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Märchen

Hans heiratet (8-14 Jahre)

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Es war einmal ein junger Bauer, der hieß Hans, dem wollte sein Vetter gern eine reiche Frau werben.

Da setzte er den Hans hinter den Ofen und ließ ihn gut einheizen.

Dann holte er einen Topf Milch und eine gute Menge Weißbrot, gab ihm einen neugemünzten glänzenden Heller in die Hand und sprach:

„Hans, den Heller da halt fest, und das Weißbrot, das brocke in die Milch, und bleib da sitzen, und geh mir nicht von der Stelle bis ich wiederkomme.“

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– „Ja“, sprach der Hans, „das will ich alles ausrichten.“

Nun zog der Werber ein paar alte verplackte Hosen an, ging ins andere Dorf zu einer reichen Bauerntochter und sprach:

„Wollt Ihr nicht meinen Vetter Hans heiraten?

Ihr kriegt einen wackeren und gescheiten Mann, der Euch gefallen wird.“

Fragte der geizige Vater:

„Wie sieht’s aus mit seinem Vermögen? Hat er auch was einzubrocken?“

– „Lieber Freund“, antwortete der Werber, „mein junger Vetter sitzt warm, hat einen guten schönen Pfennig in der Hand, und hat wohl einzubrocken. Er sollte auch nicht weniger Güter zählen als ich“ und schlug sich dabei auf seine geplackte Hose. „Wollt Ihr Euch die Mühe nehmen, mit mir hinzugehen, soll Euch zur Stunde gezeigt werden, dass alles so ist, wie ich sage.“

Da wollte der Geizhals die gute Gelegenheit nicht fahren lassen und sprach:

„Wenn dem so ist, so habe ich weiter nichts gegen die Heirat.“

Nun ward die Hochzeit an dem bestimmten Tag gefeiert, und als die junge Frau ins Feld gehen und die Güter des Bräutigams sehen wollte, zog Hans erst sein sonntägliches Kleid aus und seinen verplackten Kittel an und sprach:

„Ich könnte mir sonst das gute Kleid verunreinigen.“

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Da gingen sie zusammen ins Feld, und wo sich auf dem Weg der Weinstock abzeichnete, oder Äcker und Wiesen abgeteilt waren, deutete Hans mit dem Finger und schlug dann an einen großen oder kleinen Placken seines Kittels und sprach: „Der Placken ist mein und jener auch, mein Schatz, schauet nur danach“ und wollte damit sagen, die Frau sollte nicht in das weite Feld gaffen, sondern auf sein Kleid schauen, das wäre sein eigen.

„Bist du auch auf der Hochzeit gewesen?“

– „Jawohl bin ich da gewesen, und in vollem Staat. Mein Kopfputz war von Schnee, da kam die Sonne, und er ist mir abgeschmolzen; mein Kleid war von Spinneweb, da kam ich durch Dornen, die rissen mir es ab; meine Pantoffel waren von Glas, da stieß ich an einen Stein, da sagten sie klink! Und sprangen entzwei.“

➤ Kategorie: Grimms Märchen
➤ entnommen aus: Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Josef Singer Verlag, Berlin 1920
➤ angepasst an die zeitgemäße deutsche Sprache

Disclaimer

Liebe Leser*innen,

Grimms Märchen gehören zum kulturellen Erbe und deshalb möchten wir sie hier auch so stehen lassen, wie viele Eltern, Großeltern und Urgroßeltern sie noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Dennoch: Für uns von familie.de gibt es nichts Wichtigeres, als eine vielfältige, offene und gleichberechtigte Gesellschaft. Was ihr hier in Grimms Märchen teilweise lest oder vorlest, passt mit unseren Wertvorstellungen oftmals nicht überein.

Die Märchen wurden im frühen 19. Jahrhundert zusammengetragen und waren auch damals nicht primär für Kinder gedacht. Sie sind voll von Brutalität und diskriminierenden Stereotypen. In den Geschichten finden wir nicht nur gruselige Märchengestalten wie Hexen oder Monster, sondern u.a. auch Gewalt an Kindern oder die Bevormundung von Frauen. Das ist nicht nur heute falsch, sondern war es auch damals schon. Zum Glück wachsen unsere Kinder in Zeiten auf, in denen ein Bewusstsein für diese Missstände herrscht.

Ihr kennt eure Kids am besten und daher ist es euch überlassen, ob ihr diese Erzählweise für euren Nachwuchs als angemessen anseht oder nicht; ob ihr Passagen auslasst oder abgeändert vorlest. In jedem Fall: Sprecht mit euren Kindern über das Gelesene und thematisiert das, was gegebenenfalls Angst macht oder Unrecht ist.