Ein Aufreger, der durch die Presse ging: Im bayerischen Bissingen setzten besorgte Eltern durch, dass keine Geburtstagskuchen mehr in die Kindertagesstätte mitgebracht werden dürfen. Ziemlich clever, finde ich...
„Eltern empört über Kuchen-Mitbring-Verbot in bayerischem Kindergarten“ (FOCUS Online), „Wirbel um Kuchenverbot in Kita: Experten kritisieren Übervorsicht“ (Nordbayern.de) und „Kuchen-Verbot in bayerischem Kindergarten sorgt für Ärger“ (Merkur.de): Das sind nur einige von Dutzenden Schlagzeilen, die das Kindergarten-Kuchenverbot betreffen. Vielleicht hast du ja auch davon gelesen. Was ist da eigentlich genau passiert?
Eine Gruppe von Eltern, deren Kinder eine Kindertagesstätte im bayerischen Bissingen besuchen, hatte gefordert, dass in Zukunft keine selbstgebackenen Kuchen, aber auch keine anderen selbstzubereiteten Speisen, mehr mitgebracht werden dürfen. Der Grund: Sie zweifelten an, dass es bei allen Eltern daheim ausreichend hygienisch zuginge.
Sogar das Gesundheitsamt wurde wegen des Kuchenverbots eingeschaltet
Andere Eltern und sogar unbeteiligte Bürger des Ortes protestierten sofort und sammelten Unterschriften gegen das Vorhaben – ohne Erfolg. Denn nachdem auch das extra eingeschaltete Gesundheitsamt darauf hingewiesen hatte, dass "mitgebrachte Speisen mit Eiern oder nicht vollständig Durchgegartes problematisch sein könnten", gab die Kita-Leitung einen Elternbrief mit dem Kuchenverbot heraus.
Ein Sturm der Empörung brach los – doch offenbar wurden auch einige andere Einrichtungen vom Wirbel auf den Plan gerufen: Auch in der Kita meines zweijährigen Sohnes bekamen wir Eltern nur kurze Zeit später ein Schreiben in die Hand gedrückt. Kuchen ist jetzt auch bei uns verboten. Erlaubt ist lediglich ungeschnittenes Obst und Gemüse oder eine originalverpackte (!) Packung Gummibärchen, die das Geburtstagskind an seinem großen Tag mitbringen darf.
Kuchenverbot aus Hygiene-Aspekten? Come on...
"Was soll das?", denkst du vielleicht. Und auch mein erster Gedanke war: "Völlig übertrieben das Ganze!" Und: "Die armen Kinder von heute, die sich selbst am Geburtstag nur von Möhrensticks und Apfelschnitzen ernähren sollen." Ein Verbot aus gesundheitlichen Gründen, etwa weil es immer mehr Kinder mit Unverträglichkeiten gibt, hätte ich ja gerade noch nachvollziehen können. Aber aus Hygiene-Aspekten? Come on...
Haben die Eltern, die das Verbot ins Rollen brachten, also tatsächlich kleine Knigge-Experten zuhause, die sich brav zehn Mal am Tag freiwillig (!) die Hände waschen? Die sich nicht schon hundert Mal Sand auf dem Spielplatz in den Mund gesteckt haben, wo zahlreiche Katzen des Nachts Pipi machen? Und die das Essen ihrer eigenen Nasenpopel nicht faszinierend finden? Dann: Chapeau!
Trick 17 für weniger Geburtstags-Vorbereitung?
Doch dann kam ich ins Grübeln: Vielleicht sind diese Eltern einfach sehr viel cleverer als ich und haben sich einen überaus schlauen, weil nicht überprüfbaren Trick überlegt, damit sie nicht um Mitternacht vor dem Geburtstag ihres Kindes noch mühsam Smarties in die Schokoglasur auf den Bananen-Haferflocken-Muffins für die Kita drücken müssen.
Selbstverständlich nachdem sie schon die dreistöckige Geburtstagstorte für die Familie gebacken haben, die Geschenke verpackt, das Geburtstagsoutfit gebügelt, die Luftballons aufgepustet und die Girlanden aufgehängt haben. Weil sie schlicht und ergreifend keinen Bock drauf hatten. Wenn das so ist, dann nochmal von Herzen: Chapeau!
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