Wenn ihr wie wir Fans der Montessori-Pädagogik seid, fragt ihr euch bestimmt, wie ihr mehr davon in eure eigenen vier Wände holen könnt. Pinterest und Co. sind voll von tollen Ideen, wie ihr eure Küche im Montessori-Stil einrichten könnt. Aber auch schon mit ein paar ganz einfachen Veränderungen könnt ihr die Prinzipien Montessoris umsetzen. Wir zeigen euch, wie wir's gemacht haben.
- 1.Warum ist eine Montessori-inspirierte Küche sinnvoll?
- 2.7 Tipps, wie ihr eure Küche nach Montessori einrichten könnt
- 2.1.#1 Geschirr in Griffweite
- 2.2.#2 Besteck zur freien Auswahl
- 2.3.#3 Getränke immer erreichbar
- 2.4.#4 Snacks sicher griffbereit
- 2.5.#5 Lernturm zum Kochen und Händewaschen
- 2.6.#6 Putzlappen und Co. startklar haben
- 2.7.#7 Gemeinsam essen
Es gibt so viele wundervolle Montessori-Einrichtungs-Hacks und Ideen, aber in der Realität können wir Familien uns oft nicht komplett mit neuen Montessori-Möbeln eindecken. Und so arbeiten wir dafür lieber mit den Dingen, die wir bereits haben − aus Zeit-, Geld- und Nachhaltigkeitsgründen. Für die Umsetzung der Montessori-Gedanken sind aufwendige Hacks zum Glück oft gar nicht nötig, aber eine tolle Inspiration! Maria Montessori war es wichtig, Kindern eine authentische, übersichtliche Umgebung zu bieten, in der sie sich so leicht und sicher zurechtfinden können wie wir Erwachsenen. Und das lässt sich auch mit ein paar kleinen Tricks in eurer Küche umsetzen.
So kann Montessori zu Hause funktionieren
Unsere Wohnung nach Montessori umzugestalten ist eine wundervolle Idee, um unseren Kindern ein Stück mehr Welt zu schenken. Aber die Montessori-Prinzipien lassen sich zu Hause ganz anders anwenden, als in einer Montessori-Schule oder -Kita. Schließlich wird dort das Konzept von ausgebildeten Pädagog*innen in einer gemischten Gruppensituation umgesetzt.
Daheim geschieht es dann eher frei nach unserem persönlichen Erziehungsstil und innerhalb unseres Familienkreises, der eine ganz andere Dynamik hat. Das macht aber gar nichts und ist sogar super, schließlich ist es nicht die 1:1 Umsetzung, die zählt, sondern der Gedanke, die Bedürfnisse unserer Kinder nach Freiheit, Selbstbestimmtheit und Lernmöglichkeiten zu erfüllen. Mit viel Liebe, Aufmerksamkeit und unserem eigenen Dreh.
Warum ist eine Montessori-inspirierte Küche sinnvoll?
Die Küche ist ein Ort, an dem unsere Kinder an vielen Alltagsmomenten teilhaben können. Allerdings ist sie auch gespickt mit Gefahrenquellen, von denen wir sie am liebsten fernhalten wollen. Das kann oft zu Frustration auf beiden Seiten führen, schließlich wollen unsere Kinder (und das ist auch Montessoris Gedanke) in unsere Erwachsenenwelt eintauchen, uns imitieren und verstehen. Ofen, Reinigungsmittel, scharfe Messer und Co. bleiben dafür am besten gesichert und außer Reichweite (schaut hierzu gern bei unseren Tipps vorbei, wie ihr eure Wohnung kindersicher gestalten könnt).
Aber mit ein paar Handgriffen bekommen Kinder mehr Unabhängigkeit und können lernen, sich an allen Vorgängen in der Küche zu beteiligen.
Auf welchen Grundprinzipien die Montessori-Lehre aufgebaut ist, seht ihr hier im Video:
Was sind die Vorteile einer Küche im Montessori-Stil?
Für viele Dinge gibt es sichere Alternativen bzw. einen Weg, unsere Kinder zu involvieren. Das hat für sie die Vorteile, dass sie sich selbstständiger versorgen und auf natürliche Weise viel dazulernen können. Und für uns, dass wir uns zum Einen mehr Zeit mit unseren Kindern schaffen (zusammen kochen, Tisch decken, Spüli ausräumen, statt alleine schnell zwischendurch) und sie so lernen, sich aus eigener Motivation im Haushalt einzubringen.
