Dass Kinder sich im Kindergarten oder der Kita mal gegenseitig ärgern oder streiten, bleibt nicht aus und ist auch ganz normal. Ernster ist die Situation, wenn Grundelemente von Mobbing auftreten. Wie ihr Mobbing im Kindergarten erkennt und wie ihr euch als Erwachsene dann verhalten solltet.
Definition: Was ist Mobbing im Kindergarten?
Kleinere Streitereien zwischen Kindern wird es immer geben, das ist Teil ihres sozialen Entwicklungsprozesses und bleibt im Kindergartenalltag nicht aus.
Von Mobbing unter kleinen Kindern spricht man aber immer dann, wenn ein Kind regelmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg psychischen und physischen Schikanen ausgesetzt ist. Im Unterschied zu Erwachsenen oder älteren Kindern planen Kindergartenkinder die Attacken allerdings noch nicht systematisch.
Mobbing im Kindergarten: Was tun und was nicht?
Rasches Eingreifen ist wichtig, um das Kind sowohl vor psychischen und physischen Verletzungen als auch vor negativen Auswirkungen auf seine Entwicklung zu bewahren. Mobbing erledigt sich so gut wie nie von alleine, sondern breitet sich sogar aus, wenn nicht interveniert wird.
Das kannst du als Elternteil tun, wenn du mitbekommst, dass dein Kind im Kindergarten gemobbt wird
#1 Gespräch mit dem gemobbten Kind: Sprich dein Kind behutsam auf die Attacken an und mach ihm klar, dass es nicht daran Schuld ist, es über alles mit dir reden und sich auf deine Hilfe verlassen kann. Das Kind darf nicht den Eindruck bekommen, mit der Situation alleine zu sein. Versuch, herauszufinden, was genau vorgefallen ist. Formuliere deinen Fragen dazu möglichst offen, ohne schon eine Möglichkeit vorzugeben. Also: "Magst du mir sagen, was passiert ist?" statt "Hat xx dich geschlagen?"
#2 Erzieher*innen in die Pflicht nehmen: Wenn du von Mobbing im Kindergarten erfährst, such das Gespräch mit den Erzieher*innen. Ihre Aufgabe ist es, Kinder auf ihr schlechtes Verhalten anzusprechen, dieses respektvoll aber absolut deutlich zu unterbinden und ein friedvolles Miteinander zu fördern.
#3 Bei der Verarbeitung helfen: Auch wenn die Mobbing-Attacken vorbei sind – unterstützte dein Kind bei der Verarbeitung, damit es nicht dauerhaft verunsichert wird. Denn leider haben Opfer von Mobbing ansonsten ein erhöhtes Risiko, später in ihrem Leben wieder gemobbt zu werden. Holt euch ggf. psychologische Unterstützung.
#4 Wechsel des Kindergartens in Betracht ziehen: Wenn du bemerkst, dass sich trotz vieler Bemühungen an der schlimmen Situation nichts ändert und/oder das Kind Angst vor dem Kindergarten hat, da die Erzieher*innen es nicht ausreichend schützen, kann ggf. ein Wechsel der Betreuungsstätte sinnvoll sein.
Kindergartenkinder brauchen unbedingt den Schutz der Eltern und Erzieher*innen, wenn sie Opfer von Mobbing werden. Ältere Kinder und Jugendliche können sich ggf. über eigene Verhaltensweisen gegen die Schikanen wehren. Welche in Frage kommen, zeigt unser Video:
Das hingegen solltest du als Elternteil bei Mobbing im Kindergarten nicht tun
#1 Mit dem mobbenden Kind sprechen: Verständlich, dass du das Kind, das deinen Sohn oder deine Tochter schikaniert, am liebsten zur Rede stellen würdest. Aber diese Aufgabe solltest du den Erzieher*innen und bestenfalls den Eltern des Kindes überlassen.
#2 Mit den Eltern des mobbenden Kindes sprechen: Auch davon, die Eltern des mobbenden Kindes anzusprechen, ist abzuraten. Geh lieber über die Erzieher*innen. Denn leider kommt es oft vor, dass Eltern erstmal mit Leugnen oder Beschwichtigen reagieren, wenn ihr eigenes Kind andere mobbt. Bestrafen sie das Kind hingegen für das Mobbing, kann sich die Situation noch verschärfen. Wenn du unbedingt mit den Eltern sprechen möchtest, sollte dies moderiert von den Erzieher*innen geschehen.
