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Magersucht bei Jugendlichen: An diesen Warnsignalen erkennst du sie und so kannst du deinem Kind helfen

Young Woman pinching her waist. She may be keeping track of weight loss during a diet but compulsive body analysis may be a symptom of a body image disorder such as anorexia nervosa. Model released
© Getty Images / Chen Leopold

Magersucht ist eine psychosomatische Erkrankung, hinter der oft mehr steckt als der unbedingte Wille, dünn zu sein. Wie Magersucht bei Jugendlichen und Kindern entstehen kann, an welchen Warnsignalen ihr die Essstörung erkennt und wie ihr eurem Kind helft, die Krankheit hinter sich zu lassen. 

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Was ist Magersucht?

Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine lebensgefährliche Essstörung. Die Betroffenen essen immer weniger, schlimmstenfalls irgendwann gar nichts mehr, und verlieren sehr stark an Gewicht. Es entsteht eine Körperschemastörung: Die Betroffenen empfinden sich selbst als zu dick, obwohl sie untergewichtig sind. Besteht die Erkrankung im Erwachsenenalter immer noch, sterben bis zu 10 Prozent der Magersüchtigen an den Folgen ihrer Krankheit.

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Es wird zwischen drei Typen von Magersucht unterschieden:

#1 Restriktive Magersucht

Die Gewichtsabnahme erfolgt ausschließlich durch Hungern und/oder exzessiven Sport.

#2 Magersucht mit zusätzlichen Gewichtsreduktionsmethoden

Die Betroffenen hungern und nehmen, um das Abnehmen zu beschleunigen, zusätzlich z. B. Appetitzügler, Abführ- oder Entwässerungsmittel ein und/oder erbrechen sich.

#3 Bulimische Magersucht

Die Betroffenen hungern die meiste Zeit, unterbrechen diese Phasen aber hin und wieder durch Essattacken. Um Zunehmen zu vermeiden, nehmen die Jugendlichen nach diesen Attacken Medikamente ein und/oder erbrechen sich.

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Achtung: Erbrechen muss nicht Bulimie bedeuten! Bei Bulimie geht es um übermäßiges Essen mit anschließendem Erbrechen, während bei der Magersucht kaum etwas gegessen wird. Bulimiker*innen sind häufig normalgewichtig, während Magersüchtige in der Regel untergewichtig sind. Trotzdem sind die Grenzen zwischen den beiden Essstörungen oft fließend.

Wie entsteht Magersucht bei Kindern und Jugendlichen?

Die Auslöser für eine Magersucht liegen immer im Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Dazu zählen z. B.:

  • Leistungsdruck: In Schule und Ausbildung werden hohe Erwartungen an Jugendliche gesetzt. Im Leistungssport kommt Magersucht besonders häufig vor.
  • Perfektionismus: Jugendliche, die extreme Ansprüche an sich selbst stellen, haben ein höheres Risiko, an Magersucht zu erkranken.
  • Genetische Komponente: Wenn in der Familie bereits Essstörungen aufgetreten sind, ist das Risiko von Anorexia nervosa erhöht.
  • Zukunftsängste: Angesichts von Kriegen, Anschlägen und Krisen sind viele Kinder und Teenager zutiefst verunsichert.
  • Schicksalsschläge: Der Verlust eines geliebten Menschen, Liebeskummer, ein Umzug oder die Scheidung der Eltern können zum Auslöser von Magersucht werden.
  • Vermindertes Selbstwertgefühl: Abfällige Kommentare über die Figur, Fokussierung auf Äußerlichkeiten und ständiges Vergleichen in der Clique kann bei Jugendlichen dazu führen, dass sie sich als minderwertig fühlen.
  • Überbehütung: Helikoptereltern oder ein Elternhaus, in dem unbedingte Harmonie herrschen soll, können Magersucht begünstigen. Allerdings muss dies nicht so sein: Viele Magersüchtige kommen aus ganz normalen, glücklichen Familien. Entgegen früherer Thesen sind Eltern (vor allem Mütter) nicht die Hauptursache von Anorexia.

