Für die einen ist sie karg und windig, für die anderen sonnig und schön. Für Wassersportler ist die Insel schlicht das Hawaii Europas. Alles, was ihr über einen Urlaub auf Fuerteventura mit Kindern wissen solltet.
Fuerteventura bedeutet frei übersetzt so viel wie „starker Wind“. Das klingt für den normalen Strandurlauber erst mal nicht gerade einladend – auch wenn hier andererseits das ganze Jahr über milde Temperaturen und viel Sonne angesagt sind. Zudem hat die Vulkaninsel in puncto Vegetation nicht gerade viel zu bieten. Im Gegensatz zu Teneriffa und Gran Canaria fehlt ihr dafür ein ausreichend hoher Vulkankegel, an dem die feuchte Luft abregnen könnte.
So war es Mitte der 1980er-Jahre windsuchenden Surfer*innen und wetterfesten Engländern vorbehalten, die zweitgrößte der Kanarischen Insel touristisch für sich zu entdecken. Als Teil der ersten Gruppe reiste ich 1989 mit meinen Eltern zum ersten Mal in den Norden der Insel. Jürgen Hönscheid, zu dieser Zeit sicher einer der bekanntesten Windsurfer in Europa, hatte das Eiland zusammen mit einigen Freunden aus Sylt gerade als neues Zuhause entdeckt. Ein paar Berichte von ihm, gespickt mit dem blauen Wasser und den tollen Wellen seiner neuen Heimat, reichten für Windsurfer wie mich völlig aus, um dem hiesigen Winter sofort entfliehen zu wollen.
Damals bestand das kleine Fischerdorf Corallejo aus ein paar Geschäften an der staubigen Hauptstraße. Das touristische Angebot im Norden beschränkte sich auf eine kleine Clubanlage und das Olivia Beach Hotel in den vorgelagerten Dünen an der Caleta del Bajo. Das war es schon. Aber trotz oder gerade wegen der kargen Landschaft in Verbindung mit tollen Wellen und Wind hatte es mir die Insel angetan und ich bin noch mehrmals hingereist.
Vieles ändert sich, manches aber nie
Jetzt, nach einer Pause von fast 15 Jahren, bin ich zusammen mit meinem Tochter Paulina wieder hier. Klar, in erster Linie zum Surfen, da hat sich nicht viel geändert. Außer, dass wir nun auch SUP-Boards im Gepäck haben. Auf Fuerteventura dagegen hat sich viel getan. Heute findet man in Corralejo eher zu viele als zu wenig Unterkünfte. Der spanische Bauboom lässt grüßen, allerdings nicht ganz so brachial wie an anderen Küsten.
Die neuen Shopping-Malls an der langen Hauptstraße lassen keine Wünsche offen. Auch kulinarisch gibt es vom Burger-Laden bis hin zum Veggie-Restaurant eine riesige Auswahl. Surfer*innen und Engländer findet man immer noch; dazu jede Menge Italiener, die mit leckerem Eis und Cappuccino das Stadtleben aufpeppen. Geblieben sind auch die Strände und das Meer. Nicht umsonst bekam Fuerteventura in den 90ern das Prädikat „Hawaii Europas“ verliehen.
Vorsicht vor Steinen und Strömung
Zusammen mit Paulina steige ich gerade mehr oder weniger geschickt am Rocky Point, dem Stadtstrand von Corralejo, aus dem Wasser. Er trägt den Namen „Felsspitze“ zu Recht, denn leider eifert Fuerte, wie die Insel gerne abgekürzt wird, ihrem Vorbild Hawaii auch in puncto schafkantiger Lavariffe nach. Schwimmer*innen und Wassersport-Neulinge sollten also immer vorsichtig sein. Selbst an Sandstränden kann die starke Strömung gefährlich werden. Deswegen heißt es: Die Kinder immer im Auge behalten!
Genau das tun auch die Lehrer und Lehrerinnen der zahlreichen Surf- Schulen mit ihren Schülern. Das kann man am besten am Strand in El Cotillo beobachten. Dort brechen die Wellen über einen großen Sandstrand und Anfänger können erste Aufstehversuche im Weißwasser machen, ohne Felsen fürchten zu müssen.
Einmal hier, sollte man auf jeden Fall durch die kleine Altstadt bummeln, die sich ihr historisches Bild weitgehend erhalten hat. In der Nähe des alten Hafens findet man zwei tolle Fischrestaurants. Hier kann man nicht nur vorzüglich essen, die Terrassen bieten auch einen perfekten Blick auf den Sonnenuntergang.
Feine Leckereien und maßgeschneiderte Boards
Fährt man von Corralejo aus nach Cotillo, kommt man auf halbem Weg durch Lajares. Ein Nest mit ein paar sehr netten, von hängengebliebenen Surfern geführten Lokalen. Morgens sollte man an der kleinen Bäckerei halten. Hier gibt’s nicht nur die besten Croissants der Insel, sondern auch den passenden Café con Leche. Mittags öffnet der Northshore Surfshop der Familie Hönscheid seine Pforten. In der angeschlossenen Werkstatt formt der Meister höchstpersönlich sogenannte Custom Made Boards nach den Wünschen seiner Kund*innen.
Wer den Könnern ein wenig auf die Bretter schauen möchte, der fährt von Lajares aus Richtung Machanijo. Eine gut asphaltierte Straße führt bis kurz vor den Strand, wo Offroad-Feeling wartet. Ein kurzes Stück nach rechts, und man sieht bei Wellengang, abhängig von Windrichtung und Stärke, Kiter, Windsurfer, Wellenreiter oder Stand-Up-Paddler im Wasser.
Anfänger, die das Kite- oder Windsurfen lernen wollen, holen sich hier aber bitte nur Inspiration. Geschult wird am Flagg Beach an den Sandstränden vor Corralejo. Im Winter können hier auch mal größere Wellen laufen, aber meistens herrschen kleine Wellen vor und somit perfekte Bedingungen zum Schulen. Aber ich gerate ins Fachsimpeln. Und ich merke: Es dauert nicht noch mal 15 Jahre bis zu unserem nächsten Besuch auf Fuerte...
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