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Übergewichtige Kinder: Ab wann gilt ein Kind als dick?

Übergewichtige Kinder
Übergewichtige Kinder (© Getty Images/ Liderina)

In Deutschland ist laut dem RKI mittlerweile jedes 6. Kind übergewichtig*. Das ist alarmierend, denn übergewichtige Kinder sind häufig nicht nur Spott ausgesetzt, sondern tragen auf lange Sicht auch gesundheitliche Schäden davon. Denn meist werden aus übergewichtigen Kindern auch übergewichtige Erwachsene. Ab wann gilt unser Kind aber überhaupt als übergewichtig und was können wir tun, um unsere Kinder vor Übergewicht zu schützen? Tipps von der Ernährungsexpertin Lia Carlucci

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Ab wann gilt ein Kind als übergewichtig?

Bei Erwachsenen wir Übergewicht meist mittels des BMI (Body Mass Index) festgelegt. Anhand des BMI-Wertes lässt sich erkennen, ob jemand zu wenig, zu viel oder genau richtig viel für seine Größe und sein Alter wiegt. Bei Kindern ist der BMI aber nur teilweise anwendbar und es hängt sehr stark vom Alter eures Kindes ab, ob euch der Wert wirklich beunruhigen sollte.

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Mit unserem Rechner könnt ihr schon einmal schauen, wie sich das Gewicht eures Kindes im Verhältnis zu gleichaltrigen Kindern verhält. Haben 10 % aller gleichaltrigen Kinder einen höheren BMI-Wert, ist euer Kind möglicherweise übergewichtig. Haben 3 % der Kinder einen höheren BMI-Wert, liegt eventuell Adipositas (starkes Übergewicht) vor.

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Achtung: Unser Rechner und alle andere Tool, die ihr im Internet findet, sind aber nur sehr allgemein und gehen nicht auf individuelle Faktoren wir Erbanlagen, Wachstumsschub, etc. ein. Wenn ihr euch Sorgen macht, dass ihr ein übergewichtiges Kind habt, dann sprecht am besten mit eurem Kinderarzt oder eurer Kinderärztin.

Bei unseren Kolleg*innen von T-online findet ihr übrigens einen guten BMI-Rechner für Kinder, aber auch dieser gibt euch nur einen Anhaltspunkt und ist keine Diagnose-Tool.

Die häufigsten Ursachen für übergewichtige Kinder

Wenn euer Kind übergewichtig ist oder adipös, kann das verschiedene Gründe, bzw. können folgende Punkte Übergewicht bei Kindern fördern:

  • Genetik
  • Falsche Ernährung
  • Zu wenig Bewegung
  • Soziales Umfeld
  • Erziehungsverhalten
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Und auch wenn die Genetik durchaus einen Einfluss auf das Gewicht unserer Kinder hat, ist die richtige Ernährung dennoch der Knackpunkt. Denn wer als Kind lernt, wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung aussieht und daran Freude findet, wird es auch leichter haben, dies im Erwachsenenleben beizubehalten. Ein erster Ansatzpunkt ist Kalorienbedarf des Kindes, damit eurer Kind nicht mehr Kalorien aufnimmt als es verbrauchen kann.

Was können Eltern von übergewichtigen Kindern tun?

Auf die Gene eurer Kinder habt ihr keinen Einfluss mehr, aber auf die meisten anderen Faktoren, die Übergewicht bei Kindern begünstigen schon:

#1 Selbstbewusstsein stärken

Wir alle möchten glückliche und selbstbewusste Kinder. Wenn unser Kind zu dick ist und deswegen gehänselt wird, schmerzt das Kind und Eltern. Wichtig ist, dass ihr eurem Kind vermittelt, dass ihr es liebt, egal, ob es dick oder dünn ist. Und dass es auch gar nicht darum geht gut auszusehen und bestimmten gesellschaftlichen Normen zu entsprechen, sondern darum, gesund zu sein.

