Ohne geht's nicht: Wenn euer Kind im Auto mitfahren soll, muss es dafür im Kindersitz bzw. in der Babyschale Platz nehmen. Doch neue Kindersitze sind keine günstige Anschaffung. Alternativ könnt ihr euch einen gebrauchten Kindersitz zulegen. Worauf ihr beim Kauf unbedingt achten solltet, wie alt gebrauchte Kindersitze höchstens sein dürfen und woran ihr Mängel erkennt.
Nur dann sind gebrauchte Kindersitze wirklich sicher: 7 Kriterien, die ihr beim Kauf beachten solltet
Kinder dürfen im Auto nur mitfahren, wenn sie durch geeignete "Rückhaltevorrichtungen", also Kindersitze, geschützt werden – das ist in der Straßenverkehrsordnung gesetzlich vorgeschrieben. Doch es muss nicht zwangsläufig ein neuer Kindersitz sein. Auf eBay, bei Kinderflohmärkten oder in Elterntauschbörsen gibt es ein großes Angebot an gebrauchten Kindersitzen. Neben Kindersitzen verschiedener Gruppen lassen sich auch Babyschalen gebraucht erstehen und damit sowohl bei der Erstausstattung als auch später – Kinder wachsen aus den Sitzen ja immer wieder raus – viel Geld sparen. Denn der Preis für einen neuen Autokindersitz liegt schnell bei mehreren Hundert Euro.
Doch sind gebrauchte Kindersitze wirklich sicher? Eine echt wichtige Frage, denn im Fall eines Unfalls kann ein Kindersitz Leben retten. Daher nennen wir hier 7 unverzichtbare Punkte, auf die ihr beim Kauf achten solltet:
#1 Ist der Kindersitz noch zugelassen?
Seit 2023 dürfen nur noch Kindersitze verwendet werden, die die Normen R 129 (i-Size) oder R 44/03 bzw. 04 erfüllen. Die neuere i-Size Norm kategorisiert die Sitze nach der Größe, die ältere R 44-Norm nach dem Gewicht des Kindes. Die Norm findet ihr auf dem Prüfsiegel des Kindersitzes. Dieses muss also unbedingt draufkleben.
Achtung! Ist auf dem Zulassungsetikett die Norm R 44/01 oder R 44/02 vermerkt, habt ihr es mit besonders alten Modellen zu tun. Diese dürfen schon seit 2008 nicht mehr verkauft werden. Also unbedingt Hände weg – diese Sitze sind gesetzlich nicht mehr zugelassen! Auch von der Norm R 44/03 wird schon abgeraten.
#2 Wie alt ist der Kindersitz?
Je nach Hersteller findet ihr das Produktionsdatum auf dem Zulassungsetikett oder direkt in den Sitz bzw. die Anschnaller eingeprägt. In der Bedienungsanleitung steht meist eine Herstellerempfehlung zur maximalen Nutzungsdauer. Die schwankt in der Regel ungefähr zwischen fünf und zehn Jahren, bei Babyschalen ist die empfohlene Nutzungsdauer manchmal noch kürzer. Von zu alten Modellen solltet ihr die Finger lassen, auch wenn der Sitz eigentlich noch gut aussieht. Materialermüdung wie feine Haarrisse lassen sich mit bloßem Auge oft nicht erkennen, stellen aber ein Sicherheitsrisiko dar. Dazu muss kein Unfall passiert sein: dauernde Verwendung, Lichteinstrahlung und die Temperaturschwankungen im Auto reichen, um den Kunststoff porös zu machen.
#3 Sind Mängel zu erkennen?
Kauft einen gebrauchten Kindersitz lieber nicht im Netz. Besser ist es, wenn ihr ihn vor Ort genau unter die Lupe nehmen und den Bezug abnehmen könnt, um Kunststoff und Styropor auf Risse oder Verformen zu überprüfen. Checkt auch die Gurte: Sie dürfen nicht ausgefranst sein und natürlich keine Risse haben. Beim Anschnallen darf nichts haken. Wenn der Sitz eine Drehvorrichtung hat, checkt, ob diese gut läuft ohne zu klemmen.
