Die sozial-emotionale Entwicklung findet ab Tag 1 statt, eigentlich sogar schon in Mamas Bauch. Schon früh werden die wichtigsten Grundlagen gelegt, damit Kinder später ihre Gefühle ausdrücken und sich in andere hineinversetzen können.
- 1.Was ist emotional-soziale Kompetenz?
- 1.1.Emotionale Intelligenz bei Kindern: In kleinen Schritten voran
- 1.2.Emotionale Kompetenz: Mit Gefühlen umgehen können
- 1.3.Soziale Kompetenz: Kinder lernen durch Nachahmung
- 2.Die emotionale und soziale Entwicklung in der Übersicht
- 2.1.Erstes Lebensjahr
- 2.2.Zweites bis drittes Lebensjahr
- 2.3.Viertes und fünftes Lebensjahr
- 2.4.Ab dem sechsten Lebensjahr
- 3.Die sozial-emotionale Entwicklung fördern: Rollenspiele sind angesagt
- 4.Sozial-emotionale Störung: Verständnis ist wichtig!
Was ist emotional-soziale Kompetenz?
Emotionale und soziale Kompetenzen bedingen einander, denn eine gut ausgeprägte emotionale Kompetenz bedeutet gleichzeitig eine hohe soziale Kompetenz. Kinder, die Emotionen zum Ausdruck bringen können, reagieren entsprechend auf andere Kinder, was wiederum für eine soziale Kompetenz unter Kindern spricht. Sie empfinden Empathie für andere und interagieren sozial miteinander.
Dies müssen die Kleinen allerdings erst lernen und das geht Stück für Stück und beginnt (dann auch für alle anderen sichtbar) mit dem ersten Lächeln des Babys, wenn Mama oder Papa es freudig anschaut.
Emotionale Intelligenz bei Kindern: In kleinen Schritten voran
Wer Babys schon mal beobachtet hat, wird merken, dass sie sich selbst noch nicht als eigenständige Person wahrnehmen. Deswegen sprechen sie auch über sich in der dritten Person und sagen erst später “ich” bzw. “du”. Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr sind die Gefühle dann schon mal außer Rand und Band - Eltern wissen, was gemeint ist.
Die Kleinen empfinden widersprüchliche Gefühle und merken, dass sie diese nicht klar äußern können. Darüber hinaus bemerken sie auch, dass sie bei anderen Personen mit ihren Gefühlen Reaktionen auslösen können. Dies ist allerdings nicht als Provokation im negativen Sinne zu deuten, sondern als wichtiger Entwicklungsschritt hinsichtlich der sozial-emotionalen Intelligenz.
Entscheidend für die soziale und emotionale Kompetenz ist das Kindergartenalter. Hier lernen sie beim Spielen mit anderen Kindern Rollen- und Perspektivwechsel vorzunehmen.
Es ist also im Prinzip einfach soziale Intelligenz zu fördern: Bringt Kinder zusammen und lasst sie in Ruhe spielen. Auch gerade bei Konfliktsituationen sollten sich Eltern und generell Erwachsene möglichst raushalten. Hier lernen die Kleinen Verständnis für andere zu haben und eben auch, aus diesen Situationen wieder herauszufinden.
Selbstverständlich können wir uns irgendwann einschalten, spätestens wenn die Kleinen sich nur noch im Kreis drehen. Ihr könnt dann eine Vermittlerrolle einnehmen und beispielsweise die Gefühle der Beteiligten verbalisieren. Stellt Fragen wie: “Wie fühlst du dich dabei?”
Im Grundschulalter festigen Kinder ihre sozial-emotionale Entwicklung. Sie knüpfen Freundschaften, welche sie auch selbst pflegen wollen. Sie lernen, Kompromisse einzugehen.
Emotionale Kompetenz: Mit Gefühlen umgehen können
In der Entwicklungspsychologie wird von folgenden Fertigkeiten ausgegangen:
- Erkennen des Emotionsausdrucks anderer Personen
- eigener mimischer Emotionsausdruck
- Benennen von Emotionen
- Empathie und Verständnis
- Emotionsregulierung
All dieser Fertigkeiten lernen Kinder mit der Zeit.
Soziale Kompetenz: Kinder lernen durch Nachahmung
Die soziale Kompetenz ist ebenso Teil der sozial-emotionalen Entwicklung. Papilio.de definiert diese wie folgt:
Etwas umfassender definiert ist soziale Kompetenz die Fähigkeit einer Person, persönliche Ziele in sozialen Interaktionen zu erreichen, während positive Beziehungen zu anderen über die Zeit und über verschiedene Situationen aufrecht erhalten werden. Dies gelingt natürlich nur, wenn die Kleinen sich selbst von anderen unterscheiden können.
Papilio.de
Die emotionale und soziale Entwicklung in der Übersicht
Es dürfte bereits klar geworden sein, dass die sozial-emotionale Entwicklung in Stufen verläuft. Basis bildet das Urvertrauen, welches Babys im ersten Lebensjahr entwickeln.
