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Eltern-Entlastung

So geht "Lazy Parenting": 8 Tipps für den Montessori-Erziehungstrend

Lazy Parenting Papa mit Kind
© Getty Images/nd3000

Lazy Parenting klingt erst einmal nicht besonders positiv: Bei fauler Erziehung denken wir an Vernachlässigung, Ignoranz, Gleichgültigkeit. Aber weit gefehlt! Dreh- und Angelpunkt von Lazy Parenting ist es, sich öfter mal zurückzunehmen, um die Kids machen zu lassen. Das gibt ihnen Freiraum, sich zu entfalten und bewahrt uns Große gleichzeitig vor Überlastung.

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Was ist Lazy Parenting genau?

Faulheit gehört nicht unbedingt zu den Qualitäten, die wir unseren Kindern vorleben möchten. Aber hinter dem Konzept des Lazy Parenting steckt ein ganz anderer, genialer Gedanke: Wir machen weniger, um unsere Kinder mehr machen zu lassen. Dabei nehmen wir uns bewusst zurück, um ihnen mehr Spielraum für eigene Entscheidungen zu geben und zu lernen, Verantwortung zu übernehmen. Somit steht Lazy Parenting auch gar nicht – wie man erst denken würde – im Kontrast zur respektvollen Erziehung, sondern passt ganz wunderbar zu ihr. 8 Tipps, wie Lazy Parenting wirklich klappen kann:

#1 Nicht sofort eingreifen

Auch bei uns läuft nicht immer alles harmonisch ab, ganz im Gegenteil: Meine beiden haben sich ziemlich häufig in den Haaren. Am Anfang konnte ich trotz guter Vorsätze nicht anders, als panisch dazwischen zu gehen, um Schlimmeres zu verhindern. Und auch hier geht Lazy Parenting Hand in Hand mit respektvoller Erziehung: Wir bleiben stumme Beobachter*innen und lassen die Kids ihren Konflikt erst einmal unter sich ausmachen. Erst wenn einer dem anderen wehtun möchte, greifen wir gelassen ein und blocken die Handlung ab. Der Vorteil:

  1. Unsere Kinder lernen, miteinander zu kommunizieren und auf die Reaktionen der/des Anderen zu achten.
  2. Wir sind nicht den ganzen Tag damit beschäftigt, uns den Mund fusselig zu reden und haben mehr Zeit, uns zurückzulehnen.
  3. Unsere Kinder können ihrem Spielfluss nachgehen und zusammen einen Weg finden, der beiden Spaß macht.
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Indem wir nicht voreilig dazwischengehen, zwängen wir unseren Kids auch keine Täter- und Opferrollen auf, aus denen es langfristig schwierig wird, auszubrechen. Ihr wisst, was ich meine: Wir kommen instinktiv oft den Kleinen zu Hilfe, während wir die Großen ausschimpfen. Das wird schnell zu einem Muster, aus dem man nur mühselig wieder herauskommt. Das gleiche gilt auch für das Spiel mit anderen Kindern: Schaut doch erst einmal, wie sie zusammen zurechtkommen. Wichtig: Lazy Parenting heißt auch hier nicht, wegzusehen oder nicht präsent zu sein. Vielmehr, dass wir weniger von uns einbringen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Deshalb wird Lazy Parenting auch oft als Gegenstück zu den berühmt-berüchtigten Helikopter-Eltern gesehen.

Jennifer Kober

Kinder spielen lassen

Oft sehen unsere Kinder die Dinge ganz anders, als wir Erwachsene das tun. So projizieren wir schnell unsere Sichtweise, wer wem gerade unfair gegenüber ist. Und ich kann sagen: In 90 % der Fälle bin ich froh, wenn ich mich zurückhalte. Vielleicht macht es dem Kleinen gar nichts aus, wenn der Große ihm in der Wanne ständig Wasser ins Gesicht spritzt. Und der Große macht es vielleicht nicht aus bösem Willen, sondern weil er weiß, dass es für den Kleinen lustig ist? Eins ist sicher: Wenn das Spiel zu weit geht, machen die Kids sich das unmissverständlich klar. Und das ist doch ein wichtiges Learning!