Sprecht mit eurem Kind viel darüber, wie es sich fühlt und was es erlebt. Nicht jedes dicke Kind wird zwangsläufig gehänselt und gerade in den letzten Jahren ist wird das stereotype Schönheitsideal immer weite aufgebrochen. Dennoch ist mit steigendem Alter eures Kindes die Chance groß, dass es irgendwann einmal negative Erfahrungen machen wird, wenn es übergewichtig ist. Je früher ihr die Basis legt, dass euer Kind weiß, dass ein gesunder Körper wichtig ist, aber Aussehen nicht alles, desto gefeiter wird es gegen mögliche Sprüche sein.

#2 Bewusstsein schaffen

Je nach Alter sind sich unsere Kinder oftmals noch gar nicht bewusst, dass sie übergewichtig sind und was das bedeutet. Meist fängt diese Wahrnehmung erst im Vorschulalter an, wenn Kinder beginnen sich stärker miteinander zu vergleichen. Mit Bewusstsein schaffen meinen wir nicht, dass ihr euer Kind auf sein Übergewicht hinweisen sollt, sondern im in Gesprächen, mit Büchern, Filmen und Spielen vermitteln könnt, was einen gesunden Körper ausmacht und wie wir ihn bekommen. Alles leicht und spielerisch ohne erhobenen Zeigefinger oder Vorwürfe – sonst kann es passieren, dass das Selbstbewusstsein eures Kindes nicht gestärkt, sondern geschwächt wird.

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#3 Ernährung anpassen

Das Gewicht lässt sich durch zwei Drehschrauben beeinflussen: Ernährung und Bewegung — um beide kommen Eltern übergewichtiger Kinder nicht herum. Stellt die Ernährung eures Kindes bzw. am besten die der ganzen Familie (siehe #5) auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung um und passt die Portionen dem Kalorienbedarf eures Kindes an. Ihr müsst nicht alles von heute auf morgen ändern. Im Gegenteil ist es hilfreich, wenn ihr eine kleine Veränderung nach der anderen vornehmt. Dafür findet ihr hier weitere Tipps.

Wichtig: Diäten sind schon für Erwachsene ungesund und für Kinder umso mehr. Dazu sind sie ein großes Risiko, in ungesündere Essverhalten hineinzurutschen. Eine sinnvolle Ernährungsumstellung ist immer ein längerfristiges Projekt, das dauerhaft, aber selten unmittelbar Erfolge zeigt.

Inspiration für gesunde, einfache Snacks gefällig? Im Video zeigen wir unsere Lieblinge:

Gesunde Snacks: Diese 5 sind lecker und ganz schnell zubereitet Abonniere uns
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#4 Für Bewegung sorgen

Ihr müsst euer Kind nicht gleich in zig Sportvereinen anmelden. Beginnt damit mehr Bewegung in euren Alltag einzubauen – Treppe statt Lift, zu Fuß oder mit dem Fahrrad statt Auto oder Öffis – und auch in eurer Freizeit aktiver zu werden (wandern, schwimmen, radeln, etc.). Versucht gemeinsam herauszufinden, welche Sportart eurem Kind gefällt und fördert gezielt in diese Richtung. Es gibt so viele Sportarten, da ist eigentlich für jedes Kind etwas dabei. Manche davon sind allerdings nicht ganz günstig. Es gibt aber in vielen Fällen staatliche, ehrenamtliche oder private Unterstützung, um eurem Kind seinen Lieblingssport zu ermöglichen.

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#5 Mitmachen

Diese Punkt ist oftmals doppelt wertvoll. Denn erstens ist es für euer Kind leichter, wenn ihr euch als Familie in Bewegung setzt und gesund esst und zweitens sind auch die Eltern übergewichtiger Kinder meist selbst übergewichtig und tun sich damit auch selbst etwas Gutes. Gemeinsam geht sowieso alles leichter. Es bringt wenig, vom eigenen Kind zu verlangen, sich mehr zu bewegen, wenn man selbst eine Couchpotato ist.