Durch die Magersucht gewinnen die Betroffenen das trügerische Gefühl von Kontrolle. Gedanken wie “Wenn ich weniger esse, nehme ich ab – ich habe diesen Prozess unter Kontrolle und bin damit erfolgreich” können aufkommen. Der Bereich der Nahrungsaufnahme bietet sich aus Sicht der Jugendlichen an, da Eltern diese nicht bestimmen können. So können die Teenager sich abgrenzen und ein Gefühl von Macht und Selbstbestimmtheit erlangen.

Verstärkend auf das Problem wirken Social Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und Snapchat, auf denen ein fragwürdiges Schönheitsideal propagiert wird. Dass die Bilder oft bearbeitet sind und/oder Filter eingesetzt wurden und daher nicht der Realität entsprechen, können Teenager meist noch nicht einordnen – bzw. können diese selbst dann Wirkung entfalten, wenn es den Betrachter*innen bewusst ist. Auch TV-Formate wie Germany's Next Topmodel stehen in der Kritik.

Warnsignale und Symptome: Magersucht bei Mädchen erkennen

Vor allem bei Mädchen bringt die Pubertät das Risiko einer Magersucht mit sich. Wenn sich die Hormone und damit der Körper verändern, nehmen Mädchen das nicht selten als sehr verwirrend, manchmal auch verstörend wahr. Weniger zu essen soll dafür sorgen, dass der Körper kindlich bleibt.

Auch sind Teenager zu Beginn der Pubertät oft sehr unsicher. Manchmal reicht dann schon ein unsensibler Spruch über "Rundungen", um eine Essstörung auszulösen. Bitte seid also sehr achtsam, was Kommentare über das Äußere eurer Tochter angeht.

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Leider ist der Beginn einer Magersucht oft gar nicht so leicht zu erkennen: Denn zeigen Jugendliche ein verändertes Essverhalten, muss das erstmal noch nicht auf eine Essstörung hindeuten. Viele Mädchen haben z. B. den Wunsch, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Auch abnehmen zu wollen ist erstmal nicht schlimm, vor allem, wenn das Kind übergewichtig ist. Diese Wünsche solltet ihr respektieren und euer Kind ggf. darin unterstützen.

Wichtig ist es aber, eure Töchter dabei zu begleiten, um rechtzeitig zu merken, wenn das Essverhalten krankhaft und obsessiv wird. Oft betrifft Magersucht besonders ehrgeizige Mädchen, die in der Schule gute Leistungen bringen. Wenn sie beim Abnehmen Anfangserfolge sehen, beweist ihnen das, dass sie erfolgreich sind, sich unter Kontrolle haben. Und das kann das zur Sucht werden.

Warnsignale, die auf eine mögliche Magersucht hindeuten können, sind:

  • extreme Beschäftigung mit dem Thema Essen, Kalorien, Abnehmen
  • bestimmte Lebensmittel sind “nicht erlaubt” 
  • Mahlzeiten insgesamt oder immer mehr Lebensmittel werden als eklig empfunden 
  • regelmäßig deutlich weniger essen, Mahlzeiten ausfallen lassen
  • sehr langsam essen
  • Mahlzeiten übertrieben klein schneiden
  • für andere kochen und backen, selbst jedoch nichts essen
  • exzessiver Sport oder ständiges Umherlaufen, um zusätzlich Kalorien zu verbrennen
  • starke Fixierung auf Schönheitsideale, Vorbilder sind extrem dünne Mädchen
  • eine gestörte Selbstwahrnehmung (Körperschemastörung): sich trotz schlanker Figur immer noch "zu dick" fühlen
  • Rückzug, Isolation, depressive Verstimmungen

Das Körpergewicht oder der Body-Mass-Index allein sagen nichts darüber aus, ob eine Magersucht vorliegt. Denn während Teenager wachsen, verändert sich der Körperfett- und Muskelanteil immer wieder. Außerdem muss zwischen den Geschlechtern unterschieden werden.

Beim BMI-Rechner der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind diese Faktoren hinterlegt und werden automatisch berücksichtigt. Für eine Beurteilung, ob eine Essstörung vorliegt, reichen diese Werte jedoch noch nicht. Auch das ausschließliche Betrachten von Perzentilen, nach dem das Gewicht unterhalb der 10. Altersperzentile (d. h. 90% der Gleichaltrigen sind schwerer) als kritisch gilt, reicht nicht, um eine Magersucht verlässlich festzustellen.

