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Enuresis

Einnässen bei Kindern: Erst mal keine Sorgen machen!

einnässen

Einnässen bei Kindern kommt gar nicht so selten vor und häufig machen wir Eltern uns zu schnell Sorgen. Manchmal hört der nächtliche Spuk von ganz alleine auf, manchmal aber auch nicht und dann besteht Handlungsbedarf. Eins ist aber klar: Dem Kind, was einnässt, und euch Eltern kann geholfen werden!

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Was bedeutet einnässen bei Kindern?

Enuresis oder auch "Bettnässen" gehört nach Asthma zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Laut Studien nässen ungefähr 7 % der 7-10-Jährigen ein, 3% sind es bei den 12-14-Jährigen. Bettnässen mit 6 Jahren ist also gar nicht so selten! Sogar ein Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen leiden an Enuresis. Bettnässer sind ungefähr doppelt so viele Jungen wie Mädchen.

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Im Alter von zwei bis drei Jahren lernen Kinder, ihren Stuhlgang zu kontrollieren. Beim Trocken werden erlangen sie die Fähigkeit, ihren Harndrang zu spüren, die Toilette zu benutzen und sich letztlich nicht mehr einzunässen. Die meisten Kinder werden im Alter von drei bis vier Jahren komplett trocken.

Wie lange ist einnässen normal?

Viele Kinder schaffen es in diesem Alter zwar tagsüber trocken zu bleiben, nässen aber nachts nach wie vor das Bett ein. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist das Bettnässen eine Erkrankung, die behandelt werden muss. Die Internationale Gesellschaft für kindliche Kontinenz (ICCS) hat folgende Kriterien aufgestellt, nach welchen Einnässen bei einem Kind diagnostiziert werden kann:

  • Das Kind ist fünf Jahre alt oder älter.
  • Das Bettnässen passiert mindestens zwei Mal im Monat.
  • Organische Grunderkrankungen wie Diabetes oder Harnwegsentzündungen
    sowie andere medizinische Ursachen können ausgeschlossen werden.

Primäre und sekundäre Enuresis: Was ist der Unterschied?

Unterschieden werden zwei Arten von Bettnässen: die primäre und die sekundäre Enuresis.

Kinder mit einer primären Enuresis waren noch nie für längere Zeit trocken. Die meisten Kinder mit primärer Enuresis werden mit ca. fünf Jahren trocken und nässen nur nachts ein. Folgende Symptome kennzeichnen die primäre Enuresis:

  • Das Kind schläft sehr tief und lässt sich schwer aufwecken.
  • Das nächtliche Einnässen passiert häufig, oftmals mit großen Mengen Urin.
  • Das Einnässen findet nicht am Tag statt.
  • Das Kind war vor der Enuresis nie länger als sechs Monate trocken.
  • Nur in seltenen Fällen wird die Enuresis von psychischen Symptomen
    begleitet.
  • Es gibt keinen Hinweis auf organische Missbildungen oder einen
    Harnwegsinfekt.

Als sekundäre Enuresis wird das Bettnässen nach einer trockenen Phase, die mindestens sechs Wochen angedauert hat, bezeichnet. Oftmals sind urologische oder psychische Ursachen der Grund für eine sekundäre Enuresis, wie einschneidende Verluste, die Trennung oder Scheidung der Eltern, Todesfälle innerhalb der Familie, die Geburt eines neuen Familienmitglieds oder die Vernachlässigung durch die Eltern. Stress, zum Beispiel in der Schule, kann ebenfalls Auslöser für wiederkehrendes Bettnässen sein.

Bettnässen: Welche Ursachen gibt es für Enuresis?

Eine häufige Ursache für das Bettnässen ist die familiäre Veranlagung. In vielen Familien sind mehrere Geschwister, sowie nahe Verwandte wie die Eltern oder Großeltern vom Einnässen betroffen. Bei primärer Enuresis liegt in vielen Fällen eine genetisch bedingte Reifungsstörung vor, die unter anderem die Kontrolle der Blasenfunktion verzögert.

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Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es einen Zusammenhang zwischen Bettnässen und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung). Leidet ein Kind an ADHS, so hat es Schwierigkeiten, bestimmte Reize, wie eben auch den Blasenreiz, im Gehirn richtig zu verarbeiten. Unter Kindern mit ADHS gibt es laut Studien dreimal so viele Fälle, die an Enuresis leiden, wie bei Gleichaltrigen ohne ADHS.

Ein Mangel an ADH, dem antidiuretischen Hormon, auch Antiwasserlasshormon genannt, ist oftmals der Grund für eine primäre Enuresis. Normalerweise schüttet der Körper nachts verstärkt ADH aus, was wiederum bewirkt, dass der Körper weniger Urin produziert. Bei vielen Bettnässer-Kindern ist die ADH-Produktion gestört. Oftmals schlafen diese Kinder besonders tief und sind nur schwer weckbar.

