Ihr habt oft ein schlechtes Gewissen, weil ihr trotz Kleinkind zuhause arbeiten gehen müsst. Eine Studie schafft es jetzt, uns ein noch mieseres Gefühl zu geben. Denn wenn Mamas und Papas zu viel arbeiten, leiden viele Kinder auch körperlich – sie neigen laut einer Studie dann bereits im Vorschulalter zu Übergewicht.
Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung kam nach Auswertung von Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) zum Ergebnis, dass lange Arbeitszeiten von Müttern und Vätern das Risiko erhöhen, dass ein Kind im Vorschulalter an Übergewicht oder Fettleibigkeit leidet.
Kleinkinder besonders betroffen
Das ausgewertete Panel betrachtet 2.400 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren. Für die spätere Gesundheit des Kindes ist die Zeit vor der Schule besonders wichtig, denn Mediziner gehen davon aus, dass die Lebensphase auch für das spätere Körpergewicht von Kindern prägend ist. Leiden Kinder bereits bei der U7- und U8-Untersuchung an Übergewicht, sollten Kinderärzte alarmiert sein und das Gespräch mit den Eltern suchen, so die Expert*innen.
Erhöhtes Risiko ab 35 Arbeitswochenstunden der Mutter
Laut der Studie sind Kinder von berufstätigen Müttern mit 35 oder mehr Wochenarbeitsstunden bereits einem erhöhten Risiko für vermehrtes Körperfett ausgesetzt, im Vergleich zu nicht erwerbstätigen Müttern. Das Team um Jianghong Li hat aber nicht nur die Arbeitszeiten der Mütter und die körperlichen Folgen ausgewertet, sondern sich auch die Rolle der arbeitenden Väter angeschaut. Auch diese tragen zu einem erhöhten Risiko für Gewichtsprobleme bei ihrem Nachwuchs bei, wenn sie lange, 55 Stunden oder mehr pro Woche, arbeiten. Wenn die Väter ein dermaßen hohes Arbeitspensum auffahren, zeigen sich bereits negative Folgen für das Körpergewicht des Kindes, wenn die Mutter nur 24 bis 34 Wochenstunden arbeitet.
Um zu wissen, dass es für das allgemeine Familienwohlergehen nicht besonders gut sein kann, wenn der Vater 55 Stunden und mehr arbeitet, brauchen wir aber eigentlich keine Studie.
Das verrät uns bereits unser gesunder Menschenverstand und das Wissen, wie schwer es schon mit “normalen” Arbeitszeiten ist ein ausgeglichenes (und entspanntes) Familienleben zu führen.
Dennoch ist es schön, dass es endlich einmal eine Studie gibt, die deutlich macht, dass auch der Vater, bzw. seine Arbeitszeit einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes hat.
Wie hängen Arbeitszeit der Eltern und das Körpergewicht der Kinder zusammen?
Studienleiterin Jianghong Li kann sich vorstellen, dass das Körpergewicht der Kinder steigt, weil durch die längeren Arbeitszeiten der Eltern die Ernährungsqualität und körperliche Aktivitäten der Kinder sinken. Außerdem vermutet sie, dass auch der unterbrochene Schlafrhythmus der Kinder – wer früh arbeiten gehen muss, muss auch früh seine Kinder wecken und zur Betreuung bringen – negative Folgen für das kindliche Gewicht haben könnte. Dies ist bisher aber nicht empirisch belegt.
Kita gegen Fettleibigkeit
Um das kindliche Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit zu senken, sollten also besonders lang arbeitenden Eltern auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung für ihre Kinder achten. Die Studie hat außerdem gezeigt, dass Kinder, die eine Kita oder einen Kindergarten besuchen, größere Chancen haben, ein gesundes Körpergewicht zu halten, sofern in den Einrichtungen Wert auf genügend Bewegung (und gesundes Essen) gelegt wird.
Quelle: Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Die Studie ist im Journal of Epidemiology and Community Health erschienen:
Jianghong Li, Till Kaiser, Matthias Pollmann-Schult, Lyndall Strazdins: “Long work hours of mothers and fathers are linked to increased risk for overweight and obesity among preschool children: Longitudinal evidence from Germany”