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Von autoritär bis laissez-faire: Die 8 wichtigsten Erziehungsstile

Erziehungsstile
© Getty Images/ Liderina

Erziehungsstile gibt es in der Wissenschaft viele, aber funktionieren sie auch in der Praxis? Wir stellen acht Methoden vor und du kannst schauen, in welchen du dich wiederfindest.

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Wie du als Mutter oder Vater mit deinem Sprößling umgehst, wie du ihm deine Werte vermittelst, das bestimmt deinen Erziehungsstil. Dabei spielt auch eine wesentliche Rolle, wie du selbst aufgewachsen bist, aber sicherlich auch, was gesellschaftlich in der jeweiligen Kultur akzeptiert ist. Einige der hier vorgestellten Erziehungsstile mögen überholt wirken, aber sie finden dennoch in einigen Familien täglich Anwendung.

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Wie viele Erziehungsstile gibt es?

Wie viele Erziehungsstile es gibt, hängt von der wissenschaftlichen Perspektive ab. Grundsätzlich aber lässt sich zwischen autoritär, demokratisch, laissez-faire, antiautoritär, autokratisch, autoritativ, permissiv und egalitär, also acht verschiedenen Erziehungsstilen unterscheiden. Je nach Wissenschaft haben sie einen anderen Namen.

Wichtig: Erziehungsstile müssen von Erziehungskonzepten und Erziehungsphilosophien abgegrenzt werden, sie sind nicht deckungsgleich. Letzteren liegen Leitbilder, pädagogische Ziele und Normen zugrunde. Erziehungsstile hingegen setzen sich aus erzieherischen Grundhaltungen und Verhaltenstendenzen zusammen.

Welche Erziehungsstile gibt es?

Im Folgenden gehen wir auf diese acht Erziehungsstile näher ein.

#1 Autokratischer Erziehungsstil

Ein autokratischer Erziehungsstil verlangt den absoluten Gehorsam deines Kindes. Es ist deine starke Hand, die das Leben deines Nachwuchses bestimmt. Du allein stellst die Regeln auf und bestrafst, wenn sie nicht eingehalten werden. Eigeninitiative ist nicht gefragt – du allein weißt, was das Beste für deinen Spross ist, der, durch Sanktionen eingeschüchtert, auch gar nicht wagen würde, dir Widerworte zu geben.

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#2 Autoritärer Erziehungsstil

Auch hier verlangst du absoluten Gehorsam, aber wenn dein Kind dies einhält, wird es belohnt. Aber natürlich auch bestraft, wenn es sich deinem Regelwerk widersetzt. Du hast klare Erwartungen, was Disziplin, Sauberkeit und Ordnung betrifft, und die muss dein Kind erfüllen. Die autoritäre Erziehung setzt einen sehr eng abgesteckten Rahmen, in dem sich der Nachwuchs bewegen darf. Das gilt für die Schule, aber auch für die außerschulischen Aktivitäten. Zeitpläne müssen eingehalten werden und bei Hobbys, die deiner Meinung nach nichts bringen, greifst du ein. Ebenso wird der Umgang mit Freunden verboten, die deinen Ansprüchen nicht gerecht werden.

Sarah Plück

Flexibel bleiben

Ich bin kein Fan davon, im Alltag und im Familienleben starren Konzepten zu folgen. Es ist furchtbar undynamisch und passt einfach nicht zu den unterschiedlichen Charakteren, die eine Familie mit sich bringt. Selbstredend, dass ich auch möchte, dass mein Sohn mit Besteck ist und anderen mit Respekt begegnet. Aber erreiche ich dieses Verhalten, nicht viel mehr, wenn ich es vorlebe anstatt von oben aufzudrücken? Und wenn ich mein Kind auch noch bestrafe, obwohl ich mich selbst vielleicht nicht dran halte, kann es da wirklich etwas lernen?

Sarah Plück

#3 Antiautoritärer Erziehungsstil

Dein Kind darf alles selbst entscheiden, denn du denkst, dass es dies schon kann. Es soll sich absolut frei entfalten und so kreativ wie möglich sein. Die antiautoritäre Erziehung zeichnet sich dadurch aus, dass du Vorschläge machst, aber keine Regeln und Grenzen vorgibst. Die muss dein Sprössling sich selbst stecken und wenn es eben lange aufbleiben will, dann darf es das auch. Du vertraust darauf, dass es selbst lernt, was gut für es ist und sparst mit Bestrafungen und Sanktionen.