Als mögliche Ursache für Bettnässen muss auch falsches Trinkverhalten genannt werden. Kinder sollten über den Tag verteilt ausgewogen trinken. Bei Kindern, die zu wenig trinken, kann sich das Wachstum der Blasenkapazität verzögern. Eltern sollten vor allem darauf achten, dass ihre Kinder besonders nachmittags und abends keine oder nur geringe Menge an gezuckerten und koffeinhaltigen Getränken zu sich nehmen.

Psychosoziale Probleme und schwierige familiäre Beziehungen sind nur in seltenen Fällen die Ursache für Bettnässen. Psychische Probleme lösen meistens eine sekundäre Enuresis aus.

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Bettnässen bei Teenagern: Welche Ursachen sind denkbar?

Bettnässen mit 16 belastet Kinder bzw. Teenager sehr, es hilft aber nicht, das Einnässen nachts zu Tabuisieren. In diesem Alter besteht Handlungsbedarf. Erster Ansprechpartner ist der Kinderarzt, um organische Ursachen auszuschließen. Nicht immer muss Einnässen im Jugendalter direkt auf psychische Probleme hindeuten.

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Erst wenn nichts Organisches gefunden werden kann, ist ein Blick auf die Seelengesundheit sinnvoll. Vielleicht gibt es Probleme in der Schule oder innerhalb der Familie? In jedem Fall sollten Eltern verständnisvoll reagieren, mit Sicherheit schämt sich der Teenager für sein Problem.

Was hilft gegen Einnässen bei Kindern?

Für Eltern ist es wichtig, das Thema Einnässen nicht zu tabuisieren und mit dem Kind offen darüber zu sprechen. Außerdem sollten sie sich darüber im Klaren ein, dass Nicht- oder Falschbehandlung zu chronischer Enuresis führen kann. Dem Kind muss bewusst sein, dass es sich für das Bettnässen nicht zu schämen braucht, sondern es sich dabei um eine Erkrankung handelt. Etwa die Hälfte aller Kinder kann die Enuresis in einem Zeitraum von ca. drei Jahren ohne medizinische Unterstützung bewältigen.

Wenn das Problem des Bettnässens länger anhält, sollten Betroffene einen Arzt konsultieren. Je früher mit einer medizinischen Behandlung und einer vom Arzt vorgeschlagenen Therapie begonnen wird, desto besser und schneller kann dem Kind geholfen werden. Ist Bettnässen mit 9 also noch ein Thema? Dann ab zum Kinderarzt!

Welche Therapien helfen gegen Einnässen nachts?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Einnässen bei einem Kind anzugehen. Welche Therapie die richtige ist, entscheidet die Familie in Absprache mit dem Kinderarzt.

Folgende Therapieansätze gibt es:

  1. Tragen einer Klingelhose (z.B. von Stero über Amazon für 111,38 €) oder Einsatz einer Alarmmatratze (z. B. Neue DryEasy Plus Bettnässen Alarm über Amazon für 59,90 €): Sobald euer Kind nachts einnässt, wird über einen Feuchtigkeitssensor ein lautes akustisches Signal ausgelöst. Durch diese Weckfunktion soll das Kind lernen, auf die Blasenfüllung zu reagieren und die Blase zu konditionieren. Erste Erfolge können sich innerhalb von acht bis zu zwölf Wochen einstellen. Allerdings bedeutet die ständige Störung der Nachtruhe auch eine starke Belastung für Eltern und Kind.
  2. Führen eines Kalenders, in dem Symbole für trockene und nasse Nächte eingetragen werden: Trockene Nächte markieren die Eltern oder das Kind mit einer Sonne, nasse Nächte mit einer Wolke, um das Bewusstsein des Kindes für die Blase zu trainieren. Der Miktionskalender sollte unterstützend zu einer weiteren Therapie eingesetzt werden. Der Kalender ist eine gute Methode für euer Kind, um (wieder) die Blasenfunktion zu steuern. Er ist aber nur in Kombination mit einer weiteren Therapie zu empfehlen.
  3. Behandlung mit synthetischen Analogen der körpereigenen Substanz ADH (Desmopressin). Nach einigen Wochen wird bei ca. 96 % der Patienten eine endgültige Trockenheit erzielt. Das Therapieschema ist leicht in der Handhabung und völlig kindgerecht.
  4. Psycho- oder Ergotherapie: Stärkung des Selbstbewusstseins der Betroffenen, indem offen über das Bettnässen mit dem Kind gesprochen, gemeinsam eine Therapie ausgewählt und ein entspannter Umgang mit der Problematik praktiziert wird. Motivation und Belohnung des Kindes, statt Drohungen und Bestrafungen, sind hier ausschlaggebend.
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Eines ist uns zum Abschluss nochmal ganz wichtig: Einnässen ist zu unrecht ein Tabuthema, auch innerhalb der Familie. Die Familie sollte offen darüber sprechen und es natürlich gleichzeitig nicht zum Dauerthema machen. Holt euch Hilfe, es ist absolut keine Schande und es sind mehr betroffen, als ihr denkt!

Welcher Mama-Typ bist du oder wirst du vielleicht sein?

Quellen: Ärzteblatt, Apotheken.de

Bildquelle: Gettyimages/Tom Merton

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