Welche Fähigkeiten die sozial-emotionale Entwicklung ausmachen, zeigt folgende Tabelle:
Erstes Lebensjahr
- Äußerung der Bedürfnisse
- Erkennen von Gefühlen z. B. der Eltern
- Beeinflussbarkeit anderer durch Emotion
Zweites bis drittes Lebensjahr
- Erkennen und Äußerung eigener Gefühle
- Lernen eigene Gefühle zu kontrollieren
- bewusstes auslösen von Emotionen bei anderen
Viertes und fünftes Lebensjahr
- Entwicklung der Empathie
- Umgang mit widersprüchlichen Gefühlen
- eigene Gefühle von Gefühlen anderer zu unterscheiden
Ab dem sechsten Lebensjahr
- Kontrolle der eigenen Gefühle
- Verständnis für andere
Die sozial-emotionale Entwicklung fördern: Rollenspiele sind angesagt
In aller Regel braucht es nicht viel, um Kinder sozial-emotional zu fördern. Verbringt mit ihnen Zeit und gebt euch euren Spielideen hin - zugegeben nach dem zehnten mal Baby spielen, haben wir dann auch irgendwann keine Lust mehr.
Rollenspiele sind für Kinder deshalb so wichtig, weil sie sich aktiv mit anderen Rollen beschäftigen und sich in diese hineinversetzen. Sie erleben so die Gefühle und lernen sie zu artikulieren.
Auch Gesellschaftsspiele sind super. Und da muss es nicht das neuste vom neusten sein. “Mensch Ärger dich nicht” reicht hier völlig aus. Durch Rausschmeißen lösen die Kinder selbst Emotionen beim Gegenüber aus, Gleiches gilt natürlich anders herum. Sie lernen auf diesem Wege damit umzugehen. Und wir alle wissen: Auch verlieren will gelernt sein.
Tipp der familie.de-Redaktion: Wer keine Lust mehr auf “Mensch ärger dich nicht hat”, für den haben wir eine super Alternative: “Dog, die Letzten beißen die Hunde” (über Alternate)*. Das Spielprinzip ist ähnlich, allerdings bildet man mit seinem Gegenüber ein Team. Es kommen keine Würfel zum Einsatz, sondern Handkarten. Aber eins ist gleich: Am Ende müssen alle Spielfiguren im Haus stehen. Das Spiel ist ab acht Jahren. Ein Dauerbrenner, versprochen!
Für Kleinkinder und Babys ist es vielleicht noch ein bisschen früh, eine Runde “Mensch ärger dich nicht” zu spielen. Bücher vorlesen und hier die Gefühle der Figuren zu benennen und dies später die Kinder selbst machen zu lassen, fördert ebenso die sozial-emotionale Entwicklung.
Sozial-emotionale Störung: Verständnis ist wichtig!
Jedes Kind hat sein Tempo. Insofern gilt es Ruhe zu bewahren, wenn ein Kind in seiner emotional-sozialen Entwicklung vielleicht noch nicht so weit ist, wie Gleichaltrige. Auch gehören Verhaltensweisen wie Lügen oder auch mal körperliche Auseinandersetzungen zur Entwicklung emotionaler Intelligenz dazu.
Ein Kind lernt erst mit der Zeit, was in seinem sozialen Umfeld und auch in der Gesellschaft akzeptiert wird und was nicht. Wichtig ist, mit dem Kind in Austausch zu treten und nicht zu schimpfen oder gar zu bestrafen. Vertraut darauf, dass sie mit der Zeit lernen, ihre Impulse zu kontrollieren. Und gewünschtes Verhalten vorleben!
Häufen sich allerdings solche Zwischenfälle, kann es sein, dass eine sozial-emotional bedingte Störung vorliegt. Die Ursachen sind vielfältig und liegen häufig schon in frühen Kindertagen. Hilfe erhaltet ihr in erster Linie beim Kinderarzt. Auch der Kindergarten bzw. die Schule sind gute Ratgeber und arbeiten ggf. mit Psychologen oder ähnlichem Fachpersonal zusammen.
Quellen: Papilio.de über Sozial-emotionale Kompetenz, Kindererziehung.com über emotionale Entwicklung, Neurologen und Psychiater im Netz über sozial-emotionale Entwicklungsstörung
Fürsorge & Liebe
Häufig machen sich junge Eltern um alles viel zu viele Gedanken. Ich kann nach einem Jahr Mamasein nur sagen: Vertraut euch und euren Kids. Die sozial-emotionale Entwicklung findet im Hintergrund statt, wenn wir für die Kleinen da sind und gerade im ersten Lebensjahr auf ihre Bedürfnisse eingehen. Wenn wir unsere Kids so behandeln, wie wir auch behandelt werden wollen, ihre Gefühle zulassen und ihnen dabei helfen, sie zu verarbeiten, wird alles gut. Ich empfehle an dieser Stelle das tolle Interview meiner Kollegin mit dem Co-Autor von Jesper Juul Mathias Voelchert zum Thema autonome Kinder.
So faszinierend und hilfreich zu wissen ...