#4 Autoritativer Erziehungsstil

Hier lebst du deinem Kind die Erwartungen vor, autorativ eben. Beim autoritativen Erziehungsstil gibst ihm einen Handlungsspielraum. Dein Kind hat klare Grenzen, wird aber bei allem sehr von dir unterstützt und viel gelobt. Die Regeln, die du aufstellst, vermittelst du deinem Sprössling in einer klaren Kommunikation. Du beziehst es nach Möglichkeit in den Entscheidungsprozess mit ein, aber triffst letztendlich die Entscheidungen. Mama oder Papa übertragen dem Kind schon viel Verantwortung. Du erwartest viel, aber du selbst lebst deine Wertvorstellungen auch vor. Dein Kind hat eine Orientierung und das bist du.

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#5 Demokratischer Erziehungsstil

Du erklärst deinem Kind alles. Natürlich auch die Regeln, die du vorgegeben hast. Dein Kind darf sie auch hinterfragen und wenn es gute Argumente geliefert hat, werden Regeln auch geändert. Kommunikation ist alles bei dir und im demokratischen Erziehungsstil. Dein Kind hat eine klare Vorstellung, was du erwartest und hält es sich nicht an die besprochenen Regeln, weiß es auch, was es als Konsequenz erwartet. Keine harte Züchtigung, aber schon eine kleine Sanktion. Du überträgst deinem Nachwuchs schon viel Eigenverantwortung und unterstützt ihn mit Wärme und Liebe.

#6 Laissez Faire Erziehungsstil

Du hegst keinerlei Erwartungen an dein Kind. Du gibst auch kaum Regeln vor: Wenn dein Kind die wenigen nicht einhält, braucht es allerdings auch keine Konsequenzen fürchten, denn im Prinzip lässt du deinen Nachwuchs einfach gewähren. Ob es jetzt kreativ ist oder nicht, sich nett zu seiner Umwelt verhält oder garstig ist – beim laissez faire Erziehungsstil hältst dich im Hintergrund und bleibst passiv.

#7 Egalitärer Erziehungsstil

Du und dein Nachwuchs bestimmen alles gemeinsam. Will dein Kind nicht zur Schule, wird das ausdiskutiert. Willst du, dass es sein Zimmer aufräumt, wird das ausdiskutiert. Du gibst hier keine Regeln vor, sondern machst Vorschläge, die dann gemeinsam beschlossen werden. Du hast viel Geduld, denn es braucht schon mal viel Zeit, bis die Dinge geklärt sind.

#8 Permissiver Erziehungsstil

Dein Kind darf machen, was es will. Du verwöhnst es, wo du nur kannst. Das bedeutet auch, dass du schlechtes Verhalten tolerierst und in keiner Weise bestrafst. Dein Kind kennt auch kein Regelwerk und wenn, darf es sich darüber hinwegsetzen. Beim permissiven Erziehungsstil stellst auch keine richtigen Forderungen an das Kind. Wenn es etwas nicht will, muss es das auch nicht machen. Du erwartest jedoch viel Eigeninitiative. Braucht das Kind Hilfe, muss es diesen Wunsch schon selbst formulieren. Dann hilfst du auch.

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Sarah Plück

Mein Tipp

Erziehung findet zwischen den Zeilen statt. Deswegen versuchen wir uns als Eltern zu entspannen und keine starren Regeln durchzusetzen, nur damit das Kind lernt, dass es Regeln gibt. In jeder Familie gibt es (natürliche) Regeln, versprochen, und daran halten sich die Kinder ganz natürlich! Denn sie wollen dazu gehören.

Ich bin Fan von Jesper Juuls Ausspruch "Beziehung statt Erziehung". Geht mit euren Kindern in Beziehung, kommuniziert mit ihnen und nehmt sie ernst, anstatt an ihren Charakteren herumzudoktern und starre Erziehungsstile durchzusetzen, aus Angst, aus ihnen könnte nichts werden.

Sarah Plück

Wer hat die Erziehungsstile erfunden?

Ende der 1930er Jahre begann die Erforschung der Erziehungsstile. Vorreiter war die Forschungsgruppe um Kurt Lewin. Der österreichische Psychologe unterschied zwischen drei verschiedenen Erziehungsmethoden.

Die Erziehungsstile nach Lewin:

  1. Autoritäre Erziehung
  2. Demokratische Erziehung
  3. Laissez-faire Erziehung

Warum sind Erziehungsstile wichtig?

