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Hochsensibel: Wenn ein Kind zu viel fühlt und wahrnimmt

Hochsensibel Kind sein: Mama tröstet Sohn

Es gibt Kinder, die wirken nachdenklicher und mitfühlender als andere und zeigen gleichzeitig eine größere Empfindlichkeit gegenüber Stress jeglicher Art. Sie scheinen regelrecht über- oder hochsensibel zu sein. Das ist keine in Deutschland offiziell anerkannte Diagnose, aber trotzdem sind mehr Menschen als man glaubt besonders feinfühlig. Daran erkennt ihr, ob euer Kind hochsensibel ist.

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Hochsensibel: Euer Kind ist damit nicht alleine

Auch wenn man mehr und mehr davon hört: Hochsensibilität ist kein in Deutschland offiziell anerkanntes psychologisches Konzept. Es gibt keinen ICD- Code und auch keine Diagnostik dazu, wann ein Kind als hochsensibel eingestuft wird. Und das ist eine gute Nachricht, denn auch wenn das Leben mit einem hochsensiblen Kind manchmal etwas herausfordernder sein kann, es handelt sich eben nicht um eine Krankheit.

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Die amerikanische Psychologin Elaine N. Aron gilt als „Entdeckerin“ der Hochsensibilität. Sie hat festgestellt, dass es Menschen gibt, die Reize und Informationen umfassender wahrnehmen und gründlicher verarbeiten als andere Menschen. Hochsensibilität ist auch verbreiteter als ihr zunächst vielleicht glaubt, Schätzungen zufolge sind etwa 15 bis 20 % aller Menschen hochsensibel.

Woran erkenne ich ein hochsensibles Kind?

Zunächst mal: Die allermeisten Kinder haben sehr feine Antennen und nehmen viel mehr wahr, als wir glauben. Das bedeutet aber nicht, dass alle Kinder hochsensible Persönlichkeiten, kurz HSP genannt, sind.

Wenn euch auffällt, dass eure Kinder jede kleine Veränderung in ihrem Umfeld wahrnehmen und alles um sich herum aufsaugen wie ein Schwamm, quasi immer auf Empfang sind, dann ist das ein erstes Indiz. Manche hypersensiblen Kinder nehmen beispielsweise Gerüche eher wahr als ihre Mitmenschen, können Geschmäcker bis auf kleinste Nuancen unterscheiden oder hören das leiseste Knacken in der Wohnung. Alles Dinge, die uns Eltern nicht unbedingt auffallen.

"Vorteile" vom Kind, das hochsensibel ist

Hochsensible Kinder sind in der Regel sehr gewissenhaft und aufmerksam und haben feine Antennen für das Gefühlsleben ihrer Mitmenschen. Manchmal kommt es euch vielleicht so vor als hätte euer Nachwuchs einen siebten Sinn. Aber den hat es nicht, es fühlt nur einfach sehr viel und nimmt sehr viel mehr wahr.

Klingt soweit alles gut, oder? Viel wahrnehmen, auf andere eingehen, besonders aufmerksam sein, dass sind ja Eigenschaften, die wir Eltern meistens richtig gut finden. Aber mit Hochsensibilität geht leider auch einher, dass die vielen wahrgenommenen Reize verarbeitet werden müssen.

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Hochsensible Kinder achten auf Dinge und bedenken Details, die anderen gar nicht so auffallen würden. Sie stellen kluge Fragen, auf die andere gar nicht kommen und beeindrucken uns mit ihrer Feinfühligkeit und Empathie. Wir Eltern können uns oftmals gar nicht erklären, was in dem kleinen Kopf unseres hochsensiblen Kindes so alles vorgeht.

Diese Kinder haben zudem in der Regel eine ausgeprägte Fantasie und können sich auch abstrakte Phänomene gut vorstellen. Damit einher geht häufig ein eher altersuntypischer Sinn für Humor und Ironie. Sie sind umsichtig, nehmen Rücksicht auf andere und sind sehr mitfühlend. Gerne zeigt sich diese große Empathie auch in einer ausgeprägten Tierliebe.

Das überforderte Gehirn bei hochsensiblem Kleinkind

Das Nervensystem von HSP tendiert dazu, Reize besonders gründlich zu verarbeiten. Wo andere Menschen einen sehr nützlichen Filter haben, um auch wirklich nur die relevanten Informationen zu verarbeiten, scheint es, als würde es einen solchen Filter bei hochsensiblen Menschen nicht geben.