Gleiches gilt für das Essen: Es funktioniert nicht, wenn ihr bittet, nicht zu viel Schokolade oder Fritten zu essen, wenn ihr selbst genüsslich reinhaut. Am Ende sollte dabei herauskommen, dass alle ein besseres Verständnis für ihren Körper haben und ihr alle gesund seid.

#6 Realistisch bleiben

Euer Kind wurde nicht über Nacht dick und deshalb wird es auch nicht über Nacht schlank. Gebt euch und eurem Kind Zeit für die Veränderungen, die definitiv kommen werden, wenn ihr euch gesünder und leichter ernährt und euch mehr bewegt.

#7 Hilfe suchen

Gerade wenn ihr euch selbst mit Ernährung und Sport nicht so gut auskennt, ist es eine gute Idee, sich Hilfe zu holen. Eure Kinderarztpraxis ist dabei immer die erste Anlaufstelle. 

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Mittlerweile bieten auch viele Krankenkassen Programme an, die Kindern beim Abnehmen bzw. einem gesünderen Lifestyle unterstützen. 

Und natürlich gibt es auch viele private Angebote zur Ernährungsumstellung, wenn ihr euch das finanziell leisten könnt und wollt.

Darüber hinaus gibt es aber auch Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und ähnliches. Die Adipositas Selbsthilfe Interessengemeinschaft führt hierzu online eine Datenbank.

Ernährungs-Tipps von unserer Ernährungsexpertin Lia Carlucci

Alles reden immer von einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, aber wie sieht sowas denn aus? Worauf gilt es zu achten, wenn ihr eurem übergewichtigen Kind dabei helfen wollt, seine Ernährung umzustellen. Ernährungswissenschaftlerin Lia Carlucci gibt folgende vier Tipps:

  1. Gesunde Lebensmittel: Auf Mahlzeiten mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten zubereiten. Letzteres enthält wertvolle Mineralien und Ballaststoffe, die lange sättigen. Außerdem auf eine ausreichende Eiweißzufuhr achten, am besten aus pflanzlichen Quellen wie Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Soja, etc.
  2. Reduzierung von Zucker & gesättigten Fetten: Ja, das heißt es geht den Chips und Gummibärchen an den Kragen. Aber auch zuckerhaltige Getränke wie Limo und Eistee sollten reduziert werden, um die Kalorienaufnahme aus ungesunden und nährstoffarmen Quellen zu minimieren. Ganz verzichten muss euer Kind nicht, aber ein deutliches Runterfahren von Süßigkeiten und fettreichen Snacks ist sehr wichtig.
  3. Das Kind nie zum "Aufessen" zwingen oder überreden. Das ist besonders bei kleinen Kindern wichtig, da sie sonst verlernen auf ihr natürliches Sättigungsgefühl zu hören.
  4. Vorbildfunktion übernehmen: Kinder machen uns alles nach — auch unsere Essgewohnheiten. Wenn sie sehen, dass eine gesunde Ernährung Spaß macht, dann machen sie eher mit. Euer Kind muss dabei nicht alles mögen, aber es gibt so viele Gemüsesorten und fast ebenso viele Zubereitungsmöglichkeiten und Gewürze und Kräuter da draußen, dass ihr gemeinsam sicher etwas findet, dass euren Kinder gut schmeckt.

Lia Marlen Carlucci ist studierte Ernährungswissenschaftlerin. Sie hat außerdem u.a. Nutrition Hub, das größte europäische Netzwerk für Ernährungsexpert*innen gegründet und war sogar Ernährungsexpertin für das Micky Maus Heft. Außerdem ist sie zusammen mit unserer Redakteurin Charoline Bauer Autorin des Buches "Das grüne Kochbuch für Kinder".

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Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Quelle: RKI Gesundheits-MonitoringStudie des Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung, Ernährungsexpertin Lia Carlucci

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