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Exklusiv-Interview

Diese Kinderbuchfigur von Axel Scheffler ist kontrovers

Axel Scheffler Grüffelo im Interview
© Imago Images / epd-bild/HeikexLyding

Die meisten von euch werden ein Buch im Schrank haben, das von Axel Scheffler illustriert wurde. Denn der Illustrator zeichnet neben dem Kinderbuchklassiker "Der Grüffelo" auch viele weitere Kinderbücher, die seit Jahrzehnten Kinderherzen höher schlagen lassen. Im Exklusivinterview sprechen wir nicht nur über den Grüffelo, sondern über Kinderbücher, Herausforderungen und Ideensammlungen. 

Herr Scheffler, was bedeutet der Grüffelo für Sie?

Axel Scheffler: Es bedeutet vielerlei für mich. Das war mein großer Durchbruch, es ist das erfolgreichste Buch, was ich je gemeinsam mit Julia Donaldson gemacht habe. Und das, obwohl die anderen Bücher auch große Auflagen haben. Es ist in 120 Sprachen übersetzt und es ist eigentlich ein Monster-Erfolg. Ich probiere, nicht jeden Tag daran zu denken, sonst wird einem leicht schwindelig, wenn man überlegt, wie populär das Buch in vielen, vielen Ländern auf der Welt ist und wie viele Kinder das jeden Abend lesen. Aber ich bin natürlich auch stolz drauf und finde es auch toll, dass es so gut angekommen ist.

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Ich lese u.a. dieses Buch seit sehr vielen Jahren immer wieder vor. Aber das große Highlight meiner Kinder ist es, den Grüffelo in anderen Büchern von Ihnen zu suchen. In wie vielen Büchern findet man den denn eigentlich?

Man findet ihn nicht in jedem Buch, was ich mit Julia Donaldson zusammen gemacht habe. Man findet ihn sowieso nur in den Bilderbüchern, aber ich wollte auch nicht zu vorhersehbar sein. Es gibt also zwei, drei Bücher, in dem er nicht drin ist. In „Die Schnecke und der Buckelwal“ habe ich ihn ein Kind zum ersten Mal in den Sand zeichnen lassen. Seitdem tauchte er in den meisten Büchern versteckt auf.

Mir ist ehrlich gesagt erst beim Buch „Das Grüffelokind“ aufgefallen, dass der Grüffelo ein alleinerziehender Vater ist.

Ja, ein alleinerziehender Vater von einer Tochter. Im englischen Text ist das, glaube ich, noch deutlicher, dass es eine Tochter ist. Das hat sich einfach so ergeben, wir wissen nicht, was mit der Mutter ist. Sie taucht im Text von Julia nicht auf, und insofern habe ich die Mutter auch nicht gezeichnet. Man wird natürlich ständig gefragt von Kindern, was mit der Mutter sei, aber ich kann die Frage nicht beantworten. Das müssen die Kinder sich selber ausdenken, vielleicht die Mutter selbst dazu zeichnen. Was zwischen den beiden Büchern passiert ist, wissen wir nicht.

Das Grüffelokind

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Es gibt von Ihnen inzwischen ja eine sehr große Bandbreite an Kinderbüchern. Es beginnt bei „Pip & Posy“ für die ganz Kleinen und geht dann bis zu Kinderbüchern für Grundschulkinder. Ist das ein Wunsch von Ihnen, da möglichst viele Kinder abzuholen, eine große Bandbreite zu zeigen?

Das hat sich einfach so ergeben. Ich habe Ende der 80er-Jahre angefangen zu illustrieren und habe eigentlich auch ziemlich viele Sachen für Erwachsene gemacht. Aber im Kinderbuchbereich habe ich immer gedacht, ich mache was für jedes Alter, für die ganz Kleinen bis zu den Teenagern. Das kommt jetzt weniger vor, dass ich etwas für die Älteren mache, aber bis zum Lesealter von 10,12 Jahre habe ich immer auch Bücher illustriert. Für mich ist es natürlich auch abwechslungsreicher, verschiedene Dinge zu machen, als mich immer nur im Bereich des Bilderbuch-Alters zu bewegen.

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Gibt es eine Figur, die Ihnen einfach so richtig ans Herz gewachsen ist, die von anderen übersehen wird?

