Heißen Tee übergekippt, spontan an den Kochtopf oder die offene Backofentür gefasst: Kinder verbrühen oder verbrennen sich leider schnell, wenn wir mal nicht aufpassen. Wie wir Eltern Brandblasen und kleinere Verletzungen unserer Kids behandeln können und wann ein Arzt oder eine Ärztin gefragt sind, erklärt Dr. Carsten Krohn, der das Zentrum für Schwerbrandverletzte Kinder in München leitet.
Verbrannt oder verbrüht: Selbst behandeln oder zum Arzt gehen?
Nicht bei jeder leichten Verbrennung oder Verbrühung müsst ihr sofort mit eurem Kind zum Arzt gehen. Oft reicht es, ruhig zu bleiben, fürs Kind da zu sein, es zu trösten, die gerötete Stelle zu kühlen und sie gut zu versorgen (wie genau, lest ihr weiter unten). Die gute Nachricht: Auch wenn sie ziemlich weh tun können – die meisten kleineren Brandblasen heilen in der Regel innerhalb kurzer Zeit wieder ab.
Im Zweifel zeigt ihr die Wunde bzw. Blase eurer Kinderärztin. Oft reicht sogar erst mal ein Foto davon, um einzuschätzen, ob die Blase so heilen kann oder ein Profi sie sich genauer ansehen muss.
Zögert nicht, den Notruf 112 zu rufen, wenn sich ein Kind schwer verbrannt oder verbrüht hat. Jetzt braucht es schnell Hilfe!
Der Notarzt ist gefragt, wenn sich ein Baby verbrannt oder verbrüht hat. Sobald es sich bei einem Kind um eine großflächigere Brandblase oder Verbrennung bzw. Verbrühung handelt oder falls die Brandblase oder Wunde im Gesicht, in Augennähe oder an anderen sehr sensiblen Stellen ist.
Heiß durchnässte Kleidung immer sofort ausziehen, wenn diese nicht mit der Haut verklebt ist – auch die Windel. Sonst schädigt die Hitze die Haut weiter.
Versucht trotz Schock und Ängsten Ruhe zu bewahren und beim Kind zu bleiben, bis die Expert*innen eintreffen.
Brandblase behandeln: Erstmal kühlen, oder?
Jein. Hat sich dein Kind eine kleinere oder größere Verbrennungswunde z.B. an der Hand zugezogen oder sich verbrüht, tut das verdammt weh. Um die Schmerzen zu lindern, könnt ihr die Stelle rund 10 bis 20 Minuten mit handwarmem Wasser (ca. 16-20 °C) kühlen – am besten unter fließendem Wasser. Und: Keine Eis oder Kühlpacks benutzen!
"Wegen der Unterkühlungs-Gefahr gilt aber: Bitte nur die verletzten Stellen kühlen, niemals das ganze Kind kalt abduschen", sagt Dr. Carsten Krohn, leitende Oberarzt der Klinik für Kinderchirurgie. Da Verbrennungen und Verbrühungen extrem schmerzhaft sein können, rät der Brandwunden-Experte außerdem dazu, möglichst gleich ein altersgerechtes Schmerzmittel zu geben.
Bitte NICHT kühlen bei großflächigen Verletzungen, die mehr als 15 % der Körperoberfläche betreffen, bei Neugeborenen, Säuglingen und bewusstlosen Personen.
Da Verbrennungen und Verbrühungen extrem schmerzhaft sein können, raten Ärzt*innen dazu, möglichst gleich ein altersgerechtes Schmerzmittel zu geben.
Eine kleine Brandblase an der Hand behandeln Eltern am besten so:
Hat sich euer Kind an der Hand verbrüht oder verbrannt, kühlt die Stelle erstmal vorsichtig rund 10 Minuten mit handwarmem Wasser. Verwendet dann einen sterilen Verband zum Abdecken und schaut nach drei Tagen vorsichtig darunter.
Wichtig zu wissen:
- Stecht eine kleine Brandblase nicht auf.
- Und: Bitte niemals Hausmittel wie z. B. Mehl, Quark, Zahnpasta und Öl oder Narbensalben auf Brandwunden geben!
"Ich rate dazu, eine Brandblase am Finger einfach trocken zu verbinden und auch keine Brandsalben aus der Apotheke zu verwenden", sagt Dr. Krohn. Zum Arzt gehen würde der Kinderchirurg vor allem mit größeren Blasen, wenn die Verbrühung oder Verbrennung an einer sensiblen Stelle ist oder die Wunde durch normale Bewegungen im Alltag immer wieder aufreißen würde. Erfahrungsgemäß haben nicht alle Eltern passendes Verbandszeug zu Hause, aber dafür sind Ärzte ja da, sie können Spezial-Verbände anlegen."
Falls die Blase aufgeht, könnt ihr bei kleinen Wunden warten, bis die überschüssige Haut von allein abgeht – bei größeren Wunden oder wenn ihr unsicher seid, lasst ihr das Blasendach am besten von einem Mediziner oder einer Medizinerin abtragen.
Der Verband klebt? Bleibt ihr beim Verbandswechsel an einer Stelle hängen, lasst das Stück einfach dran, weil ihr sonst die Wunde wieder neu aufreißt, rät der Brandwunden-Experte. "Also nicht dran ziehen und das Ablösen forcieren, sondern lieber den Rest-Verband abschneiden. Nach 7 bis 14 Tagen ist die Wunde in der Regel abgeheilt und das Stück Verband fällt von selbst wieder ab."
Bitte geht doch noch zeitnah zum Arzt: Falls die Heilung der Brandblase nach 14 Tagen nicht abgeschlossen ist oder wenn sich schmerzlose weißliche Flecken bilden. Außerdem ist ein Arzt oder eine Ärztin gefragt, sobald sich die Brandblase entzündet, also sich rötet, anschwillt und/oder der Wundbereich sich heiß anfühlt.
Verbrennung oder Verbrühung: Was tun mit der Kleidung?
Im akuten "Das Kind hat sich verbrüht oder verbrannt"-Schock sind viele Eltern überfordert damit, was jetzt zu tun ist. Hier kommt ein Überblick – und auch ein Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kinder schadet nie.
Was tun mit der Kleidung bei … | Erste Hilfe |
einer Verbrennung: |
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einer Verbrühung: | Die durchnässte Kleidung sofort ausziehen, auch die Windel. Sonst schädigt die Hitze die Haut immer weiter. |
wenn Strom im Spiel ist: | Bei Stromverletzungen sofort den Stromkreis abschalten. |
Mit Hausmitteln ist es ja so eine Sache: Die einen sind wirklich hilfreich wie etwa Zwiebelsäckchen bei Ohrenschmerzen, andere gefährlich (wie Öl, Mehl oder Zahnpasta auf Wunden). Aber wie ist das mit Wadenwickeln und Fieber? Das beantworten wir im Video:
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen jedoch keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen:Interview mit Dr. Carsten Krohn, leitender Arzt des Zentrums für schwerbrandverletzte Kinder und leitender Oberarzt der Klinik für Kinderchirurgie der München Klinik Schwabing; PM Paulinchen e.V: Initiative für brandverletzte Kinder zum Thema Prävention von Verbrennungen und Verbrühungen; Universitätsklinikum Bonn: Erste Hilfe bei Brandverletzungen
