1. familie.de
  2. Kleinkind
  3. Märchen
  4. Pyjama-Party, die (3-4 Jahre)

Gute-Nacht-Geschichten

Pyjama-Party, die (3-4 Jahre)

GettyImages-597973328

„Schlafen, schlafen, schlafen“, schimpfte Ferdinand, das Eichhörnchen, und feuerte wütend eine Haselnuss gegen die Wand. „Alle interessieren sich nur noch fürs Schlafen.“ Und genauso war es auch: Der Siebenschläfer döste bereits seit Monaten in seinem Nest, der Igel hatte sich im Laub verkrochen, und auch die Waldmaus sah man nicht mehr.

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.

Lustlos blätterte das Eichhörnchen in einer alten Zeitschrift, die seine Frau auf dem Küchentisch liegen gelassen hatte. Der Winter war wirklich die langweiligste Zeit im Jahr. Doch dann fiel sein Blick auf eine Überschrift: So feiern Sie eine Pyjamaparty, stand dort in dicken Buchstaben. „Pyjamaparty?“ Ferdinand vertiefte sich in den Artikel. „Die Winterzeit ist wie geschaffen für lustige Abende mit Freunden“, las er sich selbst laut vor. „Ha!“ Er lachte kurz auf. „Wie denn? Wenn alle im Winterschlaf stecken?“

Doch dann las er neugierig weiter. „Eine Pyjamaparty ist beliebt und kommt bei Jung und Alt gut an. Warten Sie nicht, bis Sie eingeladen werden. Veranstalten Sie selbst ein Fest!“ Das Eichhörnchen ließ die Zeitung sinken. „Hm, hm“, überlegte es. „Eigentlich ist das eine verflixt gute Idee.“
Es huschte in das Schlafzimmer, wo seine Frau schlummete, und rüttelte sie wach. „Molly, du musst aufstehen. Wir müssen unsere Pyjamaparty vorbereiten.“ „Wie, was?“ Die Eichhörnchenfrau blinzelte ihn verschlafen an. „Was denn für eine Party?“ „Na, die, die wir mit unseren Freunden feiern wollen“, entgegnete Ferdinand und wedelte mit dem Artikel. „Das solltest du mal lesen.“ Da pflückte Molly ihrem Mann die Zeitschrift aus der Pfote und war begeistert. „Ich schlage vor, wir laden den Siebenschläfer, den Igel und die Waldmaus ein“, erklärte das Eichhörnchen. „Gut“, sagte Molly und notierte sich die Namen auf einen Zettel. „Und natürlich müssen wir etwas zu essen anbieten.“ „Wirklich?“ Ferdinand verzog das Gesicht. „Unsere mühsam gesammelten Vorräte?“ Aber Molly setzte eine strenge Miene auf. „Keine Widerrede! Oder möchtest du als Geizkragen gelten? Du müsstest also als Erstes die Vorräte ausgraben.“ Ferdinand strich nachdenklich über die Tasthaare. „Hoffentlich fallen mir überhaupt alle Verstecke ein.“ „Und falls nicht“, erklärte Molly, „habe ich sie alle in meinem Büchlein notiert.“

Anzeige

Also begab sich das Eichhörnchen nach draußen und scharrte im Schnee nach Eicheln, Zapfen und Samen. Die Eichhörnchenfrau staubsaugte den Kobel und machte alles sauber und schön. Dann lud Ferdinand die gesammelten Vorräte in der Küche ab, und Molly verstaute sie in der Kammer. Als sie damit fertig war, setzte sie sich ihre Mütze auf und kletterte mit ihrem Mann den Baumstamm hinunter, bis sie am Erdboden angekommen waren, denn hier lebte die Waldmaus in einer Höhle. Die Waldmaus schlief zwar nicht während des Winters, verbrachte aber die meiste Zeit allein, las und hörte Musik. „Eine Pyjamaparty?“, wiederholte sie zögernd, nachdem ihre Freunde ihre Einladung vorgebracht hatten. „Da muss ich mich aber erst putzen und schön machen.“ „Es gibt auch eine Kleinigkeit zu knabbern“, sagte Molly. Da leckte sich die Waldmaus die Schnauze. „Wenn das so ist“, entgegnete sie, „komme ich gern.“

Als Nächstes luden die Eichhörnchen den Igel ein, aber es war nicht einfach, ihn in seinem Laubhaufen zu finden. Der Igel mochte es nicht, aus dem Schlaf gerissen zu werden, aber dann versprach er zu kommen. Schließlich fehlte noch der Siebenschläfer, der gleich neben den Eichhörnchen in einem Nest hauste. Es würde ganz und gar nicht einfach sein, ihn aufzuwecken, denn er verschlief nicht nur den Winter, sondern auch den Herbst und das Frühjahr – ganze sieben Monate sah man ihn nicht! Molly und Ferdinand huschten in sein Nest und machten Radau. Sie riefen und rüttelten ihn so lange, bis er schließlich die Augen aufschlug. „Was, zum Donnerwetter, fällt euch ein!“, polterte er los, doch dann sah er, dass seine besten Freunde vor ihm standen, und er schluckte seinen Ärger hinunter. „Zu einer Party wollt ihr mich einladen, und dazu noch zu einer Pyjamaparty? Also, ich weiß nicht.“ Schlaftrunken wägte er das Für und Wider ab. Aber dann versprachen ihm die Eichhörnchen, dass es warm und mollig im Kobel sein würde und er dort gerne weiterschlafen konnte. Also sagte der Siebenschläfer schließlich zu. „Bis morgen dann!“, riefen die Eichhörnchen und sprangen aufgeregt zu ihrem Kobel im Baum zurück.
Am nächsten Tag stürzten sie sich auf die letzten Vorbereitungen: Sie backten und kochten leckere Speisen, machten Feuer im Kamin und zündeten Kerzen an, damit alles gemütlich und behaglich war. Und dann zogen sie ihre Pyjamas an und warteten auf ihre Gäste.