Das glaube ich nicht. Wenn ich Signierstunden oder Lesungen mache, dann merke ich immer, dass die Bücher fast alle ihre Liebhaber gefunden haben und es gibt eigentlich keinen, der übersehen worden ist. Ich werde oft gefragt, was mein Lieblingsbuch sei, und ich habe eigentlich kein Lieblingsbuch. Aber es gibt natürlich bei den vielen, vielen Bilderbüchern, die ich mit Julia Donaldson gemacht habe, welche, die ich lieber mag und andere, die ich weniger gerne mag.

Welches mögen Sie denn weniger gern?

Das darf ich jetzt wahrscheinlich nicht sagen, sonst wird mein Verlag sauer. Aber was ich besonders gerne mag, sind die etwas skurrileren und fantastischen Geschichten, wie „Räuber Ratte“ oder die Außerirdischen, „Die Schnetts und die Schmoos“, wie sie auf Deutsch heißen. Oder auch „Stockmann“. Also alles, wo es ein bisschen skurriler ist als in einer normalen Geschichte.

Räuber Ratte: Vierfarbiges Pappbilderbuch

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Aber „Räuber Ratte“ ist doch ein absolutes Highlight, finde ich. Ich verstehe überhaupt nicht, was man gegen ihn haben kann.

Es könnte natürlich kontrovers sein, dass er wirklich ein Bösewicht ist, ein Räuber und Kinder, die vielleicht nicht lernen sollten, dass man Dinge von anderen Tieren stiehlt. Aber er wird dafür ja auch bestraft am Ende. Die Moral wird also aufrechterhalten. Außerdem ist er so lächerlich, dass man ihn nicht besonders ernst nehmen kann.

Ich habe auch nicht das Gefühl, zumindest bei den Kindern, mit denen ich das lese, dass die so was gegen den haben. Es geht ja nicht ums Böse sein, sondern da kommen dann die Ente und das Pferd und alle verbünden sich. Das ist doch die eigentliche Message von dem Buch.

Genau, man kann sich wehren. Auch gegen die böse Ratte. Das ist es eine gute Lektion, die man da rausziehen kann.

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Woher kommen Ihre Ideen?

Tja, das ist immer die große Frage. Wo kommt meine Inspiration her? Das kann man nicht so genau sagen. Ich bin natürlich auf den Text angewiesen. Ideen kommen, wenn ich den Text lese. Das ist ja auch mein Job als Illustrator. Die Ideen kommen aus dem Text und kommen aus meinem Kopf auf irgendeine Art und Weise. In meinem Kopf ist alles das, was ich in all den Jahren an Büchern gesehen und an Lebenserfahrungen habe. Meine Fantasie wird daraus gefüttert, was ich in meinem Leben gesehen habe. So kommen die Ideen. Klarer kann ich das nicht definieren.

Das heißt, Sie beschränken sich nie? Dass Sie z.B. denken „Ich kann dem Grüffelo jetzt nicht diese Hauer malen“?

Doch! Das ist ja nicht so, dass ich völlig freie Hand hätte. Das Lektorat, gerade in Großbritannien, redet schon ziemlich mit. Die haben auch genaue Vorstellungen. Mein Ur-Grüffelo sah eigentlich schon ein bisschen gefährlicher aus, als der Grüffelo am Ende aussieht. Ich hätte den Wald vielleicht auch noch finsterer gemalt. Es gibt immer Beschränkungen, gerade im Bilderbuch habe ich nicht völlig freie Hand.

Gibt es Sachen, wo Sie denken, die würde ich heute anders zeichnen?

Ich habe eben schon den Wald beim Grüffelo erwähnt, den würde ich vielleicht noch dunkler und unheimlicher machen. Es gibt so Dinge, bei denen man denkt: „Das hätte ich jetzt anders machen können“. Der Grüffelo ist jetzt 25 Jahre alt. Ich höre häufig, dass er auch zeitlos ist, dass er Kinder immer noch anspricht. Insofern muss ich ja aber auch was richtig gemacht haben damals.

Wie finden Sie das denn, dass es jetzt einen Grüffelotag gibt? Das ist eine totale Ehre.

Es ist eine große Ehre, ja. Nächstes Jahr ist es 25 Jahre her, dass der Grüffelo als Buch erschienen ist. In England wird es auch Feierlichkeiten geben, da weiß ich aber noch nichts Genaues. Also, er wird gefeiert und es freut mich für ihn. Und ich werde sicher auch mit Julia Donaldson feiern.

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Sehen Sie sich eigentlich ab und zu mal, oder läuft die Zusammenarbeit zwischen Ihnen rein virtuell ab?