Stattdessen sind weitere Informationen zur Selbstwahrnehmung und zum Essverhalten nötig. Auch Kinder und Jugendliche mit normalem oder höherem Gewicht können magersüchtig sein, wenn sie Mahlzeiten verweigern und schnell viel Gewicht verlieren. Wendet euch daher bitte immer an eure Kinder- und Jugendärzt*innen.

Warnsignale und Symptome: Magersucht bei Jungen erkennen

Jungs leiden seltener an Magersucht als Mädchen. Möglicherweise liegt der Grund darin, dass sie später in die Pubertät kommen und körperliche Veränderungen – die bei ihnen im Übrigen auch nicht ganz so gravierend sind – besser verarbeiten können.

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Trotzdem gibt es vermehrt auch magersüchtige Jungs, oft ist die Essstörung bei ihnen dann noch stärker ausgeprägt als bei den Mädchen. Die Dunkelziffer ist hoch, da Magersucht bei Jungs auch von Ärzt*innen oft nicht erkannt wird. Gleichzeitig verschweigen Jungs ihre Essstörung noch häufiger als Mädchen, da sie aufgrund des Vorurteils, Magersucht treffe nur Mädchen oder "Schwule" Angst vor Stigmatisierung haben.

Folgende Anzeichen zählen zu den Warnsignalen bei Jungs:

  • Hunger aushalten: Unter Gleichaltrigen kann es als "cool" gelten, "hart" zu sein und länger nichts zu essen zu brauchen.
  • Sehr viel Wasser trinken: Starke Flüssigkeitsaufnahme lässt das Hungergefühl etwas erträglicher werden.
  • Extrem weite Kleidung: Durch "baggy" Klamotten oder mehrere Schichten übereinander lässt sich starker Gewichtsverlust eine Weile kaschieren.
  • Vermeiden gemeinsamer Mahlzeiten: "Ich habe schon in der Schule / beim Kumpel gegessen" wird zum Standardsatz. Auch Essenseinladungen werden ausgeschlagen.
  • Tracken der Mahlzeiten: Über Apps kontrollieren die Betroffenen ständig ihre strengen Diätpläne.

Viele der Warnsignale gelten für Mädchen und Jungs gleichermaßen. Seid also bitte in jedem Fall aufmerksam, wenn euer Kind stark an Gewicht verliert – egal, ob Sohn oder Tochter.

Muskeldysmorphie: Jungs erkranken besonders oft an einer Sonderform der Magersucht, der umgangssprachlichen "Muskelsucht". Durch exzessives, stundenlanges Training soll ein "definierter" Körper mit sehr geringem Fettanteil entstehen. Erkrankte trainieren oft auch bei Verletzungen zwanghaft und nicht selten bis zur totalen Erschöpfung.

Die Betroffenen halten eine sehr strenge kalorienreduzierte Diät, nehmen aber vielfach gleichzeitig Proteinpräparate oder sogar Anabolika ein. Auch bei der Muskelsucht liegt eine Körperschemastörung vor: Die Betroffenen empfinden sich immer noch als zu schmächtig, obwohl sie schon sehr muskulös sind. Die Grenzen zwischen Mager- und Muskelsucht sind oft fließend.

Magersucht bei Kindern

Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren sind besonders häufig von Magersucht betroffen. An der Essstörung erkranken aber zunehmend auch Kinder unter 14 Jahren.

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Kleinkinder reflektieren ihr Essverhalten noch nicht, sie können daher noch nicht an Magersucht leiden. In Form von Picky Eating können aber auch schon bei ihnen Essstörungen auftreten. Neue Erkenntnisse zum Essverhalten von Kindern zeigt unser Video:

Picky Eating - Warum es nicht an der Erziehung liegt Abonniere uns
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Ab einem Alter von ca. acht bis elf Jahren gibt es bereits erste Magersuchtfälle. Zwar zählen Kinder noch keine Kalorien, aber sie können schon verinnerlicht haben, dass Essen dick macht und Nahrung deswegen ablehnen. In manchen Schulklassen gibt es einen regelrechten Wettbewerb, wer die/der Dünnste ist. Bei vielen Kindern liegt bereits eine Körperschemastörung vor.

