Typisches Zeichen für eine Hirnhautentzündung ist neben starken Kopfschmerzen und Fieber ein steifer, schmerzhafter Nacken. Eine bakterielle Hirnhautentzündung kann schnell zum akuten Notfall werden, der nur im Krankenhaus behandelt werden kann. Hier erfahren Sie, welche Anzeichen auf eine Meningitis hinweisen und welche Impfungen schützen.
Hirnhautentzündung bei Kindern
Fällt das Wort "Hirnhautentzündung", sind Eltern sofort in Alarmbereitschaft. Die sogenannte Meningitis wird im Zusammenhang mit vielen Krankheiten als drohende Folgeerkrankung genannt. Die Angst der Eltern ist nicht ganz unbegründet: Eine bakterielle Meningitis kann bei Säuglingen und Kleinkindern schnell lebensbedrohlich werden. Zu Ihrer Beruhigung eines vorweg: Schwere Formen der Hirnhautentzündung sind äußerst selten. Wenn Sie aber den Verdacht auf eine Hirnhautentzündung haben, müssen Sie schnell reagieren. Wichtig ist, dass Eltern die Symptome einer Hirnhautentzündung kennen.
Es gibt verschiedene Erreger, die eine Hirnhautentzündung auslösen können. Abhängig davon fällt die Hirnhautentzündung (Meningitis) harmloser oder heftiger aus. Die allermeisten Hirnhautentzündungen werden durch Viren ausgelöst. Diese Form ist weniger gefährlich und heilt allermeist ohne Komplikationen aus. Wird eine Hirnhautentzündung dagegen durch Bakterien verursacht, kann die Erkrankung innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden. Diese Form ist glücklicherweise aber sehr selten! Die Unterscheidung zwischen der viralen und bakteriellen Form kann nur im Krankenhaus geklärt werden.
Virale Hirnhautentzündung (aseptische Meningitis)
Die Viren, die eine Hirnhautentzündung auslösen können, sind ganz unterschiedlich. Oft lösen sie eigentlich eine andere Krankheit aus, die Hirnhautentzündung ist dann eine unschöne Folgeerkrankung.
● Coxsackie-Virus ➤ löst Hand-Mund-Fuß-Krankheit oder Sommergrippe aus.
● Varicella-Zoster-Virus ➤ löst Windpocken und Gürtelrose aus.
● Mumps-Virus ➤ löst Mumps aus.
● Masern-Virus ➤ löst Masern aus.
● Epstein-Barr-Virus ➤ löst Pfeiffersches Drüsenfieber aus.
● Herpes-Simplex-Virus ➤ löst Herpes (Lippen- und Genitaltherpes) aus.
● FSME-Virus ➤ löst Frühsommer-Meningoenzephalitis aus.
Welcher Virus für die Infektion verantwortlich ist, lässt sich nicht immer zweifelsfrei klären. Da die virale Form allermeist undramatisch und ohne Komplikationen verläuft, ist eine genaue Bestimmung des auslösenden Virus auch nicht notwendig.
Bakterielle Hirnhautentzündung
Auslöser können unter anderem sein:
● Meningokokken, die auch zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis) führen können.
● Pneumokokken, die auch für Lungenentzündungen, Nasennebenhöhlen- und Mittelohrentzündungen verantwortlich sind.
● Haemophilus influenza Typ b
Da Kinder noch ein schwaches Immunsystem haben, ist eine Hirnhautentzündung eine schwerwiegende Erkrankung. Diese Form der Hirnhautentzündung macht schnelles Handeln notwendig.
Wie erkenne ich eine Hirnhautentzündung?
Ganz typisch für eine Hirnhautentzündung ist ein steifer Nacken: Jede Kopfbewegung schmerzt – und vor allem das Nach-vorne-Beugen des Kopfes in Richtung Brust tut besonders weh.
➤ Wichtig zu wissen:Bei Babys und Kleinkindern können diese Symptome aber auch gänzlich fehlen, bzw. die Kleinen sind noch gar nicht in der Lage, die Schmerzen zu lokalisieren und zu benennen. Sie sind dagegen leicht reizbar, teilnahmslos und schreien stark, wenn man sie hochnimmt (die Dehnung der Gehirnhäute schmerzt dann besonders).
Weitere Symptome können sein:
• Fieber
• Auffallende Müdigkeit
• Bauchschmerzen
• Erbrechen
• Verhaltensänderungen (aggressiv, berührungsempfindlich, unruhig etc.)
• Gewölbte Fontanelle bei Säuglingen
• Schrilles Schreien
• Überstreckte Körperhaltung bei Babys
• Ausschlag, bzw. kleine Einblutungen in die Haut (als Hinweis auf eine Blutvergiftung) Hier gilt akute Lebensgefahr!