Jennifer Kober

#2 Einfach machen lassen

Wenn wir von der Kita nach Hause kommen, gibt es bei uns zwei Regeln: Schuhe ausziehen, Hände waschen. Danach können die Kids selber entscheiden, was sie machen wollen, während ich Zeit habe, alle Sachen zu verstauen – und mir einen Tee zu machen. Meine beiden können unter sich ausmachen, ob sie zusammen spielen möchten oder sich zurückziehen, selbstständig ihr Lego herausholen oder was basteln. Wir haben also keinen Zeitplan, keine Liste an Aktivitäten. Und das bedeutet drei Dinge:

  1. Die Kids haben die Freiheit, über ihren Nachmittag selber zu entscheiden.
  2. Sie lernen, mit ihrer Langeweile umzugehen. Das bildet Resilienz und fördert ihre Kreativität.
  3. Von mir fällt der Druck, direkt zur Verfügung und "abrufbar" zu sein.

Natürlich habe ich trotzdem ein Auge auf meine Kleinen und wenn man mich braucht, bin ich gleich zur Stelle. Und ich liebe es genauso, mit ihnen zusammen zu spielen. Aber das ist für beide Seiten kein Muss und ein klares "Nein" setzt eine gesunde Grenze, wenn es euch Eltern mal zu viel wird. Und somit wären wir wieder bei einem der Grundgedanken der respektvollen Erziehung: Grenzen nicht für unsere Kinder, sondern für uns zu setzen, um weiterhin achtsam und positiv mit unseren Kids umzugehen, statt irgendwann die Beherrschung zu verlieren.

#3 Yes-Space einrichten

Der sogenannte Yes-Space hat sowohl in der Montessori-Philosophie als auch in der respektvollen Erziehung und im Attachment Parenting eine große Bedeutung: Es ist ein Raum oder Bereich in der Wohnung, an dem euer Kind sicher und frei spielen kann. Bedeutet: Ihr müsst nicht ständig mit einem "Nein!" dazwischengehen. Toll sind eine kindgerecht und kindersicher eingerichtete Spielecke oder ein Kinderzimmer, in dem euer Kind an alle altersgerechten Spielsachen alleine herankommt. Das heißt nicht, dass ihr nicht auf euer Kind aufpassen solltet. Aber vielmehr, dass ihr beide euch entspannen könnt, weil ihr als Eltern kaum eingreifen oder helfen müsst. Und für eure Kinder schafft ihr so eine wundervolle, positive Umgebung!

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Unser Lazy-Parenting-Geheimtipp: Besonders in Frühjahr und Sommer ist es toll, wenn ihr auch im Garten (oder auch eurem Mini-Balkon!) eine kindersichere Spielecke einrichtet. So könnt ihr in der Sonne entspannen, während euer Nachwuchs an der frischen Luft werkelt. Besonders Magda Gerber, einer der Gründerinnen der Idee der respektvollen Erziehung, betont, wie wichtig und erholsam das selbstständige Spielen an der frischen Luft für Kinder ist. So macht ihr euren Balkon kindersicher.

Mehr dazu und Magda Gerbers Konzept lest ihr hier:

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#4 Auf natürliche Konsequenzen setzen

Auf natürliche Konsequenzen zu setzen ist ein sehr effektiver Erziehungsstil und hilft, Disziplin und Bestrafung zu umgehen. Kinder lernen so aus ganz natürlichen Situationen das Prinzip von Ursache und Wirkung. Und ihr, liebe Lazy Parents? Richtig, ihr erspart euch jede Menge Diskussionen, Wutanfälle und graue Haare, weil ihr nicht wisst, wir ihr euer Kind "dazu bringen könnt, etwas zu tun." Statt zu versuchen, das Verhalten oder die Gefühle unserer Kinder zu beeinflussen, können wir so darauf setzen, dass sie auf ganz natürliche Weise lernen, mit der Situation das nächste Mal anders umzugehen. Das braucht bestimmt einige Übung. Aber ihr macht euch gleichzeitig frei von der Rolle, immer "schimpfen" zu müssen. Denn natürliche Konsequenzen werden nicht von uns Eltern auferlegt, sondern entstehen einfach aus der Natur der Sache heraus. Und das ist weder eure Schuld, noch die eurer Kinder. Beispiele sind:

