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Erste Freunde

Freundschaft & Kinder: Warum Beziehungen zu Gleichaltrigen so wichtig sind

Freundschaft Kinder
© Getty Images/romrodinka

Freunde sind für Kinder sehr wichtig. Mit ihnen gehen die Kids durch dick und dünn, entwickeln sich weiter und lernen viel Neues, was ihnen im weiteren Leben mit Sicherheit weiterhelfen wird. Warum eine Freundschaft für Kinder zu Gleichaltrigen so förderlich ist, woran Eltern falsche Freunde erkennen und wieso das Internet nicht unbedingt einsam macht.

Erste Freundschaften: Dadurch zeichnen sie sich aus

Mit etwa drei Jahren bekommen Freundschaft und die Beziehungen zu anderen Kindern langsam eine größere Bedeutung. In den ersten Jahren sind Verfügbarkeit und "Spielkompetenz" aber noch wichtiger als die Persönlichkeit des Spielkameraden. Es ist also nicht ungewöhnlich, dass Freunde und Freundinnen schnell mal wechseln. Das macht sich zum Beispiel dann bemerkbar, wenn die Frage im Raum steht, welche Kids zu dem vierten Geburtstag eingeladen werden sollen und sich die Gästeliste gefühlt alle paar Sekunden ändert.

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Als Freund oder Freundin werden in dieser Zeit oft auch noch alle bezeichnet, die nett sind: Mama, Papa, der Postbote oder gar der Hund des Nachbarn. Allerdings sei auch gesagt, dass bereits in diesem Alter langanhaltende und intensive Freundschaften entstehen können.

Eltern haben häufig Einfluss auf die Freundschaften ihrer Kinder

Die Anbahnung von Freundschaften außerhalb der Kita ist außerdem noch fast vollständig vom Terminkalender der Eltern abhängig. Und manchmal ist es so, dass zwei Kinder sich anfreunden möchten, die Eltern sich aber unsympathisch finden und die Sache blockieren.

Oder der umgekehrte Fall: Die Eltern mögen sich und versuchen, ihre Kinder zu verkuppeln, weil es doch so schön passt. Das kann durchaus funktionieren, muss es aber nicht. "Manchmal klappt das, aber nicht immer", hat Astrid Wagner beobachtet, die seit vielen Jahren als Erzieherin tätig ist.

Die Freundschaften ihrer Kinder liegen Eltern heute fast immer sehr am Herzen. "Wir erleben sogar häufiger, dass Eltern in diesem Punkt fast etwas überbesorgt sind. Da ist ein Kind gerade mal eingewöhnt und die Eltern fragen schon beunruhigt nach, warum ihr Nachwuchs noch keinen festen Freund gefunden hat. Oder Eltern nehmen die Einladungen zu Kindergeburtstagen als wichtigsten Gradmesser für die Beliebtheit ihres Kindes. In den allermeisten Fällen sind Sorgen unnötig. Jedes Kind hat eben sein eigenes Tempo, die Freundschaften aufzunehmen, die zu ihm passen", beruhigt die Erzieherin.

Freundschaften unter Kindern im Grundschulalter und in der Vorpubertät

Wenn Kinder etwa vier Jahre alt sind, beginnen sie zunehmend, Wissen über Emotionen zu erlangen, was ihnen später auch im Bereich der Empathiefähigkeit weiterhilft. Im Grundschulalter entwickelt sich Freundschaft nicht mehr so spontan und dauert auch länger an. Kinder sind zunehmend in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen, und das verändert auch die Qualität ihrer Freundschaft. Sie tauschen Süßigkeiten und Sticker aus, teilen nun aber auch Gefühle und Geheimnisse. Von einem Freund wird nicht nur Unterstützung bei den Hausaufgaben, sondern auch bei Streit oder anderen Problemen erwartet. Ab der Vorpubertät zählen bei einer Freundschaft dann immer stärker ähnliche Überzeugungen, Werte und gemeinsame Interessen.

Falsche Freundschaft

Und ja, es gibt sie, die falschen Freunde. Aber man sollte genau hinschauen, bevor man sich Sorgen macht oder gar in eine Freundschaft eingreift. Denn der wohlerzogene Klassenkamerad mit dem Einserzeugnis kann ein schlechterer Freund sein als das schluffige Nachbarsmädchen, das einfach nicht antworten will, wenn man sie etwas fragt.

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"Eine gute Freundschaft macht aus, dass das Kind von seinem Freund weder untergebuttert, aber auch nicht zum bewunderten 'King' hochstilisiert wird. Kinder fühlen sich in einer Beziehung wohl, wenn sie sein können, wie sie sind."
Die Psychologin Dr. Angelika Faas

Alarmzeichen für schlechte Gesellschaft sind: Das Kind kommt oft übellaunig oder niedergeschlagen nach Hause und erzählt nichts. Oder es klagt: "Immer muss ich machen, was XY sagt." Das alles können Signale für Eltern sein, etwas genauer hinzuhören und freundlich nachzufragen, was denn los sei. Vielleicht wird euer Kind ausgenutzt oder von seinem Kameraden nach dem Gummiband-Prinzip (einen Tag bester Kumpel, am nächsten kalte Schulter) gedeckelt.

