Ist morgens bei euch auch oft Chaos und schlechte Laune angesagt? Denn so vorbereitet wir Eltern auch versuchen zu sein, eins lässt sich nicht planen: die Gefühle und die Tagesform unserer Kids. Eine Morgenroutine nach Montessori kann euren Kleinkindern und Schulkindern aber helfen, etwas leichter in den Tag zu finden – und so wird für die ganze Familie alles entspannter.
6 Montessori-Tipps, die euch die Morgenroutine erleichtern
#1 Kleidung und Spiegel auf Augenhöhe
Je mehr unsere Kinder morgens selbstständig erledigen können, umso besser. Ihre Kleidung und ein Spiegel auf Augenhöhe erleichtert es ihnen, ihr Outfit selbst auszusuchen und sich anzuziehen. Vielen Kids hilft es, wenn ihre Anziehsachen in Fächern oder Boxen nach Kategorien eingeteilt ist. Für Jacken und Taschen sind niedrige Garderobenhaken ideal. Wie wir das in unserem IKEA-Kinderzimmer umgesetzt haben, seht ihr hier.
Sehr oft brauchen sie gerade morgens aber einfach Unterstützung beim Anziehen und/oder sind von Entscheidungen überfordert. Auch das ist total okay. Klare Fragen wie "Kann ich dir bei den Socken helfen?" sind dann besser als "In zwei Minuten bist du fertig angezogen!" (das uns bestimmt allen manchmal auf den Lippen liegt.)
#2 Visuelle Hilfen
Visuelle Unterstützung von wiederkehrenden Abläufen hilft ungemein: Ein Bilderschema aus selber gebastelten Karten oder ein Magnetboard sind tolle Möglichkeiten, mit an denen sich unsere Kids entlanghangeln können und dabei ein Zeitgefühl entwickeln.
Auch Ergotherapeut*innen empfehlen oft Fotos von Routinen an der Wand, die die Kids dann umdrehen, abhaken oder abnehmen. Wenn ihr (wie wir) keine Zeit oder Platz dafür habt, können diese hier bestimmt helfen:
Für einzelne Routinen wie Zähneputzen oder Frühstück können visuelle Timer helfen. Und auch sie schulen nach und nach ein Verständnis von Zeitmanagement. Für Schulkinder aber auch schon ausreichend: der Timer am Handy oder an der Mikrowelle.
#3 Selbstständiges Frühstück und Zähneputzen
Geschirr und Besteck in Kinderhöhe und Milch, Saft und Müsli in leicht greifbaren Behältern helfen, euer Frühstück einfacher zu gestalten. Nach und nach kann sogar das Abräumen zum machbaren Teil der Routine werden. Hier seht ihr, wie wir unsere Küche nach Montessori eingeräumt haben.
Danach geht's weiter ins Bad, wo Zahnbürste und Waschbecken leicht und sicher erreichbar sind, zum Beispiel durch einen Hocker oder einen niedrigen Montessori-Waschtisch. Hier sind unsere Tipps, wie ihr euer Bad nach Montessori einrichten könnt.
Hilfe für Morgenmuffelchen
Aber auch hier gilt: Erwartet morgens nicht zu viel von euren Kids. Sachen, die sie tagsüber problemlos meistern, sind jetzt besonders schwer. Also seid am besten (mental) darauf vorbereitet, sie zu unterstützen. Trotzdem kann es gerade im Kleinkindalter in der Autonomiephase (und später in der Wackelzahnpubertät) vieles erleichtern, wenn Kinder solche "Aufgaben des täglichen Lebens" selbstständig ausführen dürfen.
#4 Dabei bleiben
Wir wissen es nur zu gut: Achtsamkeit ist morgens echt schwierig, schließlich sind wir müden Mums und Dads oft mit Multitasking beschäftigt, um alles fertig zu bekommen. Für unsere Kinder kommt aber mehr Ruhe und Sicherheit in die Morgenroutine, wenn sie merken, wir sind da, wenn etwas nicht klappt.