Da die Symptome bei Säuglingen und Kindern absolut unspezifisch sein können und ganz unterschiedlich ausfallen, gilt für Eltern der Rat: Wenn sich bei Kindern der Allgemeinzustand rapide verschlechtert, sie hohes Fieber haben und plötzlich apathisch und teilnahmslos sind, sollten Sie sofort ins Krankenhaus fahren!
Was tun bei einer Hirnhautentzündung?
Wenn Sie den Verdacht auf eine Meningitis haben, dann lautet der Rat kurz und knapp: Schnell zum Arzt, am besten sogar ins Krankenhaus! Denn nur dort kann geklärt werden, ob und um welche Art der Hirnhautentzündung es sich handelt. Bei einer bakteriellen Meningitis ist es wichtig, dass Ihr Kind schnellstmöglich Antibiotikum bekommt. Besteht auch nur der Verdacht auf eine Hirnhautentzündung, wird der Arzt Ihrem Kind sicherheitshalber prophylaktisch ein Breitbandantibiotikum verabreichen. Bei einer viralen Infektion helfen Antibiotika nicht, hier können nur die Beschwerden behandelt werden. Da Kinder noch ein schwaches Immunsystem haben, ist eine Hirnhautentzündung eine schwerwiegende Erkrankung. Bei einer viralen Formen wird Ihr Kind höchstwahrscheinlich zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben müssen - die Krankheit ist hier weitaus unproblematischer und nimmt in der Regel keinen schweren Verlauf.
Für die genaue Klärung des Erregers wird eine Lumbalpunktion durchgeführt: Dabei wird über das untere Rückenmark mit einer dünnen Nadel Rückenmarksflüssigkeit entnommen und im Labor untersucht.
Wenn eine Hirnhautentzündung rechtzeitig erkannt und behandelt wird, sind die Chancen gut, sie erfolgreich zu behandeln. Dennoch tragen immer wieder Kinder Spätschäden von bakteriellen Hirnhautentzündungen davon. Dazu zählen eine Einschränkung des Hörvermögens bis hin zu Taubheit, Lähmungserscheinungen, epileptische Anfälle und Entwicklungsstörungen.
Wie entsteht eine Hirnhautentzündung?
Eine Hirnhautentzündung entsteht, wenn Viren oder Bakterien über das Blut zu den Hirnhäuten transportiert werden und dort eine Entzündung verursachen. Wenn die Entzündung der Hirnhäute auf das Gehirn übergeht, spricht man von einer Meningoenzephalitis.
Die Inkubationszeit ist – wie die Erreger – gänzlich unterschiedlich und liegt zwischen zwei und zehn Tagen. Übertragen wird die Hirnhautentzündung über Tröpfcheninfektion.
Schutz vor einer Hirnhautentzündung
Nicht gegen alle Erreger kann man sich schützen – vor einigen schützen aber Impfungen. So kann gegen die häufigsten bakteriellen Erreger (Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus-Influenza Typ B (HiB)) geimpft werden.
Die STIKO empfiehlt folgendes Impfschema:
➤ Pneumokokken: Impfung im Alter von zwei und vier Monaten, die dritte Impfung zwischen 11. und 14. Monat
➤ Haemophilus-Influenza Typ B (HiB): Impfung im Alter von zwei, drei und vier Monaten. Auffrischungsimpfung zwischen 11. und 14. Monat.
➤ Meningokokken: Impfung gegen Meningokokken C im zweiten Lebensjahr. Seit 2012 gibt es auch einen Impfstoff gegen Meningokokken B, der für Kinder ab zwei Monaten zugelassen ist, der aber noch nicht auf der Empfehlungsliste der STIKO steht.
Da Hirnhautentzündungen auch durch Masern-, Mumps- oder FSME-Viren ausgelöst werden können, ist auch hier eine Schutzimpfung ratsam!
Meningokokken bei Kindern
Eine Meningokokken-Infektion beginnt mit harmlosen Krankheitsanzeichen, sie kann aber im schlimmsten Fall innerhalb weniger Stunden lebensgefährlich werden. Gegen Meningokokken gibt es eine Schutzimpfung.
Meningokokken: Lebensgefährlich, aber glücklicherweise selten
Meningokokken sind Bakterien, die sich im Hals-, Nasen- und Rachenraum ansiedeln und, wenn sie sich weiter ausbreiten, schwere Infektionen auslösen können: Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis). Vor allem Babys, Kleinkinder und Jugendliche sind gefährdet. Bei einer Infektion ist das Allerwichtigste eine schnelle Behandlung mit Antibiotika, ansonsten kann eine Meningokokken-Infektion im schlimmsten Fall tödlich enden.
