Die Wikingerjungen Aki und Oli hockten auf dem Holzstamm am Fluss. Hier saßen die beiden am liebsten. Denn man konnte prima die Füße baumeln lassen. Wenn das Wasser hoch stand, konnten sie mit ihren bloßen Füßen darin plätschern. Heute war das Wasser aber niedrig. Was wiederum gut war, denn heute wollten sie angeln. Da würden plätschernde Füße nur die Fische verjagen.
"Ich bin gespannt, ob die Fische anbeißen", meinte Aki. "So ohne Würmer..." Denn leider hatten sie keine Würmer. Keiner von ihnen mochte welche ausgraben und an die Angel binden. "Das wäre ja Tierquälerei, so was mache ich nicht", hatte Aki gesagt. Jetzt holte er ein kleines Päckchen aus der Jackentasche. "Ich habe Wurst mitgebracht!" Er nahm ein kleines Stück, knotete es an seine Ast-Angel und warf es ins Wasser. "Ich hab was Besseres", behauptete Oli. "Ich habe einen toten Käfer gefunden." Er band ihn an eine Schnur. Dann hielt er sie ins Wasser. "Wo ist denn deine Angel?", fragte Aki. "Brauch ich nicht", meinte Oli. Sie saßen eine ganze Weile da. Still natürlich, sonst beißt ja kein Fisch an. Irgendwann knurrte Olis Magen. "Ich hab auch Hunger", meinte Aki. "Das hier wird nie was." Oli brummte. "Ich hab aber gewettet, dass ich einen Fisch mitbringe", murmelte er. "Wenn ich jetzt ohne komme, habe ich die Wette verloren, und meine Brüder dürfen mich drei Tage lang auslachen." Aki nickte. Olis große Brüder waren echt lästig. "Da", schrie Oli. Seine Schnur ruckte und zuckte. Oli riss sie hoch. "Ein Fisch", brüllte Aki. Der Fisch zappelte in der Luft. Oli und Aki starrten ihn an. Plötzlich rutschte der Fisch von der Schnur. Einfach so. Mit einem kleinen Platschen plumpste er zurück ins Wasser. "Irre", flüsterte Oli. Dann begann er zu glucksen. "Er ist abgerutscht", sagte er lachend. "Einfach abgerutscht! Weil wir keinen Haken hatten!" Aki kicherte auch. "Und den Käfer hat er mitgenommen!" Sie lachten und kugelten über den Stamm. Irgendwann lagen sie schnaufend auf dem Rücken und starrten in die Wolken.
"Ich hätte ihn sowieso nicht totmachen können", meinte Oli. "Ich auch nicht", sagte Aki. "Und meine Brüder?" Sie schwiegen. Dann setzte sich Aki auf. "Hast du gewettet, dass du einen Fisch mitbringst oder dass du ihn angelst?" Oli blinzelte. "Dass ich ihn mitbringe. Warum?" "Komm", rief Aki und rannte los. Oli flitzte hinterher. Ein kurzes Stück flussaufwärts hockte ein alter Wikinger im Gras. "Hej", sagte Aki, "wenn wir dir eine wirklich wahre und sehr lustige Geschichte erzählen, würdest du uns dann einen Fisch abgeben?" Der alte Mann knurrte misstrauisch. Dann nickte er. "Aber nur, wenn die Geschichte wirklich gut ist." Aki grinste. Dann setzte er sich ins Gras und erzählte. Dabei fuchtelte er wild mit den Händen, riss die Augen auf und plumpste am Ende ins Gras. Ein bisschen übertreiben muss man schon, wenn man eine wirklich gute Geschichte erzählen will.
Der Wikinger lachte laut. "Das ist die beste Geschichte, die ich je gehört habe! Die ist wirklich einen Fisch wert!" Er griff in seinen Korb und reichte Aki einen großen Fisch. "Viel Glück mit den Brüdern", sagte er schmunzelnd. Aki und Oli konnten ihr Glück kaum fassen. "Was kriegst du, wenn du die Wette gewinnst?", fragte Aki. "Einen neuen Spitznamen", rief Oli. "Sie haben geschworen, mich dann nicht mehr Kleiner oder Wikibaby zu nennen, sondern nur noch toller Hecht!" Aki und Oli lachten. Dann rannten sie los.
➤ Kategorie: Gute-Nacht-Geschichten
➤ Text: Sandra Grimm aus dem Buch "Freche Jungen-Geschichten zum Vorlesen" (erschienen bei Ellermann). www.ellermann.de
➤ Hier können Sie die Geschichte kostenlos Downloaden: Ein toller Hecht
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