Untersagen sollte man den Umgang trotzdem nur im Extremfall. Denn das gehört auch zum Großwerden dazu, dass ein Kind lernt, sich aus eigenen Stücken aus einer unschönen Freundschaft zu lösen. "Kinder, die zu Hause genügend Rückhalt haben, sind in der Regel auch stark genug, diesen Schritt zu tun", sagt die Psychologin Angelika Faas.

Freundschaft & Kinder: Ein "Entwicklungshelfer"

Heute weiß man: Freunde sind neben der Familie der wichtigste Entwicklungsmotor eines Kindes. Wenn die Kids versuchen, sich in einer Freundschaft auf Regeln zu einigen, lernen sie dabei mehr, als wenn ein Erwachsener von vornherein alles bestimmt: argumentieren, zuhören, frei sprechen, formulieren und im Team eine Lösung finden. Die klaren, ungeschönten Rückmeldungen, die Kinder in einer Freundschaft bekommen, helfen ihnen, ein realistisches Selbstbild zu entwickeln. Nirgendwo kann man so gut beobachten, spiegeln und vergleichen wie im Kreise Gleichaltriger.

Kinderfreundschaften sind zudem das große Übungsfeld für spätere Beziehungen. Die Kids erproben in einer Freundschaft, wie man mit Nähe und Trennung, Streit und großen Gefühlen umgehen kann.

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In den etwa 7000 kleinen und großen Konflikten mit Gleichaltrigen, die ein Kind nach Schätzungen von Entwicklungspsychologen jährlich durchzustehen hat, üben sie, sich zu vertragen und Regeln auszuhandeln. Sie lernen, mit Anerkennung oder Ablehnung umzugehen, Rücksicht zu nehmen, sich in andere einzufühlen und sich in der Gruppe zu behaupten.

Problem: Selbstständig eine Freundschaft knüpfen

Es ist für Kinder nicht immer ganz einfach, selbstständig Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen. Kita und Schule sind weiterhin die Orte, an denen Kinder sich treffen und im gemeinsamen Alltag zusammenwachsen können. Aber frei das Miteinander zu gestalten, ist heute seltener möglich als früher, in der Stadt ist es noch schwieriger als in ländlichen Gegenden. Kinder besuchen Ganztagsschulen oder gehen in den Hort. Oft sind die Nachmittage mit festen Terminen wie Sporttraining oder Musikunterricht geblockt. Das gemeinsame Spiel findet häufiger daheim unter elterlicher Aufsicht statt. Der Philosoph und "Kinder an die frische Luft"- Aktivist Andreas Weber sagt: "Früher verboten Eltern ihren Sprösslingen, drinnen herumzutoben. Heute untersagen sie ihnen, vor die Tür zu gehen."

Freundschaft aus dem Netz

Auch das Internet hat das Freundschaftsverhalten verändert: Ab dem Grundschulalter surfen Kinder im Netz. Finden sie dort tatsächlich neue Freund*innen oder führen sie nur bereits bestehende Freundschaften fort? "Beides", sagt die Kölner Sozialpsychologin Dr. Catarina Katzer noch vor wenigen Jahren, die seit Langem zum Thema Kinder und Jugendliche im Internet forscht. "47 Prozent der Kinder, die wir befragt haben, sagten, sie hätten im Chatroom tatsächlich ganz neue Freunde kennengelernt. Aber das nachmittägliche Chatten ist auch eine Fortsetzung der vormittäglichen Beziehungspflege auf dem Schulhof."

Im Internet hat der Begriff "Freundschaft" eine andere Bedeutung. "Ohne Frage kommt es hier zu Bekanntschaften, die keinerlei Verbindlichkeit besitzen", sagt Katzer. "Aber man sollte die Bedeutung und die Tiefe dieses Austausches auch nicht unterschätzen. Nur weil er virtuell ist, ist er nicht gleich oberflächlich. Im Internet gibt es ebenso Gruppenprozesse und Cliquenbildung wie im realen Leben."

Aber die Expertin für Cybermobbing warnt auch: "Das Medium bietet die Möglichkeit, sich zu verstellen und ein anderes Aussehen oder Alter vorzutäuschen. Kinder wissen nie sicher, ob ihr Gegenüber wirklich elf oder nicht doch 31 Jahre alt ist." Eltern sollten auf diese damit einhergehenden Gefahr nicht mit Verboten, sondern mit Dialog und Aufklärung reagieren. Dafür müssen sie sich allerdings für das Medium interessieren. Wer sich etwa von seinen Kindern die Chatrooms erklären lässt, versteht auch besser die Begeisterung dafür. Chatten hinter verschlossenen Türen sollte es aber nicht geben. Geheimnisse zu haben, gehört zwar zu einer guten Freundschaft dazu – die sind aber im realen Leben immer noch am besten aufgehoben.

