Es gibt so viele tolle Erziehungsratgeber, Instagram Accounts und Parenting Influencers auf TikTok, die uns helfen, schwierige Situationen mit unseren Kids zugewandt anzugehen. Aber in all der Flut der Infos gehen die einfachen Dinge dann manchmal unter. Und wir fragen uns: Brauchen wir wirklich noch einen Trend? Warum wir FAFO Parenting trotzdem gut finden – und woher es kommt.
Echt jetzt, noch ein Erziehungstrend? Das haben wir uns auch gefragt und mit den Augen gerollt. Denn zwischen Delfin-Eltern, Scaffolding Parenting und Crunchy Moms ist es schwer, den Durchblick zu behalten. Und sich noch aufs Wesentliche zu konzentrieren. Denn Kindererziehung ist schon hart genug, ohne noch irgendwelche Trends auszuprobieren. Und trotzdem suchen wir nach Lösungen für unseren Familienalltag.
Als eine Podcast-Folge zum Thema von Kylie Kelce (Taylor Swifts "Schwägerin") viral ging und FAFO auf TikTok schwappte, sind wir deshalb hellhörig geworden. Denn die Beispiele sind super einfach. Und kommen uns als Montessori-Fans auch mehr als bekannt vor.
Wofür steht FAFO Parenting?
FAFO ist kurz für "Fuck around and find out" – frei übersetzbar mit "Scheiß machen und rausfinden". Das erklärt auch schon die Kernidee: Wir lassen unsere Kinder Fehler machen und herausfinden, was dann passiert. Aber ganz so einfach ist FAFO Parenting dann doch nicht:
Wie geht FAFO Parenting?
FAFO Erziehung ist die vereinfacht ausgedrückte Version von natürlichen Konsequenzen nach Montessori. FAFO Parenting bietet sich in allen Situationen an, in denen die Sicherheit eures Kindes nicht infrage steht. In allen anderen Fällen sind klare Regeln und Grenzen natürlich genauso wichtig wie die Tatsache, dass ihr rechtzeitig eingreift.
Also: Euer Kind will keine Regenjacke anziehen? Gut! Dann wird es eben nass und lebt mit der Konsequenz, dass ihr eher nach Hause müsst. Es will nichts zu Mittag essen? Fein, dann hat es später eben Hunger. Es möchte nicht ins Bett? Dann ist morgen eben müde oder kommt zu spät zur Schule.
- Euer Kind trifft die Entscheidung, die es für richtig hält.
- Wenn die negative Konsequenz eintritt, seid ihr für euer Kind da.
Das war's auch schon!
Warum FAFO Parenting funktioniert
Die Methode, wie Kinder aus ihrem Verhalten lernen, wird in der sanften Erziehung gerne anstelle von Schimpfen und Strafen eingesetzt. Und funktioniert echt super! Denn mit FAFO habt ihr eine Win-win-Situation:
- Ihr vermeidet einen Power-Struggle: Wer schonmal einen Machtkampf mit seinem Kind durchgestanden hat (also wir alle!), weiß: Sie sind unglaublich nervenzehrend für alle Beteiligten, bringen keinerlei gute Resultate und haben auch keinen Lerneffekt.
- Euer Kind kann Verantwortung übernehmen: Indem sie in machbaren Bereichen ihres Lebens bestimmen dürfen, wird das kindliche Bedürfnis gestillt, alles selber zu machen.
Wie die sanfte Erziehung genau funktioniert, fassen wir hier im Video zusammen:
Warum natürliche Konsequenzen helfen
Logische oder auch natürliche Konsequenzen sind Erfahrungswerte, mit denen unsere Kids die Welt besser kennenlernen können. Gleichzeitig sehen wir Eltern uns nicht in der Rolle, unserer Kids oder ihre Gefühle kontrollieren zu müssen. Sondern eher in der, sie emotional zu begleiten, wenn etwas nicht klappt. Und ihnen zu helfen, daraus zu lernen. Um bei der Regenjacke zu bleiben:
Das nächste Mal zieht euer Nachwuchs vielleicht lieber die Jacke an, um länger auf dem Spielplatz bleiben zu können.
Natürliche Konsequenzen stärken unsere Kids, aber auch unsere Eltern-Kind-Bindung, denn sie sind nachvollziehbar, gewaltfrei und nehmen uns die Rolle ab, "künstliche" Konsequenzen einzuführen ("Wenn du jetzt nicht dein Zimmer aufräumst, kommt das Tablet weg!")
Wichtig: Die Konsequenz sollte nicht sein, dass euer Kind krank wird oder auf andere Weise zu Schaden kommt. Sondern die, dass dann eben ein Erziehungsschritt folgt, der seine Sicherheit garantiert.
FAFO schützt euch also nicht vor der elterlichen Verantwortung. Und (leider) auch nicht unbedingt vor Wutanfällen. Aber kann euren Alltag und den eurer Kids dennoch sehr entspannen.
Kritik an FAFO Parenting
- Situationsabhängig: Der Erziehungsstil funktioniert nicht in allen Situationen. Häufig können unsere Kids überhaupt nicht einschätzen, wie groß das Ausmaß ihrer Handlungen ist. Dann ist es wichtig, dass wir sie darin begleiten, Entscheidungen zu treffen. Und ihre Würde und Sicherheit schützen.
- Funktioniert nur als Teil der sanften Erziehung: Dazu kommt, dass FAFO nur als Teil des Gentle Parentings und der autoritativen Erziehung funktioniert. Sobald die Konsequenz von den Eltern als Strafe gesehen wird, kann man nicht mehr von FAFO Parenting sprechen.
- Kein Freifahrtschein für (emotionale) Vernachlässigung: Wir sehen immer mehr Videos auf TikTok, wo Eltern ihre Kids in FAFO Situationen bloßstellen: "Hab ich dir doch gesagt". Erziehung unter dem Namen der Gewaltfreiheit so darzustellen, ist natürlich kritisch.
- Liebevolle Reaktion ist umso wichtiger: Abwertende oder hämische Reaktionen können eure Eltern-Kind-Bindung und auch das Selbstvertrauen eurer Kinder nachhaltig schädigen.
Wir dürfen nicht vergessen, dass FAFO komplexe Situationen vereinfacht, die die Erziehung unserer Kids täglich aufwirft.
Deshalb: Schätzt die Situation vorher ein, lehnt euch zurück, bleibt liebevoll und bestimmt. Dann kann FAFO, wie auch Lazy Parenting im Alltag sehr entlasten und eure Kinder stärken.
Probiert's doch mal aus!