Auch gegenüber dem mobbenden Kind muss rasch eingegriffen werden, da dieses seine Gemeinheiten ansonsten als erfolgreich empfindet und es so später eher auch zu Mobbing in der Schule oder der Familie kommen kann. Auch tendieren andere Kinder dazu, das schlechte Verhalten nachzuahmen, wenn sie sehen, dass das mobbende Kind damit durchkommt.
Mobbing im Kindergarten erkennen
Da Konflikte zwischen Kindern normal sind, ist es oft nicht ganz einfach, relativ harmlose Streitigkeiten von Mobbing abzugrenzen. Betroffene Kinder reden oft nicht über das Erlebte. Meist lässt Eltern oder Erzieher*innen erst das Verhalten des gemobbten Kindes aufhorchen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, beim Auftreten dieser Kennzeichen aufmerksam zu werden:
- Das Kind will nicht mehr in den Kindergarten gehen.
- Es leidet an Albträumen oder plötzlich auftretenden Ängsten.
- Das Kind klagt häufig über Kopf- oder Bauchschmerzen.
- Es hat keinen Appetit.
- Das Kleine wirkt depressiv und traurig, kann sich für nichts mehr begeistern und hat zu nichts Lust.
- Das Kind zieht sich zurück, spielt kaum noch mit anderen Kindern.
Was sind Beispiele für Mobbing im Kindergarten?
Dauernde Hänseleien, ständiges Auslachen, Schubsen, Schlagen: Wenn solche Vorfälle regelmäßig vorkommen und sich von einem Kind oder einer Gruppe von Kindern immer gegen dasselbe Kind richten, ist das typisch für Mobbing im Kindergarten. Auch Verstecken oder Kaputtmachen von Sachen eines Kindes und falsche Beschuldigungen können Formen von Mobbing sein.
Auch tendieren Kinder manchmal dazu, ihren Willen mit Erpressung durchsetzen zu wollen. "Dann bist du nicht mehr meine Freundin" ist ein geläufiger Satz unter Kindergartenkindern. Folgt diesem Satz dann aber tatsächlich eine immer wiederkehrende oder dauerhafte Ausgrenzung des Kindes, lassen es andere nicht mehr mitspielen, ist das eine Form von Mobbing.
Wie lässt sich Mobbing im Kindergarten vorbeugen?
Um Mobbing im Kindergarten vorzubeugen, könnt ihr als Eltern versuchen, das Selbstbewusstsein eurer Kinder zu stärken. Kids mit einem guten Selbstwertgefühl haben eher die Kraft, sich gegen Peiniger*innen zu wehren und haben es in der Regel auch nicht "nötig", selbst zu mobben.
Denkt als Eltern auch daran, dass ihr eine Vorbildfunktion habt. Lebt ein respektvolles Miteinander zu Hause vor – ohne Beschimpfungen und ohne psychische oder physische Gewalt.
Beim aktuellen Mangel an Kitaplätzen leicht gesagt, aber dennoch wichtig: Achtet bei der Auswahl des Kindergartens, wenn möglich darauf, dass hier größtenteils ausgebildete Fachkräfte tätig sind, keine oder kaum ungelernte Aushilfen. Denn gelernte Erzieher*innen sind darin geschult, Mobbing zu erkennen und zu unterbinden.
Um eure Kinder für Mobbing zu sensibilisieren, könnt ihr mit ihnen gemeinsam Bücher über Mobbing im Kindergarten anschauen. Rollenspiele und Gespräche zum Thema können im Kindergarten beispielsweise im Morgenkreis durchgeführt werden.
Sinnvoll ist es auch, für die Kita einfache, aber ganz klare Regeln darüber zu formulieren, wie sich die Kinder untereinander verhalten: Zum Beispiel "Wir schlagen uns nicht, wir lachen uns nicht aus, wir beschimpfen uns nicht" usw. Wenn ihr das Gefühl habt, dass in der Kita eures Kindes noch zu wenig getan wird, sprecht die Kindergartenleitung oder auch den Träger dazu an.
Quellen: Peter Teuschel, Klaus Werner Heuschen: Bullying. Mobbing bei Kinder und Jugendlichen, Das Kita-Handbuch