  • Euer Kind möchte nichts essen, also hat es später Hunger.
  • Wer keine Gummistiefel anziehen will, bekommt nasse Füße und muss eher wieder nach Hause.
  • Wer abends nicht ins Bett möchte, ist morgens müde.
  • Euer Kind möchte keine Hausaufgaben machen? Dann bekommt es Ärger in der Schule.
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Wichtig: All die Situationen haben nichts mit Strafen zu tun. Seid nicht bitter oder hämisch, wenn euer Kind diese Erfahrungen macht. Sondern helft ihm dabei, aus ihnen zu lernen.

#5 Entscheidungsfreiheit geben

Auch dieser Ansatz ist nicht aus der Luft gegriffen, vielmehr lässt sich leicht einer der Grundgedanken von Maria Montessori erkennen: Selbstständigkeit schaffen. Und das klappt mit Lazy Parenting durchaus super, wenn ihr eure Kinder altersgemäße Entscheidungen selber treffen lasst. Das kann manchmal ganz leicht sein ("Welche Socken möchtest du heute anziehen?"), aber in vielen Situationen auch Übung erfordern ("Ok, wenn du keinen Hunger hast, kannst du spielen gehen.") Aber es ist eine effektive Methode, um den Stress und Druck aus vielen, oft emotionsgeladenen Situationen zu nehmen. Und kann gleichzeitig helfen, euren Mental Load etwas zu erleichtern. Fragt euch am besten: Ist die Situation den Machtkampf gerade wert? Oder ist es langfristig sogar besser für eure Kids, wenn ihr gelassen mit dem Thema umgeht? Und: Könnt ihr eure Energie vielleicht besser in etwas Positives stecken, das wichtiger für euch beide ist?

#6 Reaktionen abwarten

Wer kennt es nicht: Euer Kind hüpft freudig auf dem Sofa und fällt plötzlich rücklings runter. Oder die lang ersehnte Eiswaffel landet (nach eeeeewigem Anstehen) nach dem ersten Bissen auf dem dreckigen Bürgersteig. Na klar, dass wir da schnell unser Mitgefühl bekunden wollen (oder vielleicht auch ein wenig schimpfen, schließlich hätten sie es sich ja denken können ...) Unsere Kinder brauchen jetzt aber weder eine (gut gemeinte) Standpauke, noch ein ebenso gut gemeintes "Oh nein, du Armes!". Im Lazy Parenting gilt nämlich: Abwarten, was die Kids wirklich von uns brauchen. Verzieht sich die kleine Miene wirklich zum Weinen oder vielleicht doch zu einem Lächeln? Ist eine Umarmung angesagt oder ein gemeinsames Lachen? Indem wir weniger (über)reagieren, sparen wir uns selbst gleichzeitig jede Menge Stress.

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#7 Kinder helfen lassen

Hier macht das Lazy Parenting seinem Namen WIRKLICH alle Ehre: Nehmt euch vor, weniger im Haushalt zu machen und lasst euch ordentlich helfen! Wichtig ist, dass wir uns dafür von der Vorstellung verabschieden, dass alles perfekt laufen wird. Aber schließlich liegt die Verantwortung für den Haushalt nicht nur bei uns Eltern, sondern auch bei unserem Nachwuchs. Fragt euch: Was können eure Kids übernehmen, wo sie etwas lernen? Wo ist es nicht so wichtig, wenn nicht alles glatt läuft? Und als waschechte Lazy Parents natürlich: Wo können sie euch gleich mit entlasten? Waschmaschine laden, Katze füttern und Tisch decken sind z. B. Möglichkeiten, wo sich die Kinder spielerisch einbringen können. Und ihr seht: Auch hier kommt der Montessori-Gedanke nicht zu kurz. Win-Win!

