"Na, warte, du Blödheini!" Max und Joost bewarfen sich mit Sand. Wenn das Verena sähe! Ihre Erzieherin mochte es gar nicht, wenn sie mit Sand schmissen. Max und Joost wussten das. Und sie hielten sich auch daran. Meistens. Aber heute hatte Max wieder mal Angsthase zu Joost gesagt. Nur weil Joost nicht auf den alten Pflaumenbaum klettern wollte. Dafür hatte Joost Max mit Sand beworfen. Und jetzt warf Max zurück.
"Selber Blödheini. Und Angsthase obendrauf!", schrie Max und schleuderte eine große Handvoll Sand auf Joost. Plötzlich blutete Joost an der Stirn. Max erschrak. Das hatte er nicht gewollt! Joost lief langsam zu Verena. Max sah ihm hinterher. Ob Joost ihn jetzt verpetzen würde? "Ja, lauf nur zu Verena. Du Angsthase!", schrie Max. Aber das nützte natürlich nichts. Wenn man blutet, muss man zur Erzieherin gehen. Das wusste auch Max. Das würde Ärger geben! Max lief schnell ins Spielschiff und versteckte sich dort. "Du blutest ja!", rief Verena erschrocken, als sie Joost sah. Sie nahm ihn in den Arm. Joost schluchzte.
Verena brachte ihn zu Doktor Binz. Zum Glück arbeitete der Kinderarzt gleich nebenan. Er sah sich die Wunde genau an. "Das müssen wir reinigen. Dann kommt ein schickes Pflaster drauf", erklärte er. Joost nickte. "Hast du Angst?", fragte Doktor Binz. Joost nickte wieder. "Das verstehe ich. Aber ich mache ganz schnell", versprach der Arzt. Joost schloss die Augen. Und Doktor Binz hatte recht: Es ging ganz schnell. Und es tat auch kaum weh. Nur ein kleines bisschen. Doktor Binz lächelte ihn an. "Alles wieder gut. Warum schaust du denn noch so traurig?"
Joost kamen schon wieder die Tränen. "Weil ich ein Angsthase bin. Immer." Und dann schluchzte er los. Verena konnte ihn kaum trösten. Aber Doktor Binz kniete sich vor Joost hin und sagte: "Joost. Hör mir gut zu. Ich habe jeden Tag viele Kinder hier. Und du kannst mir glauben, dass du eines der tapfersten warst. Ganz still hast du gehalten. Obwohl du Angst hattest, hast du trotzdem getan, was getan werden musste. Das heißt doch, du warst mutig. Du bist nicht weggelaufen." Joost überlegte. Da hatte der Doktor recht! Joost lächelte.
Fröhlich lief er mit Verena zurück in den Kindergarten. Dort suchte er nach Max. Endlich fand er ihn im Spielschiff. "Na, haste mich verpetzt?", fragte Max. Joost schüttelte den Kopf. "Warum versteckst du dich hier?", fragte er. "Ich hab Angst, dass Verena schimpft", sagte Max. Joost grinste. Dann sagte er: "Angsthase!" Aber er sagte es ganz freundlich. Max lachte. "Stimmt. Und du? Hast du geheult, als der Arzt das da gemacht hat?" Er zeigte auf Joosts Pflaster. Joost schüttelte den Kopf. "Wow", staunte Max. "Ich heul immer beim Arzt." Er kniff die Augen zusammen und sah Joost streng an. "Aber sag das keinem, ja?" Joost hob eine Hand und sagte: "Ehrenwort. Von Angsthase zu Angsthase.´" Da knuffte Max ihn. Joost knuffte zurück.
Dann konnten sie endlich wieder spielen gehen. Das machten sie doch sowieso am liebsten. Zwei kleine, mutige Angsthasen passen eben gut zusammen!
➤ Kategorie: Gute-Nacht-Geschichten
➤ Text von Sandra Grimm aus dem Buch "Freche Jungen-Geschichten zum Vorlesen", www.ellermann.de
➤ Hier können Sie die Geschichte kostenlos downloaden: Angsthase
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