Das Problem einer Infektion mit den kugelförmigen Bakterien ist leider: Die Infektion zeigt sich sehr plötzlich und verschlechtert sich innerhalb weniger Stunden dann schnell bis zu einem lebensbedrohlichen Krankheitsbild. Zu den frühen Krankheitsanzeichen zählen Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Appetitlosigkeit und Erbrechen, die Infektion ähnelt in diesem Stadium einer Grippeerkrankung.
Symptome einer fortgeschrittenen Meningokokken-Infektion:
● Plötzlich schlechter Allgemeinzustand
● Starke Kopfschmerzen
● Fieber
● Erbrechen / Krämpfe
● Evtl. Nackensteife
● Bei Säuglingen evtl. eine vorgewölbte Fontanelle
● Bei Säuglingen evtl. schrilles Schreien
● Apathie oder auch Unruhe
● Lichtempfindlichkeit
● Einblutungen in die Haut (Petechien) ➤ Achtung: Akute Lebensgefahr!
● Babys schreien beim Hochnehmen häufig anstatt sich zu beruhigen.
Bei Säuglingen und kleinen Kindern fehlen oft die typischen Symptome. Deshalb sollten Sie als Eltern schnell handeln und den Notarzt rufen, wenn bei Ihrem Kind das Fieber schnell steigt und es sich in einem plötzlich schlechten Allgemeinzustand befindet.
Wenn sich die Bakterien über die Blutbahn im ganzen Körper ausbreiten, spricht man von einer Sepsis (Blutvergiftung). Zu erkennen ist eine Sepsis an den Einblutungen in der Haut. Eine Sepsis ist lebensbedrohlich und muss schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden.
Behandlung einer Meningokokken-Infektion
➤ Wir betonen es lieber ein Mal zu viel als zu wenig: Eine Infektion mit Meningokokken ist ein absoluter Notfall und kann schnell lebensgefährlich werden – deshalb müssen Kinder, bei denen der Verdacht auf eine Infektion besteht, schnellstmöglich im Krankenhaus mit Antibiotikum behandelt werden. Über den Therapieerfolg entscheidet maßgeblich der Zeitpunkt, zu dem die Behandlung begonnen wird. Auch heute sterben noch Kinder an Meningokokken, zum Glück aber nur sehr wenige. Von den 300 bis 400 Meningokokken-Fällen, die in Deutschland im Jahr auftreten, stirbt ungefähr jeder zehnte*. Bleibende Schäden einer Infektion können Lähmungserscheinungen, Entwicklungsstörungen, geistige Behinderungen, Blindheit und Hörverluste sein. Nach einer Sepsis können Gliedmaßen absterben und eine Amputation notwendig sein.
Wichtig zu wissen
➤ Eine Meningokokken-Erkrankung kann innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden.
➤ Die Symptome ähneln anfangs denen einer Grippe.
➤ Ansteckung: über Tröpfcheninfektion
➤ Inkubationszeit: Ca. drei bis zehn Tage
➤ Ausbruch der Krankheit: zwei bis vier Tage nach der Ansteckung
➤ 10% der Bevölkerung hat die Bakterien im Körper, ohne dabei krank zu werden.
➤ Hauptsaison ist im Winter und Frühling.
Impfung gegen Meningokokken C
Gegen Meningokokken C (MenC) gibt es eine Impfung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen und von den Krankenkassen bezahlt wird. Die Schutzimpfung sollte zu Beginn des zweiten Lebensjahres durchgeführt werden.
Impfung gegen Meningokokken B?
Inzwischen (seit 2013) gibt es auch eine Impfung gegen Meningokokken B (MenB) für Kinder ab dem zweiten Monat. Noch wird die Schutzimpfung aber nicht offiziell empfohlen - obwohl es deutlich mehr Infektionen mit dem Typ B als mit dem Typ C gibt. Nichtsdestotrotz werden die Kosten für die Impfung voneinigen Krankenhassen übernommen. Fragen Sie bei Interesse also einfach mal bei Ihrer Krankenkasse nach. Zahlt Ihre Krankenkasse die Impfung nicht, können Sie Ihr Kind natürlich trotzdem impfen lassen und die Kosten (ca. 100 Euro pro Impfdosis) selbst übernehmen. Bei Säuglingen sind drei Dosen nötig, im zweiten Lebensjahr steht die Auffrischung an. Wenn Sie Ihr Kind gegen Meningokokken impfen lassen möchten, sollten Sie das frühzeitig tun – die Infektion tritt vor allem im ersten Lebensjahr auf.
