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Rechts-Links-Schwäche: Darum verwechseln viele die Seiten

Rechts-Links-Schwäche

Wegbeschreibungen folgen, beim Sport in die richtige Richtung rennen – diese Dinge sind schwierig, wenn man eine Rechts-Links-Schwäche hat. Wie lernen Kinder die Unterscheidung und kann man diese Schwäche überwinden?

Was ist eine Links-Rechts-Schwäche?

Wir machen eine Fahrradtour. Fröhlich geht es durchs Wohngebiet, über das Feld, durch den Wald. "Hier jetzt links", ruft mein Freund kurz vor einer Weggabelung. Und plötzlich wird es in meinem Kopf dunkel: Links? Wo – was – wie? Und schon schlängelt sich mein Fahrrad von links nach rechts, von rechts nach links. Ich weiß einfach nicht, wo dieses verdammte links ist. Gleiche Situation auf der Straße: "Entschuldigen Sie, wo geht es denn zur Apotheke?" Ich weiß genau, wo die Apotheke ist. Aber muss sie am Ende der Straße jetzt links oder rechts laufen?

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Viele werden jetzt wohl denken: "Hä? Wo ist denn bitte ihr Problem?" Diejenigen unter euch, die so wie ich eine Rechts-Links-Schwäche haben, werden aber grinsen und mit dem Kopf nicken. Und das sind vermutlich gar nicht mal so wenige: Etwa 20 bis 30 % aller Menschen sollen im Erwachsenenalter Schwierigkeiten haben, die Richtungen intuitiv benennen zu können.

Eine Rechts-Links-Schwäche sorgt immer wieder für lästige und manchmal peinliche Aussetzer (beispielsweise in der Fahrschule). Es ist übrigens nicht so, dass ich nicht weiß, wo links und wo rechts ist. Theoretisch weiß ich das. Wenn ich aber schnell oder unter Stress eine Richtung einschlagen oder nennen muss, kommt es in meinem Kopf zum Blackout.

Warum haben manche Menschen eine Rechts-Links-Schwäche?

Die Evolutionspädagogin Andrea Anderer sieht die Wurzeln der Rechts-Links-Blockade meist in der frühkindlichen Entwicklung. Werden bestimmte Bewegungsmuster, insbesondere das Krabbeln, nicht ausreichend erfahren oder ausgeübt, führt das zu Mängeln in der räumlichen Orientierung, die sich auch als Rechts-Links-Schwäche manifestieren können.

Die meisten Kinder entwickeln ganz von selbst ihren räumlichen Orientierungssinn und ein Gefühl für Richtungen. Entscheidend dafür ist ihr angeborener Bewegungsdrang. Sie greifen nach oben, robben voran, schaukeln von einer Seite zur anderen und erobern so den dreidimensionalen Raum. Irgendwann fangen sie auch an, auf Dinge zu zeigen. Du kannst deinem Kind bei der räumlichen Orientierung und Benennung helfen, indem du die Begriffe oben, unten, vorne, hinten, links und rechts immer wieder verwendest, wenn dein Kind sich bewegt oder du es animieren willst. Die meisten Kinder erlernen die Begriffe links und rechts zu allerletzt, da Eltern sie meist weniger oft verwenden.

Ein weiteres Problem kann aber auch sein, dass Eltern ihren Kindern rechts und links zugleich beibringen wollen. In diesem Fall speichern sie beide Informationen zusammen, eine Unterscheidung gelingt nicht mehr. Zeige deinem kleinen Kind also ein paar Tage lang konsequent immer wieder, wo rechts ist. Einige Tage später konzentrierst du dich auf links.

Wo ist links? Warum Eselsbrücken nicht helfen

Zur Hilfe bei der Unterscheidung der Richtungen gibt es viele schlaue Sprüche, beispielsweise: "Links ist da, wo der Daumen rechts ist!" Daraus werden wir Rechts-Links-Schwächelnden aber natürlich auch nicht schlauer. Mein Fahrlehrer versuchte es mit einem Merksatz: "Links sitzt der Lehrling, rechts der Rechthaber". Na vielen Dank. Er riet mir außerdem, mal eine Woche lang "L" und "R" auf meine Hände zu schreiben – einen Langzeiteffekt hatte das auch nicht.

