Trocken werden ist ein aufregender Meilenstein im Leben unserer Kleinen – und oft eine Herausforderung für uns Eltern. Spätestens, wenn der Kita-Start näher rückt, fragen wir uns, ob, wann und wie das Töpfchentraining starten sollte. Doch anstatt das Trocken werden zu forcieren, sollten wir uns lieber in Geduld üben. Deshalb lautet Regel Nummer 1: gelassen bleiben!
Ab wann die Windel abgewöhnen: Ist mein Kind bereit?
Die wichtigste Botschaft vorweg: Jedes Kind ist anders und wird in seinem eigenen Tempo trocken.
Es gibt kein "zu früh" oder "zu spät" – der perfekte Zeitpunkt ist dann, wenn euer Kind Interesse zeigt und körperlich dazu bereit ist. Das passiert in der Regel zwischen dem 18. Monat und dem 4. Lebensjahr.
5 Anzeichen für kindliches Interesse am Trocken werden:
- Signalisiert es, wenn die Windel voll ist?
- Zeigt es Interesse an Toilette oder Töpfchen?
- Bleibt die Windel länger trocken? (2-3 Stunden)
- Verbale oder nonverbale Hinweise auf Harndrang?
- Zeigt es den Wunsch, selbstständiger zu werden oder die Windel loswerden zu wollen?
Der Abschied von der Windel geschieht selten abrupt, sondern eher schleichend. Pipi-Pannen sind dabei völlig normal. Auch wenn viele Eltern verständlicherweise auf ein schnelles Ende der Windelzeit hoffen, ist Geduld gefragt (und viel viel Wechselwäsche!)
Eltern müssen verstehen: Trocken werden ist ein Reifeprozess
Wir neigen dazu, unser Kind mit anderen zu vergleichen – um dann das eigene Kind aufs Töpfchen zu drängen, nach dem Motto: "Die anderen brauchen doch auch keine Windel mehr!" Der Leistungsgedanke ist hier aber völlig fehl am Platz, denn das Trocken werden ist ein individueller Reifeprozess des Nervensystems, der sich nicht beschleunigen lässt.
Vergleichen lässt sich der Prozess mit dem des Laufen- oder Sprechenlernens – auch hier hilft nur eins: Warten, bis das Kind so weit ist. Darin sind sich auch Kinderärzt*innen einig:
"Das Alter, in dem Kinder beim Wasserlassen die vollständige Kontrolle erreichen, hat eine beträchtliche Spannbreite. Die meisten Kinder lernen das Trocken werden zwischen ihrem 3. und 5. Lebensjahr."
Zum anatomischen Hintergrund: Die Nervenbahnen zwischen Blase, Darm und Gehirn müssen sich so weit entwickelt haben, dass die Botschaft "Pipi" oder "Kacka" überhaupt übermittelt werden kann. Auch die Kontrolle über die Schließmuskeln muss erst gelernt werden. Ob das früher oder später passiert – alles gilt hier als normal, und egal. Erfahrene Kinderärzte reagieren komplett gelassen, wenn sie in ihrer Praxis besorgten Eltern gegenüberstehen:
"Wir interessieren uns für die sogenannte Sauberkeitserziehung als Mediziner zum Erstaunen vieler Eltern erst einmal gar nicht. Genauso wenig, wie wir stolz darauf sind, wenn ein Kind seine ersten Schuhe bekommt. Trocken werden ist kein Zeichen von Intelligenz."
Töpfchentraining: Ja oder nein?
Ist mit dem Begriff Töpfchentraining wirklich ein gezieltes Training gemeint, lautet die klare Antwort: Nein! Studien zeigen: Auch mit einem gezielten Training lässt sich das Trocken werden nicht beschleunigen. Zu frühes oder forciertes Töpfchentraining kann sogar kontraproduktiv sein.