In England ist die Impfung bereits in die Liste der kostenlosen Standard-Impfungen aufgenommen werden, allerdings nur für Kinder bis zum zweiten Lebensjahr. Die zwei häufigsten Typen, die in Deutschland vorkommen, sind Meningokokken B und Meningokokken C. Reisende bringen dagegen eher den Typ A mit. Wenn Sie darüber nachdenken, mit Ihrem Kind in die Tropen oder nach Afrika zu reisen, sollten Sie über eine Impfung gegen Meningkokokken A nachdenken.
* Quelle: BZgA-Erregersteckbriefe „Meningokokken“ und „RKI Epidemologisches Bulletin, 37/2015“
Gehirnentzündung bei Babys und Kindern: Symptome, Behandlung & Impfung
Eine Gehirnentzündung ist zwar eine seltene, dafür aber leider eine lebensgefährliche Erkrankung, die schnellstmöglich ärztlich behandelt werden muss. Alle Informationen, wie Sie eine Gehirnentzündung bei Babys und Kindern erkennen, was zu tun ist – und welche Impfungen schützen.
Gehirnentzündung: Gefahr fürs Gehirn
Das Gehirn ist eines unserer zentralsten und damit auch wichtigsten Organe. Durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke ist es eigentlich gut vor Eindringlingen wie Bakterien und Viren geschützt. Schafft es aber doch ein Erreger, ins Gehirn einzudringen, kann er dort eine Gehirnentzündung auslösen.
Eine Gehirnentzündung unterscheidet sich von einer Hirnhautentzündung durch die betroffenen Hirnareale: Bei einer Enzephalitis ist das Gehirn direkt betroffen, bei einer Gehirnhautentzündung – wie der Name schon sagt – die Hirnhäute, die das Gehirn umgeben. Wenn nicht nur das Gehirngewebe, sondern zusätzlich auch die Hirnhäute infiziert sind, spricht man von einer Meningo-Enzephalitis, einer Kombination aus Gehirn- und Hirnhautentzündung.Für die Infektion können sowohl Viren wie auch Bakterien verantwortlich sein, in den meisten Fällen sind aber Viren die Auslöser. Von einer Gehirnentzündung sind vor allem Babys und Kleinkinder bedroht.
Diese Erreger können eine Gehirnentzündung auslösen:
● Herpesviren
● Zytomegalie-Viren
● Erreger von Masern, Mumps, Röteln, Windpocken
● Grippeviren
● die von Zecken übertragenen Viren (lösen FSME aus)
● Bakterien (z.B. Borrelien, Streptokokken oder Staphylokokken)
Symptome einer Enzephalitis
Der Beginn einer Gehirnentzündung erinnert an eine Grippe: Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit - und insgesamt das Gefühl, richtig krank zu sein. Andere Symptome können in schweren Fällen dazu kommen:
● Sprachstörungen
● Sehstörungen
● Nackensteife
● Krampfanfälle
● Lichtempfindlichkeit
● Apathie bis hin zu Bewusstlosigkeit
● Orientierungsstörungen
Bei Babys ist die Gehirnentzündung oft schwierig zu diagnostizieren, da sie nicht unbedingt die typischen Symptome zeigen. Hier können folgende Symptome auf eine Gehirnentzündung hinweisen: Das Babys wirkt steif und beruhig sich nicht, wenn es hochgenommen werden, sondern schreit noch stärker, teilweise wölbt sich die Fontanelle nach außen.
➤Wichtig zu wissen: Eine Gehirnentzündung ist lebensgefährlich und muss so schnell wie möglich behandelt werden. Am besten rufen Sie direkt den Notarzt, wenn Sie bei Ihrem Kind eine Enzephalitis vermuten. Eine allgemeingültige Therapie gibt es nicht, die Therapie-Maßnahmen werden im Krankenhaus an den jeweiligen Erreger angepasst.
Der Verlauf einer Gehirnentzündung variiert stark: Bei milden Verläufen sind die kleinen Patienten nach ein bis zwei Wochen wieder putzmunter und kerngesund, schwere Verläufe erfordern viel Geduld, bis sie auskuriert sind. Bleibende Schäden können Seh- oder Hörprobleme, Sprachschwierigkeiten oder auch Erinnerungslücken sein.
Wie kann man einer Enzephalitis vorbeugen?
Gegen viele der auslösenden Viren gibt es Impfungen, die von der Ständigen Impfkommission empfohlen werden: Hierzu zählen Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Kinderlähmung. Auch gegen FSME und Influenza gibt es gut verträgliche Schutzimpfungen.
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