In meinem Freundeskreis beobachte ich zwei Sorten von Kindern: Die einen haben ständig Durst und trinken beim Toben ein Glas nach dem anderen leer, während die anderen den ganzen Tag bei 40 Grad herumrennen können und auf die Frage "Hast du Durst?" dennoch immer mit "Nein" antworten. Egal, ob euer Kind zu den Fischen oder Kamelen gehört, ausreichend Trinken ist für Kinder wichtig. Aber wie viel ist genug trinken? Wir haben bei der Deutsche Gesellschaft für Ernährung nachgefragt, welche Trinkmenge für Kinder ideal ist.
So viel sollten Kinder trinken
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt folgende Empfehlungen für die Trinkmenge von Kindern.
Flüssigkeitsbedarf nach Alter des Kindes:
Alter des Kindes | Empfohlene Trinkmenge |
1 bis 3 Jahre | ca. 820 ml |
4 bis 7 Jahre | ca. 940 ml |
8 bis 9 Jahre | ca. 970 ml |
10 bis 12 Jahre | ca. 1.170 ml |
13 bis 15 Jahre | ca. 1.330 ml |
16+ Jahre | ca. 1.500 ml |
Der in der Tabelle angegebenen Flüssigkeitsbedarf für Kinder bezieht sich auf die reine Trinkmenge, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung täglich für Kinder empfiehlt. Natürlich nehmen wir auch über die Nahrung noch zusätzliche Flüssigkeit auf, diese ist aber (selbst bei Suppe) vernachlässigbar. Natürlich ist es nicht schlimm, wenn euer Kind an einem Tag mal etwas mehr oder etwas weniger trinkt. Wenn ihr es genauer und individueller wollt, könnt ihr den tatsächlichen Wasserbedarf eures Kindes auch mit dieser Formel individuell ausrechnen (Quelle MSD Manuals):
Flüssigkeitsrate = Tagesvolumen / 24
Empfohlenes Tagesvolumen (Flüssigkeitsbedarf):
- Kleinkinder von 3.5 bis 10 kg haben einen täglichen Flüssigkeitsbedarf von 100 ml/kg
- Kinder von 11 bis 20 kg haben einen täglichen Flüssigkeitsbedarf von 1.000 ml + 50 ml/kg für jedes kg über 10 kg
- Kinder von über 20 kg haben einen täglichen Flüssigkeitsbedarf von 1.500 ml + 20 ml/kg für jedes kg über 20 kg, bis maximal 2.400 ml täglich.
Wichtig: Diese Berechnung ist bei Säuglingen (d. h. von 0 bis 28 Tage nach termingerechter Geburt) nicht anwendbar.
Stillkinder brauchen in den ersten Monaten keine zusätzliche Flüssigkeit. Das gilt auch für den Sommer. Allerdings solltest du dein Kleines bei hohen Temperaturen öfter anlegen, dafür aber etwas kürzer. Denn zu Beginn der Stillmahlzeit ist der Wassergehalt in der Muttermilch noch sehr hoch. Auch Flaschenkinder brauchen kein reines Wasser zusätzlich. Hier könnt ihr bei großer Hitze ebenfalls öfters ein Fläschchen anbieten und dieses etwas dünner anmischen (nicht jede Flasche dünner, sondern nur die Zusatzfläschchen).
Wenn ihr ab etwa dem 6. Monat Beikost einführt, dann könnt ihr eurem Baby zusätzlich etwas Wasser oder Tee anbieten.
Was sollen Kinder trinken, um ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken?
Klar, trinken Kinder gerne Saft und Limo – zumindest wenn sie daran gewöhnt sind. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Kinder (und übrigens auch Erwachsene) ihren Durst am besten nur mit zucker- und nährstoffarmen Getränken wie Wasser und ungesüßte Tees zu stillen. Wenn ihr Saftschorle anbietet, möglichst stark verdünnen, um den Zuckergehalt möglichst niedrig zu halten. Limonade sollte es wirklich nur zu besonderen Anlässen und nicht zum täglichen Durst löschen geben – die meisten Kinder stören sich übrigens nicht daran, wenn ihr auch die Limo mit Mineralwasser verdünnt.
