Als Eltern beschäftigen wir uns täglich damit. Doch was ist Erziehung eigentlich genau? Wie ist Erziehung im Grundgesetz verankert? Und welche Erziehungsstile gibt es? Diese und mehr Fragen beantworten wir euch hier. Und verraten euch, wie Mitglieder der familie.de-Redaktion den Begriff für sich persönlich interpretieren.
Woher kommt das Wort Erziehung?
Das Wort "Erziehung" hat sich aus dem althochdeutschen "irziohan" entwickelt, was die Bedeutung "herausziehen" hatte. Die heutige Bedeutung beruht aber auf dem lateinischen "educare" (ernähren, großziehen).
Wie ist die Definition von Erziehung?
Definitionen von Erziehung gibt es viele. Allgemein kann man sagen: Während das Ziel von Bildung ist, einen Menschen intellektuell zu fördern, ist es die Aufgabe von Erziehung, das Sozialverhalten zu schulen, Werte zu vermitteln, aber auch die Anpassung an gesellschaftliche Normen zu gewährleisten.
In der Brockhaus-Enzyklopädie wird die Frage "Was ist Erziehung?" zum Beispiel so beantwortet: „Unter Erziehung versteht man die pädagogische Einflussnahme auf die Entwicklung und das Verhalten Heranwachsender. Dabei beinhaltet der Begriff sowohl den Prozess als auch das Resultat dieser Einflussnahme.“
Ich finde, das Wort Erziehung klingt oft nach erhobenem Zeigefinger und genau das sollte es nicht sein. Erziehung ist für mich, einem Kind all das mitzugeben, was es braucht, um ein selbstständiger, selbstbewusster und fähiger Erwachsener zu werden. Erziehung fängt bei einem selbst an, denn Kinder lernen viel durch Vorleben.
Eine weitere wichtige Erklärung des Begriffs Erziehung hat der Erziehungswissenschaftler Wolfgang Brezinka in seinem Buch "Grundbegriffe der Erziehungswissenschaft" definiert: „Erziehung sind Handlungen [...], durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder seine als wertvoll beurteilten Bestandteile zu erhalten oder die Entstehung von Dispositionen, die als schlecht bewertet werden, zu verhüten.“
Erziehung ist etwas, dass man in Ratgebern und besserwisserischen Social Media- Kommentaren liest. Beziehung ist das, was unsere Kinder zu fabelhaften Menschen macht – wenn wir es nur richtig vor- und miteinanderleben.
Von Klaus Hurrelmann ("Mut zur demokratischen Erziehung") stammt diese Definition, die uns noch am besten gefällt: "Erziehung ist die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken. Erziehung ist ein Bestandteil des umfassenden
Sozialisationsprozesses; der Bestandteil nämlich, bei dem von Erwachsenen versucht wird, bewusst in den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern einzugreifen ‐ mit dem Ziel, sie zu selbstständigen, leistungsfähigen und verantwortungsvollen
Menschen zu bilden."
Ganz ehrlich: Ich mag den Begriff Erziehung überhaupt nicht, er hat für mich immer einen negativen Touch, klingt nach Drill und Gehorsam, obwohl das ja gar nicht stimmen muss. Kinder zu erziehen, das finde ich wahnsinnig schwer und am liebsten würde ich mich davor drücken. Geht ja aber nicht mit meinen zwei wilden Mädels!
Warum wir hier die Frage "Was ist Erziehung?" besonders gut beantwortet finden, ist die Tatsache, dass hier die Kinder als eigenständige Individuen wahrgenommen werden, auf die die Eltern mit der Erziehung Einfluss nehmen.
Welche Wissenschaften beschäftigen sich mit Erziehung?
Eine ganze Reihe von Wissenschaften beschäftigt sich mit der Erziehung:
- Theorie und Praxis von Erziehung: Pädagogik, Erziehungswissenschaft
- gesellschaftliche Strukturen des Erziehungssystems: Erziehungssoziologie
- psychologische Betrachtung der Erziehung: pädagogische Psychologie, Schulpsychologie
- Erziehung im Licht von einzelnen Fachbereichen: Philosophie, Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie, Kulturgeschichte, Psychologie, ...
Er-ziehung klingt ja eher als würde man an dem Kind "herumziehen" man sollte aber eher die Be-ziehung betonen. Ich würde sagen, ich verstehe darunter, dass ich dem Kind auf seinem Weg begleitend zur Seite stehe und ihm so ein bisschen zeige, wie Alltag und Gesellschaft und Menschen so funktionieren und dass es gewissen Regeln gibt, an die wir uns alle halten sollten, damit das Zusammenleben funktioniert.
Erziehung im Grundgesetz: Wie ist Erziehung rechtlich geregelt?
Wie in vielen anderen Ländern auch, ist die Erziehung, sowohl durch die Eltern als auch durch die Schule, in Deutschland gesetzlich geregelt. In Art. 6 Abs. 2 Grundgesetz heißt es dazu:
"Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft."
Ich mag den Begriff Erziehung auch gar nicht. Wenn man sich's im eher biologischen/botanischen Sinne erklärt, passt es aber doch wieder: Man 'zieht' ja auch Pflänzchen, in dem man sie eintopft, ihnen was zum Dranranken gibt, sie wässert und düngt. Das hat dann doch wieder viele Parallelen. Klingt aber auch etwas pathetisch...
Weiter steht in Abs. 3:
"Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen."
Welche Erziehungsstile gibt es?
Es gibt eine ganze Reihe von Erziehungsstilen. Wir stellen euch die bekanntesten genauer vor:
Autoritäre Erziehung | Anti-autoritäre Erziehung | Demokratische oder egalitäre Erziehung | |
Im Vordergrund stehen Gehorsam und Kontrolle | Der Einzelne soll sich frei und ohne Beschränkungen entfalten würfen. | Im Mittelpunkt: Respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe. | Das Ziel: Die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und darauf einzugehen. Wichtig: Es besteht ein Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen. |
Ihr braucht beim Erziehen noch etwas Unterstützung? Dann findet ihr hier einige Erziehungsratgeber für jeden Geschmack:
Ihr wollt mehr über die verschiedenen Erziehungsstile erfahren. In diesem Video werden acht Ansätze erklärt:
Quellen:
Wikipedia.de
Focus.de
Gesetze-im-internet.de
Bildquelle: Getty Images / fizkes