- schafft Freiheit
- fördert Selbstständigkeit
- baut Selbstvertrauen auf
- bildet Verantwortungssinn
- involviert Kinder im Haushalt
- mehr Zeit in der Familie
- weniger Stress/Druck für uns Eltern
7 Tipps, wie ihr eure Küche nach Montessori einrichten könnt
#1 Geschirr in Griffweite
Die meisten Kids lieben es, sich ihr Geschirr selber auszusuchen. Das muss ja mit der Motiv- oder Farbwahl gar nicht enden. Wenn wir alles (am besten sortiert) in Reichweite für sie aufbauen, können sie uns helfen, den Tisch zu decken – und sich auch zwischendurch selber einen Becher oder Teller schnappen. Das schenkt so viel Autonomie und Vertrauen (und kann vielleicht auch den ein oder anderen Wutanfall vermeiden).
Bei Montessori werden von Anfang an, also ab Beikostalter, echte Gläser, Teller und Schüsseln aus Keramik und Metallbesteck angeboten. So lernen Kinder direkt den Umgang mit zerbrechlichen Gegenständen und spüren unser Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Aber ihr kennt eure Kinder am besten und könnt natürlich auch auf unkaputtbare Alternativen setzen − besonders dann, wenn ihr die eben auch schon zur Verfügung habt. Wir haben tatsächlich einen Mix im Angebot.
Ihr habt nicht den Platz, um so ein tolles Regal wie im Bild einzuräumen? Wir leider auch nicht. Vielleicht ist ja ein Trolley wie in der Kita eine gute Idee? Oder ihr macht es wie wir und räumt eine tiefe Schublade frei. Nicht ganz so cool, aber das gleiche Prinzip.
#2 Besteck zur freien Auswahl
Ob ihr euren Kindern Metall-, Plastik- oder Besteck aus Ökomaterialien anbietet, ist euch überlassen. Es in Reichweite zu haben, ist aber eine gute Idee. Ihr könnt es im Montessori-Stil in Gläsern oder Containern neben dem Geschirr eurer Kinder platzieren. Wir haben unseren Besteck-Kasten weiter nach unten gepackt, sodass alle gut rankommen und sich ihre Löffel und Co. aussuchen können. Die scharfen Messer sind natürlich nicht mit drin.
#3 Getränke immer erreichbar
Ein wichtiger Punkt einer Küche nach Montessori-Prinzip ist es, dass Kinder sich selbst ihre Getränke nehmen können. Schließlich sind Waschbecken und Flaschen der Erwachsenenwelt schwer erreichbar und bedienbar. Ihr könnt es, wenn ihr Platz, Zeit und das Budget dafür habt, so richtig toll gestalten wie in diesem Post und eine simple Spielküche im Montessori-Stil voll funktionstauglich machen.
Alternativ stellt ihr wie wir Becher und eine leicht bedienbare Karaffe auf Kinderhöhe auf. Ihr könnt auch in einen Wasserspender investieren, der euch garantiert auch auf der nächsten Geburtstagsparty gute Dienste leistet.
Simpel ist oft besser ...
Die Getränkespender aus Glas sehen toll aus und sind auch die nachhaltigere Wahl. Unserer Erfahrung nach kann der Hahn aber für Kinder sehr fummelig sein und der Spender schnell umkippen. Also testet es am besten selber vorher aus, bevor ihr sie für eure Kinder aufstellt. Übrigens sind ein simples Kännchen oder ein kleiner Krug total ausreichend und schulen die Motorik genauso. Unsere Kids holen sich ihr Wasser dazu am liebsten mit dem Lernturm direkt frisch aus dem Hahn.
#4 Snacks sicher griffbereit
Kann es wirklich klappen, unsere Kinder ihre Snacks selber wählen zu lassen? Mit ein paar Tipps absolut!
Wenn sie Snacks in Reichweite haben, können Kinder selber bestimmen, was und wie viel sie davon essen wollen − und somit ein Gefühl und Verantwortungsbewusstsein für ihren Körper entwickeln. Besonders kletterfreudige Kinder sind so auch sicherer unterwegs, statt sich an den Regalen langzuhangeln, um an die versteckte Keksdose zu kommen. Ja genau, die steht bei uns auch in voller Reichweite und ist durchaus manchmal mit Oreos und Co., öfter aber Vollkornkeksen oder Selbstgebackenem gefüllt.
Wir Eltern haben immer noch die Wahl, was wir unseren Kindern anbieten wollen. Bei uns findet ihr z. B. Folgendes immer im Snackregal:
- Cracker
- Früchteriegel
- Quetschies
- Müsli
- Brezeln
- Trockenfrüchte
Im Kühlschrank könnt ihr kleine Container mit Gemüsesticks, Joghurt-Dip, Käsestangen, frischem Obst und gekochten Eiern platzieren. Wir schnippeln einfach ein paar Sachen extra, wenn wir morgens die Lunchboxen für die Kita packen.
