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Es braucht Zeit!

Entwicklungs­verzögerung: Jedes Kind ist anders, aber ab wann wird es kritisch?

Entwicklungsverzögerung

Kinder sind wie wir Erwachsenen auch: verschieden. Das ewige Vergleichen untereinander macht also wenig Sinn und schürt unnötige Sorgen. Dennoch entwickeln sich wenige Kinder nicht so wie andere, auch wenn man ihnen Zeit gibt.

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Entwicklungsverzögerung: Eine Definition

Die Begriffe Entwicklungsverzögerung und Entwicklungsstörung schmeißen viele in einen Pott. Genau genommen ist es aber nicht das Gleiche. Eine Entwicklungsverzögerung kann das Kind wieder aufholen. Es ist also ein temporärer Entwicklungsrückstand. Ab wann spricht die Fachwelt von einer Entwicklungsverzögerung?

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Eine globale Entwicklungsverzögerung bei Kindern ist definiert als eine signifikante Verzögerung in zwei oder mehr der folgenden Bereiche:

  • Sprache
  • Intellekt
  • Antrieb und Sozialverhalten
  • Grob- und Feinmotorik

Eine Entwicklungsstörung hingegen ist eine bleibende Entwicklungsbeeinträchtigung (beispielsweise eine Dyskalkulie).

Eine Entwicklungsverzögerung bei Kindern hat verschiedene Facetten

Wie bereits oben angedeutet, kann eine Entwicklungsverzögerung in vielerlei Hinsicht auftreten. Ärzte, Psychologen und z. B. Ergotherapeuten unterscheiden folgende:

  • Konstitutionelle Entwicklungsverzögerungen (z. B. Kleinwuchs)
  • Sprachentwicklungsverzögerung
  • Motorische bzw. statomotorische Entwicklungsverzögerung
  • Kognitive Entwicklungsverzögerung
  • Psychomotorische Entwicklungsverzögerung

Die gute Nachricht ist also: Eine Entwicklungsverzögerung lässt sich aufholen. Aber warum ist ein Kind entwicklungsverzögert? Es gibt verschiedene Gründe, warum solche Probleme auftreten:

  • Unsere Gene legen erst mal die Grundlage für unsere spätere Entwicklung. Jeder Mensch bringt also vererbte und angeborene Voraussetzungen mit.
  • Hinzu kommen dann biologische Reifungsprozesse. Beispielsweise können kleine Kinder noch keine Empathie empfinden. Vor dem dritten Lebensjahr sollte also keiner von seinem Nachwuchs Mitgefühl erwarten. Das Kind kann sich noch nicht in andere hineinversetzen.
  • Kinder entwickeln sich vor allem über das Lernen. Hierzu ahmen sie nach, wiederholen Bewegungsabläufe und üben so.

Entwicklungsverzögerungen können auftreten, wenn bei einem dieser drei Abläufe etwas nicht ganz rund läuft. So kann eine Entwicklungsverzögerung erblich bedingt sein oder durch eine Verzögerung im biologischen Reifungsprozess zustande kommen.

Auch mangelnde soziale Interaktion und fehlende Lernmöglichkeiten bedingen eine Verzögerung der Entwicklung. Häufig kommen mehrere Dinge zusammen. Eine unbehandelte Entwicklungsverzögerung kann zu einer Entwicklungsstörung führen.

Ist mein Kind entwicklungsverzögert? Ein Test hilft weiter

Im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Früherkennungsuntersuchungen (U-Untersuchung) achtet der Kinderarzt auch auf die altersgerechte Entwicklung des Kindes und führt kleinere Tests durch.

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Fallen ihm in verschiedenen Bereichen Verzögerungen auf, sucht er das Gespräch zu den Eltern. Bemerkt ihr beispielsweise eine Entwicklungsverzögerung bei eurem Baby oder bei älteren Kindern eine Sprachverzögerung im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern, ist diese Vorsorgeuntersuchung ein guter Zeitpunkt, dies anzusprechen.

Falls nötig, erhaltet ihr eine Überweisung zu einem Kinderpsychologen, Ergotherapeuten oder anderen Fachärzten, um weitere Schritte abzuklären.

Schwarz auf weiß: Entwicklungsverzögerung! Was Eltern tun können...

Als Erstes ist nun zu untersuchen, ob körperliche Ursachen für die Verzögerung verantwortlich sind. Kann sich das Baby beispielsweise aufgrund einer Blockade nicht drehen? Hier hilft vielleicht schon eine Sitzung beim Osteopathen und die Sache ist vom Tisch.

Manchmal ist die Sache aber komplizierter und es sind Behandlungen beispielsweise bei Logopäden oder Physiotherapeuten notwendig. Von wem genau das Kind Unterstützung und Behandlung braucht, hängt von den konkreten Defiziten ab. Euer Kinderarzt oder eine Frühfördereinrichtung kann euch alle Fragen beantworten.

Wir haben folgende Tipps zusammengesucht, die euch als Familie vielleicht weiterhelfen:
Sucht euch Hilfe und bleibt mit dem Fachpersonal in Kontakt.

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  1. Sprecht auch mit der Kita, dem Kindergarten oder der Schule über die Entwicklungsverzögerung. Vielleicht könnt ihr zusammen Strategien entwickeln, um eurem Kind zu helfen.
  2. Versucht zu Hause spielerisch zu üben und vor allem ohne Druck. Spaß sollte im Vordergrund stehen.
  3. Vielleicht am wichtigsten: Zeigt eurem Kind, dass ihr es liebt und es auch nichts für eure Liebe tun oder “gut” sein muss.
  4. Stärkt das Kind über seine Talente und Erfolgserlebnisse. Selbstbewusstsein ist wichtig. Vielleicht findet ihr eine Sportart, die ihm besonders viel Spaß bereitet?
  5. Lebt euren Alltag und lasst die Entwicklungsverzögerung nicht allgegenwärtiges Thema sein - wahrscheinlich leichter gesagt, als getan.

Zwei kleine Hinweise noch zum Schluss:

Je nachdem wie ausgeprägt die Entwicklungsverzögerung ist und euer Kind beeinträchtigt, könnt ihr einen Pflegegrad beantragen. Das ist aber eine individuelle Entscheidung und wird ausgiebig geprüft. Infos erhaltet ihr beim Online-Ratgeber zu Pflegegrade beim Bundesgesundheitsministerium.

Darüber hinaus fragen sich viele Eltern auch, welche Schulform die richtige für ihren Nachwuchs ist. Hierzu empfiehlt es sich, mit den Schulen in Kontakt zu kommen. Auch die Schuleingangsuntersuchung bringt Klarheit. Grundsätzlich gilt aber: Auch ein Kind mit einer (leichten) Entwicklungsverzögerung kann eine Regelschule besuchen.

Quelle: aerztemagazin.at, zitiert nach: Saft, D. (2013)

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Bildquelle: Gettyimages/fizkes

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