Beim Conscious Parenting geht es darum, bewusster mit uns und unseren Kindern umzugehen. Dabei hat der Erziehungstrend viel mit Entschleunigung und Achtsamkeit zu tun. Und damit, dass wir unsere eigene Kindheit ernst nehmen, um unseren Kindern respektvoll begegnen zu können. Klingt heavy, aber wir haben 8 Tipps, wie ihr bewusster auf eure Kids reagiert. Und so ganz leicht mehr Zeit, Quality Time und Glückseligkeit in euren Alltag bringt!
- 1.Was ist Conscious Parenting?
- 2.Conscious Parenting: 8 Tipps für mehr Achtsamkeit
- 2.1.#1 Kinder als eigenständige Personen wahrnehmen
- 2.2.#2 Zuhören statt Reden
- 2.3.#3 Lösungen bei uns selbst suchen
- 2.4.#4 Eigene Trigger erkennen
- 2.5.#5 Zeit lassen
- 2.6.#6 Erwartungen runterschrauben
- 2.7.#7 Flexibilität zeigen
- 2.8.#8 The Bigger Picture – das große Ganze sehen
Die meisten von uns bevorzugen einen oder zwei Erziehungsstile, mit denen wir uns identifizieren und versuchen, diese dann so gut es geht umzusetzen. Das Tolle an der heutigen Vielfalt an Ratgebern ist aber, dass wir uns nicht auf eine Schiene beschränken müssen, es gibt einfach so viele gute Ansätze, mit denen wir uns identifizieren können. So ist auch das Conscious Parenting eine Philosophie, die uns im Alltag jede Menge Vorteile bringen kann.
Was ist Conscious Parenting?
Conscious Parenting – 'bewusste Erziehung' – klingt wie eine Mischung aus respektvoller und achtsamer Erziehung – und genau das ist es eigentlich auch. So werdet ihr jede Menge Elemente wiederfinden, die diese beiden Erziehungsstile so beliebt machen, wie diese Grundgedanken:
- sanfte und positive Disziplin
- respektvoller Umgang ohne Schreien und Strafen
- das Schaffen einer liebevollen Umgebung
Aber der Erziehungstrend gibt uns auch jede Menge neue Tipps für schwierige Situationen mit unseren Kids. Conscious Parenting kann euch helfen, entspannter und bewusster zu reagieren (oder vielleicht einfach nur gelassen abzuwinken), wenn die Emotionen eurer Kinder hochlaufen. Oder ihr einfach nicht versteht, was gerade warum mit eurem Kind passiert. Es ist besonders dann hilfreich, wenn bestimmte Gefühle oder Handlungen eures Kindes euch (innerlich oder äußerlich) aus der Fassung bringen und ihr nicht wisst, warum sie euch so belasten.
Vom Spirituellen zum Familien-Alltag
Der Begriff 'Conscious Parenting' stammt von Dr. Shefali Tsabary, die sich auf bewusste und achtsame Familien- und Konfliktarbeit spezialisiert. Für Shefali ist es wichtig, dass wir unser Inneres von dem Materiellen trennen, um dem Druck und Stress des täglichen Lebens weniger ausgeliefert zu sein. Und auch unsere Kinder als mehr als die Summe ihrer Handlungen und Erfolge zu sehen. Conscious Parenting basiert auf der Theorie, dass in uns allen ein Kind steckt, das versucht, mit der Welt klarzukommen. Und dass unsere Kinder GANZ sind, so wie sie sind und ein endloses Potenzial in sich tragen. Klingt sehr spirituell, ist aber ein Mindset, das uns in allen alltäglichen Situationen helfen kann.
Conscious Parenting: 8 Tipps für mehr Achtsamkeit
#1 Kinder als eigenständige Personen wahrnehmen
Wenn wir versuchen, unsere Kinder so zu sehen, wie sie sind, als eigene Person mit all ihren Facetten, kann das viel Druck und negative Gefühle von uns nehmen. Denn statt zu denken “Warum kann er denn nicht einfach mal …” oder “Wie schaffe ich es, dass sie … “ können wir erst einmal emotional Abstand nehmen. Um dann zu beobachten: “Was braucht mein Kind gerade von mir?” und “Wie kann ich es unterstützen?”. Für jede Menge Tipps und Sätze für ganz klassische Alltagssituationen schaut vorbei unter: Resilienz stärken.
#2 Zuhören statt Reden
Wie in der respektvollen und der achtsamen Erziehung geht es auch im Conscious Parenting um das Zuhören. Indem wir uns öfter zurückhalten und auf unsere Kinder eingehen, nehmen wir ihre Gefühle, Gedanken und Handlungen ganz anders wahr. Nämlich als die einer individuellen Person, die vielleicht ganz anders gepolt ist als wir selber. Dann kann es gut sein, dass wir plötzlich gemeinsam eine neue Lösung finden, auf die wir alleine gar nicht gekommen wären. Und die unserem Kind genau das gibt, was es gerade braucht. In jedem Fall zeigen wir unserem Kind, dass es wichtig ist und gehört wird, wenn wir uns ganz auf es einlassen.
Welche weiteren Erziehungsstile gibt es eigentlich? Hier sind die 8 häufigsten:
#3 Lösungen bei uns selbst suchen
Ein zentraler Punkt vom Conscious Parenting ist, dass wir als Eltern in uns gehen und unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Reaktionen einordnen. Was triggert uns daran, wie wir unser Kind erziehen? Oder wie es reagiert? Meistens liegt die Antwort in unserer eigenen Vergangenheit. Die meisten von uns haben sehr starke Gefühle, was unsere eigene Kindheit, Erziehung und die Beziehung zu unseren Eltern angeht. Entweder wir folgen den Mustern unserer Eltern oder wir wollen es unbedingt besser/ anders machen. Vielleicht versuchen wir auch immer noch, ihnen mit unseren Handlungen "gerecht zu werden". Das kann bewusst oder ganz unbewusst geschehen.