Oft fängt Magersucht bei Kindern tatsächlich damit an, dass sie keine Süßigkeiten mehr essen. Dann streichen sie nach und nach alle möglichen Lebensmittel und Mahlzeiten von ihrem Speiseplan, bis nur noch ein Minimum übrig bleibt. Dazu kommt auch schon bei Kindern exzessiver Sport bis zur Erschöpfung.

Depressive Kinder und Kinder mit Zwangsstörungen haben ein erhöhtes Risiko, eine Magersucht zu entwickeln. Je jünger die Betroffenen sind, desto fataler verläuft die Krankheit in der Regel. Magersüchtige Kinder können Wachstumsstörungen ausbilden, die vielfach nicht mehr aufgeholt werden. Kinder haben viel weniger Fettspeicher als Erwachsene, sodass Gewichtsabnahme bei ihnen sehr schnell die Gesundheit gefährdet.

Bitte zwingt eure Kinder trotzdem niemals zum Essen! Nehmt statt dessen Kontakt zur Kinderärztin oder -psychologin auf.

Wie kann man bei drohender Magersucht helfen?

Liebe und Zuwendung von der Familie können am Anfang einer leichten Essstörung möglicherweise noch verhindern, dass sich das veränderte Essverhalten zur Magersucht entwickelt. Andererseits kann Magersucht aber auch ein Ausdruck davon sein, sich von der behütenden Familie abwenden zu wollen, autonom zu sein. Daher ist es wichtig, sich als Eltern zunächst einmal gründlich über das Krankheitsbild zu informieren, z. B. bei der Kinderärztin oder einer Beratungsstelle für Essstörungen.

Bleibt gleichzeitig im Dialog und engen Kontakt mit eurem Kind und sagt ihm auch, dass ihr euch Sorgen macht. Stellt dabei das veränderte Verhalten des Kindes in den Vordergrund, nicht das Gewicht. Versucht aber bitte, dabei ruhig zu bleiben. Nicht schreien, nicht drohen.

In einfühlsamen Gesprächen könnt ihr versuchen, herauszufinden, was euer Kind belastet. Gebt ihm emotionale Unterstützung und versucht, es aufzubauen. Besonders wichtig ist es auch, eurem Kind eine feste Tages- und Wochenstruktur zu geben, an der es sich orientieren und festhalten kann. Möglichst mit regelmäßigen gemeinsamen Mahlzeiten. Dazu gehört aber auch, als Eltern einen gesunden Umgang mit Ernährung vorzuleben. Halten die Eltern selbst ständig Diät oder sprechen abwertend über ihre Figur oder die anderer, kann dies Essstörungen mit begünstigen.

Nicht hilfreich sind Wut, Ablehnung, Kritik und Vorwürfe. Auch ein Social Media-Verbot wird sehr wahrscheinlich nichts nützen. Bitte denk daran: Das Kind ist nicht Schuld an seiner Situation, sondern leidet an einer Erkrankung.

Zur Vorbeugung und rechtzeitigen Erkennung von Magersucht sind auch die routinemäßigen Jugenduntersuchungen beim Kinderarzt ein wichtiges Werkzeug. Das Thema Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil davon.

Magersucht: Ohne professionelle Hilfe geht’s nicht

Ist die Magersucht bereits da, kommt man alleine meist nicht weiter. Da jedes Kind und jeder Fall unterschiedlich sind, gibt es leider kein Patentrezept für das richtige Verhalten. Wichtig ist es aber in jedem Fall, zu reagieren: Magersucht darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Erkrankte leiden daran oft jahrelang oder werden immer wieder rückfällig.

Um euer Kind zu schützen, müsst ihr auf einen Arztbesuch bestehen und das auch offen kommunizieren. Bitte versucht aber ansonsten, so wenig Druck wie möglich auf das Kind auszuüben. Auch wenn es unglaublich schwer ist, auszuhalten, dass euer Kind sich in Lebensgefahr begibt: Gebt ihm die Möglichkeit, sein Leben selbst wieder in die Hand zu nehmen. Seid da, wenn es Hilfsangebote wahrnehmen möchte.