Jennifer Kober

Umdenken

Unser Jüngster deckt für jede Mahlzeit den Tisch. Das hat er sich schon als Baby selber ausgesucht. Dafür haben wir alles Kindergeschirr in den untersten Kasten geräumt und er hat freie Bahn. Klar dauert es manchmal ewig und nicht selten ist es überraschend, was er uns als Teller hingestellt hat. Aber es bedeutet auch: Ich kann mich aufs Kochen konzentrieren und habe den Kopf frei für anderes, während mein Kind einer sicheren, pädagogisch wertvollen Beschäftigung nachgeht. Lazy Parenting Win!

Übrigens: Noch mehr Tipps für eure Montessori-Küche findet ihr hier bei uns.

Jennifer Kober

#8 Weniger machen

Und hier kommen wir zum Kern vom Lazy Parenting: die eigenen Erwartungen runterschrauben. Findet Wege, euch den Alltag zu erleichtern und mehr unbeschwerte Zeit mit euren Kindern zu verbringen. Klingt unmöglich? Hier sind ein paar Tipps von erprobten Lazy Parents:

  1. Die Wäsche Wäsche sein lassen: Ihr hasst es, ständig Kleidung legen zu müssen? Fragt euch: Wenn es euch wirklich in so eine schlechte Laune versetzt, ist es das dann wert? Es ist nicht perfekt, aber auch wir haben schon monatelang direkt aus dem Wäschekorb gelebt. Und glaubt uns, eure Kids wird es nicht stören.
  2. Essen kochen: In meiner eigenen Kindheit waren die Abendessen die besten, an denen wir im Bademantel belegte Brote auf dem Sofa gegessen haben. Und auch meine Kids lieben "Dinner-Picknicks" aus allem, was sich schnell aus Kühlschrank und Küchenschrank zusammenstellen lässt. Ihr vergebt euch WIRKLICH nichts, wenn ihr es einfach haltet.
  3. Freie Wochenenden: Klar sind Familienausflüge und Playdates schön und wichtig. Aber ebenso wichtig ist es, dass ihr eure leeren Speicher wieder auffüllt. Die Kids herumspringen lassen, während ihr auf dem Sofa/ Bett/ Kinderzimmerfußboden eine Pause einlegt, ist total ok. Ihr werdet überrascht sein, wie viel Spaß eure Kids haben werden. Schließlich sind Mama und Papa nicht immer so hautnah mitten in der Action, sondern oft mit den Gedanken ganz wo anders.
Montessori für Eltern

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Jennifer Kober

Warum Lazy Parenting funktioniert

Ihr kennt ihn bestimmt, den Moment, wenn man kraftlos nach einem langen Tag zusammensackt, während die Kinder noch einmal so richtig aufdrehen, um runterzukommen. Oft fühlen wir uns dann schwach, unzureichend und haben ein schlechtes Gewissen, dass wir nicht die Energie haben, uns mit unseren Kindern zu beschäftigen. Oder ein gesundes Abendessen zu kochen. Oder die Augen offen zu halten ... Hier kommt Lazy Parenting ins Spiel.

Was wäre, wenn unser Nichtstun sogar gut für unsere Kinder ist? Und wenn wir ehrlich sind, fühlen wir uns in solchen Situationen vielleicht schlecht, aber unseren Kindern geht es gut. In meiner Familie sind genau das die Momente, in denen meine Kids am glücklichsten wirken. Und wenn wir darüber nachdenken, fallen uns viele wichtige Eigenschaften ein, die Lazy Parenting unterstützt:

  • Selbstständigkeit
  • Resilienz
  • Unabhängigkeit
  • Eigenverantwortung
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Kreativität
  • Empathie

Klingt zu schön, um wahr zu sein? Probiert es doch mal aus, macht Pause und folgt unseren 8 Tipps oben!

Jennifer Kober
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Helikopter-Eltern oder nicht? Macht das Familien-Quiz!

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