Schon mit einem Jahr können Kinder problemlos Leitungswasser trinken. In Deutschland unterliegt das Trinkwasser so hohen Qualitätskriterien, dass es sogar strenger kontrolliert wird als Mineralwasser. Lediglich in alten Häusern ist etwas Vorsicht geboten. Dort gibt es manchmal noch alte Blei- oder Kupferrohre. Unter Umständen könnte das Trinkwasser mit Blei oder Kupfer belastet sein. Im Zweifelsfall beim Vermieter nachfragen. Im Normalfall muss aber eine einwandfreie Trinkwasserversorgung gewährleistet sein.
Unser Tipp: Einige Wasserversorger, z. B. in Berlin und Hamburg testen euer Leitungswasser während der Schwangerschaft und mit kleinem Baby kostenlos auf Bleirückstände (durch alte Rohre). Wenn ihr das in Anspruch nehmt, könnt ihr euch auch später sicher fühlen, wenn euer Baby Leitungswasser trinkt.
Viel Sonne & Sport = höhere Trinkmenge für euer Kind
Die Richtwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind Durchschnittswerte für den Flüssigkeitsbedarf von Kindern, die das ganze Jahr über gelten. Aber natürlich ist der Wasserbedarf von Kindern nicht immer gleich. Wenn euer Kind Sport macht oder wie verrückt über den Spielplatz flitzt oder es im Sommer besonders heiß ist, erhöht sich der Flüssigkeitsbedarf eures Kindes. Je nach Aktivitätslevel und Temperaturen kann dann sogar eine doppelt so hohe Trinkmenge für euer Kind nötig sein. Da Kinder aber im Spiel oft vergessen, etwas zu trinken und ihr Durstempfinden noch nicht so ausgeprägt ist wie bei uns Erwachsenen, ist es eine gute Idee, euer Kind in regelmäßigen Abständen ans Trinken zu erinnern.
Warum Kinder genug trinken müssen
Unser Körper besteht zu 50 bis 60 % aus Wasser – der von Babys und Kindern sogar bis zu 80 %. Da scheint es doch logisch, dass Wasser, sprich trinken sehr wichtig für uns und insbesondere Kinder ist. Besonders beim Toben und im Sommer, wenn unsere Kinder viel schwitzen, ist es wichtig, dass dieser Flüssigkeitsverlust durch die entsprechende Trinkmenge vom Kind wieder aufgenommen wird. Aber wie viel ist genug? Für Erwachsene gelten 1,5 Liter als grober Richtwert. So viel trinken müssen kleine Kinder natürlich noch nicht (im Gegenteil, zu viel Wasser kann auch gefährlich sein, gerade bei Babys unter einem Jahr).
Dennoch brauchen Kinder im Verhältnis gesehen viel mehr Flüssigkeit als wir Erwachsene.
Denn ihr Körper besteht ja zu einem viel größeren Teil aus Wasser. Dementsprechend größer ist auch ihr Flüssigkeitsbedarf.
Was passiert, wenn mein Kind nicht genug trinkt?
Wenn euer Kind an einem (nicht knallheißen) Tag einmal nicht so viel getrunken hat (und sich auch nicht extrem viel bewegt hat), ist das nicht so schlimm. Wenn euer Kind aber dauerhaft und besonders bei hohen Temperaturen und starker körperlicher Belastung keine ausreichende Trinkmenge zu sich nimmt, dann können folgende Alarmzeichen auftreten, die auf zu wenig Wasser im Körper hindeuten:
- Schwindel
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen.
Spätestens jetzt holt ihr besser die Trinkflasche raus und lasst euer Kind ordentlich trinken, am besten in Kombi mit körperlicher Ruhe im Schatten.
Dehydrierung ist kein Spaß und kann besonders für kleine Kinder und Babys gefährlich werden. Wenn der Körper eures Kindes zu wenig Wasser hat, zeigen sich folgende Alarmzeichen einer Dehydrierung: Trockene Lippen, wenig (bei Baby nur 2 bis 3 Mal am Tag) bis gar kein Urin, Schwindel, eingesunkene Augen und Wangen, weinen ohne Tränen, Mundtrockenheit, eventuell Fieber. Oftmals kommt, gerade Babys, die Dehydrierung durch ein vorhandenes Fieber. Bitte in allen Fällen sofort einen Arzt aufsuchen.
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Quellen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung, MSD Manuals, Ökotest