#4 Eigene Trigger erkennen
Oft kann es sein, dass die großen Erziehungsfragen schnell geklärt sind (gewaltfreie Erziehung, keine Time-outs z. B.). Aber die vergleichsweise unbedeutenden Alltagssituationen uns dann völlig kalt erwischen. Etwa, wenn wir plötzlich feststellen, dass wir trotz guter Vorsätze bei Wutanfällen nicht ruhig bleiben können, sondern plötzlich selbst wütend werden. Oder unser weinendes Kind uns selber zum Weinen bringt.
Beim Conscious Parenting geht es darum, solche Situationen zu erkennen und in uns zu gehen. Nicht selten erkennen wir dann erschrocken “ Argh! Ich klinge wie meine Mutter!” oder aber erinnern uns an eine Situation, in der wir uns als Kind hilflos und unverstanden fühlten. Klar, das macht weder unsere Eltern zum Sündenbock für alles, noch müssen wir selber immer “perfekt” handeln. Aber wenn wir unsere eigenen Verhaltensmuster und ihre Ursache erkennen, können wir aktiv an ihnen arbeiten.
Ihr wollt mehr von Dr. Shefali Tsabary hören? Hier seht ihr ihren Ted-Talk zu Conscious Parenting und wie wir Eltern unsere Kinder stärken können:
#5 Zeit lassen
Statt durch unsere täglichen Routinen zu rasen und schnelle Entscheidungen für unsere Kids zu treffen, können wir uns häufiger daran erinnern, uns Zeit zu lassen. Auch hier kommt wieder der Achtsamkeits-Gedanke ins Spiel: Nehmt wahr, was gerade passiert, wie euer Kind reagiert. Und nutzt die Zeit während routinierten Handlungen, um mit eurem Kind eine Verbindung aufzubauen. In Momenten, in denen sie unsere volle Aufmerksamkeit haben, tanken unsere Kids nicht nur jede Menge Kraft, sondern bauen langfristig auf ihre Selbstsicherheit und Resilienz auf. Gute Gelegenheiten, mehr Achtsamkeit in euren Alltag zu bringen sind vor allem Care-Momente, die wir besonders bei Zeitdruck oft einfach auf Autopilot durchziehen:
- beim Wickeln
- beim Anziehen
- beim Zähneputzen
- beim Kochen
- beim Abendessen
#6 Erwartungen runterschrauben
Viel zu oft haben wir als Eltern zu hohe Erwartungen an unsere Kinder – und an uns selbst. Und auch das läuft meistens ganz unbewusst ab, schließlich denkt sich niemand: “Heute verlange ich mal viel zu viel von meinem Kind!”. In schwierigen Situationen kann es deshalb helfen, wenn wir kurz in uns gehen und uns fragen: “Sind meine Erwartungen gerade zu hoch?” Ja, klar kann euer Vierjähriger seine Schuhe ausziehen und selber wegräumen, aber MUSS er das HEUTE, nachdem er von einem schlechten Tag in der Kita fix und alle ist?
Zwar weiß eure Zweijährige genau, dass sie ihr essen nicht werfen soll. Aber vielleicht ist sie gerade überfordert, weil die Oma zu Besuch ist, die sie schon länger nicht gesehen hat? Indem wir unsere Erwartungen und Reaktionen an die Situation anpassen, können wir uns und unseren Kids jede Menge Stress ersparen. Das macht uns nicht inkonsistent, sondern einfühlsam. Und zeigt unseren Kindern, dass wir sie wahrnehmen.
#7 Flexibilität zeigen
Das gleiche gilt natürlich auch für uns selber: Vielleicht ist heute einfach nicht der Tag, an dem wir alles unter einen Hut bringen. Wenn wir uns das eingestehen, können wir bewusster Entscheidungen treffen, die unsere Eltern-Kind-Beziehung stärken. Denn statt uns innerlich selbst Vorwürfe zu machen, haken wir die Situation einfach ab und haben den Kopf frei für unsere Kinder.
Dann gibt es heute eben Pizza auf dem Sofa statt gedünstetem Brokkoli am voll gedeckten Tisch. Oder eine 5-Minuten-Dusche statt dem geplanten Bad für die Kinder (oder sie überleben noch einen Tag ohne beides). Den Plan zu ändern, macht uns nicht zu schwächeren Eltern, sondern hilft uns, uns selbst nicht aus dem Auge zu verlieren. Und indem wir Flexibilität vorleben, zeigen wir unseren Kids, wie sie selber solche Herausforderungen meistern können. Noch mehr tolle Tipps hierzu findet ihr auch unter Lazy Parenting.
#8 The Bigger Picture – das große Ganze sehen
Eine der zentralen Fragen, die wir uns als Eltern stellen, ist, wie wir unser Kind fit für die Zukunft machen können: Resilienz bilden, Selbstvertrauen stärken, Unabhängigkeit und Stärke fördern. Der Hauptgedanke des Conscious Parenting ist, sich bewusst von den materiellen, den von außen auferlegten Faktoren zu lösen. Und "Rückschläge" nicht als solche, sondern als Chance für unsere Kinder zu betrachten, sich weiterzuentwickeln. So wird eine schlechte Note z. B. zum Zeichen, dass unser Kind vielleicht andere Interessen/Talente hat. Und verliert so ihre negative Seite. Indem wir unser Kind als fertigen Menschen sehen und nicht als Projekt, an dem wir arbeiten müssen, leben wir ihm genau die Qualitäten vor, die wir uns für es am meisten wünschen.