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Märchen

Der Dreschflegel vom Himmel (5-10 Jahre)

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Es zog einmal ein Bauer mit einem Paar Ochsen zum Pflügen aus. Als er auf den Acker kam, da fingen den beiden Tieren die Hörner an zu wachsen, wuchsen fort und als er nach Haus wollte, waren sie so groß, dass er mit ihnen nicht mit zum Tor hinein konnte. Zu gutem Glück kam gerade ein Metzger daher, dem überließ er sie. Und sie schlossen einen Handel dergestalt, dass er dem Metzger ein Maß Rübsamen bringen sollte, der wollt' ihm dann für jedes Korn einen Brabanter Taler geben. Das nenne ich gut verkauft!

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Der Bauer ging nun heim und trug das Maß Rübsamen auf dem Rücken. Unterwegs verlor er aber aus dem Sack ein Körnchen. Der Metzger bezahlte ihn wie gehandelt war richtig aus. Hätte der Bauer das Korn nicht verloren, so hätte er einen Brabanter Taler mehr gehabt. Indessen, als er wieder des Wegs zurückkam, war aus dem Korn ein Baum gewachsen, der reichte bis an den Himmel. Da dachte der Bauer: „Weil die Gelegenheit da ist, musst du doch sehen, was die Engel da oben machen und ihnen einmal unter die Augen gucken.“ Also stieg er hinauf und sah, dass die Engel oben Hafer droschen und schaute das mit an. Als er so schaute, merkte er, dass der Baum, auf dem er stand, anfing zu wackeln.

Er guckte hinunter und sah, dass ihn eben einer umhauen wollte. „Wenn du da herab stürzt, das wäre ein böses Ding“, dachte er, und in der Not wusste er sich nicht besser zu helfen, als dass er die Spreu vom Hafer nahm, die haufenweise da lag und daraus einen Strick drehte. Auch griff er nach einer Hacke und einem Dreschflegel, die da im Himmel herum lagen, und ließ sich an dem Seil herunter. Er kam aber unten auf der Erde gerade in ein tiefes, tiefes Loch. Und da war es ein rechtes Glück, dass er die Hacke hatte, denn er hackte sich damit eine Treppe, stieg in die Höhe und brachte den Dreschflegel als Wahrzeichen mit, so dass niemand an seiner Erzählung zweifeln konnte.

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➤ Kategorie: Grimms Märchen
➤ entnommen aus: Kinder und Hausmärchen. Gesammelt durch die Brüder Grimm.Verlegt bei Eugen Diederichs. Jena 1912.
➤ angepasst an die zeitgemäße deutsche Sprache

Disclaimer

Liebe Leser*innen,

Grimms Märchen gehören zum kulturellen Erbe und deshalb möchten wir sie hier auch so stehen lassen, wie viele Eltern, Großeltern und Urgroßeltern sie noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Dennoch: Für uns von familie.de gibt es nichts Wichtigeres, als eine vielfältige, offene und gleichberechtigte Gesellschaft. Was ihr hier in Grimms Märchen teilweise lest oder vorlest, passt mit unseren Wertvorstellungen oftmals nicht überein.

Die Märchen wurden im frühen 19. Jahrhundert zusammengetragen und waren auch damals nicht primär für Kinder gedacht. Sie sind voll von Brutalität und diskriminierenden Stereotypen. In den Geschichten finden wir nicht nur gruselige Märchengestalten wie Hexen oder Monster, sondern u.a. auch Gewalt an Kindern oder die Bevormundung von Frauen. Das ist nicht nur heute falsch, sondern war es auch damals schon. Zum Glück wachsen unsere Kinder in Zeiten auf, in denen ein Bewusstsein für diese Missstände herrscht.

Ihr kennt eure Kids am besten und daher ist es euch überlassen, ob ihr diese Erzählweise für euren Nachwuchs als angemessen anseht oder nicht; ob ihr Passagen auslasst oder abgeändert vorlest. In jedem Fall: Sprecht mit euren Kindern über das Gelesene und thematisiert das, was gegebenenfalls Angst macht oder Unrecht ist.