#4 War der Sitz in einen Unfall verwickelt?
Weiterer Vorteil eines Kaufs vor Ort: Ihr könnt einen Eindruck vom Verkäufer/von der Verkäuferin gewinnen. Schließlich müsst ihr euch bei der Frage, ob der Sitz schon in einen Unfall verwickelt war oder mal heruntergefallen ist, auf seine/ihre Aussage verlassen können. Wenn ihr hier kein gutes Gefühl habt, seht von einem Kauf lieber ab. Denn auch wenn der Unfall nur bei geringem Tempo passiert ist und der Sitz nicht erkennbar beschädigt wurde, ist er danach nicht mehr sicher. An Basisstation und Sitz können Mikrorisse entstanden sein, die im Fall eines erneuten Crashs lebensgefährliche Konsequenzen haben können.
Übrigens: Es gibt auch gar keinen Grund, Unfälle mit Kindersitz zu verschweigen. Marken wie Maxi-Cosi bieten oft einen Unfallsitz-Austauschservice an. Am besten direkt beim Hersteller anfragen.
#5 Ist der Kindersitz vollständig?
Das heißt, sind z. B. bei den Hosenträgergurten alle Gurtpolster noch dabei? Ohne die darf ein Kindersitz nicht verwendet werden. Optimalerweise liegt die Bedienungsanleitung vor, dann könnt ihr den Lieferumfang direkt checken.
#6 Passt meinem Kind der Sitz?
Lasst euer Baby bzw. Kind mal Probesitzen. Dann seht ihr, ob der Gurt gut am Körper anliegt und sich selbstständig zurückzieht, wenn sich das Kind nach vorne lehnt.
#7 Passt der Sitz ins Auto?
Nicht alle Kindersitze können in jedem Auto verwendet werden. Vor allem, wenn der Sitz "semi-universal" einsetzbar ist (diese Angabe findet ihr auf dem Zulassungsetikett) und über einen Stützfuß verfügt, müsst ihr unbedingt zuerst schauen, ob er in eurem Auto verwendet werden darf.
Eine Liste der Fahrzeugtypen findet ihr in der Bedienungsanleitung. Manche Kindersitze, vor allem Babyschalen, lassen sich (nur) per Isofix befestigen. Gibt es die entsprechende Vorrichtung in eurem Auto? Am besten ist es, ihr baut den Sitz zur Probe mal ein. Dann seht ihr direkt, ob alles kompatibel ist und auch, ob ihr mit der Handhabung gut zurechtkommt.
Unser Fazit: Im Falle eines Unfalls kann ein Kindersitz Leben retten. Doch wenn mit einem Kindersitz pfleglich umgegangen wurde, er nie in einen Crash verwickelt war, den aktuellen Normen entspricht und erst wenige Jahre alt ist, ist auch ein Second-Hand-Kindersitz sicher. Wenn der Sitz also einen einwandfreien Eindruck macht und du den Verkäufer/die Verkäuferin kennst und ihm/ihr vertrauen kannst, lässt sich durch gebrauchte Exemplare viel Geld sparen und zur Nachhaltigkeit beitragen. Hast du allerdings Zweifel, ist ein Neukauf immer die sicherere Variante.
Schon wenn Kindersitze aus größerer Höhe herunterfallen, können Haarrisse entstehen, die im Falle eines Unfalls ein Sicherheitsrisiko darstellen. Auch Fahrradhelme sollten ersetzt werden, wenn sie mit Wucht auf den Boden gefallen sind. Was es in puncto Sicherheit bei Fahrradhelmen für Kinder außerdem zu beachten gibt, zeigt unser Video:
Quellen: Straßenverkehrsordnung, Maxi-Cosi