Wir hatten dieses Jahr 30-jährige Zusammenarbeit. Das erste Buch, „Mein Haus ist zu eng und zu klein“ erschien vor 30 Jahren und danach gab es eine Verlags Party, auf der haben wir uns zum ersten Mal getroffen. Wir sehen uns nicht, um an einem Buch zu arbeiten, aber wir sehen uns bei Signierstunden oder Auftritten. Das passiert nicht besonders häufig, da Julia auch ihr eigenes Programm an Shows hat. Da bin ich meistens nicht dabei. Aber wenn ich dabei bin, muss ich dann auch kleine Rollen übernehmen. Wir sehen uns bei speziellen Anlässen, wir machen vielleicht zwei bis viermal im Jahr gemeinsame Veranstaltungen. Sonst ist das alles getrennt.

Und ist die Zusammenarbeit mit Julia anders als mit den anderen, mit denen sie ja auch Bücher machen? Ich denke jetzt gerade an „Hey Duda“.

Oh, das ist so lange her. Eigentlich gibts bei mir nie eine direkte Zusammenarbeit mit dem Autor oder der Autorin. Es gibt ja auch Illustratoren- und Autorenteams, die ganz viel zusammen aushecken, zusammen sitzen und sich was ausdenken. Das ist bei mir nie der Fall gewesen. Ich kriege eigentlich immer den Text geliefert und habe dann auch keinen Kontakt mit dem Autor. Das läuft dann über das Lektorat, über den Verlag.

Für Hund und Katz ist auch noch Platz: Vierfarbiges Bilderbuch

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He Duda: Vierfarbiges Pappbilderbuch

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Jetzt haben Sie schon gesagt, Sie mögen natürlich alle Bücher irgendwie. Aber gibt es einen Favoriten, wo Sie sagen, den finde ich vom Text besonders toll. Es geht mir gar nicht um Ihre Illustrationen, es ist ja oft schwierig die eigene Arbeit objektiv zu beurteilen. 

Da gibt es jetzt viele. Julia ist einfach eine sehr, sehr gute Textschreiberin und ich bin immer wieder überrascht, wie gut sie das macht. Zum Beispiel „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“, der gerade im Englischen ein wunderbarer Text ist. Oder „Stockmann“ oder die Außerirdischen. Sie hat ja viele verschiedene Themen und das ist irgendwie schwierig zu sagen: Das ist jetzt mein Favorit, das ist jetzt das Beste.

Was ich an den Büchern von Julia und Ihnen sehr gut finde, ist, dass sie zeitlos sind. Viele Kinderbuchverlage bringen ja Bücher zu Themen raus, die gerade aktuell sind, sei das jetzt Umweltschutz oder Diversität. Das ist bei Ihren Büchern gar nicht so das Thema, und trotzdem kann man mit den Kindern total gut über ganz elementare Dinge ins Gespräch kommen.

Ja, das ist sicher richtig. Ich glaube, das sind elementare Themen. Julia ist auch eine Autorin, die nicht so sehr auf tagesaktuelle Themen reagiert. Ihre Geschichten sind irgendwie schon eher wie Märchen als zeitlose Geschichten angelegt, die nicht immer unbedingt eine Moral haben, die so offensichtlich ist. Ich finde das toll, dass sie das so subtil unterbringt, dass man beispielsweise hilfsbereit ist. Das finde ich gerade gut an ihr. Das ist sicher eine richtige Beobachtung, dass wir nicht so auf aktuelle Themen reagieren. Obwohl ich das manchmal auch sehr gut finde, wenn Bücher Themen ansprechen, die aktuell sind. Aber das ist nicht Julias Stil und ich muß mich an die Texte halten.

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Wobei wir natürlich auch von den Verlagen her schon seit Längerem darauf achten sollen, dass wir divers sind, dass Kinder mit anderer Hautfarbe dabei sind, Kinder im Rollstuhl zeigen. Das ist in England ein großes Thema und jetzt auch in Deutschland. Da nehmen wir schon Rücksicht drauf, gerade auch ich als Zeichner. Bei dem neuen Buch, was jetzt gerade in Arbeit ist, wurde mir auch wieder gesagt, ich müsste inklusiv sein und divers mit den Kindern, die auftauchen. Ich finde das auch richtig. Aber es kann natürlich manchmal auch zu weit gehen, denke ich.

Es ist ja auch ein Unterschied, wenn Sie Tiere illustrieren, sind die ja an sich divers, weil die alle in der Fantasie entspringen. Das ist, glaube ich, auch einfacher.

Das ist immer die beste Lösung. Tiere kann man relativ unkontrovers zeichnen.