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Was tun, wenn eine Freundschaft der Kinder zerbricht?

Realitisch sein: Bis ins Grundschulalter sind Freundschaften oft wechselhaft und zeitlich begrenzt. Das ist normal. Spielkompetenz und Verfügbarkeit sind in dieser Zeit noch wichtiger als Loyalität und Treue. Und: Kinder wollen neue Erfahrungen machen. Deshalb wenden sie sich immer wieder anderen Kids zu, die ihnen neue Impulse geben. Was Erwachsenen vielleicht hartherzig erscheint, ist Teil der Entwicklung.

Trost spenden: Trotzdem, das Ende einer Freundschaft kann richtig schmerzen. Eltern trösten, indem sie Verständnis für Trauer und Zorn zeigen und den Kummer ernst nehmen, ohne einen Schuldigen zu suchen. So helfen sie, dass Kinder ihre Enttäuschung bewältigen und sich wieder in neue Freundschaften wagen.

Ein kurzes Interview mit Prof. Heinz-Hermann Krüger

Der Erziehungswissenschaftler Prof. Heinz-Hermann Krüger untersucht Kinder und ihre Beziehung zu Gleichaltrigen. Wir haben ihn 2016, als er noch an der Uni Halle-Wittenberg tätig war, getroffen.

Sind elterliche Befürchtungen, dass Freunde einen schlechten Einfluss haben könnten, berechtigt?

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Je nach Schulform unterscheidet sich der Einfluss der Freunde. Auf Gymnasien wirkt er eher stabilisierend und leistungsförderlich, auf Hauptschulen kann die sogenannte Peergruppe Gewalt oder Leistungsunwillen zusätzlich unterstützen. Das sind aber nur Tendenzen. Und man sollte nicht vergessen: Peers sind nie die einzige Ursache für Gewalt oder destruktives Verhalten. Man muss das als Dreigestirn verstehen: Familie, Schule, Freunde. Probleme werden häufiger aus der Familie in die Schule und den Freundeskreis hineingetragen als umgekehrt.

Positiv ausgedrückt heißt das: Eltern, die ihren Kinder ein stabiles und liebesvolles Zuhause geben, müssen nicht befürchten, dass ihr Nachwuchs "Risiko-Freundschaften" eingeht?

Richtig. Eine leistungsstarke Gymnasiastin, die sich mit einem Drogenabhängigen anfreundet – so etwas ist eine absolute Ausnahme. Wir haben beobachtet: Gleich zu gleich gesellt sich gern. Kinder gehen Freundschaften mit Kindern ein, die aus einem ähnlichen Milieu kommen, die einen ähnlichen Bildungshintergrund und Lebensstil haben. Bevor Eltern sich zu große Sorgen machen, sollten sie an den positiven Einfluss denken, den Freunde viel häufiger haben. Sie sind Tröster, Unterstützer und helfen, die eigene Identität zu finden.

Ist die Schule ein großes Thema?

Eigentlich nicht. Bis zum Alter von 15 Jahren wird das Thema Schule vor allem in der Familie ausgehandelt. Unter Freunden gibt es zwar eine pragmatische Unterstützung beim "Schülerjob", zum Beispiel Hausaufgaben abschreiben und Hilfe bei Referaten, aber das dient vor allem dazu, die Sache möglichst schnell hinter sich zu bringen, um sich den wirklich wichtigen Dingen zuwenden zu können.

Und was ist das?

Naja, das andere Geschlecht, Mode, Shoppen, Hamburger essen, Musik. Man muss hier aber zwischen formellen und informellen Peergruppen unterscheiden. Kinder haben heute wöchentlich bis zu vier organisierte Nachmittagsaktivitäten, wo sie Freunde in einem festen Rahmen treffen. Dort ist dann vor allem das gemeinsam ausgeübte Hobby Thema.

Können Jungen und Mädchen befreundet sein?

Anscheinend nicht. Zumindest bis sie etwa 13 Jahre alt sind, bleiben Jungen und Mädchen am liebsten unter sich. Und ich war bei unseren Studien überrascht, fast etwas erschüttert, wie lebendig klassische Rollenvorstellungen immer noch sind. Die Mädchen unterhalten sich über Mode und kochen zusammen, die Jungs reden über Fußball.

Und nachdem wir über die Kids gesprochen haben, seid nun ihr an der Reihe. Mal etwas anderes, aber durchaus interessant: Hier kommen für euch ein paar richtig gute Streittipps.

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