Jeden Abend, bevor wir ins Bett gingen, fragte Mama: "Habt ihr euch die Zähne geputzt?" Dann schrie meine Schwester Klara immer laut: "Ja! Ja!", und öffnete ihren Mund ganz weit, damit Mama ihre Zähne sehen konnte. Wenn Papa da war, dann lief sie auch zu ihm und zeigte ihre Zähne. Und wenn Besuch da war, lief sie von einem Gast zum anderen mit weit geöffnetem Mund. Sie zeigte jedem, wie gut sie ihre Zähne geputzt hat. Angeberin! Das ärgerte mich sehr."Und du?", fragte Mama. "Hast du dir die Zähne geputzt?" Ich tat so, als hätte ich sie nicht gehört, und versteckte mich im Bett. "Bist du schwerhörig?" Ich tat wieder so, als hätte ich sie nicht gehört. "Ich habe dich gefragt, ob du dir die Zähne geputzt hast." Jetzt konnte ich nicht mehr so tun, als hätte ich nichts gehört. "Ja." "Zeig mal." Ich öffnete meinen Mund. "Hm", machte Mama unzufrieden, "hast du sie wirklich geputzt?" "Er hat sie gar nicht richtig geputzt, Mama!", rief meine Schwester Klara. "Er tut nur so, als ob er sie putzt." "Doch, ich hab sie geputzt." "Aber nicht richtig." "Ich hab sie ganz richtig geputzt. Viel besser als du." "Stimmt gar nicht!", rief Klara und verpetzte mich bei Mama. "Er hat nur zweimal hin- und hergebürstet. Das war alles. Zahnpasta hat er überhaupt nicht genommen."
"Hast du dir wieder die Zähne ohne Zahnpasta geputzt?", fragte Mama streng. "Die Zahnpasta schmeckt so eklig. Sie brennt mir immer im Mund", antwortete ich und lief weg. Ich hasste Klara richtig wegen der Zahnputzerei, bis meine Schwester Klara eines Tages zu mir sagte: "Du armes Würstchen, möchtest du, dass ich dir zeige, wie man sich die Zähne richtig putzt?" "Das weiß ich schon." "Warum putzt du dir die Zähne dann nie richtig?", fragte sie mich. "Weil ich es nicht will." "Weil du es nicht kannst! Weil du es nicht kannst!" "Ich kann es wohl, und wenn du willst, werde ich es dir zeigen!" "Gut, zeig mal." Sie lachte dabei, nur um mich zu ärgern. Was sollte ich jetzt tun? "Du wirst dich wundern", sagte ich und ging ins Badezimmer. Dort nahm ich meine Zahnbürste und überlegte, ob ich vorher noch ein Bonbon essen soll, weil die Zahnpasta doch so eklig schmeckt. Klara fragte: "Was ist mit der Zahnpasta? Hast du Angst vor ihr?" Das hat mich geärgert, und ich rief: "Was denkst du? Ich habe vor nichts Angst! Und am wenigsten vor Zahnpasta. Ich werde jetzt die ganze Zahnpasta aus der Tube in meinen Mund ausdrücken und mir die Zähne so gut putzen wie kein anderer Mensch auf der Welt. Ich werde sie ganz weiß putzen. So schön, dass ich sie danach einen ganzen Monat nicht mehr zu putzen brauche." Das habe ich auch getan. Klara hat ganz große Augen bekommen vor Staunen. Aber noch mehr staunte Mama, als sie mich mit dem Mund voller Zahnpasta und der Zahnbürste in der Hand sah. "Was ist denn hier los?", fragte sie. "Er putzt sich die Zähne", verkündete Klara. "Für einen Monat im Voraus."
➤ Kategorie: Gute-Nacht-Geschichten
➤ Text von Dimiter Inkiow/Illustrationen Walter und Traudl Reiner aus dem Buch "Ich und meine Schwester Klara - Die lustigsten Streiche der Welt", www.ellermann.de
➤ Hier können Sie die Geschichte kostenlos downloaden: Das Zähneputzen
Gute-Nacht-Geschichten
Zähneputzen, das (ab 4 Jahre)
Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere
redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei
unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol
gekennzeichnet. Mehr erfahren.