Jedes Kind hat das Recht, über seinen Körper selbst zu bestimmen und „Nein!“ zu sagen, wenn es etwas nicht möchte. Diese sechs Regeln sind wichtig, um unseren Kids den sicheren Umgang mit anderen zu erklären. Und sie besser vor Übergriffen bzw. deren Folgen zu schützen.
Gar nicht so einfach, mit unseren Kindern über Körpersicherheit und körperliche Gefahren zu sprechen. Klar, möchten wir sie vor allem beschützen. Aber dafür ist es umso wichtiger, dass wir ihnen das nötige Wissen mitgeben, damit sie selbstbewusst für ihren Körper eintreten können. Besonders dann, wenn wir nicht in der Nähe sind.
Denn allein in ihrem Alltag in Kita und Schule gibt es viele Situationen, in denen sich unsere Kids gegenüber anderen Kindern bewähren müssen. Und auch wenn Kinder niemals Schuld an Übergriffen sind, können bestimmte Körperregeln dazu beitragen, sie zu schützen:
6 Regeln zur Körpersicherheit von Kindern
#1 Dein Körper gehört dir
Am allerwichtigsten: Unsere Kinder müssen wissen, dass ihr Körper ihnen gehört und sie immer das Recht haben, "Nein" zu sagen, wenn jemand sie berühren möchte. Egal, wo! Selbst dann, wenn es sich um bekannte Personen handelt. Sie bestimmen genauso, was sie mit ihrem Körper machen. Und müssen niemanden berühren, auch wenn die Person es möchte.
Ganz besonders empfehlen können wir euch "Mein Körper gehört" mir von Dagmar Geisler:
#2 Kenne deine Körpergrenzen
Erklärt eurem Kind genau, dass es eine Körpergrenze hat, die niemand ohne seine Einwilligung betreten darf. Sie ist ein unsichtbarer Raum, der ihren Körper umgibt. Und auch die Körper anderer, die euer Kind auch nur mit Berechtigung übertreten darf.
Besprecht genau, welche Bereiche nur es selbst anfassen darf und welche Ausnahmen es gibt (beim Kinderarzt, wenn ihr mit im Raum seid, bei der Körperpflege mit euch).
Am besten könnt ihr diese Regeln umsetzen, wenn ihr sie im Alltag lebt:
- "Darf ich dich umarmen?"
- "Ich nehme dich jetzt hoch, okay?"
- "Ich mag nicht, wenn du mich dort anfasst. Wenn du magst, kannst du meine Hand halten."
- "Du möchtest Oma heute nicht umarmen? Kein Problem, wollen wir winken?"
#3 Benenne deine Körperteile
Es ist wichtig, dass Kinder von Anfang an die korrekten Namen für ihre Körperteile kennen und verwenden. Das hilft ihnen, klar zu kommunizieren, wenn sie sich unwohl fühlen oder Hilfe benötigen. Und sie lernen auch, dass keine Stellen an ihrem Körper mit Scham behaftet sind oder verniedlicht werden müssen. Auch hier sind Kinderbücher tolle Hilfen, über Körperteile zu lernen und darüber zu sprechen, wer wo wann berühren darf.
#4 Geheimnisse sind nicht immer gut
Kleine Geheimnisse sind okay, wenn es sich um eine Überraschung handelt. Aber: Es ist umso wichtiger, alles mit einer Bezugsperson zu teilen, bei dem wir uns unwohl fühlen. Oder das wir nicht erzählen wollen, weil uns jemand anderes es verboten hat.
Zentral dafür ist es, eine vertrauensvolle Beziehung zu unseren Kids zu erhalten: Sie sollen wissen, dass wir ohne Verurteilung zuhören und sie keinen Ärger bekommen, wenn sie denken, dass sie "was angestellt" haben. Sondern wir zuhören und helfen. Immer. Schon oft gehört, aber stimmt wirklich: Wenn wir ihre "kleinen" Anliegen ernst nehmen, werden sie uns auch ihre großen anvertrauen.
Das Respektieren von körperlichen Grenzen und eine sichere Bindung sind zentrale Bestandteile der sanften Erziehung. Im Video erklären wir kurz, wie's funktioniert. Mehr Details findet ihr in unserem Ratgeber.
#5 Beschreibe deine Gefühle
Was fühlt sich sicher an und was nicht? Damit unsere Kinder gefährliche Situationen besser beurteilen können, hilft es, Gefühle zu benennen und Beispiele zu geben:
- Wie fühlt es sich an, wenn jemand auf der hohen Rutsche drängelt?
- Wenn dich jemand schubst?
- Und wie, wenn du neben Mama auf dem Sofa kuschelst?
- Oder mit Papa teilst, wenn jemand gemein zu dir war?
Hier findet ihr die schönsten Kinderbücher über Gefühle.
#6 Finde Vertrauenspersonen
Egal, wo unsere Kinder sind: Sie müssen wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie sich unsicher oder unwohl fühlen. Denn sie brauchen ein klares Netzwerk an Erwachsenen, denen sie vertrauen können. Das können Mama, Papa, Oma und Opa sein. Aber mindestens eine Person, die nicht aus der Familie stammt.
Dazu könnt ihr mit Rollenspielen üben, im Alltag zur Erzieherin oder zur Lieblingslehrerin zu gehen, wenn etwas nicht stimmt. Und besprecht ganz klar: Mit wem darf ich wann mitgehen, mit wem nicht? Und an welche Fremden kann ich mich wenden, wenn ich Hilfe brauche?
Die Zahlen sind hoch wie nie: Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) berichtet von mehr als 15.500 Kindern jährlich, die in Deutschland Opfer von sexuellem Missbrauch werden. Und das sind längst nicht alle, denn das sind nur die angezeigten Fälle. Schätzungen ergeben, dass 15 bis 30 % aller Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch werden.
Bei Fragen oder Verdacht von sexuellem Missbrauch könnt ihr euch unter 0800 22 55 530 an das Hilfetelefon der Bundesregierung wenden.