die Konzentration des Medikaments nicht aus, um die Erreger komplett abzutöten.

Wenn Antibiotika bei Babys oder Kleinkindern nicht wirken, hat das jedoch meist andere Gründe als resistente Bakterien. „Dann wurde die Infektion nicht durch Bakterien, sondern durch Viren ausgelöst“, so Dr. Hinrichs. „Vielleicht hat der Arzt auch nicht das richtige Medikament gefunden. Je nach Bakterienstamm, den es zu bekämpfen gilt, wirkt nicht jedes Antibiotikum gleich gut.“

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