In Sachen Sommersprossen gibt es eigentlich nur zwei Lager: Fans, die sich über die süßen Pünktchen freuen und Skeptiker, die sie loswerden wollen. Was, wenn bei unseren Kindern plötzlich Sommersprossen sprießen? Der Münchner Dermatologe Dr. Christian Merkel hat uns die wichtigsten Eltern-Fragen dazu beantwortet.
Pippi Langstrumpf hat welche, Stars wie Julianne Moore, Sienna Miller, Caroline Herfurth oder Eddie Redmayne zieren sie auch und im Sams-Gesicht sprießen sogar magische: Sommersprossen. Naja, okay, Wunschpunkte im Sams-Fall ;). Pippi, Juliane & Co gehören aber definitiv zu den nur etwa 1-2 % der Weltbevölkerung, die mit den bräunlichen Pünktchen im Gesicht durchs Leben gehen. Ist das ein Problem oder Grund zur Freude? Was wir Eltern dazu wissen sollten.
Sind Sommersprossen gefährlich?
"Nein. Sommersprossen sind gutartige Hautveränderungen, die medizinisch gesehen kein Problem darstellen", kann Dr. Dr. Christian Merkel, Facharzt für Dermatologie und Allergologie am Haut-und Laserzentrum an der Oper in München besorgte Eltern beruhigen. "Sommersprossen werden durch eine harmlose Genmutation hervorgerufen. Sie sind ungefährlich, weil sie im Gegensatz zu Muttermalen und Leberflecken nicht bösartig mutieren können und somit keine Hautkrebszellen bilden."
Allerdings betont der Hautarzt: "Weil aber vor allem sonnenempfindliche Kinder und Erwachsene mit (rot-)blonden Haaren und einem hellen Hauttyp Sommersprossen bekommen, ist es für sie besonders wichtig, konsequent Sonnencremes mit hohem UVA- und UVB-Schutz zu nutzen."
Ab wann bekommen Kinder Sommersprossen?
"Kein Kind kommt bereits mit Sommersprossen auf die Welt", erklärt der Hautarzt. "Denn diese entwickeln sich erst im Laufe der Kindheit und zeigen sich bei entsprechender Veranlagung ab dem 3. oder 4. Lebensjahr oder noch etwas später im Laufe der Grundschulzeit, meist bei Kindern um die 6 bis 8 Jahren." Die "Freckles" (engl. für Sommersprossen) können sich übrigens wieder zurückbilden. Das passiert oft während der Pubertät.
Wie entstehen Sommersprossen eigentlich? "Sommersprossen sind kleine Pigment-Anlagerungen", erklärt Dermatologe Dr. Christian Merkel. "Die Pigmentzellen in unserer Haut bilden Melanin, das unsere Hautfarbe bestimmt. Bei Menschen mit Sommersprossen liegt eine Genmutation vor, die dazu führt, dass – besonders an Stellen, an die häufig UV-Licht kommt –, kleine Zusammenschlüsse von diesen Pigmenten und damit Sommersprossen entstehen. Typische Areale sind die Wangenknochen, die Nase, aber auch die Handrücken und Unterarme.
Sommersprossen (Epheliden) entstehen durch eine Überproduktion an Melanin (Hyperpigmentierung). Je nach Region werden sie auch Märzspreckel, Rossmucken, Sommermerl oder Sonnenflecken genannt.
Sommersprossen, was tun?
"Typischerweise bekommen Kinder mit dem Hauttyp 1 und 2 Sommersprossen, die sehr wenig eigene körpereigene Abwehrmechanismen gegen die Sonne haben", erklärt der Dermatologe. Hat euer Kind Sommersprossen, cremt es unbedingt jeden Morgen großzügig mit einem Lichtschutzfaktor 50 ein. "Ich würde auch bei Kita-Kindern die Erzieher*innen bitten, mittags noch mal nachzucremen."
Schulkinder können das in der Regel schon selbst. Unser Sohn hat deshalb immer eine Sonnencreme im Ranzen (z.B. von Dermasence, Naif – oder LSF-Roller wie den von Paediprotect oder DM, die nutzen viele Kinder lieber als klassische Cremes.
LSF für Kinder mit Sommersprossen: Worauf sollten Eltern achten?
"Für Kinder empfehlen sich Sonnencremes mit physikalischen Lichtschutzfaktoren ohne Duft- und Konservierungsstoffe", erklärt Dermatologe Dr. Christian Merkel. "Sie haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den chemisch wirkenden UV-Filtern, nicht in die Haut einziehen. Dadurch haben sie ein geringeres Allergiepotenzial. Zwar weißeln sie oft ein bisschen, dafür reizen sie die Kinderhaut weniger."
