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Psychologie

Marshmallow Experiment: Wer wartet, wird erfolgreich – oder doch nicht?

Mädchen sitzt vor einer Menge ausgeschütteter Marshmallows
© Getty Images/ igorr1

Der Psychologe Walter Mischel führte in den Jahren 1968 bis 1974 an der Stanford University einen Versuch mit Kindern durch, der als Marshmallow Experiment bzw. Marshmallow Test bekannt wurde. Sein Ziel war es zu beobachten, wie lange Kinder es schaffen, ihre Impulse zu kontrollieren und der Belohnung in Form eines Marshmallows zu widerstehen.

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Der Ablauf vom Marshmallow Experiment

In den Anfängen ging es Walter Mischel zunächst einmal darum, herauszufinden, wie willensstark vier- bis sechsjährige Kinder sind. In einem Raum ohne ablenkende Reize setzte sich jedes Kind auf einen Stuhl an einen Tisch. Um eine Vertrauensgrundlage zu schaffen, wurde ihnen zunächst gezeigt, wie die Belohnung aussähe, wenn sie den Versuch bestehen würden: zwei Marshmallows (das Experiment wurde aber auch mit anderen Belohnungen durchgeführt, z.B. mit Salzgebäck).

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Im Anschluss wurde vor das jeweilige Kind ein Teller mit nur einem Marshmallow gestellt. Die Versuchsleiter*innen erklärten dem Kind dann, dass sie jetzt für einige Zeit den Raum verlassen würden (je nach Alter des Kindes bis zu 15 Minuten). Sollte es dem Kind gelingen, bis zur Rückkehr das Marshmallow nicht zu essen, würde es das zweite auch noch bekommen. Andernfalls würde es bei einem Marshmallow bleiben.

Die Ergebnisse vom Marshmallow Test

Das Marshmallow Experiment wurde von Walter Mischel und seinen Kollegen natürlich nicht nur einmal und nicht nur mit einer bestimmten Altersgruppe von Kindern durchgeführt, sondern häufiger. Je nach Alter und anderen Bedingungen, unter denen der Marshmallow Test stattfand, variierten auch die Ergebnisse.

  • Hatten die Kinder die Wahl zwischen einem Marshmallow oder zwei Marshmallows, warteten etwa 30 Prozent der Kinder, um die größere Belohnung zu erhalten
  • Wenn die Kinder die Wahl zwischen einem Marshmallow und einer anderen Süßigkeit hatten, warteten etwa 13 Prozent der Kinder
  • Wenn die Kinder die Wahl hatten, zwischen einem Marshmallow und einem Spielzeug zu warten, warteten nur etwa 4 Prozent der Kinder

Zusätzliche Faktoren, die die Ergebnisse des Experiments beeinflussten, waren unter anderem:

  • Alter: Ältere Kinder hatten tendenziell mehr Erfolg beim Warten auf die größere Belohnung
  • Geschlecht: Mädchen hatten tendenziell mehr Erfolg beim Warten auf die größere Belohnung als Jungen
  • Sozioökonomischer Status: Kinder aus Familien mit einem höheren Einkommen hatten tendenziell mehr Erfolg beim Warten auf die größere Belohnung

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Nachbeobachtungen und Schlussfolgerungen

In den Jahren 1980 und 1981 führte Walter Mischel weitere Studien mit den Kindern durch, die vor einigen Jahren an dem Marshmallow Test teilgenommen hatten. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und dem späteren Erfolg der Kinder. Die inzwischen jungen Erwachsenen waren erfolgreicher und zielstrebiger in der Schule als diejenigen, die dem Marshmallow damals nicht widerstehen konnten – weniger intelligent waren sie aber nicht.

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Mischels Marshmallow Test bzw. dessen Ergebnisse werden wie folgt interpretiert: Die Fähigkeit eines Kindes zur Impulskontrolle und zum Aufschieben von Selbstbelohnung sind ein Indikator für späteren emotionalen, sozialen und akademischen Erfolg. Für das Erreichen eines langfristigen Ziels wird auf das Erreichen eines kurzfristigen Ziels verzichtet.

Kritik am Marshmallow Experiment

Walter Mischel sah sich schnell der Kritik gegenüber, sein Test habe nur eine elitäre Gruppe eingeschlossen: Die Kinder stammten allesamt aus dem Kindergarten der Stanford Universität und wuchsen in gut situierten, sicheren Verhältnissen auf. Mischels Studie, so die Kritik, sei somit nicht repräsentativ. Der Psychologe führte sein Experiment daraufhin in der South Bronx in New York durch. Die Ergebnisse unterschieden sich nicht signifikant von denen aus Stanford.

Im Jahr 2018 wurden erneut Ergebnisse einer abermals durchgeführten Studie veröffentlicht. An dieser nahmen Kinder aus völlig unterschiedlichen Einkommensklassen mit unterschiedlichen Hautfarben und unterschiedlichen familiären Situationen teil.

Die zuvor ermittelten Ergebnisse von Walter Mischel konnten hier nicht mehr bestätigt werden. Es stellte sich heraus, dass ein wesentlicher Faktor für den späteren Erfolg vor allem das Lernumfeld der Kinder ist und weniger die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub (der mit Willensstärke assoziiert wird).

Quellen: Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik, Psychologie-aktuell.com, Hochschule Luzern, Spektrum der Wissenschaft

Test: Ist mein Kind hochsensibel?

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