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Gute-Nacht-Geschichten

Lotte kauft alleine ein (ab 4 Jahre)

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Mama hat sich auf die Couch im Wohnzimmer gelegt, weil sie sich schlecht fühlt. Hoffentlich bekommt sie keine Grippe, wie Lotte sie gerade hatte. »Ob du alleine ein bisschen einkaufen kannst?«, fragt Mama Lotte. Lotte nickt. Mama schaut ihr großes Mädchen an. »Ich bin richtig stolz auf dich, Lotte. Du weißt ja, bei der Fußgängerampel wartest du auf Grün, guckst, ob wirklich alle Autos halten, und gehst dann zügig über die Straße. Versprochen?« Mama holt tief Luft. »Danach gehst du einfach die Straße hinab bis zum großen Bäckerladen.« »Zum großen Bäckerladen soll ich gehen?«, fragt Lotte. »Mhm, ja«, sagt Mama, »da holst du leckere Brötchen und etwas Kuchen, dann machen wir’s uns gemütlich.« »Au ja«, sagt Lotte, »und den Weg zum Bäcker kenn ich ja.« Mama gibt ihr Geld: »Hol bitte drei weiße Brötchen, fünf Körnerbrötchen und zwei Berliner.« »Mit Pflaumenmus?« »Ja«, sagt Mama nickend, »die mit Pflaumenmus sind am leckersten.« Lotte geht los. Als Erstes geht sie, wie sie das Mama versprochen hat, zur Fußgängerampel. Sie drückt auf den Knopf. Dabei sagt sie sich auf: »Drei weiße Brötchen, fünf Körnerbrötchen, zwei Berliner mit Pflaumenmus.« Mama hat es ihr vorsichtshalber noch mal auf einen Zettel geschrieben. Der ist in ihrer Hosentasche. Aber sie ist ja kein Baby mehr. Bei Grün geht Lotte auf die andere Seite und sagt sich weiter vor: »Drei Weiße, fünf Körner, zwei Berliner.« Oder waren das fünf Berliner und drei Weiße? Jetzt ist bestimmt etwas durcheinander geraten. Der Zettel steckt in der Tasche. Aber sie ist ja kein Baby mehr.
Und da ist sie schon beim Bäcker. Im Laden ist es ganz schön voll. Sie sagt sich weiter auf: »Zwei Weiße, drei Körner, fünf Berliner.« Ja, so war es richtig. Sie wollten es sich ja mit Berlinern gemütlich machen, Mama und sie. Lotte stellt sich in die Schlange. Vor ihr sind nur dicke Popos und Bäuche, und über den Tresen kann sie auch nicht gucken. Es ist ganz schön eng. Da drängt sich auch noch eine Frau dazwischen. Aber Lotte nimmt sich vor: Danach bin ich dran. Hoffentlich kann die Verkäuferin sie überhaupt sehen. Jetzt ist es so weit. Der Mann hinter ihr will doch tatsächlich den Mund aufmachen, aber da meldet sich Lotte und sagt: »Ich bin dran, ich war sogar eben schon dran.« Das ist ganz schön mutig von Lotte. Jetzt muss sie sagen, was sie möchte: »Fünf weiße, zwei Körner und fünf Berliner mit Pflaumenmus.« Die Verkäuferin packt alles ein. Lotte gibt ihr das Geld.
Da sagt die Verkäuferin: »Du, das ist ein bisschen zu wenig Geld.« »Wie viel fehlt denn?«, fragt der Mann hinter ihr. »30 Cent.« »Die zahle ich.« Der ist aber nett, denkt Lotte und schaut zu dem Mann hoch. »Danke«, sagt sie. Und dann überlegt sie. Sollte sie vielleicht drei Berliner oder noch weniger holen? Aber sie will ja schließlich mit Mama ein Berliner- Fest machen. Also nimmt sie ihre Tüten, tut sie in den Leinenbeutel, hängt den über die Schulter und rennt ganz schnell zurück bis zur Ampel, bei Grün geht sie über die Straße und läuft weiter bis zur Haustür. Sie hat sogar einen Schlüssel bei sich. Lotte rennt die Treppe hinauf, macht die Wohnungstür auf und stellt die Tasche vor Mama auf den Tisch: »Fünf Weiße, zwei Körner und fünf Berliner.« »Das hast du aber klasse gemacht«, sagt Mama. »Da können wir ja das reinste Berliner-Fest machen! Toll, dass du ganz alleine einkaufen kannst!«
➤ Kategorie: Gute-Nacht-Geschichten
➤ Text Brigitte Kolloch & Elisabeth Zöller/Illustrationen Eva Czerwenka aus dem Buch "Ich will mutig sein! Vorlesegeschichten vom Angsthaben und Sich-Trauen", ellermann im Dressler Verlag
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