Kurz vor der Wintersaison machen Meldungen die Runde, dass es wieder Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten geben könnte. Aktuell sollen deutschlandweit über 500 Medikamente von einem Lieferengpass betroffen sein. Dabei soll ein neues Gesetz schon seit letztem Jahr hier Abhilfe schaffen. Uns Eltern betrifft das vor allem bei bestimmten Kindererkrankungen. Gilt das diese Saison auch für Fiebersaft und Antibiotika? Wo wir aufpassen sollten und welche Reaktion jetzt falsch wäre.
Deutsche Apotheker enttäuscht: Lieferengpassgesetz wirkt nicht
Bereits im Herbst 2023 berichteten wir über Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten, unter vielen anderen Medikamenten waren Fiebersaft und Antibiotika für Kinder knapp. Der Problematik der Lieferengpässe sollte ein Gesetz entgegenwirken: Das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz wurde genau vor einem Jahr auf den Weg gebracht. Doch der Apothekerverband und Ärzteverbände sind unzufrieden mit dem Gesetz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
"Die Versorgung dünnt immer mehr aus und ist durch eine Schließungswelle bei den Apotheken und durch Lieferengpässe geprägt."
Das Lieferengpassgesetz habe die Versorgung nicht verbessert, so die Präsidentin der ABDA. Aktuell sind immer noch rund 500 rezeptpflichtige Arzneimittel betroffen. Gabriele Overwiening zeigt sich besorgt: "Der Winter steht vor der Tür, und je nach Ausmaß der Infektionswelle müssen wir befürchten, dass es eher schlechter als besser wird."
Laut einem ZDF-Interview mit Karl Lauterbach vom 15. Oktober 2024 würden "nur ein Prozent der Arzneimittel fehlen" und "Die meisten dieser Arzneimittel können ersetzt werden durch andere Präparate" so der Gesundheitsminister. Weitere Details zur Lage lest ihr hier.
Diese Medikamente sind aktuell knapp
In der Deutschen Apothekerzeitung, bei SWR.de und in der FAZ warnen mehrere Experten, dass die Lage bei einigen Arzneimitteln nicht rosig ist. Damit ihr als Eltern wisst, welche Medikamente das betrifft, hier eine Liste von Arzneien, die laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BFARM) seit einiger Zeit vom Lieferengpass betroffen sind.
Diese Mittel sind eingeschränkt verfügbar:
- Atomoxetinhaltige Arzneimittel (zur Behandlung von ADHS)
- Salbutamol (zur Behandlung von Asthma und chronischer obstruktiver Lungenerkrankung)
- GLO-1-Rezeptor-Agonisten (bei Diabetes Typ 2)
- Folinsäure (bei Krebstherapie)
Laut weiteren Medienberichten sind außerdem folgende Medikamente von Knappheit betroffen:
- Schmerz- und Betäubungsmittel wie z.B. Moviprep (bei Darmspiegelung)
- Kochsalzlösung
- Humaninsulin
BFARM gibt Entwarnung für Fiebersaft und Antibiotika für Kinder
Vom BFARM haben wir die aktuelle Stellungnahme, dass die Versorgung mit Fiebersäften und Antibiotika für Kinder in dieser Herbst-Winter Saison 2024/2025 gesichert sei. Presssprecher Maik Pommer versichert:
"Für alle Antibiotikasäfte ist das Verhältnis zwischen Ein- und Abverkauf ausgeglichen. Für Paracetamol- und Ibuprofen-("Fieber")Säfte sind derzeit keine Lieferengpässe gemeldet."
Was wir als Eltern jetzt tun sollten
Wenn ihr ein chronisch erkranktes Kind habt, das eines der genannten Medikamente regelmäßig benötigt, sprecht unbedingt einmal vorsorglich mit euren Ärzten und Apothekern. Die kennen die aktuelle Verfügbarkeit und können euch sagen, was zu tun ist.
Sollte ein wichtiges Arzneimittel nicht lieferbar sein, wird man auf ein wirkungsgleiches aus dem Ausland zurückgreifen – leider kann dies teurer sein und der Lieferweg deutlich länger. Es dauert also im Zweifel, bis ihr das Medikament bekommt. Eure Apotheker werden euch dazu so gut es geht beraten und eine Lösung finden.
- Für die Therapie von ADHS empfiehlt das BFARM: "Für die Behandlung der ADHS stehen darüber hinaus methylphenidat- und amphetaminhaltige Arzneimittel zur Verfügung. Im Kindes- und Jugendalter zudem Arzneimittel mit dem Wirkstoff Guanfacin."
- Für die Behandlung von Asthma oder Lungenkrankheit heißt es vom BFARM: "Andere salbutamolhaltige Arzneimittel zur pulmonalen Applikation wie Inhalationslösungen und Fertiginhalate sind aktuell nicht bzw. nicht von relevanten Lieferengpässen betroffen. Ebenfalls nicht von einer eingeschränkten Verfügbarkeit betroffen sind salbutamolhaltige Arzneimittel für Kinder in flüssiger, oraler Darreichungsform."
Informiert euch, aber verfallt nicht in Panik
Das BFARM bittet alle Eltern und Patienten, sich zusammen mit den Ärzten gut über die Verfügbarkeit der Medikamente und Behandlung abzustimmen. Es sei jedoch bei Infektionen nicht angebracht, dass wir aus Panik jetzt auf Vorrat Paracetamol und Ibuprofen für Kinder zu Hause horten. Sollte ein Kind erkranken, kann das sonst dazu führen, dass die nötigen Arzneien bei den Apotheken wirklich zeitnah knapp werden.
Quellen: BFARM, FAZ, SWR, Stuttgarter Zeitung, DAZ.online