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Kita und Altenheim: Die perfekten Nachbarn

Seniorenheime und Kindergärten arbeiten immer öfter zusammen. Warum? Kindergarten-Kids und alte Menschen haben Spaß zusammen und können viel voneinander lernen.

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Kinder, die ihr Leben gerade erst beginnen und die Welt erobern – und alte Menschen, die ihr Leben gelebt haben und Krankheit und Tod ins Auge blicken müssen. Passen diese beiden Gruppen wirklich zusammen? Das ist sicher eine Frage der Perspektive: Siehst du Kinder und alte Menschen weit entfernt voneinander an den Enden einer geraden Linie, die das Leben symbolisiert? Oder betrachtest du Kindheit und Alter als Stationen im Kreislauf des Lebens?

Eine Seniorin bringt einem Mädchen das Stricken bei.

Kinder und Alte zusammen: Warum eigentlich nicht?

Bislang dachten wohl viele, ruhebedürftige Senioren und lebhafte Kindergartenkinder könnten miteinander nicht viel anfangen. Kinder seien zu laut und zu ungestüm, würden sich mit Senioren langweilen und sollten nicht mit dem Anblick von Alter und Gebrechlichkeit sowie mit dem nahenden Tod belastet werden.

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Doch die Realität ist oft eine andere: Mit kleinen Kindern kommt Leben in die Bude, und das ist genau das, wonach sich viele Bewohner von Seniorenheimen sehnen. Was nützt ein ruhiges, gepflegtes Ambiente, wenn kein Besuch kommt oder die Tischnachbarn nicht zum Gespräch aufgelegt sind? Viele alte Menschen blühen auf, wenn sie Kinder sehen – und sie erinnern sich an ihre eigenen Kinder und Enkel sowie an ihre eigene Kindheit, in die sie in Gedanken immer häufiger zurückreisen.

Was das Alter und seine Begleiterscheinungen angeht, sind Kinder vorurteilsfreier als ihre Eltern. Sie gehen meist unbefangen auf Menschen zu, stellen Fragen und wollen spielen – das ist Balsam für alte Menschen, die ihrerseits geduldig Fragen beantworten und die Kleinen beim Spielen anfeuern.

Kinder haben weniger Berührungsängste

Dass die Senioren schon alt sind, vielleicht nicht so gut hören und sehen oder aber durch Demenz beeinträchtigt sind, stört die Kleinen nicht. Stattdessen bereichern sich die junge und die alte Generation gegenseitig und die Kinder lernen viel über das Leben. Manchmal liegen Kinder mit ihrer Spontaneität und Menschen, die demenzbedingt vieles vergessen und verlernt haben, auf erstaunliche Weise auf einer Wellenlänge und verstehen sich auf der emotionalen Ebene.

Besuche im Seniorenheim zeigen Kindern die Vergänglichkeit des Lebens – eine Lektion, vor denen ihre Eltern sie manchmal lieber bewahren möchten. Aber vielleicht spielen da auch die eigenen Ängste vor der Sterblichkeit eine Rolle. Kinder sind oft weiser und mutiger, als man es ihnen mit ihren wenigen Lebensjahren zutrauen würde. Sie begegnen alten Menschen meist ungezwungen und empathisch und lernen, Rücksicht auf unterschiedliche Einschränkungen zu nehmen. Bei der Begegnung der unterschiedlichen Generationen steht das Personal von Kita und Heim hilfreich zur Seite, um Scheu zu nehmen und Fragen zu klären.

Das bestätigt auch Birgit Koops, die in der Einrichtung Pflegen & Wohnen in der Hamburger Finkenau für die Betreuung zuständig ist. "Inzwischen ist der Umgang mit alten, pflegebedürftigen Menschen für die Kinder normal; die Bewohner sind für sie zeitweise eine Art Großelternersatz", sagte sie gegenüber dem 'Hamburger Abendblatt'.  Marko Bleiber, Leiter der nahegelegenen Kita Eulennest ergänzte: "Wenn wir die Kinder fragen, wer mit zu unseren Nachbarn möchte, will die große Mehrheit gerne mitgehen. Wenn wir dann drüben sind, ist das jedes Mal ein sehr schönes Bild: Die Kinder lachen viel, haben Spaß, und die Senioren freuen sich."