Und das bedeutet im Klartext oftmals: totale Überforderung. Am Ende übrigens auf beiden Seiten, denn wenn euer hypersensibles Kind plötzlich wegen einer vermeintlichen Kleinigkeit losbrüllt, einfach weil das Gehirn keine Reize mehr verarbeiten kann, dann kann das auch Eltern extrem frustrieren. Es ist ja nicht so, als könnte der Hochsensible dann noch mitteilen, dass er oder sie gerade überfordert ist.

Was, wenn mein Kind "grundlos" wütend wird?

Frustrationstoleranz ist etwas, dass alle Kinder im Kleinkindalter lernen müssen. Bei einem hochsensiblen Kind ist das aber noch etwas schwerer, weil es Toleranzen in keinem Bereich wirklich gut einschätzen kann. Im Prinzip müsst ihr euch das Gehirn von hypersensitiven Personen wie einen Schwamm vorstellen, der gern alles aufnehmen will. Das gelingt aber niemals und dann wird von einem Moment auf den anderen aus dem eben noch friedlich spielenden Kind ein kleiner Wüterich.

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Die Folge kann in überfordernden Situationen ein eher aggressives Verhalten sein, aber genauso auch ein Rückzug in sich selbst oder in einen anderen Raum. Wichtig ist nur, dass ihr diesen Wechsel so gut es geht begleitet. Sollten Außenstehende diese Reaktionen kommentieren, hilft es vielleicht sich mantraartig aufzusagen, dass nur wichtig ist, dass es euch in eurer Familie gut geht. Dass Unverständnis, das mit HSP oft einhergeht, sollte euch nicht kümmern.

Was tun mit hochsensiblem Kind?

Ist euer Nachwuchs sichtlich überfordert mit der Situation, schreit, weint, jammert oder ist wütend, dann hilft es nicht als Elternteil in dieser Situation auch noch sauer zu werden. Stattdessen solltet ihr euer Kind unterstützen und beispielsweise keine offenen sondern geschlossene (Ja-/Nein-)Fragen stellen. Das hilft eurem Nachwuchs tatsächlich sehr. Auch Körperkontakt kann beim Runterkommen helfen, aber achtet hier auf die Signale eures Kindes. Manche sind auch damit überfordert, weil ihr ja einen neuen Reiz setzt.

Ist hochsensibel gleich schüchtern?

Oft wirken hochsensible Menschen schüchtern. Das fällt bei Kindern insbesondere dann auf, wenn sie das Zusammensein mit anderen Kindern sehr anstrengt und sie deshalb eher Abstand von typischen Spaßaktivitäten nehmen. Es kann sein, dass sie Spielszenen eher aus der Ferne beobachten, statt sich mit ins Getümmel zu stürzen. Es ist auch so, dass sich diese Kinder gern und ausgiebig allein beschäftigen, statt das Spiel mit anderen Kindern zu suchen.

Ab wann ist mein Kind hochsensibel?

Hochsensibilität äußert sich bei jedem Menschen ein bisschen anders, es handelt sich dabei ja auch um keine Wissenschaft. Aber wenn ihr merkt, dass eure Kinder sehr detailverliebt sind, dass ihnen kleinste Veränderungen sofort auffallen oder sie viel über auch altersuntypische Themen nachdenken, dann können das erste Indizien sein.

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Tatsache ist, Eltern die nicht selbst hochsensibel sind, können manche Äußerungen ihrer Kleinen nicht nachvollziehen. Die häufigsten Missverständnisse im Umgang mit HSP-Kindern sind:

  • Probleme mit der Kleidung: "Papa, ich kann den Pulli nicht anziehen, der kratzt so sehr" ist ein Satz, den ein hochsensibles Kind wohl immer mal wieder sagen wird. Der Grund dafür: Dinge, die wir Eltern nicht fühlen, fühlen die Kinder. Das können bestimmte Materialien sein, einengende Schnitte oder das Etikett, das auf der Haut scheuert.
  • Probleme mit Essen: "Das fühlt sich eklig an" – Für euch ist es eine leckere, dickflüssige Suppe, euer Kind bekommt davon keinen Bissen runter, weil die Konsistenz sich im Mund überwältigend anfühlt.
  • Probleme mit Licht: "Mama, das ist viel zu hell, das sticht in den Augen" – Ein sonniger Tag kann für HSP-Kinder genauso überfordernd sein, wie manches künstliche Licht. Gerade wenn schon viele Reize an einem Tag verarbeitet werden müssen, können unterschiedliche Lichter zu einem Problem werden.
  • Probleme mit Gerüchen: "Igitt, das stinkt" – Ihr riecht überhaupt nichts, euer Kind jammert, es würde so stinken. Glaubt eurem Nachwuchs, seine Nase reagiert einfach sehr viel sensibler auf Gerüche.
  • Probleme mit Temperaturen: "Mir ist so kalt / heiß" – Eigentlich ein ganz normaler Tag, aber das Kind friert oder schwitzt sehr stark? Temperaturwechsel können für hochsensible Kinder überfordernd sein. Sie sind die Paradebeispiele für den Zwiebellook. Lasst sie einfach immer mehrere Lagen Kleidung tragen, dann können sie sich selbstbestimmt um sich kümmern.
  • Probleme mit Stressbewältigung: "Ich hasse alles" – Bis vor wenigen Sekunden hat euer Kind noch friedlich mit Lego gebaut und nun wird geschrien wie verrückt? Leider keine Seltenheit bei hochsensiblen Kleinkindern. Denn sie fühlen auch Stress deutlich intensiver als andere und können damit oftmals nicht gut umgehen.

Hört Hochsensibilität wieder auf?

Zugegeben, das Leben mit hochsensiblen Kindern ist nicht immer einfach. Aber der vielleicht wichtigste Rat ist der: Kämpft nicht dagegen an. Akzeptiert und respektiert eure Kinder so, wie sie sind. Und im Falle von Hochsensibilität bedeutet das eben auch, auf regelmäßige Auszeiten zu achten. Übrigens: Hochsensibilität ist nichts, was sich verwächst. Wer als Kleinkind hochsensibel war, der ist es auch als Oma oder Opa. Aber im Laufe der Jahre lernen Menschen besser und besser damit umzugehen. Und mit ihnen auch ihre Familien.

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Was können Eltern von hochsensiblen Kindern im Alltag tun?

  1. Rituale und Regeln schaffen. Eine feste Struktur gibt euren Kindern Sicherheit und hilft ihnen dabei, die für sie gefühlt chaotische Welt zu ordnen.
  2. Zeit und Platz für Ruhepausen einräumen. Den Nachmittag besser nicht mit Freizeitaktivitäten durchorganisieren, sondern stattdessen zur Erholung freihalten.
  3. Von allem weniger: Weniger Medien, weniger Besuch, weniger Spielzeug. Das hilft bei der Reizverarbeitung, weil von vornherein weniger auf euer Kind einprasselt.
  4. Allein sein ist ok. Euer Kind ist nicht einsam, nur weil es sich zurückzieht. Es braucht diese Pausen, um sich zu regenerieren und zu verarbeiten. Wie dieser Rückzug aussieht, ist unterschiedlich. Die einen malen, die anderen lesen, puzzeln oder spielen Lego.
  5. Niemand muss in Watte gepackt werden. Natürlich könnt ihr weiterhin Ausflüge planen oder eurem Kind Hobbies erlauben. Aber nicht alles auf einmal.
  6. Überforderung ab und zu ist ok. Denn wie sonst soll euer Nachwuchs Strategien finden, mit der Hochsensibilität umzugehen?

Es gibt kein Patentrezept dafür, was hochsensible Kinder brauchen und wovor sie geschützt werden müssen. Ihr werden mit der Zeit selbst herausfinden, was eurem Kind gut tut und was nicht. Einfach so, wie Eltern von nicht-hochsensiblen Kindern das auch tun. Und falls ihr doch mal an eure Grenzen stoßen solltet oder euch einfach unsicher fühlt, dann sucht das Gespräch mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt.

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Das alles kommt euch bekannt vor? Ob eine Hochsensibilität bei eurem Kind vorliegt, zeigt der Test von Elaine N. Aron:

Test: Ist mein Kind hochsensibel?

Bildquelle: Getty Images / E+ / franckreporter

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