"Hauttyp I ist besonders empfindlich. Er zeichnet sich durch eine sehr helle, extrem empfindliche Haut, helle Augen, rotblondes Haar und sehr häufig durch Sommersprossen aus. Hauttyp I bräunt nie und bekommt sehr schnell einen Sonnenbrand. Hauttyp II zeichnet sich durch helle, empfindliche Haut, blaue, graue, grüne oder braune Augen, blonde bis braune Haare und häufig durch Sommersprossen aus. Hauttyp II bräunt kaum bis mäßig und bekommt oft einen Sonnenbrand." (Bundesamt für Strahlenschutz)
Es gibt inzwischen zum Glück immer bessere Baby- und Kindersonnencremes, bei denen sich der Gespenster-Look aka das Weißeln in Grenzen hält. Aber auch die toleriert nicht jedes Kind. Dr. Christian Merkel rät dann, lieber pragmatisch zu sein, als sein Sommersprossen-Kind gar nicht einzucremen. „Ab einem Alter von 3 oder 4 Jahren ist es aus meiner Sicht vollkommen ok, eine parfümfreie milde Sonnencreme aus der Apotheke für Erwachsene zu benutzen, mit der sich das Kind dann auch eincremen lässt."
Achtet nur darauf, dass sie keine bedenklichen Inhaltsstoffe enthält. Einige chemisch wirkende UV-Filter (z.B. Octocrylen, Homosalat) stehen im Verdacht, Stoffwechselwege zu beeinflussen.
Schon fünf Sonnenbrände im Kindesalter erhöhen das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken um das Doppelte. Darum ist es wichtig, Kinderhaut mit (aber auch ohne) Sommersprossen vor UV-Strahlung zu schützen.
Was tun, wenn Sommersprossen stören?
„Bei Kindern gar nichts, außer sie gut mit LSF einzuschmieren“, sagt Dermatologe Dr. Christian Merkel. Wenn ungeliebte Sommersprossen in der Pubertät nicht von allein wieder verschwinden oder verblassen und junge Erwachsene sehr unter ihrer Hyperpigmentierung leiden, gibt es dermatologische Behandlungsoptionen:
- Chemische Peelings. Das Pigment sitzt relativ oberflächlich, deswegen können es ein Hautarzt, eine Hautärztin oder Kosmetiker*innen mit starken Peelings entfernen. Diese müssen mehrmals wiederholt werden, bis ein guter Effekt zu sehen ist. Die Kosten dafür beginnen bei ungefähr 100 €. Allerdings ist hier eine gute Beratung Pflicht. Und: Die Behandlung macht die Haut lichtempfindlicher. LSF 50 und Schatten-Hopping sind danach also ein Muss, sonst bilden sich neue Pünktchen.
- Laser. Die zweite Möglichkeit für Erwachsene mit ungeliebten Sommersprossen ist die Behandlung mit einem Laser (ab 250 €). Wobei man hier genau wie beim Peeling beachten muss, dass Dermatolog*innen damit nicht die Ursache für Sommersprossen behandeln können. "Ich kann das Pigment mit einem Pigmentlaser heraussprengen aus der Haut – und es ist dann auch weg, aber die pigmentbildenden Zellen bleiben natürlich – und die Veranlagung für Sommersprossen auch. Das heißt, geht die Patientin oder der Patient danach wieder in die Sonne, können sich neue Sommersprossen bilden."
- Abdecken. Seine Sommersprossen einfach mit Make-up abdecken, ist die leichteste Lösung. Auch dazu beraten Dermatolog*innen. Zudem gilt: Im Winter verblassen die braunen Pünktchen, wer konsequent Sonnencreme benutzt, kann dem Nachdunkeln im Sommer mit LSF 50 also vorbeugen.
- Sie lieben lernen :) Denn Kinder und Erwachsene mit Sommersprossen sind etwas ganz Besonderes. So besonders, dass es jede Menge Menschen gibt, die sich sogar extra Sommersprossen schminken oder sogar tätowieren lassen.
Wir recherchieren mit Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen aber natürlich keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärzt*innen oder ApothekerInnen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Bundesamt für Strahlenschutz; Expertenrat von Dr. Christian Merkel, Facharzt für Dermatologie und Allergologie am Haut-und Laserzentrum an der Oper in München