Wenn Mama wieder schwanger ist, ist das vor allem für das Kind, das schon da ist, richtig spannend. Aber irgendwie auch ganz schön komisch. Zum Glück kann man "großer Bruder" und "große Schwester" lernen: Geschwisterkurse helfen dabei, in die neue Rolle hineinzuwachsen.
Wo finden Geschwisterkurse statt?
Geschwisterkurse werden in Kliniken, Geburtshäusern, Hebammenpraxen in Familienbildungszentren oder bei Vereinen für Eltern-Kind-Angebote wie PEKiP und Eltern-Kind-Turnen angeboten. Manchmal heißen die Kurse auch Geschwisterschule oder es wird ein "Geschwisterpass" oder auch "Geschwisterdiplom" ausgestellt. Darüber hinaus gibt könnt ihr mittlerweile auch Online-Angebote buchen.
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten von Geschwisterkursen:
- Reine Kinderkurse: Diese Kurse besuchen die Kinder allein. Daher sind sie eher für ältere Kinder geeignet. Ein Vorteil: Das Kind kann seine Fragen ohne Hemmungen stellen, zum Beispiel, wenn es negative Empfindungen gegenüber dem ungeborenen Baby hat.
- Eltern-Kind-Kurse: Für kleinere Kinder ist diese Kursart eine Alternative. Oder auch, wenn das Kind schon starke Eifersucht entwickelt hat. Das gemeinsame Erleben im Kurs stärkt dann zusätzlich noch einmal den Familienzusammenhalt.
- Kinderkurse mit Elternnachmittagen: Hierbei gibt es, zusätzlich zum reinen Kinderkurs, einzelne Familiennachmittage. Allerdings eignet sich diese Kursart nur bei mehrwöchigen Kursen, und es gibt von dieser gemischten Form der Geschwisterkurse bislang auch nur sehr wenige Angebote.
Wer leitet die Geschwisterkurse eigentlich?
Geschwisterkurse werden von Personen mit Erfahrung geleitet, wenn es um Fragen, Gedanken und Probleme mit dem kommenden Familienzuwachs geht. Theoretisch kann jeder einen solchen Kurs anbieten, der sich mit der Thematik auskennt. Eine spezielle Ausbildung ist nicht erforderlich, es gibt auch keine übergeordnete Kontrollinstanz. Wenn ihr also einen Geschwisterkurs buchen wollt, fragt am besten zuerst bei eurer Geburtsklinik nach.
Welche Ziele haben Geschwisterkurse?
Die kleinen Teilnehmer*innen sollen in den Kursen vor allem merken, wie schön es sein kann, eine Schwester oder einen Bruder zu haben. Darüber hinaus wollen die Kurse
- eine positive Einstellung gegenüber Veränderungen vermitteln
- Ängste und Unsicherheiten verringern und / oder ganz nehmen
- Eifersucht und Neid vorbeugen
- auf die künftige Rolle als großer Bruder oder große Schwester vorbereiten
- das Interesse am künftigen Geschwisterkind wecken
- die Bedürfnisse eines Babys erklären
- Verständnis wecken gegenüber dem Familienzuwachs
- die vorhandene Mutter-Kind-Beziehung festigen
- die Position des großen Kindes in der Familie festigen
- den Familienzusammenhalt stärken.
Sehr anschaulich und teilweise mit praktischen Übungen wird auch das Thema Schwangerschaft kindgerecht beleuchtet. Die kleinen Teilnehmer*innen bekommen Antworten auf zahlreiche Fragen, die sie beschäftigen:
- Was macht das Baby in Mamas Bauch?
- Was sieht man auf dem Ultraschallbild?
- Wo Mama bleibt, wenn das Baby geboren wird?
- Was ist ein Kreißsaal?
- Wie kommt das Baby zur Welt?
- Was kann ein neugeborenes Baby?
- Was mag es und was nicht?
- Wie wird ein Baby gewickelt? Wie kann auch ich es wickeln?
- Wie kann ich Mama und Papa helfen?
- Was isst oder trinkt ein Baby?
- Wie wird ein Baby gebadet?
- Wie kann ich das Baby tragen?
Wie laufen die Geschwisterkurse ab?
Sofern Praxisübungen Teil des Kurses sind, können die Kinder an ihren mitgebrachten Puppen oder Teddys lernen, wie man das Baby an- und auszieht, badet, wickelt, füttert und mit ihm kuschelt und schmust. Selbstverständlich können die kleinen Teilnehmer*innen auch alle Fragen loswerden, die sie beschäftigen, seit sie erfahren haben, dass sie bald nicht mehr der einzige Liebling in der Familie sind.
Kursaufbau und -inhalte sind nicht festgeschrieben und können daher verschieden sein. So bieten einige Kurse den Kids sogar eine Inspektion des Kreißsaales an, andere wiederum zusätzliche kindgerechte Angebote, die die Vorfreude auf das kommende Geschwisterchen unterstützen sollen, wie zum Beispiel das Basteln eines Begrüßungsgeschenkes für das Baby. Ein spaßiges Erlebnis ist manchmal auch das Anmalen von Mamas Babybauch. Als Höhepunkt zum Ende der Kursteilnahme wird den Kindern häufig ein Geschwisterdiplom überreicht. Auf diese Urkunde sind die Teilnehmer*innen besonders stolz – und sie erinnert sie daheim immer wieder an ihre neue Aufgabe.
Was kostet ein Geschwisterkurs?
Die Kursgebühren sind abhängig von der Dauer und natürlich vom Anbieter. Ein-Tages-Kurse liegen bei 10 bis 20 €. Mehrtägige Kurse sind entsprechend teurer. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht, da die Teilnahme nicht vorgeschrieben, sondern freiwillig ist.
Checkliste Geschwisterkurs: Wann? Wo? Wie?
Zum Schluss noch eine kleine Checkliste in Sachen Geschwisterkurs für euch:
- Buchung: möglichst frühzeitig nach dem Feststellen der Schwangerschaft
- Beginn: im ersten oder zweiten Schwangerschaftsdrittel – am besten, bevor Mamas Babybauch, oder andere räumliche Veränderungen zuhause zu merken sind
- Ende: unbedingt vor der Geburt, optimalerweise vor Ende des zweiten Schwangerschaftsdrittels
- Dauer: etwa eine Stunde je Kurstag
- Häufigkeit: üblich sind einmalige Veranstaltungen, zumeist am Wochenende. Das Angebot wird in der Regel jeden Monat wiederholt.
Mit dem Geschwisterkurs wissen nun eure Erstgeborenen Bescheid, was mit dem zweiten Kind auf sie zukommt. Aber wie ist das mit euch? Was wird für die Eltern schwieriger oder leichter? Hier die ehrlichen Antworten der Zweifach-Mamas unserer Redaktion.
Egal, ob erstes oder zweite Schwangerschaft. Gute Tipps kann man immer gebrauchen ...
Echt schade!
Leider haben wir es bei meiner zweiten Schwangerschaft verpasst, unsere Große zum Geschwisterkurs zu schicken. Erst habe ich nicht daran gedacht, später ging es mir gesundheitlich nicht mehr so gut, tja und dann haben wir dieses schöne Angebot leider verschwitzt. Sorry Frieda, aber Du bist trotzdem eine tolle große Schwester!
Bildquelle: iStock / Getty Images Plus / IRYNA KAZLOVA