Lange war von Krätze nichts mehr zu hören. Jetzt ist die Krankheit wieder zurück, in Schleswig-Holstein schießen die Zahlen momentan in die Höhe. Betroffen sind hauptsächlich Kitas, Schulen und Pflegeheime. Woran Sie die Hauterkrankung erkennen und wie sie behandelt wird.
Was ist Krätze eigentlich?
Bei der Krätze (Skabies) handelt es sich um eine ansteckende Hauterkrankung, die durch Skabies-Milben (Krätzmilben) verursacht wird. Die Weibchen der winzig-kleinen Spinnentiere, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind, graben sich in die menschliche Haut ein und legen dort in Gängen ihre Eier ab. Nach zwei bis drei Tagen schlüpfen dann kleine Larven, die sich an die Hautoberfläche bewegen. Und der Kreislauf beginnt von neuem. Klingt ziemlich unappetitlich, die Erkrankung ist aber harmlos, gut zu behandeln - und sie hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun, wie häufig behauptet wird.
Die Parasiten fühlen sich dort wohl, wo es besonders weich und/oder feucht ist: In den Zwischenräumen der Hände und Füße, unter den Armen und im Genitalbereich. Dabei sind die Krätzmilben auf den Menschen spezialisiert, er ist ihr Wirt.
Warum sind vor allem kleine Kinder betroffen?
Wenn die Milben den Wirt wechseln - sprich zu einem anderen Menschen übersiedeln möchten - brauchen sie dafür Zeit. Der Hautkontakt muss für einen Wirtswechsel mindestens fünf Minuten bestehen bleiben. Im Alltag ist das selten der Fall, umso mehr dafür aber beim Schmusen und Spielen bei Kita-Kindern oder beim Waschen und Pflegen bei älteren Menschen in Pflegeeinrichtungen. Ein geschwächtes Immunsystem begünstigt zudem die Ausbreitung von Krätze.
➤ Wichtig zu wissen: Normaler sozialer Kontakt (Händeschütteln, Umarmen zur Begrüßen etc.) stellt kein Ansteckungsrisiko dar. Auch über Gegenstände können die Krätzmilben nicht übertragen werden, sie können nur kurze Zeit ohne ihren Wirt auskommen. Im Zusammenhang mit Krätze ist schnell von mangelnder Hygiene die Rede. Diese Behauptung stimmt nicht – JEDER kann sich mit Krätze anstecken! Im Umkehrschluss heißt das: Wer die Krätze hat, muss sich nicht schämen!
Woran merkt man, dass man Krätze hat?
Der Name ist bei Krätze Programm: Zu den typischen Symptomen von Krätze zählt ein fieser, quälender Juckreiz, der zum Kratzen verleitet. Der Juckreiz ist eine allergische Reaktion auf die Eier und den Kot der Krätzmilben. Nachts ist der Juckreiz häufig stärker als tagsüber. Krätze kann sich in Bläschen, kleinen Knoten oder Verkrustungen zeigen – häufig lässt der Milbenbefall aber an ein Ekzem oder eine Allergie denken. Beim Verdacht auf Krätze sollten Sie unbedingt einen Hautarzt aufsuchen. Er kann mit Hilfe eines Mikroskops die Milben und ihre Gänge unter der Haut schnell erkennen – und die richtige Behandlung in die Wege leiten. Besonders tückisch ist, dass sich die Krätze-Anzeichen erst zwei bis fünf Wochen nach der Ansteckung zeigen. Bis zum Ausbruch werden die Milben aber schon unbemerkt weitergegeben.
Wie wird Krätze behandelt?
Baden oder Duschen reicht leider nicht aus, um die hartnäckigen Parasiten zu vertreiben. Krätze muss (wie übrigens sämtliche ungeklärten Hautausschläge) unbedingt behandelt werden, von alleine wird man das Ungeziefer nicht los und die Krankheit kann sogar einen chronischen Verlauf nehmen.
Aber keine Sorge: Krätze ist im Allgemeinen schnell und problemlos behandelbar. Therapiert wird die Krankheit allermeist mit Salben und Cremes. Der hier am weitesten verbreitete Wirkstoff Permethrin ist für Schwangere, Stillende, Babys und Kinder problemlos einsetzbar. Das Robert Koch Institut rät aber, eine niedrigere Konzentration zu wählen (2,5% statt 5%). Und: "Eine Stillpause von zwei bis drei Tagen nach Applikation der Permethrin-Creme wird empfohlen". Neben Cremes und Salben gibt es auch Tabletten (Wirkstoff Ivermectin), die bei Krätze verschrieben werden können, momentan bestehen hier Lieferengpässe. Das sei aber kein Grund zur Panik, sind sich Mediziner einig, die Tabletten werden nur sehr selten und dann auch nur bei besonders schweren Fällen benötigt.
In der Regel geht bei korrekter Behandlung schon nach einem Tag keine Ansteckungsgefahr mehr von dem Krätze-Patienten aus. Wenn Krätze in Gemeinschaftseinrichtungen auftritt, ist die Krankheit meldepflichtig, bei Einzelfällen gilt bei Krätze keine Meldepflicht.
Wichtige Maßnahmen bei Krätze-Ausbrüchen
● Halten Sie die Finger- und Fußnägel Ihres Kindes möglichst kurz, damit das Kratzen erschwert wird und keine Bakterien in die offenen Wunden übertragen werden können.
● Kleidung, Handtücher und Bettwäsche bei mindestens 60 Grad waschen.
● Kuscheltiere, die nicht in die Waschmaschine dürfen, müssen in Tüten verpackt für mindestens vier Tage in "Quarantäne". Alternativ können sie bei mindestens minus zehn Grad für ein bis zwei Tage in der Tiefkühltruhe "schockgefrostet" werden.
● Polstermöbel oder Sofakissen können mit einem starken Staubsauger abgesaugt werden und sollten danach für mindestens 48 Stunden nicht genutzt werden. Den Filter und Staubsaugerbeutel entsorgen!
● Auch Familienangehörige und enge Kontaktpersonen sollten sich unbedingt untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen - selbst, wenn sie keine Beschwerden haben. Die Inkubationszeit - d.h. die Zeit, die zwischen der Besiedelung und dem Ausbruch der Erkrankung vergeht - kann bis zu sechs Wochen betragen.
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