„Dingdong“, klingelte es an der Haustür. Die kleine Waldmaus war der erste Gast. Hungrig schnüffelnd betrat sie den Kobel. Sie trug ein rot-weiß kariertes Nachthemd und sah sehr apart aus und strahlte über beide Ohren, als sie die vielen Speisen auf dem Tisch erblickte. „Oho, das ist aber eine feine Party“, sagte sie. „Äh, kommen noch viele andere Gäste?“ „Nur der Igel noch und der Siebenschläfer“, zählten die Eichhörnchen auf. „Eine gemütliche Runde.“ Dann klingelte es, und der Igel stand vor der Tür. Er hatte sich zwar einen Pyjama übergezogen, doch die Stacheln ragten bereits durch den Stoff. Er hatte aber auch ein paar Rosinen als Gastgeschenk auf seine Stacheln gepikst. Molly und Ferdinand freuten sich sehr darüber. Dann warteten sie auf den Siebenschläfer und warteten und warteten. Doch kein Siebenschläfer erschien. „Wollen wir nicht schon mal mit dem Essen anfangen?“, schlug die Waldmaus vor. „Auf keinen Fall“, sagte Molly. „Wir warten auf den letzten Gast.“ „Ihm wird doch wohl nichts zugestoßen sein?“, überlegte Ferdinand. „Nicht dass er der Eule über den Weg gelaufen ist.“

Die Eule jagte den kleinen Siebenschläfer, das wussten die Eichhörnchen, und sie bekamen Angst. „Wäre unser Freund in seinem Nest geblieben, hätte ihn die Eule nicht fangen können“, sagte Molly. „Vielleicht war es doch keine gute Idee, ihn aufzuwecken.“ „Wie auch immer“, sagte das Eichhörnchen und schluckte. „Ich muss nachsehen, wie es dem Siebenschläfer geht. Und wenn er nicht zu Hause ist, muss ich wohl zum Eulennest klettern.“ „Ich komme mit“, sagte Molly. „Ich auch“, verkündete die Waldmaus. „Dann bin ich auch dabei“, rief der Igel. Und alle vier kletterten über die Äste, bis sie am Nest des Siebenschläfers angekommen waren. Ein fürchterliches Geräusch drang an ihre Ohren, und sie schauten sich ängstlich an. Es hörte sich so an: „Chhhrrrrrrrr, Chhhrrrrrrrr, Chhhrrrrrrrr …“ „Was soll das bedeuten?“, rief Ferdinand ängstlich. „Ob das eine Rieseneule ist?“ „Wir finden es heraus“, sagte Molly entschlossen und stieß die Tür zur Wohnung des Siebenschläfers auf. Äußerst vorsichtig lugten die Freunde hinein, dann traten sie behutsam näher, immer bereit, sofort zu fliehen. Doch nirgends war eine Rieseneule zu sehen. Nur der Siebenschläfer lag in seinem Bett und schnarchte ganz fürchterlich. „Er schläft“, stellte Ferdinand fest. „Das sehen wir auch“, sagten die anderen. „Er weckt den ganzen Wald auf“, bemerkte die Waldmaus und hielt sich die Ohren zu. Der Igel aber pflückte eine Rosine von seinen Stacheln und ließ sie in den geöffneten Mund des Siebenschläfers fallen. Der Siebenschläfer schnappte, schluckte die Rosine herunter, und da wurde es still. Das Schnarchen hatte aufgehört, und der Siebenschläfer lächelte im Schlaf.

„Ich habe auch ganz schrecklichen Hunger“, klagte die Waldmaus und sah sich nach allen Seiten um. „Warte einen Moment“, rief Molly, und sie flitzte in ihren Kobel zurück und holte die leckeren Speisen. Dann feierten und aßen die Freunde zusammen, und immer,wenn der Siebenschläfer wieder zu schnarchen begann, warfen sie ihm einen Leckerbissen in den Mund. Und als sie genug geredet hatten und satt waren, suchten sich alle Waldtiere einen gemütlichen Schlafplatz. Da sie ja auf einer Pyjamaparty waren, hatten alle praktischerweise ihr Schlafzeug schon an. Sie rollten sich zusammen und schliefen ganz schnell ein. Sogar Ferdinand war zufrieden. Er wünschte allen eine gute Nacht und schlummerte, bis er ausgeschlafen war.

➤ Kategorie: Gute-Nacht-Geschichten
➤ Text: Maren von Klitzing, aus Drei-Fünf-Acht Minuntengeschichten zum Kuscheln und Träumen, Vorlesegeschichten rund ums Essen © Dressler Verlag GmbH, www.ellermann.de

➤ Hier können Sie die Geschichte kostenlos Downloaden: Die Pyjama-Party