Ihr könnt euer Kind nicht selbst therapieren. Die Behandlung der Krankheit gehört in professionelle Hände. Kontaktadressen findet ihr über das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit.

Sofort zum Arzt müsst ihr, wenn euer Kind apathisch wirkt, nur noch leise spricht und beim kleinsten Auslöser zu weinen beginnt. Dann ist seine Gesundheit schon stark gefährdet.

Psychologische und medizinische Betreuung, in Form einer ambulanten oder stationären Behandlung in einer Spezialklinik, ist umso erfolgversprechender, je früher sie beginnt. Besteht die Magersucht mehr als 1,5 Jahre, hat sie sich oft schon stark manifestiert. Doch seid bitte zuversichtlich: Kinder und Jugendliche, die wegen Magersucht behandelt werden, erholen sich mit höherer Wahrscheinlichkeit als Erwachsene. Auch tragen sie seltener Folgeschäden davon.

Für eine erfolgreiche Therapie ist es außerdem enorm wichtig, dass die Angehörigen gut aufgeklärt werden und der Erkrankung z. B. durch eine Familientherapie auf den Grund gegangen wird. Viele Betroffene haben vor allem mit dem Konzept des Family Based Treatment (FBT) gute Erfahrungen gemacht.

"Zwangseinweisung": Wann immer möglich, solltet ihr mit eurem Kind gemeinsam entscheiden, nicht über seinen Kopf hinweg. Hat die Magersucht jedoch schon lebensgefährliche Züge angenommen und der oder die Betroffene weigert sich, Hilfe anzunehmen, könnt ihr beim Familiengericht einen Antrag auf stationäre Aufnahme stellen, möglicherweise sogar verbunden mit Zwangsernährung über eine Nasensonde. Dies sollte allerdings wirklich der allerletzte Schritt sein.

FAQ: Magersucht

Wie verbreitet ist Magersucht bei Kindern und Jugendlichen?

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung werden von 1.000 Mädchen 14 magersüchtig. Bei den Jungs sind es zwei von 1.000, die an dieser Essstörung erkranken. Zwar ist die Krankheit damit relativ selten, doch hat die Häufigkeit von Essstörungen wie Magersucht und Bulimie in den letzten Jahren deutlich zugenommen. 2019 waren es bei den Mädchen noch drei bis sechs von 1.000, die an Magersucht erkrankten, bei den Jungs einer von 1.000. Der Hauptgrund liegt mutmaßlich in der Corona-Pandemie, die durch Lockdowns und Schulschließungen dazu geführt hat, dass viele Kinder und Jugendliche ihren festen Tages- und Wochenablauf verloren haben und eine tiefe Verunsicherung sich in dieser Generation breitgemacht hat.

Was sind die gesundheitlichen Folgen von Magersucht?

Schwere Magersucht ist lebensgefährlich und beeinflusst alle Organe: Herz, Niere, Leber und Gehirn werden durch den permanenten Hunger geschädigt. Darüber hinaus kommt es zu negativen Einflüssen auf den Hormonhaushalt: Bei Mädchen setzt die Menstruation aus, Jungs können an Potenzproblemen leiden. Die Haut verändert sich, die Fingernägel werden brüchig und das Immunsystem schwach. Magen- und Darmbeschwerden, Osteoporose und Störungen des Herz-Kreislaufsystems sind weitere gesundheitliche Folgen.

Was sind die psychischen Folgen von Magersucht?

Betroffene leiden vermehrt an Angst- oder Zwangssstörungen und neigen zu Depressionen. Magersucht kann sogar dazu führen, dass sich die Betroffenen das Leben nehmen. Solltet ihr selbst suizidale Gedanken haben, könnt ihr euch anonym und rund um die Uhr unter 0800/1110111 und 0800/1110222 an die Telefonseelsorge wenden.

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Quellen: Deutsches Ärzteblatt, Therapienetz Essstörung, Universitätsklinik für Psychosomatik der Ruhr-Universität Bochum

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