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Wie lange dauert denn so ein Buch, bis Sie das illustriert haben? Wie ist die Zeitspanne von: Sie bekommen das Buch, das Skript bis zu dem Moment, wenn alles fertig ist?

Ich bekomme den Text ein Jahr, manchmal auch eineinhalb Jahre, bevor das Buch in die Buchläden kommt. Ich denke dann immer: „Ich habe ganz viel Zeit“, aber das ist nie der Fall. Ich mache das dann immer alles in letzter Minute. Bei dem neuen Buch, einem Pinguin-Buch, drängt die Zeit doch wieder sehr, ich habe da nur einen kleinen Spielraum. Ich muss das auf jeden Fall vor Weihnachten, aber eigentlich im Oktober irgendwann fertig kriegen. Und ich habe noch nicht angefangen. Es kommt immer etwas anderes dazwischen und ich hoffe, dass ich das hinkriege.

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Das heißt, Sie arbeiten am besten unter Druck?

Das ist wahrscheinlich ein bisschen so. Ich habe einerseits meine Buchprojekte, aber es kommen immer noch tausend andere Sachen dazu. Anfragen, ob ich dieses oder jenes mal schnell machen kann. Die Kehrseite des Erfolges ist, dass alle was von einem wollen. Ich bin nicht so gut im „Nein“ sagen und dann wird es immer leicht zu viel.

Wenn Sie Kinder im Rahmen von Lesungen oder Signierstunden treffen: Was wollen die denn am liebsten von Ihnen wissen?

Wenn ich Schulbesuche mache, stellen die alle möglichen Fragen. Nach meiner Lieblingsfarbe, nach meinem Lieblingsbuch … Alles mögliche, bis hin zu wie viel Geld ich verdiene und all so was. Also die ganze Bandbreite an Kinderfragen, mit denen werde ich dann konfrontiert.

Haben Sie sich eigentlich mal selbst in eines Ihrer Bücher gezeichnet?

Nee, nicht wirklich. Und ich kann auch eigentlich keine Leute karikieren oder zeichnen, wie sie wirklich aussehen. Das ist nicht meine Stärke. Ich bin auch nicht der Grüffelo, ich kann mich damit nicht identifizieren. Kein Fell, keine Hörner, keine Warze auf der Nase.

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Was zeichnen Sie denn am liebsten?

Ja, schon eher Tiere. Lieber kleine als große Tiere. Und möglichst nicht immer das Gleiche. Über den Pinguin als neuen Buchhelden bin ich ganz glücklich.

Ein Pinguin gab es von Ihnen, glaube ich, auch noch nicht so richtig. Außer bei „Die Schnecke und der Buckelwal“, aber da kam ja quasi jedes Tier vor. Was ich mich aber gerade frage: So richtig maßstabsgetreu ist nicht alles, was Sie so zeichnen.

Nee, überhaupt nicht. Ich würde auch nie behaupten, dass meine Tiere zoologisch korrekt sind oder die Anatomie stimmt. Das scheint aber niemandem zu kratzen. Es scheint ziemlich egal zu sein, weil die Tiere sind, so, wie ich sie zeichne und dann werden sie so akzeptiert. Man darf da nicht so genau hingucken, gerade die Größenverhältnisse stimmen ja oft nicht. Schnecke und Buckelwal, das wäre ja auch unmöglich, wenn man das wirklich berücksichtigen würde. Weil die Schnecke natürlich winzig, winzig klein wird.

Ich mag Ihre Illustrationen sehr, aber ich muss gestehen, es gibt so Bücher, da stolpert man beim Vorlesen so durch. Das ist schade.

Da würde ich Ihnen voll zustimmen. Also die Qualität der Übersetzung ist sehr unterschiedlich und es ist eine große Herausforderung, weil die Texte im Englischen so perfekt sind. Julia legt so viel Wert auf die Melodie und auf das laute Vorlesen. Das geht im Deutschen manchmal etwas verloren. Aber es ist auch wahnsinnig schwierig, das zu übersetzen, weil das meiste gereimt ist und sich das nicht immer so übertragen lässt. Das ist eine große Herausforderung.

Sie machen ja auch außerhalb von Kinderbüchern wahnsinnig viel. Was ist für Sie ein Erfolg oder ein Meilenstein, auf den Sie total stolz sind?