Wenn unter Töpfchentraining der sanfte, leise Abschied von der Windel gemeint ist, ist es ein wichtiger Schritt beim Großwerden. Mit ein paar Tipps lässt sich der Start ins Windelfrei-Alter erleichtern:
Töpfchentraining Schritt für Schritt: So führt ihr euer Kind behutsam heran
- Wählt gemeinsam ein kindgerechtes Töpfchen aus
- Stellt das Töpfchen an einen gut zugänglichen Ort
- Erklärt spielerisch die Funktion des Töpfchens
- Lasst euer Kind zunächst bekleidet auf dem Töpfchen sitzen
- Geht mit gutem Beispiel voran und erklärt eure eigenen Toilettengänge
- Lobt jeden Erfolg, egal wie klein er erscheint
- Lasst euer Kind öfters mal ohne Windel herumlaufen
- Schaut euch gemeinsam Bücher zum Thema an, diese hier sind toll:
Gut zu wissen: Das nächtliche Trocken werden dauert oft viel länger als tagsüber. Reduziert dafür erst einmal die Flüssigkeitszufuhr am Abend, etabliert eine feste Abendroutine mit Toilettengang und verwendet wasserdichte Betteinlagen. Am wichtigsten ist, es nicht zu dramatisieren, wenn mal etwas daneben geht. Einige Kinder werden erst mit 5-7 Jahren nachts trocken und das ist völlig normal!
Die richtige Ausrüstung fürs Töpfchentraining: Was brauchen wir wirklich?
- Ein stabiles, bequemes Töpfchen oder ein Toilettenaufsatz
- Einen rutschfesten Trittschemel für die "große" Toilette
- Bequeme, leicht auszuziehende Kleidung
- Feuchttücher und Wechselkleidung für unterwegs
- Praktische Trainingsunterhosen
Spielerisches Töpfchentraining
Fürs Töpfchentraining gibt es die unterschiedlichsten Modelle. Diese gefallen uns besonders gut:
Die Erfolgsformel: Geduld & Gelassenheit
Auch wenn der Prozess des Trockenwerdens sich zieht und manchmal (besonders im Winter) nervt: Bleibt geduldig. Der Abschied von der Windel ist auch ein Verlust für euer Kind: Bis vor Kurzem gab es beim Windelwechseln auf dem Wickeltisch lustige Spielchen und Pusteküsse auf den Bauch. Diese Rituale wird eurer Kind vermissen. Versucht deshalb, auch den Gang aufs Töpfchen lustig und liebevoll zu gestalten und die Schmuseeinheiten an anderer Stelle nachzuholen.
"Falls es nicht gelingt, bitte nicht tadeln oder gar schimpfen!"
Blase und Darm sind stressempfindlich – deshalb ist Entspannung bei diesem Thema wichtig. Druck führt nicht zum Erfolg, sondern ganz im Gegenteil: Zu viel Druck kann dazu führen, dass das Thema Klo negativ besetzt wird und es keinen Fortschritt mehr gibt.
Rückschläge beim Töpfchentraining: Warum sie normal sind und wie wir damit umgehen
Rückschläge gehören dazu und sind kein Grund zur Sorge. Mögliche Gründe dafür können sein:
- Das Kind fühlt sich doch noch nicht bereit
- Stress oder Veränderungen im Alltag
- Krankheit oder Unwohlsein
- Geschwisterrivalität oder andere emotionale Belastungen
Bleibt in solchen Phasen besonders unterstützend und kehrt notfalls vorübergehend zur Windel zurück. Euer Kind wird den Faden wieder aufnehmen, wenn es bereit ist.
Aller Anfang ist schwer
Auch wenn noch nicht alles klappt, geht ihr einen Schritt in die richtige Richtung. Sehr praktisch in dieser Übergangszeit fand ich wiederverwendbare Wetbags, in denen ihr die Kleidung, die die Pipi-Panne aufgefangen hat, für den Heimweg aufbewahren könnt:
Töpfchentraining und Kita: Wie stimmen wir uns am besten ab?
Die Zusammenarbeit mit dem Personal eurer Kita ist beim Töpfchentraining Gold wert. Kommunikation ist jetzt besonders wichtig:
- Informiert die Erzieher*innen über eure Fortschritte zu Hause.
- Fragt nach der Routine in der Kita und passt euch, wenn möglich, an.
- Packt ausreichend Wechselkleidung ein.
- Besprecht, wie mit Missgeschicken umgegangen wird.
Das Trocken werden ist einer von vielen Meilensteinen, für den du Geduld aufbringen musst. Diese Entwicklungs-Phasen deines Babys erwarten dich außerdem bald:
Quellen: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V., Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung