Der Kondomhersteller BILLY BOY plant bis Ende 2018 bis zu 250 Kondomautomaten an Schulen aufzustellen. Sinnvoll oder absolut unangebracht? Alle Fakten über das kontroverse Projekt.
Das Ziel des Projekts
Gemeinsam mit der Initiative Jugend gegen Aids e.V. will die Firma BILLY BOY bis Mitte 2018 100 Kondomautomaten an deutschen Schulen bereitstellen, Ende des Jahres sollen es mindestens 250 Automaten sein. Für 20 Cent können sich Schülerinnen und Schüler hier ein Kondom kaufen – und das ganz ohne sich im Drogeriemarkt vor der Verkäuferin genieren zu müssen oder Angst zu haben, dass einen die Eltern beim Kondomkauf erwischen.
Das ist das Ziel der Aktion - die Hemmschwelle des Erstkaufs von Kondomen nehmen und somit für mehr sexuelle Sicherheit bei den Jugendlichen sorgen. Außerdem soll dem Thema das Tabu genommen werden, es sozusagen aus der „Schmuddelecke geholt werden“, wie die Kooperationspartner erklären. Verhütung und Schutz vor sexuellen Krankheiten ist wichtig und je freier und aufgeklärter junge Leute mit ihrer Sexualität umgehen, desto sicherer haben sie Geschlechtsverkehr. „Die Verfügbarkeit von Kondomen ist bei der Aufklärung ein Erfolgsfaktor. Wir müssen Wege finden, Kondome auch für Jugendliche leichter zugänglich zu machen und damit eine direkte Verbindung zwischen Theorie und Praxis herzustellen. So ist die Idee, Kondomautomaten in Schulen aufzustellen, entstanden“, beschreibt Johannes Zerger, Brand Manager von BILLY BOY DIE Aktion.
Lernen von Gleichaltrigen: Ausbildung zum „Peer“
Ein weitere Teil des Konzepts sind Kampagnen und freiwillige Workshops an Schulen, wo Jugendliche über sexuell übertragbare Krankheiten, sexuelle Identitäten und sexuelle Gesundheit aufgeklärt werden. Die Aufklärung soll „locker und ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt werden“, erklärt Zerger von BILLY BOY.
Die Seminare bilden Jugendliche dazu aus, die Botschaft an ihre gleichaltrigen Mitschüler weiterzutragen. Als sogenannte „Peers“ durchlaufen engagierte Schüler unterschiedliche Module: Neben wertvollem Fachwissen bekommen die Peers Rhetorikschulungen und Trainings für die Arbeit mit Gleichaltrigen, zum Beispiel Konfliktmanagement. Auch unterschiedliche Geschlechtsidentitäten und die damit verbundenen Vorurteile und Stereotypen sind Inhalt der Peer-Ausbildung.
Ein Kondomautomat in der Schule – braucht es das wirklich?
Nicht alle sind mit den Kondomautomaten an deutschen Schulen einverstanden. Manch einer fragt sich, ist es nötig, sich jetzt sofort ein Kondom holen zu können oder kann man (oder frau) das nicht am Nachmittag im Drogeriemarkt tun? Die Antwort ist: Ja, natürlich kann man das, doch der Punkt ist der erleichterte Zugang zu Kondomen.
Umfragen haben ergeben, dass viele Jugendliche, die Geschlechtsverkehr haben, aus Mangel an Wissen über sexuelle Krankheiten kein Kondom benutzen. Aufklärung ist wichtig und nötig – das zeigen die steigenden Zahlen ungewollter Schwangerschaften und meldungspflichtiger Geschlechtskrankheiten bei Jugendlichen.
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf der Webseite des Projekts unter www.jugend-gegen-aids.de.
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