Wahrscheinlich konntet ihr euch beim Durchlesen in verschiedenen Stilen wiedererkennen. Das zeigt schon, dass sich diese Konzepte eher auf der theoretischen Ebene abspielen. Denn Erziehung setzt sich nicht nur aus einem Konzept zusammen, sondern wird auch durch verschiedene Parameter, wie Kultur und Gesellschaft beeinflusst.

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Im Prinzip geht es beim Erziehungsstil darum, wie du dein Kind siehst – eher als eigenständige Persönlichkeit oder als formbare Masse. Gibst du alle Regeln vor oder gibst du ihm ein Mitspracherecht? Oder erklärst du die Vorgaben? Es hängt auch stark davon ab, wie alt das Kind ist und wahrscheinlich kommt es auf die Situation an. Das Wichtigste ist wohl, dass dein Kind sich geliebt, aufgehoben und ermutigt fühlt. Es liegt in deiner Hand, wie du dieses Ziel erreichst.

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Was ist Erziehung und ab wann ist sie wichtig?

Definitionen des Begriffs "Erziehung" gibt es viele, wir greifen auf die von Klaus Hurrelmann zurück und erklären auch gleich warum:

Erziehung ist die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken. Erziehung ist ein Bestandteil des umfassenden Sozialisationsprozesses; der Bestandteil nämlich, bei dem von Erwachsenen versucht wird, bewusst in den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern einzugreifen ‐ mit dem Ziel, sie zu selbstständigen, leistungsfähigen und verantwortungsvollen Menschen zu bilden.
Klaus Hurrelmann, Mut zur demokratischen Erziehung

In vielen Definitionen aus den 20. Jahren kommt die Perspektive des Kindes zu kurz. Es hört sich eher so an, als sei Erziehung, dass von den Eltern aufgedrückt wird und die Kinder müssen dann dementsprechend funktionieren, damit sie in das Weltbild der Eltern hineinpassen.

Erziehung ist auch, was ihr draus macht

Wir finden, dass das nichts mehr mit der heutigen Wahrnehmung der Eltern-Kind-Beziehung zu tun hat und Kinder als eigenständige Individuen wahrgenommen werden sollten. Als Kompromiss finden wir daher die Definition von Hurrelmann passend. Er sieht das Kind als eigenständig an, vermittelt aber dennoch, dass die Eltern bei Erziehung Einfluss auf den Nachwuchs nehmen (wollen).

Womit wir auch gleich bei der zweiten Frage, nämlich ab wann Erziehung wichtig ist, sind. Im Grund beginnt Erziehung, wenn wir der Definition folgen, ab dem ersten Tag. Eltern nehmen ab dem ersten Tag auf ihren Nachwuchs Einfluss. Und wichtig dabei ist, auch Unbewusstes nehmen Kinder wahr und verarbeiten dies entsprechend. Wir können also gar nicht alles, was unsere Kinder aufsaugen wie ein Schwamm, beeinflussen.

Insofern ist der Begriff Erziehung wie auch die Erziehungsstile eher auf abstrakter Ebene zu sehen und jede Familie schmückt dies aus, wie es ihr gefällt und sie es für richtig hält.

Ihr braucht beim Erziehen noch etwas Unterstützung? Dann findet ihr hier einige Erziehungsratgeber für jeden Geschmack:

Möchtet ihr weiter zu dem Thema lesen? Dann haben wir folgende Tipps für euch: Jesper Juul, Aus Erziehung wird Beziehung oder auch Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn von Danielle Graf und Katja Scheide. Wer lieber was auf die Ohren möchte? Graf und Scheide haben auch einen Podcast.

Weitere Erziehungstrends

Mittlerweile gibt es viele Facetten der Erziehung und Eltern-Kind-Beziehung, die sich in Erziehungstrends widerspiegeln. Gleichzeitig gibt es natürlich auch bestimmte Impulse, Sätze, Tipps und Hacks, die für alle Erziehungsstile funktionieren und euch den Alltag erleichtern. Lasst euch doch von uns inspirieren und lest hier weiter:

Quellen: IHVO Handbuch, Eltern-Onlinetraining.de zu Erziehung, Verlag Herder zu Erziehungsstilen

Egal, welche Art der Erziehung euch besonders zusagt: Kinderbücher können für eure Eltern-Kind-Beziehung eine wichtige Stütze sein. Hier sind unsere 8 Lieblinge:

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