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Die sieben Schwaben (4-10 Jahre)

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Einmal waren sieben Schwaben beisammen, der erste war der Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der Marli, der vierte der Jergli, der fünfte der Michal, der sechste der Hans, der siebente der Veitli; die hatten alle siebene sich vorgenommen, die Welt zu durchziehen, Abenteuer zu suchen und große Taten zu vollbringen. Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und sicher gingen, sahen sie es für gut an, dass sie sich zwar nur einen einzigen, aber recht starken und langen Spieß machen ließen. Diesen Spieß fassten sie alle siebene zusammen an, vorn ging der kühnste und männlichste, das musste der Herr Schulz sein, und dann folgten die anderen nach der Reihe, und der Veitli war der letzte.

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Nun geschah es, als sie im Heumonat eines Tags einen weiten Weg gegangen waren, auch noch ein gut Stück bis in das Dorf hatten, wo sie über Nacht bleiben mussten, dass in der Dämmerung auf einer Wiese ein großer Rosskäfer oder eine Hornisse nicht weit von ihnen hinter einer Staude vorbeiflog und feindlich brummelte. Der Herr Schulz erschrak, dass er fast den Spieß hätte fallen lassen und ihm der Angstschweiß am ganzen Leibe ausbrach. „Horcht, horcht“, rief er seinen Gesellen, „Gott, ich höre eine Trommel!“ Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt, und dem ich weiß nicht was für ein Geruch in die Nase kam, sprach: „Etwas ist ohne Zweifel vorhanden, denn ich schmeck das Pulver und den Zündstrick.“

Bei diesen Worten fing der Herr Schulz an, die Flucht zu ergreifen, und sprang im Hui über einen Zaun, weil er aber gerade auf die Zinken eines Rechen sprang, der vom Heumachen da liegen geblieben war, so fuhr ihm der Stiel ins Gesicht und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. „Oh wei, oh wei“, schrie der Herr Schulz, „nimm mich gefangen, ich ergeb mich, ich ergeb mich!“ Die anderen sechs hüpften auch alle einer über den andern herzu und schrieen: „Ergibst du dich, so ergeb ich mich auch, ergibst du dich, so ergeb ich mich auch.“ Endlich, als kein Feind da war, der sie binden und fortführen wollte, merkten sie, dass sie betrogen waren. Und damit die Geschichte nicht unter die Leute käme und sie nicht genarrt und gespottet würden, verschworen sie sich untereinander, so lang davon stillzuschweigen, bis einer unverhofft das Maul auftäte.

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Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gefährlichkeit, die sie erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen werden. Nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein Brachfeld, da saß ein Hase in der Sonne und schlief, streckte die Ohren in die Höhe und hatte die großen gläsernen Augen starr aufstehen. Da erschraken sie bei dem Anblick des grausamen und wilden Tieres insgesamt und hielten Rat, was zu tun das am wenigsten Gefährliche wäre. Denn wenn sie fliehen wollten, war zu bedenken, dass das Ungeheuer ihnen nach setzte und sie alle mit Haut und Haar verschlänge. Also sprachen sie: „Wir müssen einen großen und gefährlichen Kampf bestehen, frisch gewagt ist halb gewonnen!“

Nun fassten alle siebene den Spieß an, der Herr Schulz vorn und der Veitli hinten. Der Herr Schulz wollte den Spieß noch immer anhalten, der Veitli aber war hinten ganz mutig geworden, wollte losbrechen und rief.

„Stoß zu in aller Schwabe Name,

sonst wünsch i, dass ihr möcht erlahme.“

Aber der Hans wusst ihn zu treffen und sprach:

„Beim Element, du hascht gut schwätze,

bischt stets der letscht beim Drachehetze.“

Der Michal rief:

„Es wird nit fehle um ein Haar,

so ischt es wohl der Teufel gar.“

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Drauf kam an den Jergli die Reihe, der sprach:

„Ischt er es nit, so ischts sei Muter

oder des Teufels Stiefbruder.“

Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum Veitli:

„Gang, Veitli, gang, gang du voran,

i will dahinte vor di stahn.“

Der Veitli hörte aber nicht drauf, und der Jackli sagte:

„Der Schulz, der muss der erschte sei,

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denn ihm gebührt die Ehr allei.“

Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravitätisch (würdevoll, die Red.):

„So zieht denn herzhaft in den Streit,

hieran erkennt man tapfre Leut.“

Da gingen sie insgesamt auf den Drachen los. Der Herr Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an. Als aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer näher kam, schrie er in großer Angst: „Hau; hurlehau! hau! Hauhau!“ Davon erwachte der Hase, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude:

„Potz, Veitli, lueg, lueg was isch das?

das Ungehüer ischt a Has.“

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Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken waren. Sondern man musste sich an mehreren Orten in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüberkommen könne. Der Mann verstand wegen der Weite und wegen ihrer Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein Trierisch: „Wat? Wat!“ Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als: „Wate, wate durchs Wasser“ und fing an, weil er der vorderste war, sich auf den Weg zu machen und in die Mosel hineinzugehen.

Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei und quakte: „“Wat, wat, wat.“ Die sechs anderen hörten das drüben und sprachen: „Unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, er kann hinüberwaten, warum wir nicht auch?“ Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser und ertranken, so dass ein Frosch die Sechse ums Leben brachte, und niemand vom Schwabenbund wieder nach Haus kam.

➤ Kategorie: Grimms Märchen
➤ entnommen aus: Kinder und Hausmärchen. Gesammelt durch die Brüder Grimm.Verlegt bei Eugen Diederichs. Jena 1912.
➤ angepasst an die zeitgemäße deutsche Sprache

Disclaimer

Liebe Leser*innen,

Grimms Märchen gehören zum kulturellen Erbe und deshalb möchten wir sie hier auch so stehen lassen, wie viele Eltern, Großeltern und Urgroßeltern sie noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Dennoch: Für uns von familie.de gibt es nichts Wichtigeres, als eine vielfältige, offene und gleichberechtigte Gesellschaft. Was ihr hier in Grimms Märchen teilweise lest oder vorlest, passt mit unseren Wertvorstellungen oftmals nicht überein.

Die Märchen wurden im frühen 19. Jahrhundert zusammengetragen und waren auch damals nicht primär für Kinder gedacht. Sie sind voll von Brutalität und diskriminierenden Stereotypen. In den Geschichten finden wir nicht nur gruselige Märchengestalten wie Hexen oder Monster, sondern u.a. auch Gewalt an Kindern oder die Bevormundung von Frauen. Das ist nicht nur heute falsch, sondern war es auch damals schon. Zum Glück wachsen unsere Kinder in Zeiten auf, in denen ein Bewusstsein für diese Missstände herrscht.

Ihr kennt eure Kids am besten und daher ist es euch überlassen, ob ihr diese Erzählweise für euren Nachwuchs als angemessen anseht oder nicht; ob ihr Passagen auslasst oder abgeändert vorlest. In jedem Fall: Sprecht mit euren Kindern über das Gelesene und thematisiert das, was gegebenenfalls Angst macht oder Unrecht ist.