Zwar sind Meningokokken-Infektionen selten, aber ihre Auswirkungen können besonders für unsere Babys und Kleinkinder verheerend sein, denn ihr Immunsystem ist noch nicht ausgereift. Deshalb empfiehlt die Stiko jetzt einen umfassenden Impfschutz. Und auch die Aufklärungskampagne "Meningitis bewegt" informiert zur Weltimpfwoche über die möglichen Folgen einer Erkrankung und darüber, was wir Eltern wissen müssen.
Babys und Kleinkinder sind besonders gefährdet, an einer bakteriellen Hirnhautentzündung (Meningitis) zu erkranken. Diese kann u. a. durch Meningokokken ausgelöst werden – sie tritt bei zwei Drittel der Fälle auf. Bei einem Drittel kommt es zu einer Blutvergiftung (Sepsis), aber es kann auch beides auftreten.
Besonders tückisch an einer Meningokokken-Infektion ist dabei, dass die Symptome unspezifisch und grippeähnlich verlaufen: Mögliche Anzeichen sind Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Schwindel, Erbrechen und Nackensteifigkeit.
Ab wann kann man ein Baby gegen Meningokokken impfen lassen?
Am besten so früh wie möglich. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat diesbezüglich ihre Empfehlung für Meningitis-Schutzimpfungen erweitert. Bisher war nur die Schutzimpfung für Meningokokken C vorgesehen, mittlerweile wird aber auch die Impfung gegen Meningokokken B empfohlen, die für den Großteil, nämlich 62 % der Infektionen bei uns in Deutschland verantwortlich sind.
Beide Impfungen sollten frühestmöglich bei Babys und Kleinkindern durchgeführt werden. Zusätzlich möglich ist die Meningokokken-ACWY-Impfung, welche vor allem bei Reisen empfohlen wird. Eltern sollten sich jetzt zu den unterschiedlichen Meningokokken-Impfungen beraten lassen und ihre Kinderärztin oder ihren -arzt nach einer Empfehlung fragen. (Ronald Voigt, GSK)
Und was ist mit den Kosten? Die Meningokokken-Gruppen B wird schon von den meisten Krankenkassen erstattet. Und auch ACWY-Impfung werden von vielen Kassen auf Anfrage ganz oder teilweise übernommen. Hier könnt ihr checken, ob eure dabei ist. Aber auch eine zusätzliche Nachfrage bei eurer Krankenkasse lohnt sich.
Selten, aber ein echter Horror
Ich habe vor vielen Jahren in meiner Familie miterleben müssen, wie ein gerade einjähriges Kind fast an einer Hirnhautentzündung gestorben wäre. Wäre der Kinderarzt damals nicht zufällig durchs übervolle Wartezimmer gelaufen und hätte es nicht spontan sofort mitgenommen, untersucht und den Rettungswagen gerufen – ich möchte gar nicht daran denken, was passiert wäre. Es war auch so schon schlimm genug und es dauerte lang, mit vielen Aufs und Abs, bis das betroffene Kind über den Berg war. Heute gibt es zum Glück die Impfung.
Die Folgen von Meningokokken-Meningitis sind verheerend
Meningokokken-Erkrankung sind zwar selten, sie können allerdings innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden. Bei 10-20 % aller Betroffenen kommt es im Anschluss zu Komplikationen wie Krampfanfällen oder Taubheit, bei Kindern gegebenenfalls auch zu Entwicklungsstörungen. In Deutschland versterben ca. 10 % aller Patient*innen an einer Meningokokken-Erkrankung. Bei einem Verdacht solltet ihr also sofort zum Arzt oder in ein Krankenhaus gehen.
Nadine, Mama der kleinen Zahra, berichtet von ihrer Erfahrung: Ihre Tochter kam im Alter von fünf Monaten mit einer Meningokokken-Sepsis ins Krankenhaus:
"Zahra hatte am Morgen Fieber. Ich bin davon ausgegangen, dass es die ersten Zähne sein könnten. Trotzdem war ich mit ihr bei der Vertretungskinderärztin und bekam dort ein fiebersenkendes Medikament. Aber meine Kleine hat sich immer wieder erbrochen, und die Temperatur blieb trotz des Medikaments weiter erhöht. Am Nachmittag kam zum Erbrechen noch Durchfall hinzu. Beim Wickeln hat Zahra dann die Augen verdreht und lief für kurze Zeit blau an. Mein Mann und ich haben sofort die 112 angerufen. Ich habe versucht, unser Kind wachzuhalten. Beim nächsten Wickeln traf die Notärztin schon ein – da wurden bereits Einblutungen in der Haut sichtbar. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen."
Bei den Worten des Arztes: "Wir wissen nicht, ob wir Ihr Kind hier jetzt durchbekommen", brach ich zusammen, mein Mann konnte mich gerade noch auffangen.
Zahra hat zum Glück überlebt und ist inzwischen eine quirlige 8-Jährige. Als Komplikation der Sepsis hat sie aber Nieren- und Herzleiden, für die sie weiter in Behandlung und unter Beobachtung ist. Rückblickend sagt Nadine:
"Wenn ich anderen Müttern von Zahras Erkrankung erzähle, fließen auch bei ihnen die Tränen. Mir ist es wichtig, dass möglichst viele Eltern davon erfahren, um ihnen und ihren Kindern zu ersparen, so etwas selbst erleben zu müssen. Es gibt noch nicht genug Aufklärung über die Erkrankung und die verschiedenen Meningokokken-Gruppen. Unsere Kinderärztin hatte uns zwar informiert, aber wir haben die Broschüre erst mal weggelegt. Andere Eltern sollten da dranbleiben und sich ausführlich informieren. Ein bestmöglicher Schutz ist so wichtig, gerade für die Kleinsten, damit sie sich gesund entwickeln können."
Auch die Schauspielerin und Moderatorin Nina Bott hat sich mit dem Thema "Impfen" auseinandergesetzt und für ihren Sohn, sich und uns, dem Kinderarzt Dr. Michael Horn viele wichtige Fragen zur Meningokokken-Erkrankung gestellt.
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Quellen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Erregersteckbrief Meningokokken (Stand: 04/2024), Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr. 43/2016, DOI 10.17886/EpiBull-2016-064.2, Meningitis bewegt, GSK