Das kann ich eigentlich so nicht sagen. Das sind einfach viel zu viele Bücher. Ich habe jetzt nicht irgendwie einen Favoriten. Das kann ich jetzt nicht so spontan beantworten. Was ich zum Beispiel auch mache und was jetzt in zwei oder drei Ausstellungen in Deutschland auch gezeigt wurde, sind Briefumschläge, die ich an Freunde schicke. Die illustriere ich. Das ist meine Spielwiese. Ich habe gerade gelesen, dass das Briefporto in Großbritannien wieder erhöht wird. Und wahrscheinlich werde ich irgendwann den letzten Brief schicken und er wird dann an die 150 Pfund kosten. Aber das mache ich immer noch. Ich schreibe immer noch Briefe und illustriere jeweils den Umschlag.

Das wurde jetzt in zwei Ausstellungen in Berlin, Leipzig und Frankfurt gezeigt. Und das ist eigentlich etwas, was ich schön zu sehen fand, mal so in der Bandbreite, was ich gemacht habe über die Jahre. Aber es ist kein Buch, kein kommerzieller Erfolg oder eine Veröffentlichung.

Ich finde das aber wichtig, auch mal über Sachen zu sprechen, die nicht nur mit den Büchern zu tun haben und auf die Sie trotzdem gern mit Stolz oder Freunde blicken. Eine Frage habe ich noch: Warum sind Sie denn Illustrator geworden?

Weil man irgendwas werden muss, wenn man erwachsen ist. Man muss ja mit irgendwas sein Geld verdienen. Das hat mir eine Weile gedauert, bis ich das herausgefunden habe, was ich machen wollte. Ich habe Kunstgeschichte in Hamburg studiert und das abgebrochen, dann meinen Zivildienst gemacht. Danach bin ich auf die Kunstschule in England gegangen und dann kam die Idee, dass Illustrator etwas sein könnte, was ich als Beruf machen kann. Ich habe viel gezeichnet und am Ende meine Mappe genommen und Sachen reingetan. Ich habe dann eigentlich auch gleich Aufträge gekriegt. Ich habe also die Sachen gezeigt und die kamen an und die Leute haben mir Aufträge gegeben. Kurz darauf war ich Illustrator und habe dann Geld für meine Zeichnungen bekommen. Zuerst hauptsächlich für Zeitschriften, aber auch Kinderbücher.

Das freut mich, dass es bei Ihnen so gelaufen ist. Ich glaube, dass das ja leider oft nicht so ist, sondern dass man ein bisschen länger braucht und durchhalten muss.

Ich glaube, ich habe einfach großes Glück gehabt, dass es so gekommen ist. Die 80er-Jahre waren in England eine goldene Zeit für Illustrationen. Alle Zeitschriften hatten viele Illustrationen drin, Buchumschläge waren illustriert. Das war, glaube ich, ein guter Moment, um da zu sein. Ich habe sofort Aufträge gekriegt und war natürlich nicht supererfolgreich sofort, aber nach einer Weile. Ich konnte von Anfang an meinen Lebensunterhalt damit verdienen. Ich bin da, glaube ich, bei einer sehr geringen Prozentzahl von Leuten, die wirklich von Illustrationen ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Das fällt ja auch vielen Autoren heute sehr schwer. Ich habe viel Glück gehabt.

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Haben Sie noch einen Tipp für Kinder, die sagen, ich möchte das auch mal probieren? Für die, die sagen: Ich interessiere mich dafür und mache gerade meine ersten Schritte in diese Richtung.

Da habe ich meine Standard-Tipps. Viel zeichnen, vielleicht auch Schreiben probieren und sich selber Geschichten auszudenken. Dann selber zu illustrieren und viele illustrierte Bücher angucken, schauen, was andere gemacht haben. Auch in Museen gehen und so viele Bilder angucken wie möglich, so viel zeichnen wie möglich. Und wenn man das ein bisschen ernsthaft machen will, auch verschiedene Techniken auszuprobieren. Zum Beispiel zu malen oder zu zeichnen oder mit Ölfarben oder was auch immer möglich ist, zu experimentieren oder Collagen zu machen. Es gibt viele Sachen, auch technisch unterschiedliche Sachen, die man ausprobieren kann.

Das heißt, es ist auch okay, erst mal jemanden zu kopieren und daraus dann den eigenen Stil zu finden? Bei irgendwas muss man anfangen und ich glaube, manchmal kann das überfordert sein von einem weißen Blatt zu sitzen.

Ich finde das auch okay. Ich habe als Kind auch Sachen durchgepaust und so. Manchmal heißt es ja, man soll das nicht machen. Ich glaube, alles was man zeichnet, kann einem was bringen oder einen weiterbringen.

Vielen Dank für das Interview und Ihre Zeit.

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