Wir setzen auf unzerbrechliche und verschließbare Container wie diese hier:
Ihr könnt natürlich auch einfach alte Einmachgläser und Co. verwenden, wenn eure Kinder mit Zerbrechlichem gut zurecht kommen.
#5 Lernturm zum Kochen und Händewaschen
Ein Montessori-Lernturm in der Küche ist eine tolle Sache, weil unsere Kinder so auch an Spüle und Arbeitsplatte rankommen, aufpassen und mithelfen können. Schaut am besten bei unserem Lernturm-Test vorbei, bevor ihr euch für ein Produkt entscheidet, denn nicht alle sind gleich empfehlenswert und sicher. Aber es muss auch nicht immer der teure Lernturm sein: Kinder ab ca. 4 Jahren können auf einem normalen Tritthocker oder Stuhl mithelfen.
Überlegt euch, wie ihr euer Kind involvieren wollt: Waschen, Rühren, Schälen und Schneiden sind Aktivitäten, bei denen schon Kleine unter Aufsicht mithelfen können. Die richtigen Utensilien helfen ihnen, den sicheren Umgang mit scharfen Gegenständen zu lernen. Wir haben z. B. diese Montessori-Kindermesser. Auch Apfelschneider etc. können schon von Kleinen benutzt werden.
Übrigens: Lerntürme sind wundervoll, aber es geht auch komplett ohne. Dann schnippelt und rührt ihr mit euren Kindern halt am Esstisch! Ihr wisst nicht so richtig, wo ihr anfangen sollt? Tolle Aktivitäten, bei denen Kinder mithelfen können, sind z. B.:
- Gemüse und Obst waschen
- weiches Obst und Gemüse schneiden (für Minis, geübte Kinder auch schon härteres)
- Brote schmieren
- Eier aufschlagen
- gekochte Eier schälen
- Reis, Linsen etc. waschen
- Mehl, Pasta etc. abmessen
- Pizza belegen
#6 Putzlappen und Co. startklar haben
Wo Kids in der Küche (oder überall anders) zu Gange sind, da wird gekleckert, verschüttet und verschmiert. Auch das gehört zum Lernen dazu! Eine natürliche Konsequenz nach Montessori ist es aber auch, dass wir das wieder sauber machen. Also haltet (wiederverwendbare) Küchenrolle, Lappen, Handtücher und Besen griffbereit und zeigt euren Kids, wo sie alles finden. So können sie lernen, selber aufzuwischen. Wichtig ist auch, dass sie sich nach dem Verwenden von Mehl, Eiern und Co. richtig die Hände waschen. Also am besten habt ihr Seife und Handtuch schon in der Küche startklar und schnell erreichbar.
#7 Gemeinsam essen
Eine Sache, die bei Montessori sehr wichtig ist, ist das gemeinsame Essen, das Kinder in den Einrichtungen an kleinen Kindertischen und -stühlen zelebrieren. Wenn ihr also Platz habt, könnt ihr einen eigenen Tisch mit Stühlen für eure Kids aufstellen (auch toll für die Bastelecke!). Der Hauptgedanke daran ist, dass sie sich (je nach Alter) alles selber leicht hinrichten und abräumen können und sich eigenständig setzen und aufstehen können.
Ihr habt keinen Platz für einen Kindertisch? Nicht schlimm! Wichtig ist, dass Kinder genau wie wir an allen Prozessen beim Essen teilhaben können. Ein Hochstuhl, der direkt an den Esstisch geschoben werden kann, ist z. B. eine tolle Alternative.
Unsere Kids klettern mit Hilfe eines Hockers auf eine Bank und essen am großen Esstisch, der etwas niedriger ist als der Standard (Vintage DDR mit gekürzten Beinen). Ist nicht dasselbe, aber für uns eine gute Alternative und die Kinder kommen super ohne Hilfe klar.
Macht euch keinen Druck!
Es gibt so viele tolle "Montessori"-Videos und Posts, die Kleinkinder in perfekt organisierten Küchen beim selbstständigen Schnippeln, Kochen etc. zeigen. Wenn eure Kinder nicht soweit sind, sie andere Interessen haben oder es weniger geordnet und viel chaotischer abläuft, dann geht es euch wie uns!
Bei Montessori geht's überhaupt nicht darum, den Druck auf Kinder oder Bezugspersonen zu erhöhen. Sondern darum, dass wir ihnen die Möglichkeiten zur Verfügung stellen, sich auszuprobieren und in unserer "echten" Welt zu leben. Ihr entscheidet, wie weit das in eure Familie passt. Schließlich sieht auch jede Realität einfach anders aus.