Wenn der Kamm voller Haare ist oder sich plötzlich kahle Stellen auf dem Kopf zeigen, ist der Schreck erst einmal groß. Diese Ursachen kann Haarausfall bei Kindern haben und diese Tipps lassen Haare wieder sprießen.
Haare spielen für das Selbstbild und das Selbstbewusstsein eine wichtige Rolle, auch bei Kindern und noch mehr bei Teenagern. Darum kann Haarausfall sie verunsichern, während die Eltern besorgt nach Gründen und Behandlungsmöglichkeiten suchen. Manchmal kann er harmlos sein, in anderen Fällen stecken Mangelerscheinungen oder Krankheiten dahinter. Welche Formen des kindlichen Haarausfalls sind die häufigsten und was kann man dagegen tun?
Verschiedene Formen von Haarausfall bei Kindern
Grundsätzlich unterscheidet man einerseits zwischen diffusem Haarausfall, bei dem die Haare über den Kopf verteilt mehr oder weniger gleichmäßig ausfallen und dünner werden, und kahlen Stellen andererseits. Die folgenden Formen des Haarausfalls sind bei Kindern die häufigsten:
Tinea capitis oder Ringelflechte: Pilzerkrankung der Kopfhaut
Diese oberflächliche Pilzerkrankung tritt hauptsächlich bei Kindern vor der Pubertät auf und wird von unterschiedlichen Erregern ausgelöst. Man erkennt sie an runden kahlen Stellen und schuppigen Hautveränderungen, die oft entzündlich aussehen können, sowie vielen abgebrochenen Haaren rund um die kahlen Stellen. Bei der Behandlung kommen Antimyotika zur Pilzbekämpfung zum Einsatz.
Wichtig zu wissen: Diese Pilzerkrankung ist ansteckend. Andere sollten nicht direkt mit der betroffenen Region in Kontakt kommen. Handtücher und Kämme sollten nicht gemeinsam benutzt werden und Textilien und Bettwäsche muss man gründlich reinigen, damit der Haarausfall nicht zurückkehrt.
Alopecia areata oder kreisrunder Haarausfall: Autoimmunerkrankung
Kreisrunden Haarausfall erkennt man an kreisrunden oder ovalen kahlen Stellen mit völlig glatter Haut. Die Haare fallen ganz plötzlich aus – der Grund ist eine Fehlfunktion des Immunsystems, bei dem die Haarwurzeln vom Körper fälschlicherweise als Gefahr eingestuft werden, die abgewehrt werden muss. Das löst eine kleine Entzündungsreaktion aus, die die Haarwurzel schwächt und das Haar ausfallen lässt.
Kreisrunder Haarausfall heilt oft spontan und ohne Behandlung wieder ab – allerdings kann er auch zum Dauerzustand werden, immer wieder für kahle Stellen in unterschiedlicher Anzahl und Größe sorgen. Schlimmstenfalls kommt es zum kompletten Haarverlust. Manchmal ist die Neigung zu Autoimmunerkrankungen wie dieser erblich bedingt. Als mögliche Auslöser werden aber auch Stress und Schock, eine gestörte Darmflora, bestimmte Medikamente oder Ernährungsfehler in Betracht gezogen.
Es ist sinnvoll bei Haarausfall bei Kindern, frühzeitig einen Arzt zu Rate zu ziehen, denn je länger die kahlen Stellen bestehen, desto hartnäckiger sind sie oft. Zusätzlich ist es sinnvoll, das Immunsystem und die Darmflora gezielt zu stärken und stark verarbeitete und zuckerhaltige Lebensmittel zu meiden.
Traktionshaarausfall: Zu oft Zöpfe geflochten?
Straffe Zöpfe und Pferdeschwänze können auf Dauer so stark an den Haaren zerren, dass sie stellenweise dünner werden. Lass das Kind die Haare also lieber offen tragen und schneide sie gegebenenfalls kürzer, damit sie wieder voller wirken, bis sie nachgewachsen sind. Grundsätzlich spricht nichts gegen Pferdeschwänze und Flechtfrisuren, allerdings sollten sie nicht zu stramm frisiert werden.
Haarausfall aufgrund von Mangelerscheinungen
Gesundes Haar braucht Vitamine und Nährstoffe, um zu wachsen, beispielsweise Vitamin E für die Haarfollikel und Vitamin A für das Sebum (Hauttalg), das der Selbstreinigung der Kopfhaut dient und das Haar geschmeidig hält.
Sehen die Haare dünn und schwach aus, sollte man sich fragen, wie die Ernährung aussieht.
Schlecht fürs Haar:
- Zuckeraltige Lebensmittel
- Limonaden und andere gesüßte Getränke
- Fertiggerichte und stark verarbeitete Lebensmittel
Gut fürs Haar:
- Abwechslungsreiche frische Kost mit viel Obst und Gemüse
- Beeren, Avocados, grünes Blattgemüse, Nüsse
- Probiotika
Trichotillomanie: Psychische Gründe führen zum Zupfen am Haar
Ob Angst vor der Schule, ein Trauerfall, Anspannung durch ein neues Geschwisterkind oder Trennung der Eltern – auch Kinder leiden unter Stress. Das kann dazu führen, dass sie aus Nervosität an den Haaren ziehen oder Ticks entwickeln, beispielsweise konstantes Zwirbeln von Haarsträhnen und Zerren an Zöpfen oder Haarsträhnen. Im Extremfall reißen Kinder sich selbst die Haare aus. Dieser Impulsstörung sollte man mit Verständnis und Zuwendung begegnen. Ein Kinderarzt oder -psychologe kann zusätzlich helfen, dem Problem auf den Grund zu gehen. Hört das Kind auf, an der Haaren zu zupfen, wachsen sie wieder nach.
Hilfe suchen bei Haarausfall
Haarausfall kann Kinder und ihre Familien stark belasten und ratlos machen. Praktische Hilfe, Adressen spezialisierter Ärzte und Kontakte zu anderen Betroffenen bieten Selbsthilfegruppen.
Auch wenn du dir Sorgen machst und möglichst schnell etwas gegen den Haarausfall tun möchtest: Starte, abgesehen von der Ernährungsoptimierung, keine Versuche der Selbstbehandlung, sondern warte die ärztliche Diagnose und Behandlungsvorschläge erst ab. Medikamentöse Behandlung, zum Beispiel mit Kortison, kommt dafür ebenso in Betracht wie naturmedizinische oder homöopathische Therapien. Tröste dein Kind, dass der Haarausfall kein Weltuntergang ist. Jüngere Kinder gehen damit oft gelassener um als Teenager, die sich größere Sorgen machen. Ein Kinderarzt oder Hautarzt sollte den Grund für den Haarausfall schnell erkennen können und wird die Haare hoffentlich bald wieder zum Sprießen bringen.
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