Kindergarten besucht Altenheim

Immer häufiger finden sich benachbarte oder nicht weit voneinander entfernte Einrichtungen zusammen, damit Kindergartengruppen Altenheime besuchen können. Man vereinbart vielleicht einen halben Tag pro Woche, den man gemeinsam gestaltet, oder die Kids kommen zu bestimmten Programmpunkten dazu. Was man zusammen unternehmen kann, hängt insbesondere davon ab, wie fit die Senioren noch sind: Währen die Bewohner von Seniorenresidenzen oder Anlagen für betreutes Wohnen noch mobil und kräftig genug sein können, um mit den Kindern auch leichten Sport zu treiben oder Ausflüge zu machen, sind die Möglichkeiten mit Pflegeheimbewohnern meist deutlich eingeschränkter. Aber man kann trotzdem zusammen Spaß haben, zum Beispiel so:

  • Ein Vormittag mit Spielen, Basteln, Reden, Quatsch machen verbindet.
  • Senioren haben reichlich Wissen und Erfahrung, die sie weitergeben können: Wie strickt man, wie sät man Blumensamen aus?
  • Ein gemeinsamer Ausflug in eine nahegelegene Eisdiele macht allen eine Freude.
  • An der Sitzgymnastik können die Älteren auf Stühlen oder im Rollstuhl teilnehmen, während die Kinder auf dem Boden turnen können.
  • Große und Kleine können zusammen singen, Gedichte aufsagen oder einander vorlesen.
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Ein anderes Modell: Individuell vermittelte Patenschaften bringen einzelne Kinder und Senioren zu regelmäßigen Treffen zusammen. Eine tolle Idee, gerade für Senioren, denen die Einsamkeit zu schaffen macht, und Kinder, die weder Oma noch Opa in der Nähe haben. Sie können zusammen spielen, basteln oder sich unterhalten. So bekommen beide den ersehnten Enkel- oder Großelternersatz und es entstehen generationenübergreifende Freundschaften.

Zukunftsweisend: Alt und Jung unter einem Dach

Noch einen Schritt weiter gehen Projekte, bei denen Kindergarten und Seniorenheim nicht nur kooperieren, sondern wo beide Einrichtungen gleich unter einem Dach ihren Platz finden. Dass Kinder und alte Menschen im Alltag wunderbar miteinander harmonieren, das kann man beispielsweise im nordrhein-westfälischen Moers sehen. Im "Haus für Jung und Alt" befinden sich sowohl eine Kindertagesstätte für 120 Kinder als auch ein Seniorenheim mit 42 Plätzen.

Kita-Leiterin Cornelia Otto und Andreas Blinzler, Chef des Seniorenheims, müssen sich Konzepte für das harmonische Miteinander erst erarbeiten, denn sie betreten damit Neuland. "Es gibt ja keine Fachliteratur und keine Fortbildungen, wo man lernen könnte, was bei gemeinsamen Angeboten für Kinder und alte Menschen zu beachten ist", erklärte Cornelia Otto im Gespräch mit der 'Welt'.

Jung trifft alt: Was kannst du selber tun?

Wenn du Kinder hast, die nicht in einen solchen Kindergarten gehen, kannst du ihnen vielleicht anderweitig Gelegenheit geben, Menschen einer älteren Generation zu treffen und kennenzulernen. Nimm sie mit, wenn du deine eigenen Eltern, Großeltern, Nachbarn oder andere Ältere aus dem Familien- oder Bekanntenkreis besuchst. Langweilig muss das nicht sein – wenn du selbst Interesse zeigst und die Neugier deines Kindes weckst, finden sich meistens Anknüpfungspunkte. Oder alle spielen gemeinsam ein Spiel, um zusammen Spaß zu haben und einander besser kennenzulernen.

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Nutze auch Gelegenheiten wie Stadtteilfeste oder den Tag der offenen Tür, den viele Seniorenheime regelmäßig anbieten. Dein Kind hat ein Recht darauf, nicht nur Gleichaltrige zu treffen, sondern auch Menschen älterer Generationen kennenzulernen. Davon profitieren schließlich alle.

Bildquelle: Getty Images