Eine einfache Eselsbrücke soll Abhilfe schaffen: Sieh dir deine Hände an, spreize den Daumen im 90-Grad-Winkel ab. Links entsteht ein perfektes L – so weißt du immer, wo links ist. Praktisch auf den ersten Blick, keine Frage. In der Praxis hilft das aber wenig weiter. Denn auch mit diesem Trick dauert es und es ist nicht ansatzweise so schnell, sicher und intuitiv wie bei Menschen, die links und rechts ohne Probleme beherrschen.

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Wann sollten Kinder links und rechts kennen?

Besonders relevant werden rechts und links spätestens dann, wenn du deinem Kind das nötige Wissen zur Sicherheit im Straßenverkehr vermittelst und ihm beibringst, vor dem Überqueren einer Straße erst nach links und dann nach rechts zu schauen. Spätestens mit fünf oder sechs Jahren haben es die meisten jedoch geschafft, all diese Worte einschließlich rechts und links einer Richtung zuzuordnen.

So übt man, rechts und links zu unterscheiden

Eine Theorie besagt, dass die Gehirnhälften der Betroffenen spiegelverkehrt arbeiten – doch dagegen kann mit mit etwas Geduld einiges tun. Wenn dein Kind in der Rechts-Links-Frage noch etwas unsicher ist, kannst du ihm mit gezielten Übungen helfen. Das A und O ist auch hier viel Bewegung! Alle Überkreuzbewegung trainieren die räumliche Wahrnehmung im Gehirn, zum Beispiel:

  • Im Stehen linken Ellenbogen und rechtes Knie zusammenführen, dann rechten Ellenbogen und linkes Knie zusammenbringen.
  • Im Stehen den linken Arm zur Seite strecken und nach oben bewegen, gleichzeitig das rechte Bein zur Seite ausstrecken und anheben. Dann Seiten wechseln.
  • Das Gehen im Vierfüßlergang soll sich ebenfalls positiv auf das räumliche Denken auswirken.

Regelmäßiges Üben soll helfen. Außerdem kannst du die Unterscheidung von rechts und links immer wieder spielerisch üben, zum Beispiel:

  • mit Suchspielen: "Was siehst du rechts vom Baum?", "Wo steht die Tasse - rechts oder links vom Teller?"
  • mit einer Collage: Gib deinem Kind alte Zeitschriften und lass es alle linken Schuhe ausschneiden und auf eine Pappe kleben. Für jeden richtigen Schuh gibt es einen Punkt.
  • mit einem Armbändchen: Trainiere immer nur eine Seite zur Zeit und binde deinem Kind ein hübsches Armband um das linke Handgelenk und präge ihm immer wieder ein, dass das die linke Hand ist.Nnach ein paar Tagen wechselst du.
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Solche Übungen können - konsequent regelmäßig ausgeführt - dabei helfen, die Rechts-Links-Schwäche zu überwinden. Verbessert sich nach einer Weile nichts, könnte eine Lernberatung weiterhelfen.

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Rechts-Links-Schwäche: Harmlos oder ernstzunehmendes Symptom?

Wenn ihr oder eure Kinder Probleme mit der Unterscheidung von rechts und links habt, braucht ihr euch in der Regel keine Sorgen zu machen. Eine Rechts-Links-Schwäche ist harmlos und manche Kinder brauchen auch schlichtweg länger als andere. Die Rechts-Links-Schwäche kann aber auch auf tiefergehende Probleme hinweisen.

Schaut euch die Probleme bei eurem Nachwuchs im Gesamtkontext an – zusammen mit anderen Symptomen kann sie bei manchen Kindern auf Lernstörungen oder auf das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom hindeuten. Die Orientierungsunsicherheit ist dann nur eins von mehreren Anzeichen. Manche Kinder, die Probleme mit rechts und links haben, legen sich z. B. ungern auf eine Schreibhand fest, haben Rechen- und Konzentrationsschwächen oder Schwierigkeiten mit dem Lese- und Textverständnis. Dann solltet ihr das Thema bei der Kinderärztin oder dem Kinderarzt auf den Tisch bringen.

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Bildquelle: Getty Images/Imgorthand

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