Bei uns heißt das z. B.: Simple Snacks und Lunchboxen, die wir so weit es geht schon am Vorabend füllen. Auch Tasche packen und Wetterapp checken machen wir am Abend, damit morgens möglichst nicht die hektische Suche nach der Regenhose beginnt.
#5 Helfen und unterstützen
Sanfte und respektvolle Worte erleichtern es unseren Kindern, uns helfen zu lassen, statt auf Abwehrhaltung zu gehen (was gerade morgens sehr schnell passiert). Hat euer Kind beim Fertigmachen Probleme oder braucht eure Hilfe, fördert ein "Was könntest du tun?" langfristig seine Problemlösungskompetenzen.
Wenn ihr direkt eingreifen wollt/müsst, wird ein "Ich mache jetzt deine Jacke zu, weil wir losmüssen" oft besser akzeptiert, als den Zipper ohne Vorwarnung hochzuziehen und das Kind Richtung Tür zu gängeln.
#6 Im Alltag üben
Schuhe binden, Zahnpasta portionieren, Milch einschenken und aufwischen, Rucksack packen ... sind alles Fertigkeiten, die unseren Kindern Selbstständigkeit und somit auch Selbstsicherheit schenken. Deshalb ist es eine gute Idee, ihnen im Alltag oder an den Wochenenden ohne Druck Möglichkeiten zum Üben zu geben. Dann klappt es morgens irgendwann auch leichter und selbstverständlicher.
Das gilt übrigens auch für andere Situationen wie das Verabschieden an der Tür oder in Kita und Schule: kleine Rollenspiele und vorherige Absprachen zu Abläufen geben Kids viel Sicherheit.
Was hilft bei der Montessori-Morgenroutine?
Ein paar Montessori-Prinzipien helfen euch, eure Morgenroutine schneller umzusetzen. Dazu gehören:
- Vorbereitete Umgebung: Alles, was eure Kids am Morgen brauchen, ist am besten am gewohnten Platz und in Reichweite. So können sie alles schneller und selbstständig finden und es bricht weniger Chaos aus.
- Sanfte und klare Übergänge: Der Wechsel von einer Aktivität zur nächsten kann für Kinder sehr schwierig sein – besonders das Aufstehen aus dem sicheren Bett und das Verlassen der Wohnung, um zur Kita oder Schule zu gehen. Kurze Erinnerungen wie "In 10 Minuten gehen wir los" helfen genauso wie ein, zwei eingeplante Minuten extra, um nach dem Aufwachen noch kurz zu kuscheln oder sich mit einer lustigen Routine oder langen Umarmung zu verabschieden. Und visuelle Hilfen (dazu mehr weiter unten).
- Klare Kommunikation: Kurze, einfühlsame Sätze und Ich-Botschaften sind leichter zu verstehen und erleichtern unseren Kids die Kooperation.
- Ruhige Atmosphäre: Geht morgens nicht immer, aber ein Start ohne Hektik und mit genügend Zeitpuffern hilft unseren Kids, sich selbstständig fertigzumachen. Und uns, selbst entspannter zu bleiben, wenn mal wieder nichts nach Plan läuft. 10 bis 15 Minuten sind schon eine große Hilfe.
Für eine Morgenroutine nach Montessori braucht ihr nicht alle Tipps so umzusetzen – aber bestimmt findet ihr viele Ideen für Abläufe, die euch noch fehlen oder Lösungen für Situationen, in denen ihr oder eure Kinder Hilfe benötigen. Am besten klappt eine neue Routine, wenn ihr sie Schritt für Schritt und ohne Druck einführt. Denn genau das ist das Besondere an Montessori: Es hilft, Kids und Eltern auf ihrem Weg zu bestärken und gleichzeitig zu entlasten.
Aber wie funktioniert Montessori überhaupt? Im Video erklären wir euch kurz, was es mit den wichtigsten Prinzipien der Parenting-Methode auf sich hat. Noch mehr Details findet ihr in unserem Ratgeber zur Montessori-Pädagogik.